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Ernst Wilhelm Brucke seit 1873 Ernst Wilhelm Ritter von Brucke 6 Juni 1819 in Berlin Konigreich Preussen 7 Januar 1892 in Wien Osterreich Ungarn war ein deutscher Physiologe Ernst Wilhelm Ritter von Brucke um 1873 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst Wilhelm Brucke kurz auch Wilhelm Brucke wurde als Sohn des Historienmalers Johann Gottfried Brucke 1796 1873 und der Stralsunder Burgerstochter Christine Muller in Berlin geboren Als seine Mutter 1822 starb nahm ihn der Superintendent Karl Ludwig Droysen 1756 1831 ein ferner Verwandter mutterlicherseits in sein Haus auf Er ging in Stralsund auf das Gymnasium und studierte ab 1838 Medizin an der Universitat Berlin der Universitat Heidelberg und wieder in Berlin wo er 1842 bei dem Vergleichenden Anatomen und Meeresbiologen Johannes Muller mit einer Arbeit uber Diffusionsvorgange promoviert wurde Wahrend der 1843 begonnenen Assistentenzeit ebenfalls bei Muller gelang ihm 1844 die Habilitation Privatdozentur und er lehrte ab 1846 Anatomie an der Akademie der bildenden Kunste in Berlin In dieser Zeit schloss er enge Freundschaften mit dem Mediziner Emil Du Bois Reymond dem Physiker Hermann von Helmholtz und dem Anatomen Carl Ludwig Noch bis 1849 erschienen seine Publikationen in Johannes Mullers Archiv Am 14 Januar 1845 grundete er zusammen mit Emil Du Bois Reymond und anderen Schulern des Physikers Heinrich Gustav Magnus die Physikalische Gesellschaft zu Berlin Aus dieser Gesellschaft ging spater die Deutsche Physikalische Gesellschaft hervor Im Jahr 1848 wurde er als Nachfolger von Friedrich Burdach ordentlicher Professor fur Physiologie in Konigsberg von 1849 bis 1890 war er berufen durch Leo von Thun und Hohenstein Ordinarius fur Physiologie und mikroskopische Anatomie an der Universitat Wien Hier wirkte er an der Seite der fur Wien pragenden medizinischen Wissenschaftler wie dem Anatom Joseph Hyrtl 1810 1894 dem Pathologe Carl von Rokitansky 1804 1878 dem Internisten Josef Skoda 1805 1881 dem Dermatologen Ferdinand von Hebra 1816 1880 und dem Chirurgen Theodor Billroth 1829 1894 Er selbst war Mitglied der Kerngruppe der beruhmten Wiener Klinischen Medizin Mit Hyrtl kam es dabei auch zu heftigen akademischen Auseinandersetzungen In seiner Wiener Zeit schloss von Brucke auch eine enge Freundschaft mit dem Schriftsteller Friedrich Hebbel 1813 1863 Im Jahre 1849 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien Sehr umfangreich waren die von ihm bearbeiteten Forschungsthemen und in deren Ergebnis die erfolgten Veroffentlichungen So entwickelte er 1851 eine neue Praparierlupe indem er zwei Linsen zu Vergrosserungszwecken zusammensetzte und es entstand die Bruck sche Lupe Eines seiner Forschungsthemen war in dieser Zeit die Physiologie der Sprache Im Ergebnis erschien 1856 das Werk Grundzuge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute Im Jahr 1857 stellte Brucke mit Hilfe der polarisationsmikroskopischen Untersuchung von willkurlichen Muskelfasern ein durch deren Querstreifung bedingtes verschiedenes optisches Verhalten der Substanzen beider Schichten fest 1 Bei der Beschaftigung mit der Zusammensetzung und Wirkungsweise des Protoplasmas kam er 1861 zu der Erkenntnis dass das Protoplasma von Pflanzen und Tieren gleich ist es Trager des Lebens und Wesens der Zelle ist 1866 dann trat er mit der Schrift Physiologie der Farben fur die Zwecke des Kunstgewerbes in die Offentlichkeit Sein Hauptwerk aber waren die Vorlesungen uber Physiologie die ab 1873 bis 1887 in insgesamt vier Auflagen erschienen In der Zeit seiner Wiener Schaffensperiode wurden ihm hochste Ehrungen unter anderen die Ernennung zum wirklichen Hofrat und die Erhebung in den erblichen Ritterstand 1873 zuteil Daruber hinaus war er 1879 80 Rektor der Universitat Wien der erste Nichtkatholik in diesem Amt Er war Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Aus Berlin wurde er mit dem Ordens Pour le Merite ausgezeichnet Im Jahr 1879 wurde er zum standigen Mitglied des Herrenhauses des osterreichischen Reichsrates ernannt 2 Er war seit 1852 Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina seit 1854 korrespondierendes Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften 3 seit 1861 Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften 4 und seit 1873 auswartiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 5 Ernst Brucke gehorte mit Carl Ludwig und den wie Brucke aus Johannes Mullers anatomisch physiologischen Institut hervorgegangenen physikalischen Physiologen 6 Hermann von Helmholtz und Emil Du Bois Reymond zu den entschiedenen Verfechtern der Schule der organischen Physik die Physiologie ausschliesslich auf dem Boden der exakten Naturwissenschaften betreiben wollten und sich im dezidierten Gegensatz zur sogenannten romantischen Physiologie oder zu alteren vitalistischen Stromungen sah Beruhmt ist in diesem Zusammenhang die Ausserung Du Bois Reymond in einem Brief an Hallmann in der es heisst Brucke und ich wir haben uns verschworen die Wahrheit geltend zu machen dass im Organismus keine anderen Krafte wirksam sind als die gemein physikalisch chemischen Bruckes physiologisch anatomische Arbeiten waren umfassend und erstreckten sich in Konigsberg auf die Erforschung der Augenmuskulatur Auch gelang es ihm die Pupille zum Aufleuchten zu bringen Seine anatomische Beschreibung des menschlichen Augapfels 1847 7 war Voraussetzung fur Helmholtz Ophthalmoskop Augenspiegel 8 In Wien traten Forschungen zur Verdauungsphysiologie zur Wirksamkeit des Pepsins zu Harn und Gallenfarbstoff sowie zur Blutgerinnung hinzu In den vergleichenden zellphysiologischen Studien bewies er die Essensgleichheit des Protoplasmas bei Pflanzen und Tieren Im Anschluss an Max Schultze deutete Brucke das Protoplasma als bedeutenden Bestandteil der Zelle und diese 1860 9 mit Rudolf Virchow als Elementarorganismus des Lebendigen Fur lange Zeit richtungsweisend waren auch Studien zur Reizbewegung die Brucke an Mimosa pudica vornahm Weit uber die Physiologie hinausweisend aber doch immer von ihr geleitet waren schliesslich seine philologisch asthetischen Arbeiten zu Phonetik Versmass und Farblehre sowie zu Bildender Kunst 8 Ernst von Brucke starb am 7 Januar 1892 in Wien Schriften Auswahl Bearbeiten1847 Uber das Leuchten der menschlichen Augen In Archiv fur Anatomie Physiologie und Wissenschaftliche Medizin S 225 227 1848 Ueber die Bewegungen der Mimosa pudica In Archiv fur Anatomie Physiologie und wissenschaftliche Medicin S 434 455 1852 Beitrage zur vergleichenden Anatomie und Physiologie des Gefasssystems Denkschriften Akademie der Wissenschaften Wien Mathematisch Naturwissenschaftliche Classe 3 S 335 367 1856 Grundzuge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute fur Linguisten und Taubstummenlehrer C Gerold amp Sohn Wien 1861 Die Elementarorganismen In Sitzungsberichte der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Band 44 S 381 406 1863 Neue Methoden der phonetischen Transscription 1866 Die Physiologie der Farben fur die Zwecke der Kunstgewerbe S Hirzel Leipzig Digitalisat der 2 Auflage 1887 1871 Die physiologischen Grundlagen der neuhochdeutschen Verskunst C Gerold amp Sohn Wien 1873 Vorlesungen uber Physiologie Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf weitere Auflagen bis 1887 1877 Bruchstucke aus der Theorie der bildenden Kunste 1891 Schonheit und Fehler der menschlichen Gestalt Wien 1893 Wie behutet man Leben und Gesundheit der Kinder Untersuchungen uber den Farbenwechsel des afrikanischen Chamaleons 1851 52 Herausgegeben von M von Frey Ostwalds Klassiker Band 43 Leipzig 1893 Archive Pflanzenphysiologische Abhandlungen 1844 1862 Herausgegeben von A Fischer Ostwalds Klassiker Band 95 Leipzig 1898 Archive Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Brucke Ernst In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 2 Theil Verlag der typografisch literarisch artistischen Anstalt L C Zamarski C Dittmarsch amp Comp Wien 1857 S 169 f Digitalisat Robert Ritter von Toply Brucke Ernst von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 47 Duncker amp Humblot Leipzig 1903 S 273 275 Hermann Ziegenspeck Brucke Ernst von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 655 Digitalisat Brucke Ernst Wilhelm von In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 119 Brucke Ernst Wilhelm von In Elisabeth Roudinesco Michel Plon Worterbuch der Psychoanalyse Namen Lander Werke Begriffe Ubersetzung aus dem Franzosischen Springer Wien 2004 ISBN 3 211 83748 5 S 141 f Barbara I Tshisuaka Brucke Ernst Wilhelm Ritter von In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 215 Jutta Schickore Das Auge des Leibs und seine technische Externalisierung Ernst Wilhelm Bruckes Untersuchungen uber das Sehen 1841 1847 In Technikgeschichte Band 66 Heft 4 1999 S 337 348 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Wilhelm von Brucke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ernst Wilhelm von Brucke Quellen und Volltexte Literatur von und uber Ernst Wilhelm von Brucke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bild Kurzbiografie und Verweise auf digitale Quellen im Virtual Laboratory des Max Planck Institut fur Wissenschaftsgeschichte englisch whonamedit com englisch Mitgliedseintrag von Ernst Wilhelm Ritter von Brucke bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 7 Januar 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 36 alex onb ac at Mitglieder der Vorgangerakademien Ernst Wilhelm Ritter von Brucke Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 3 Marz 2015 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 50 Mitgliedseintrag von Ernst Ritter von Brucke bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 21 Dezember 2016 Vgl Gundolf Keil Robert Koch 1843 1910 Ein Essai In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 36 37 2017 2018 2021 S 73 109 hier S 97 100 Vgl Ernst Brucke Uber das Leuchten der menschlichen Augen In Archiv fur Anatomie Physiologie und Wissenschaftliche Medizin 1847 S 225 227 a b Christoph Gradmann Ernst Wilhelm von Brucke In Wolfgang U Eckart Christoph Gradmann Hrsg Arztelexikon Von der Antike bis zur Gegenwart 3 Auflage Springer Verlag Heidelberg Berlin New York 2006 S 67 f Arztelexikon 2006 doi 10 1007 978 3 540 29585 3 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 41 Normdaten Person GND 118796704 lobid OGND AKS LCCN n83211267 VIAF 49441325 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brucke Ernst Wilhelm vonALTERNATIVNAMEN Brucke Ernst Wilhelm Ritter von vollstandiger Name Brucke Ernst Wilhelm Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsch osterreichischer PhysiologeGEBURTSDATUM 6 Juni 1819GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 7 Januar 1892STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Wilhelm von Brucke amp oldid 233331576