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Erich Karl Warsitz 18 Oktober 1906 in Hattingen 12 Juli 1983 in Lugano Schweiz war ein deutscher Testpilot Er wurde bekannt als er im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums bei den Heinkel Werken massgeblich an der Entwicklung und den Testflugen von raketen und dusengetriebenen Flugzeugen beteiligt war So fuhrte er den ersten Flug eines mit einem Flussigraketentriebwerk ausgerusteten Flugzeuges der Heinkel He 176 am 20 Juni 1939 durch Der Jungfernflug des ersten durch ein Strahltriebwerk angetriebenen Flugzeuges einer Heinkel He 178 erfolgte ebenfalls durch ihn am 27 August 1939 in Rostock Marienehe Erich Warsitz 1942 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Luftfahrtkarriere 1 1 1 Heinkel He 111 amp He 112 1 1 2 Heinkel He 176 1 1 3 Heinkel He 178 1 1 4 Zweiter Weltkrieg 1 2 Nachkriegszeit 1 2 1 Sibirien 1 2 2 Maschinenfabrik Hilden 2 Kulturelles 2 1 Dokumentarfilm 2 2 Sonderstempel 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenLuftfahrtkarriere Bearbeiten Erich Warsitz begann seine fliegerische Ausbildung 1929 1930 als Sportflieger fur den A2 Schein bei der Akademischen Fliegergruppe Akaflieg Bonn Hangelar Darauf folgten etappenweise die B1 und B2 Ausbildungen auf verschiedenen Flugplatzen bei den damaligen Luftsportvereinen und eine weitere fliegerische Ausbildung bei der Deutschen Verkehrsfliegerschule Stettin DVS das heisst die C2 Ausbildung fur Landflugzeuge und fur die gewerbsmassige Personenbeforderung sowie samtliche Segelflugscheine Zwischendurch machte er den grossen Kunstflugschein K 2 und absolvierte die Blindflugausbildung sowie das Steuermannspatent fur kleine Fahrt Nachdem er die DVS besucht und dort samtliche Flugscheine gemacht hatte betatigte er sich zunachst als Sportflugzeuglehrer ehe er spater zur Reichsbahnstrecke RB Strecke eine Tarnbezeichnung fur die Langstreckenerfahrung verborgen im 100 000 Mann Heer als Fluglehrer Gruppenfluglehrer und Ausbildungsleiter abkommandiert wurde 1934 wechselte er zur Luftwaffenerprobungsstelle Rechlin wo er bald alles flog was von der auf Hochtouren laufenden deutschen Flugzeugindustrie hergestellt wurde Er begann damit jene Tatigkeit die ihn wenig spater mit geschichtstrachtigen Entwicklungen der Luftfahrt vertraut machen sollte 1 Heinkel He 111 amp He 112 Bearbeiten nbsp Eine He 111E ohne Raketen StarthilfenEnde 1936 wurde er vom RLM fur erste Standversuche mit einer umgebauten Heinkel He 112 nach Kummersdorf versetzt weil er als einer der erfahrensten Testpiloten galt und weil er uber aussergewohnliche technische Kenntnisse verfugte Dort arbeitete Warsitz eng mit dem Entwickler der Raketentriebwerke Wernher von Braun zusammen Fur erste Testfluge mit den Raketentriebwerken wurde der Flugplatz Neuhardenberg der 1934 als geheim gehaltener Militarflugplatz neu angelegt worden war vom RLM zur Verfugung gestellt Warsitz wechselte dorthin und fuhrte die Erprobung der Maschine weiter Das mit einer Zusatzrakete und normalem Motor versehene Flugzeug startete erstmals mit Warsitz am Steuer Ende Mai 1937 Nach dem Start wurde ausschliesslich mit dem Raketentriebwerk geflogen es gab jedoch technische Probleme und Warsitz konnte die Maschine nur mit Gluck landen Jedoch konnte den vorgesetzten Dienststellen bewiesen werden dass ein vom Rumpfende aus getriebenes Flugzeug fliegen kann Warsitz flog daraufhin jeden Prototyp der in irgendeiner Form mit Raketen und Strahltriebwerken an Flugzeugen zu tun hatte Dazu zahlten auch die Starthilferaketen der Firma Walter die an einer Heinkel He 111E erprobt wurden Das RLM interessierte sich fur die sogenannten Starthilfen die der Einfachheit halber unter den Flachen von Bombern angebracht werden sollten um den Start schwerbeladener oder uberlastiger Flugzeuge von kleinen Flugplatzen und Einsatzhafen mit kurzer Rollstrecke zu verkurzen Besagte Starthilfen sollten nach dem Start fur weitere Einsatze am Fallschirm abgeworfen werden Spater in Peenemunde wurden die Starthilfen auch an einer Messerschmitt Me 321 erprobt nbsp Eine regulare He 112Des Weiteren hatte die Firma Walter vom RLM den Auftrag bekommen auch ein Triebwerk fur die He 112 zu bauen sodass eine Zeit lang in Neuhardenberg nicht nur die Braunsche He 112 stand Im Unterschied zu von Braun verwendete Walter lediglich andere Treibstoffe Von Braun benutzte hochprozentigen Spiritus und flussigen Sauerstoff Dagegen verwendete Walter hochprozentiges Wasserstoffperoxid und als Katalysator Kaliumpermanganat Beim Braunschen Antrieb kam Feuer heraus und beim Walter Antrieb Dampf denn beim erstgenannten Triebwerk handelte es sich um eine direkte Verbrennung wahrend bei Walter eine Zersetzung stattfand aber mit derselben ausstromenden Geschwindigkeit Die weiteren Fluge der He 112 wurden fortan anstatt mit dem Braunschen mit dem Walter Triebwerk gemacht Es war zuverlassiger einfacher in der Bedienung und nicht mit einer solch grossen Gefahr fur Maschine und Erich Warsitz verbunden Nachdem die He 112 Erprobungen mit beiden Triebwerken und die Starthilfserprobungen an der He 111 durchgezogen worden waren brach man Ende 1937 die Zelte in Neuhardenberg ab Peenemunde war inzwischen im Bau Heinkel He 176 Bearbeiten Noch wahrend in Neuhardenberg die Versuchsfluge liefen wurde der Begriff Interzeptor gepragt und die Heinkel He 176 sollte hierfur das Forschungsobjekt werden Das RLM beabsichtigte namlich ein neuartiges Jagdflugzeug einzusetzen Es sollte durch seine enormes Steigvermogen erst starten und fast senkrecht hochgehen wenn ein feindlicher Bomberverband zum Beispiel in sechs oder siebentausend Metern Hohe in Sicht kam und von unten einen Kurzangriff mit hoher Geschwindigkeit ausfuhren indem man die Salven aus den MG oder Kanonen abschoss und nach dem Leerwerden der Tanks wieder landete Die Messerschmitt Me 163 welche unabhangig von der He 176 entwickelt und erprobt wurde kam Ende des Zweiten Weltkrieges noch zum Einsatz Da die Konstruktionsentwicklung der He 176 der grossten Geheimhaltung unterlag richtete Ernst Heinkel eine Sonderabteilung in seinem Werk in Rostock Marienehe ein und baute zunachst eine Holzbaracke in der die ersten Versuchsarbeiten durchgefuhrt wurden Nur ganz wenige Werksangehorige hatten Zutritt Aus dieser Bretterbude wurde schnell ein fester Bau Die Entwicklung ging damals sehr schnell vonstatten und in Peenemunde fuhrte Warsitz erste Rollversuche durch um das Verhalten der Maschine auf der Startbahn festzustellen Als Erich Warsitz durch die laufenden Rollversuche und Luftsprunge mit immer grosseren Geschwindigkeiten die Eigenarten und Tucken zu kennen glaubte fuhrte er am 20 Juni 1939 den ersten erfolgreichen Flug durch Auf diesem erfolgreichen Erstflug erreichte die Maschine schon 800 km h 2 3 4 Am 3 Juli 1939 fuhrte Warsitz die He 176 in Rechlin Adolf Hitler vor Obwohl der Flug einwandfrei verlaufen war erkannte niemand in der Fuhrung die technische und militarische Bedeutung des Raketenfluges Heinkel He 178 Bearbeiten nbsp Heinkel He 178Nach den Erfahrungen mit dem Raketenflugzeug He 176 die in enger Zusammenarbeit mit dem Reichsluftfahrtministerium gesammelt worden waren war Heinkel verbittert weil er nicht mehr die notige Unterstutzung bekam die er sich erhofft hatte denn nach den ersten Flugen stiess sie nicht mehr auf sonderliches Interesse Im Luftfahrtministerium zeigten sich lange nicht alle massgebenden Leute desinteressiert aber der Zweite Weltkrieg stand vor der Tur und es gab andere Sorgen Die He 176 wurde fast von vornherein im Auftrag und mit Genehmigung des RLM entwickelt die He 178 dagegen nicht Diese Entwicklung zog Heinkel ohne Wissen des RLM durch und jene kleine Maschine eroffnete wenig spater das Dusenzeitalter Am 27 August 1939 vier Tage vor Kriegsausbruch fuhrte Erich Warsitz mit der Heinkel He 178 den ersten Flug der Welt eines Dusenflugzeuges auf dem Heinkel Werkflugplatz von Marienehe bei Rostock durch ausgerustet mit Hans Joachim Pabst von Ohains Strahltriebwerk der HeS 3 Turbine Die Heinkel 178 wurde durch eine Radialturbine beschleunigt die einen Standschub von 495 Kilopond erreichte 4 Die He 176 stand jahrelang im Werk Rostock Marienehe unbenutzt herum Die beiden Prototypen die He 176 und die He 178 landeten nach nur wenigen Testflugen im Luftfahrtmuseum Berlin wo sie spater noch verpackt bei einem Bombenangriff zerstort wurden Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Bis zum Sommer 1940 Erstflug der DFS 194 mit Raketenantrieb unter Heini Dittmar blieb Warsitz der weltweit einzige Pilot mit Erfahrung auf strahlgetriebenen Flugzeugen Bis in die 1940er Jahre flog Warsitz so ziemlich jeden Prototypen 1939 wurde er Cheftestpilot in Peenemunde In Kriegseinsatzen war er aber nie Nach dem Fuhrerbefehl wonach alle Entwicklungen die nicht innerhalb eines Jahres in Form von Grossserien zum Tragen kamen mit sofortiger Wirkung zu stoppen seien widmete sich Warsitz wieder ganz seiner Tatigkeit als Flugleiter und Chefpilot der Erprobungsstelle Peenemunde 1941 bekam er den Auftrag von Ernst Udet in Nantes und in Eindhoven deutsche Bomberbesatzungen in der Verwendung der Starthilfen Heinkel He 111 und Junkers Ju 88 zu schulen Im Jahr 1942 erlitt Warsitz bei einem Werftflug mit einer Messerschmitt Bf 109 einen schweren Unfall mit Wirbelbruch die Ursache war eine falsch angeschlossene Brennstoffleitung Einer der erfahrensten Testpiloten Deutschlands konnte mehr als ein Jahr nicht mehr ins Cockpit Er beendete nach dem Unfall seine aktive Fliegerlaufbahn Er offnete in Nossen Niederlausitz Luckau Niederlausitz und Dresden Metallbetriebe Im Betrieb E Warsitz Nossen wurden Geschosshulsen hergestellt Parallel dazu ubernahm er die Leitung der elterlichen Betriebe und grundete die Warsitz Werke in Amsterdam wo verschiedenste feinmechanische Einzelteile hochster Prazision angefertigt wurden 2 Wahrend sich im Krieg die Lage Deutschlands verschlimmerte wurde er 1943 vom Rustungsstab beauftragt Ventile und gewisse Ofenteile fur die A4 Rakete die in die hochste Dringlichkeitsstufe kam serienmassig herzustellen 2 Nachkriegszeit Bearbeiten Sibirien Bearbeiten nbsp Erich Warsitz im Alter von 75 Jahren 1982 Nach dem Kriegsende wurde Erich Warsitz in der Nacht vom 5 zum 6 Dezember 1945 von vier sowjetischen Offizieren aus seiner im amerikanischen Sektor von Berlin gelegenen Wohnung entfuhrt Bei den unzahligen Verhoren lag der Schwerpunkt bei seiner fruheren Tatigkeit auf dem Gebiet der Raketen und Dusenflugzeugentwicklungen im OKH und RLM in Peenemunde und den Heinkel Werken Nachdem er die Vertragsunterschrift verweigert hatte wonach er sich zu funfjahriger Mitarbeit an der sowjetischen Entwicklung auf diesem Spezialgebiet verpflichten sollte wurde er zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und anschliessend nach Sibirien in das beruchtigte Straflager 7525 13 bei Prokopjewsk gebracht Maschinenfabrik Hilden Bearbeiten Nach seiner Ruckkehr im Jahre 1950 betatigte er sich auf Vermittlung von Bundeskanzler Konrad Adenauer als selbstandiger Unternehmer indem er in Hilden die Maschinenfabrik Hilden Gerresheimer Strasse 93 heute Aldi grundete Die Warsitz Villa lag in der Nahe in Hilden in der Strasse Auf dem Sand 25 fruher Sandstrasse Im Hildener Werk liess er anfangs alte Kugellager reparieren spater wurden Hochleistungspumpen gebaut Am 5 September 1959 besuchte ihn sein Freund Wernher von Braun in der Warsitz Villa 5 Warsitz trat 1965 in den Ruhestand und zog mit seiner Familie in die Schweiz Sein Wohnsitz war die ehemalige Gemeinde Barbengo heute ein Ortsteil von Lugano 1 2 3 nbsp Grabstein von Erich Warsitz Friedhof in Barbengo Schweiz Erich Warsitz erlitt im Alter von 76 Jahren einen Herzinfarkt und starb am 12 Juli 1983 in Lugano Schweiz Er ist dort in Barbengo Lugano zusammen mit seinem Sohn Bernd 11 April 1942 26 Januar 1982 begraben 1 1963 ubernahm die Firma American Brake Shoe Company Abex GmbH Denison Sitz in New York City die Maschinenfabrik Hilden und produzierte dort Hydraulikventile fur industrielle Anwendungen Am 30 Juni 2006 schloss der US Mutterkonzern Parker Hannifin das Hildener Denison Werk Rolf Krebs ehemaliger Fertigungsleiter Denison Hydraulik grundete als Gesellschafter und Geschaftsfuhrer mit 25 ehemaligen Denison Mitarbeiter die Firma Hilden Komponenten GmbH 2 Kulturelles BearbeitenDokumentarfilm Bearbeiten ROCKETMEN produziert von Regisseur Philip Osborn in 2009 Die Dokumentation zeichnet detailliert mit nachgestellten Szenen Archivaufnahmen Computeranimationen Zeitzeugen und Historikern uberwiegend die Forschung der Heinkel He 176 nach Sonderstempel Bearbeiten Anlasslich des 50 Jubilaums des erfolgreichen Starts von Sputnik 1 und des 70 Jubilaums des ersten Starts der Heinkel He 112 ausgerustet mit dem von Wernher von Braun konzipierten Raketenantrieb wurden die fliegerischen Leistungen des Erich Warsitz am 4 Oktober 2007 mit einem Sonderstempel von der Deutschen Post gewurdigt Literatur BearbeitenLutz Warsitz Flugkapitan Erich Warsitz Der erste Dusenflugzeugpilot der Welt Books on Demand Norderstedt 2006 ISBN 3 8334 5378 8 Lutz Warsitz The First Jet Pilot The Story of German Test Pilot Erich Warsitz Pen and Sword Books Ltd England 2008 ISBN 978 1 84415 818 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erich Warsitz Sammlung von Bildern Website uber Erich Warsitz mit Video und Audiosequenzen Bildern Buch Leseprobe usw Firstjetpilot com Archive Sammlung von Zeitungsausschnitten 1969 1983 Videos Briefe Anekdoten Video mit Erich Warsitz als Testpilot in der Heinkel He 178 im ersten Jet Flug am 27 August 1939 Flight Captain Erich Warsitz abgerufen 10 Januar 2020 Erich Warsitz Raketenpilot der ersten Stunde Luftsport international Nr 8 August 1983 Jahrgang 18Einzelnachweise Bearbeiten a b c Blog Warsitz Erich Karl a b c d e Erich Warsitz war der erste Jetpilot der Welt a b Manuel Praest Aufstieg im ersten Dusenjet a b MBB Nachruf auf Flugkapitan Erich Warsitz September 1983 Jo Brettschneider Freund und Helfer Wernher von Brauns Rheinische Post 6 August 1983Normdaten Person GND 132363062 lobid OGND AKS LCCN nb2010000676 VIAF 52847476 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Warsitz ErichALTERNATIVNAMEN Warsitz Erich KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher TestpilotGEBURTSDATUM 18 Oktober 1906GEBURTSORT HattingenSTERBEDATUM 12 Juli 1983STERBEORT Lugano Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Warsitz amp oldid 237436887