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Das Lager 7525 7 Prokopjewsk als Bestandteil des Gulag Systems war eines der zahlreichen sowjetischen Kriegsgefangenen und Internierungslager des NKWD MWD Im Steinkohlenbergbau der sibirischen Industriestadt Prokopjewsk wurden seit den 1930er Jahren zunachst Opfer der stalinistischen Sauberungen und ab 1941 auch Deportierte aus der aufgelosten Wolgadeutschen Republik als Zwangsarbeiter eingesetzt Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bezichtigte die Sowjetunion die Wolgadeutschen der Zusammenarbeit mit Deutschland und deportierte sie nach Sibirien Diese Zwangsarbeiter lebten unter katastrophalen Bedingungen in Lagern und notdurftigen Unterkunften Die Wolgadeutschen wurden noch bis 1956 diskriminiert indem ihnen die sowjetischen Organe Meldepflicht Ausgangsbeschrankungen und Beschrankungen der Reisefreiheit auferlegten In Prokopjewsk gab es bis 1950 mehrere Kriegsgefangenenlager die unter der Verwaltung des NKWD MWD standen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Auflosung des Lagers 7503 11 Anschero Sudschensk 3 Lager 7525 7 Prokopjewsk 4 Arbeitseinsatz 5 Verhore 6 Heimtransport 7 Quellen und LiteraturVorgeschichte BearbeitenDer NKWD MWD hatte viele deutsche Zivilisten in der sowjetisch besetzten Zone in 10 Speziallagern eingekerkert Die Verhafteten waren ehemalige Angehorige der NSDAP vermeintliche Kriegsverbrecher Grossbauern Jugendliche der Jahrgange 1928 29 die unter Werwolfverdacht standen Angehorige des Volkssturms Fabrikanten willkurlich denunzierte Personen und ehemalige Offiziere der Wehrmacht Sie wurden nach langen Verhoren eingeliefert ohne dass sie von sowjetischen Gerichten verurteilt worden waren Wahrend der Verhore wurden die Inhaftierten fast immer gefoltert sie hatten keine Moglichkeit der Verteidigung und waren der Willkur der vernehmenden Offiziere ausgeliefert Im Speziallager Nr 1 Muhlberg Elbe wurden im Januar 1947 ca 1000 noch arbeitsfahige Haftlinge durch eine Arztekommission ausgewahlt und nach Sibirien ins Lager 7503 11 Anschero Sudschensk deportiert Dort mussten sie vorwiegend im Kohleschacht 9 15 Trest Anschero Ugol Zwangsarbeit leisten Auflosung des Lagers 7503 11 Anschero Sudschensk BearbeitenIm Herbst 1949 war das Lager infolge Entlassung Transport in andere Lager und Todesfalle der Lagerinsassen nur noch mit etwa 100 Zivilinternierten des Pelzmutzentransportes aus dem Speziallager Nr 1 Muhlberg Elbe belegt Als die restlichen Gefangenen in zwei Personenwaggons der Transsibirischen Eisenbahn verladen wurden nahmen sie an dass auch ihnen ein Transport in die Heimat bevorstand Bereits am nachsten Tag kamen sie in Stalinsk im Lager 7525 10 und Prokopjewsk im Lager 7525 7 an wahrend ein kleiner Teil nach Kemerowo gebracht wurde Lager 7525 7 Prokopjewsk BearbeitenDas Lager lag etwa 3 km nordlich ausserhalb der Stadt mit Blick auf die schneebedeckten Berge des Altaigebirges Belegt war es mit ehemaligen Angehorigen von Waffen SS und Polizeieinheiten wie 1 SS Panzer Division Leibstandarte SS Adolf Hitler LSSAH 9 SS Panzer Division Hohenstaufen 10 SS Panzer Division Frundsberg 5 SS Panzer Division Wiking und ehemaligen Wlassoweinheiten Ausserdem hatten die Organe des MWD Kriegsgefangene der deutschen Wehrmacht und Internierte aus vielen Lagern Sibiriens hierher gebracht Das Lager war wie ublich mit Drahtzaun und Sichtblende versehen Die Baracken gruppierten sich rund um den Appellplatz Das Magazin zum Kauf von Lebensmitteln schloss sich an die Speisebaracke an Wahrend im Lager in Anschero Sudschensk die Unterbringung in Zimmern mit einer Belegung von sechs bis acht Personen erfolgte waren hier die Gefangenen wieder in Massenquartieren untergebracht Dazu kam noch dass die Neuankommlinge in den verschiedenen Baracken auf die freien Platze verteilt wurden Die Schicksalsgemeinschaften die sich durch Arbeitsbrigaden und Wohnunterkunfte gebildet hatten gingen hier wieder auseinander Arbeitseinsatz BearbeitenZwangsarbeit erfolgte auf Wohnungs und Tiefbaustellen auf einer Grossbaustelle des geplanten Kraftwerkes fur das Kombinat TEZ sowie in einer mechanischen Werkstatt Auf der Grossbaustelle arbeiteten die Haftlinge mit sowjetischen Facharbeitern zusammen Der Einsatz erfolgte dadurch nur fur untergeordnete Arbeiten sodass die Verdienstmoglichkeiten sehr gering blieben Bemerkenswert war die Arbeit auf den Baustellen wahrend der Frostperiode Erst ab einer Temperatur von 40 C wurden die Bauarbeiten eingestellt Mauermortel und Fertigbeton wurden in einer auf der Baustelle befindlichen zentralen Mischanlage stark temperiert hergestellt und mit LKW Muldenkippern auf der Baustelle verfahren und abgekippt Da es nur vereinzelt Schnellbauaufzuge und Krane gab musste der Maurermortel entweder mit Eimern oder mit Holztragen zum Einbauort uber schiefe Ebenen transportiert werden Der Transport der Mauerziegel erfolgte auf ahnliche Weise Diese Arbeiten erledigten generell die Gefangenen Bei den extremen Minustemperaturen gefror der Mauermortel sofort nach der Aufgabe auf das vorhandene Mauerwerk sodass kaum Zeit blieb die Mauersteine fachgerecht zu verlegen Der Transport des beheizten Fertigbetons erfolgte auf ahnliche Art und Weise Mit einem ungeheueren Energieaufwand wurde bei Stahlbetonarbeiten uber die Stahlbewehrung Strom zugefuhrt und so der Beton bis zum Abbinden erwarmt Der Arbeits und Gesundheitsschutz spielte keine Rolle Es fehlten Arbeits und Schutzgeruste Absturzsicherungen sowie Absteifungen Personliche Schutzausrustungen wie Schutzhelme Sicherheitsschuhe Schutzbrillen Gehorschutzmittel oder Schutzkleidung standen nicht zur Verfugung Auf Grund dieser Mangel kam es zu vielen schweren Unfallen mit Todesfolge Das eigentliche Kombinat war nach aussen hin streng abgeschirmt Gefangene arbeiteten dort nicht Es war nicht bekannt was die Sowjets in diesem Werk produzierten Die Bewachung der einzelnen Arbeitskommandos war unterschiedlich Wahrend die Arbeitskommandos in denen die Angehorigen der ehemaligen SS Divisionen und Wlassoweinheiten arbeiteten mit Posten und Schaferhunden streng bewacht wurden konnten alle anderen Arbeitskolonnen ohne Posten arbeiten Der Transport der bewachten Arbeitskommandos erfolgte auf offenen Lastkraftwagen Die Gefangenen sassen auf dem blanken Pritschenboden mit dem Rucken zum Posten der auf dem Fahrerhaus sass Fur die unbewachten Haftlinge aus dem Lager Anschero Sudschensk war dies eine enorme Erleichterung denn vier Jahre lang war jeder ihrer Schritte ausserhalb des Lagers kontrolliert worden Durch diese verhaltnismassige Freizugigkeit entstanden viele Kontakte zur Zivilbevolkerung die in vielen Fallen den Gefangenen gegenuber freundlich gesinnt war Bei diesen Kontakten stellte es sich sehr oft heraus dass viele Zivilisten das sowjetische System generell ablehnten Die neue Freiheit benutzten viele Haftlinge um die Lagerverpflegung individuell aufzubessern Wenn sich allerdings die politische Lage verschlechtert hatte denn der Kalte Krieg befand sich auf seinem Hohepunkt eskortierten erneut Posten mit Hunden diese Arbeitskolonnen Verhore BearbeitenAnfang 1950 durften die SS und Wlassowangehorigen nicht mehr ausrucken es erfolgte eine Umquartierung in gesonderte streng abgegrenzte Baracken Verhore durch ein sowjetisches Militartribunal begannen Auf Grund der Zugehorigkeit zu SS Polizei und Wlassowverbanden verhangte das Tribunal durchweg langjahrige Freiheitsstrafen Heimtransport BearbeitenEnde Marz 1950 erfolgte fur die ubrigen Gefangenen die Beendigung der Arbeit auf allen Baustellen die Auszahlung von Arbeitslohnen sowie die Ausgabe von neuer Winterbekleidung Am 5 April marschierten diese Haftlinge dann zum Guterbahnhof von Stalinsk zur Verladung in die ublichen Guterwaggons Russische Kinder und Jugendliche bettelten die Gefangenen um Brot an Dies zeigt dass noch 1950 die Ernahrungslage in der Sowjetunion trotz des gewonnenen Krieges vollig unzureichend war Am 6 April 1950 fuhren alle Gefangenen des Pelzmutzentransportes aus dem Lager Muhlberg Elbe sowie weitere Haftlinge in unbewachten Guterwaggons in Richtung Westen Dem Zug waren noch geschlossene und bewachte Waggons angehangt in denen sich zuvor verurteilte ehemalige SS und Polizeiangehorige befanden die die sowjetischen Organe noch kurz vor Abfahrt des Zuges begnadigt hatten Unmittelbar nach Ankunft in Brest fuhren diese Leute in Richtung Heimat weiter Die im Lager 7525 7 Prokopjewsk zuruckgehaltenen verurteilten ehemaligen SS und Polizeiangehorigen kamen erst 1955 56 frei nachdem Bundeskanzler Adenauer im September 1955 in Moskau ihre Freilassung bewirkt hatte Alle anderen Gefangenen kamen ins Lager 7136 1 Brest Moskauer Lager Sie wurden auf ankommende Heimkehrertransporte verteilt und als Kriegsgefangene entlassen obwohl sie Internierte gewesen waren Etwa 100 Gefangene hielten die sowjetischen Organe ohne Begrundung zuruck und brachten sie noch 1950 ins Lager 7136 Minsk spater ins Lager 6114 Makejewka und Lager 7134 Kiew Darnytza Quellen und Literatur BearbeitenHerbert Hecht Sibirische Glocken Gernrode 2006 1 Auflage Weblink PDF 28 5 MB abgerufen am 23 Marz 2013 Peter Hilkes Nach dem Zerfall der Sowjetunion Probleme der Russlanddeutschen bei der Gestaltung ihrer Zukunft in den Nachfolgestaaten Ethnos Nation 2 1994 H 2 S 61 73 Helmut Leppert Odyssee einer Jugend Sieben Jahre in Stalins Gulag 1945 1952 5 Auflage 2008 Initiativgruppe Lager Muhlberg e V Siegfried Rulc Unvollstandige Chronik 1945 1950 Berlin 1996 3 Auflage Helmut Schramm Das war meine Jugend 2012 Weblink PDF 12 1 MB abgerufen am 24 Marz 2013 53 8925 86 744444444444 Koordinaten 53 54 N 86 45 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lager 7525 7 Prokopjewsk amp oldid 206777440