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Erich Mussfeldt auch Erich Mussfeld und oft Erich Muhsfeldt geschrieben 18 Februar 1913 in Hennigsdorf Neubruck Provinz Brandenburg 24 Januar 1948 in Krakau war ein deutscher SS Oberscharfuhrer und Tater des Holocaust der die Krematorien im KZ Majdanek und KZ Auschwitz Birkenau leitete Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er als Kriegsverbrecher hingerichtet Erich Mussfeldt Aufnahme von 1947Verbrennungsofen im Krematorium KZ Majdanek Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMussfeldt war von Beruf Backer Er trat 1933 der SA bei und gehorte ab 1939 der NSDAP an Danach erfolgte sein Beitritt zur SS 1 Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er im Januar 1940 der SS Division Totenkopf zugeteilt 2 Nach einem qualifizierenden Lehrgang begann er Mitte August 1940 seinen Dienst im Stammlager des KZ Auschwitz zunachst als Leiter von Haftlingskommandos und spater als Blockfuhrer 3 Am 15 November 1941 wurde er in das KZ Majdanek versetzt und arbeitete bald darauf als Kommandofuhrer fur die Leichenverbrennung 1 Im KZ Sachsenhausen hatte er 1942 einen siebentagigen Verbrennungslehrgang an Ofen der Marke Kori absolviert 4 Nachdem in Majdanek im Juni 1942 das Krematorium in Betrieb genommen worden war wurde er dessen Leiter 1 Um im Zuge der Sonderaktion 1005 die anfangs auf dem Lagergelande und der Umgebung des KZ Majdaneks verscharrten Leichen von Haftlingen zu exhumieren und effektiv in offenen Gruben zu verbrennen zu konnen wurde er mit Anton Endres durch den Lagerkommandanten Hermann Florstedt am 19 Februar 1943 ins KZ Auschwitz Birkenau geschickt zwecks Schulung in der dort praktizierten Verbrennungstechnik Florstedts Intention bei der Spezialistenentsendung war laut Angrick das prozesshafte Ineinandergreifen von Morden und Beseitigen auch fur das Vernichtungslager Majdanek zu ubernehmen Mussfeldt liess sich von einem Kommandofuhrer den Vergasungsvorgang sowie die anschliessende Leichenverbrennung erklaren wahrend er an einer Leichenverbrennung an der offenen Grube am Weissen Haus teilnahm Nach der Ruckkehr in das KZ Majdanek blieb Mussfeldt weiterhin Leiter des Krematoriums und seiner Nachkriegsaussage zufolge war er zusatzlich fur die Exhumierung und Verbrennung der Haftlingsleichen und Endres fur die Bedienung der dortigen Gaskammer zustandig 5 Ab Februar 1943 leitete er die Ausgrabung und Verbrennung tausender Leichen 1 Die judischen Haftlinge des Leichenverbrennungskommandos wurden nach kurzer Zeit ermordet und durch neue ersetzt Auch die Haftlinge des letzten Leichenverbrennungskommandos wurden nach Abschluss der Enterdungen und Leichenverbrennungen im Oktober 1943 ermordet Unterstutzung erhielt er dabei von zwolf in Sachen Enterdung erfahrenen Kollegen aus dem KZ Auschwitz wie Franz Hossler 6 Anfang Juni 1943 wurde er zum Oberscharfuhrer befordert Er war in Majdanek an Mordaktionen und Selektionen von Haftlingen beteiligt 1 So soll er beispielsweise mit Freude Widerspenstige bisweilen auch bei lebendigen Leibe in den Feuerofen geschoben haben 7 Im KZ Majdanek war er Augenzeuge der Aktion Erntefest bei der knapp 18 000 judische Haftlinge ermordet wurden und legte daruber nach Kriegsende Bericht ab 8 Im Zuge der Raumung des KZ Majdanek erfolgte im Mai 1944 seine Versetzung in das KZ Auschwitz Birkenau Ab diesem Zeitpunkt arbeitete er unter Otto Moll dem Bevollmachtigten fur die Vernichtung der ungarischen Juden sog Ungarn Aktion als Leiter der Birkenauer Krematorien II und III 9 Robert Seitz bereits Mitarbeiter von Mussfeldt in Majdanek ubernahm die Leitung der Krematorien IV und V 10 Nach Beendigung der Ungarn Aktion soll Mussfeldt im Spatsommer 1944 Leiter aller Krematorien gewesen sein 11 Der Auschwitzuberlebende Filip Muller der dem Sonderkommando zugeteilt war beschrieb Mussfeldt als einen bieder und harmlos aussehenden Mann der von zierlicher Gestalt war 1 Danach leistete er Kriegsdienst bei der Waffen SS und nahm unter anderem am Kampf um Ungarn teil Nach einer Kriegsverletzung wurde er wieder zur Lager SS versetzt 12 Ab Marz 1945 war er im KZ Flossenburg als Rapportfuhrer tatig 1 Er begleitete im April 1945 im Zuge der Lageraumung eine Haftlingskolonne Wahrend dieses Todesmarsches war er fur die Leichenbeseitigung zustandig und soll zudem selber marschunfahige Haftlinge erschossen haben 13 Nach seiner Festnahme wurde Mussfeldt wegen seiner Taten im KZ Flossenburg im Flossenburg Hauptprozess am 22 Januar 1947 von einem US Militargericht zu lebenslanger Haft verurteilt Anschliessend wurde Mussfeldt an Polen ausgeliefert und im Krakauer Auschwitzprozess vor dem Obersten Nationalen Tribunal Polens am 22 Dezember 1947 zum Tode verurteilt 1 Zeugen schilderten ihn im Prozessverlauf als uberaus grausam und brutal So soll er in Majdanek Haftlinge in Kloaken ertrankt haben 14 Die ankommenden Transporte wurden immer einer Selektion unterworfen Die zur Arbeit Unfahigen wurden mit Hilfe von Gas in der Gaskammer getotet 15 Das Urteil wurde am 24 Januar 1948 im Krakauer Montelupich Gefangnis durch den Strang vollstreckt Sein Korper wurde anschliessend Medizinstudenten der Universitat Krakau als Anschauungsmaterial zur Verfugung gestellt 16 Einer breiteren Offentlichkeit wurde Mussfeldt erst durch das KZ Drama Die Grauzone bekannt in dem er durch Harvey Keitel verkorpert wird Der Film basiert auf den Erinnerungen des judischen Auschwitzuberlebenden Miklos Nyiszli der sich in seiner Funktion als Haftlingsarzt oft mit Mussfeldt unterhalten und daher zu diesem einen relativ personlichen Kontakt hatte 17 Nyiszli beschreibt in seinen bereits 1946 erschienenen Erinnerungen zwei Erlebnisse mit Mussfeldt die fur ihn sehr einpragsam waren Mussfeldt liess sich einmal wegen Kopfschmerzen und Herzbeschwerden von Nyiszli untersuchen Diese Beschwerden fuhrte Nyiszli auf die unmittelbar zuvor von Mussfeldt eigenhandig durchgefuhrte Exekution Genickschuss von achtzig Mannern zuruck Mussfeldt stritt dies mit der Bemerkung ab es mache ihm nichts aus funf oder 100 Menschen zu erschiessen und begrundete die Beschwerden mit seinem Alkoholkonsum Des Weiteren berichtet Nyiszli von einem etwa sechzehnjahrigen Madchen das nach einem Vergasungsvorgang von den Haftlingen des Sonderkommandos noch atmend aufgefunden worden war Der herbeigerufene Nyiszli konnte das Madchen wieder zu Bewusstsein bringen Mussfeldt der diese Situation mitbekam wurde durch Nyiszli gebeten das Madchen am Leben zu lassen und in einem Frauenkommando ausserhalb der Krematorien unterzubringen Mussfeldt hielt diese Losung fur zu risikobehaftet und liess das Madchen durch einen untergebenen SS Mann erschiessen 18 Literatur BearbeitenElissa Mailander A specialist the daily work of Erich Muhsfeldt chief of the crematorium at Majdanek concentration and extermination camp 1942 44 In Elisabeth Gessat Anstett Jean Marc Dreyfus Hrsg Destruction and human remains Disposal and concealment in genocide and mass violence Manchester University Press 2014 ISBN 978 0 7190 9602 0 S 46 68 Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Auschwitz in den Augen der SS Oswiecim 1998 ISBN 83 85047 35 2 Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Sterbebucher von Auschwitz Band 1 Berichte K G Saur Verlag Munchen 1995 ISBN 3 598 11263 7 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Frankfurt am Main Berlin Wien Ullstein Verlag 1980 ISBN 3 548 33014 2 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Wallstein 2018 Zwei Bande 1381 Seiten ISBN 978 3 8353 3268 3 Weblinks BearbeitenUnited States vs Friedrich Becker et al Case 000 50 46 Review and Recommendations 21 Mai 1947 Flossenburg Hauptprozess PDF 9 71 MB Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 293 Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Sterbebucher von Auschwitz Band 1 Berichte Munchen 1995 Abschnitt Taterbiographien S 291 Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Auschwitz in den Augen der SS Oswiecim 1998 Abschnitte Kurzbiographien von NS Verbrechern S 238 f Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Gottingen 2018 S 281 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Gottingen 2018 S 281ff Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Gottingen 2018 S 283ff Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Gottingen 2018 S 288 Wolfgang Benz Der Holocaust 7 Auflage Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 39822 3 S 107f Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Gottingen 2018 S 993 Stefan Hordler Ordnung und Inferno Das KZ System im letzten Kriegsjahr Wallstein Verlag Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1404 7 S 435 Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Auschwitz in den Augen der SS Oswiecim 1998 S 238 f Elissa Mailander A specialist the daily work of Erich Muhsfeldt chief of the crematorium at Majdanek concentration and extermination camp 1942 44 In Elisabeth Gessat Anstett Jean Marc Dreyfus Hrsg Destruction and human remains Disposal and concealment in genocide and mass violence Manchester University Press 2014 S 57 United States vs Friedrich Becker et al Case 000 50 46 Review and Recommendations 21 Mai 1947 S 49 f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 S 425 SS Oberscharfuhrer Erich Mussfeld im Rahmen einer Vernehmung zitiert bei Holocaust Referenz Ablauf der Hinrichtungen auf www geocities com Memento vom 13 Januar 2008 im Internet Archive SoKos Die Grauzone Memento vom 11 Marz 2005 im Internet Archive ein Film von Tim Blake Nelson Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Frankfurt am Main 1980 S 464 ff Normdaten Person GND 129414344 lobid OGND AKS VIAF 33076264 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mussfeldt ErichALTERNATIVNAMEN Muhsfeldt Erich Falschschreibung KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Oberscharfuhrer und Leiter der Krematorien im KZ Majdanek und KZ Auschwitz BirkenauGEBURTSDATUM 18 Februar 1913GEBURTSORT Hennigsdorf Neubruck Provinz Brandenburg Deutsches ReichSTERBEDATUM 24 Januar 1948STERBEORT Krakau Abgerufen von https de wikipedia org w index 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