www.wikidata.de-de.nina.az
Arthur Hermann Florstedt 18 Februar 1895 in Bitsch Lothringen nach 1945 war ein deutscher SS Standartenfuhrer und Lagerkommandant des KZ Majdanek Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Nationalsozialismus und Taterschaft 1 3 Ungeklarter Verbleib nach dem Krieg 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Im Geburtsjahr Florstedts war sein Vater als Feldwebel in der lothringischen Festung Bitsch stationiert 1897 zog die ursprunglich aus Eisleben stammende Familie wieder dorthin zuruck Florstedt besuchte bis 1909 die 1 Burgerschule in Eisleben und nahm dann eine Lehre als Forster auf die er 1910 abbrach 1912 trat er als Vierjahrig Freiwilliger in das Leib Garde Husaren Regiment in Potsdam ein Im Ersten Weltkrieg wurde Florstedt in Frankreich und Russland eingesetzt 1917 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft Weil er mit einer russischen Frau einen Sohn hatte durfte er nach der Geburt des Kindes im Mai 1918 nach Deutschland zuruckkehren Der Sohn Walter wurde von den Grosseltern aufgezogen Nach Kriegsende wurde Florstedt im Januar 1919 aus der Armee entlassen Er zog nach Weimar wo er im Mai 1922 Charlotte Wille heiratete Die Ehe blieb kinderlos In Weimar gehorte Florstedt von 1920 bis 1924 dem rechtsgerichteten paramilitarischen Wehrverband Stahlhelm an 1929 zog das Ehepaar nach Eisleben gegenuber dortigen Verwandten erklarte sich Florstedt fur bankrott 1 In Eisleben eroffnete er ein Taxiunternehmen 1931 arbeitete er als Verkaufsleiter in einem Fahrradgeschaft Das Amtsgericht Eisleben verurteilte Florstedt im November 1929 wegen Korperverletzung zu einer Geldstrafe von 100 RM 1 Nationalsozialismus und Taterschaft Bearbeiten Florstedt trat zum 1 Marz 1931 in die NSDAP Mitgliedsnummer 488 573 2 und im April in die SA ein wechselte jedoch im Mai 1931 zur SS SS Nummer 8 660 Florstedt gilt neben Gauleiter Jordan und Kreisleiter von Alvensleben als einer der Hauptverantwortlichen 3 des Eisleber Blutsonntags bei dem am 12 Februar 1933 aus einem nationalsozialistischen Propagandamarsch heraus ein KPD Gebaude und eine Arbeiterturnhalle angegriffen wurden Hierbei starben vier Menschen 24 wurden schwer verletzt Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Florstedt im April 1933 Stadtverordnetenvorsteher in Eisleben Ein im Juli 1933 verhaftetes KPD Mitglied berichtet er sei von Florstedt wahrend eines Verhors stundenlang so gefoltert worden dass er mehrfach in Ohnmacht fiel 4 Im April 1934 wurde Florstedt inzwischen SS Hauptsturmfuhrer mit der Fuhrung der 73 SS Standarte Ansbach betraut und verliess Eisleben Im August 1935 ubernahm er im Rang eines SS Obersturmbannfuhrers die 14 SS Reiterstandarte in Karlsruhe Ein von Hans Adolf Prutzmann unterzeichneter Personalbericht vom September 1935 beschreibt Florstedt als treu ehrlich heiter offen lebensfroh zah und energisch sehr selbststandig gewandter Mensch klarer Kopf gute Allgemeinbildung und vermerkt in der Rubrik Benehmen im und ausser Dienst leicht erregbar schnell mit der Faust bei der Hand jedoch bedingt beherrscht soldatisch straff im Dienst ausser Dienst sehr gesellig aus diesem Grunde trinkfroh 5 Am 2 Dezember 1935 wurde Florstedt wegen versuchter Gefangenenbefreiung Widerstand Ruhestorung und Sachbeschadigung zu einer Geldstrafe von 300 RM verurteilt nachdem er am Vortag auf einem Bruchsaler Polizeirevier in angetrunkenem Zustand randaliert hatte 6 Nach einer Beschwerde eines Reichsbahnbeamten den Florstedt im Januar 1936 beschimpft hatte wurde Florstedt im Marz 1936 nach Kassel strafversetzt und mit der Fuhrung des Sturmbanns I 36 beauftragt 7 Seit Januar 1937 Fuhrer der 35 SS Standarte in Kassel wurde Florstedt im April 1938 zum SS Standartenfuhrer befordert Im September 1939 wurde Florstedt Mitglied der Waffen SS im Rang eines Obersturmfuhrers Im gleichen Monat wechselte er nach Weimar zur Lagerkommandantur im KZ Buchenwald und war dort als Wachblockfuhrer tatig Florstedts Verhalten gegenuber dem KZ Wachpersonal wird als ausserordentlich hochmutig und arrogant 8 beschrieben Nach mehreren Beschwerden schlug Richard Glucks von der Inspektion der Konzentrationslager eine Beschaftigung als Schutzhaftlagerfuhrer vor eine Position in der Florstedt keinen direkten Kontakt zum Wachpersonal hatte Im Juli 1940 wechselte Florstedt fur drei Monate in das KZ Sachsenhausen wo er zunachst als Schutzhaftlagerfuhrer spater als Erster Lagerfuhrer tatig war In dieser Funktion kehrte er nach Buchenwald zuruck unter den dortigen Haftlingen galt er als brutal und wenig berechenbar Judische Haftlinge liess er das sogenannte Judenlied singen das einen antisemitischen und beleidigenden Text beinhaltete 9 Im Oktober 1941 war Florstedt verantwortlich fur die Anordnung von einem Tag Essensentzug fur das gesamte KZ Zudem liess er drei bekannte kommunistische Blockalteste ablosen und durch Prugel bestrafen Zuvor war es im KZ zu einer Solidaritatsaktion zugunsten neu angekommener vollig unterernahrter sowjetischer Kriegsgefangener gekommen 10 Seit 1941 Stellvertreter des Lagerkommandanten in Buchenwald wurde Florstedt im Juni 1942 fur 3 Monate in das KZ Mauthausen versetzt Von Ende November 1942 bis zum Oktober 1943 fungierte Florstedt als Lagerkommandant des Vernichtungslagers Majdanek in Lublin 11 In der Allgemeinen SS hatte er seit 20 April 1938 den Rang eines Standartenfuhrers inne in der Waffen SS wurde er zuletzt am 20 April 1942 zum Sturmbannfuhrer ernannt Der SS und Polizeifuhrer fur Lublin Odilo Globocnik schlug im September 1943 Florstedt zur Beforderung zum SS Oberfuhrer vor Die Beforderung unterblieb da Florstedt am 20 Oktober zwecks Durchfuhrung eines Verfahrens im Zuge der Korruptionsaffare um den Buchenwalder KZ Kommandanten Karl Otto Koch in das KZ Buchenwald versetzt wurde Am 25 Oktober 1943 wurde Florstedt wegen des Verdachts der Unterschlagung und anderer schwerer Delikte festgenommen 11 Ungeklarter Verbleib nach dem Krieg Bearbeiten Uber den weiteren Verbleib Florstedts liegen widerspruchliche Angaben vor Laut Heinz Hohne 12 wurde Florstedt von einem SS Gericht des Mordes und der Korruption fur schuldig befunden und zum Tode verurteilt Nach Angaben von Ernst Klee 13 wurde Florstedt kurz vor Kriegsende auf Befehl Himmlers erschossen Martin Sommer gegen den ebenfalls SS interne Ermittlungen liefen erklarte 1963 gegenuber westdeutschen Ermittlungsbehorden Florstedt sei am 5 April 1945 zusammen mit KZ Kommandant Koch in Buchenwald erschossen worden Der SS Richter Konrad Morgen bestatigte die Vollstreckung des Todesurteils gegen Florstedt Weder Sommer noch Morgen waren bei der Hinrichtung anwesend die Unterlagen des fur Buchenwald zustandigen Standesamtes gingen kriegsbedingt verloren 14 Harry Stein gibt hingegen an dass Florstedt im April 1945 aus der Haft in Weimar entwichen und abgetaucht sei 9 Karin Orth weist auf einen Bericht von Florstedts Schwagerin hin wonach sich Florstedt nach Kriegsende fur kurze Zeit bei ihr in Halle aufgehalten habe und dann untergetaucht sei 15 Das Thuringer Tageblatt eine Zeitung der DDR CDU berichtete am 24 April 1962 Florstedt arbeite bei der Kriminalpolizei in Mainz Gegenuber westdeutschen Ermittlungsbehorden berief sich der Zeitungsverlag spater auf die Angaben eines namentlich nicht genannten Buchenwald Haftlings der jetzt in Westdeutschland lebe Ermittlungen der Mainzer Polizei blieben ergebnislos 14 Oberstaatsanwalt Kimmel von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung nationalsozialistischer Verbrechen sah Florstedts Tod nach einer Aktennotiz vom 6 Oktober 1975 als nicht erwiesen an 16 Literatur BearbeitenPeter Lindner Hermann Florstedt SS Fuhrer und KZ Lagerkommandant Ein Lebensbild im Horizont der Familie Gursky Halle Saale 1997 ISBN 3 929389 19 3 Peter Lindner Uberlebte Hermann Florstedt den Zweiten Weltkrieg Fragmente hoheitlicher Ermittlungen zum SS Fuhrer und Lagerkommandanten von Majdanek In Zeitschrift fur Heimatforschung Heft 10 Gursky Verlag Halle Saale 2001 ISSN 1610 4870 S 73 91 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Eugen Kogon Der SS Staat Das System der deutschen Konzentrationslager Frechen Komet 2000 ISBN 3 89836 107 1 Munchen Heyne 199531 ISBN 3 453 02978 X Reinbek bei Hamburg Kindler 1974 Karin Orth Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager Pendo Verlag Hamburg 2002 ISBN 3 85842 450 1 Karin Orth Die Konzentrationslager SS dtv Munchen 2004 ISBN 3 423 34085 1 Tom Segev Die Soldaten des Bosen Zur Geschichte der KZ Kommandanten Reinbek bei Hamburg Rowohlt 1992 ISBN 978 3 499 18826 8 Harry Stein Konzentrationslager Buchenwald 1937 1945 Begleitband zur standigen historischen Ausstellung Wallstein Gottingen 1999 ISBN 978 3 89244 222 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Florstedt im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Lindner Hermann Florstedt S 13 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 9150524 Diese Einschatzung bei Lindner Hermann Florstedt S 20 Bericht bei Lindner Hermann Florstedt S 22 Personal Bericht vom 20 September 1935 abgedruckt bei Lindner Hermann Florstedt S 30f Lindner Hermann Florstedt S 31 Lindner Hermann Florstedt S 31f Lindner Hermann Florstedt S 40 a b Stein Konzentrationslager Buchenwald S 51 Lindner Hermann Florstedt S 46f a b Lindner Hermann Florstedt S 81f Heinz Hohne Der Orden unter dem Totenkopf Die Geschichte der SS Augsburg 1992 ISBN 3 89350 549 0 S 354 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2007 ISBN 3 596 16048 0 S 156f a b Lindner Uberlebte Hermann Florstedt S 76ff Karin Orth Konzentrationslager SS S 208 Siehe auch Peter Lindner Hermann Florstedt S 59f Orth Die Konzentrationslager SS S 208 Normdaten Person GND 119488396 lobid OGND AKS LCCN no98118167 VIAF 122738099 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Florstedt HermannALTERNATIVNAMEN Florstedt Arthur Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Standartenfuhrer und Lagerkommandant des KZ MajdanekGEBURTSDATUM 18 Februar 1895GEBURTSORT Bitsch LothringenSTERBEDATUM nach 1945 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Florstedt amp oldid 235088025