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Walter Gerhard Martin Sommer 8 Februar 1915 in Schkolen Landkreis Weissenfels 7 Juni 1988 in Schwarzenbruck Landkreis Nurnberger Land auch bekannt als Henker von Buchenwald war ein deutscher SS Angehoriger und Aufseher in den Konzentrationslagern Sachsenburg und Buchenwald Martin Sommer 1935 Prozessdokumention 1962 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMartin Sommer wurde als Sohn eines Bauern in Schkolen geboren er besuchte die Volksschule und sollte wie sein Vater Bauer werden 1931 trat er in die NSDAP und die SA ein 1933 wechselte Sommer zur SS und ab 15 Mai 1934 in den Totenkopfverband SS Sonderkommando 3 Sachsen in der politischen Bereitschaft Dresden unter dem Kommandeur Karl Otto Koch Ab 1935 verrichtete er vorubergehend Wachdienst im KZ Sachsenburg Nach einem Motorradunfall im Jahre 1936 wurde Sommer ab Ende Juni 1937 in den Kommandanturstab des in der Entstehung befindlichen Konzentrationslagers Buchenwald versetzt und wurde wieder unter Karl Otto Koch zunachst als Leiter des Spreng und Rodekommandos und im Kommando Steinbruch sowie als Blockfuhrer eingesetzt Er hatte zu dieser Zeit den Rang eines SS Rottenfuhrers Inzwischen zum SS Scharfuhrer aufgestiegen war Sommer ab Herbst 1938 bis ins Fruhjahr 1943 Verwalter des beruchtigten Arrestzellenbaus Bunker am 1 September 1942 erfolgte noch seine Beforderung zum SS Hauptscharfuhrer Im Arrestgebaude welches sich links vom Haupttor befand war Sommer uneingeschrankter Herrscher er folterte und totete inhaftierte Insassen mit besonders qualvollen Methoden Er liess Haftlinge verhungern erhangte sie in ihrer Zelle vergiftete das wenige Essen oder erschlug sie einfach mit einem Stuck Eisen Auch spritzte er Haftlingen Phenol Evipan oder Luft in die Venen So sollen ihm unter anderem Paul Schneider Ernst Heilmann sowie unzahlige weitere Haftlinge zum Opfer gefallen sein Die Leichen schob er zum Teil nachts unter sein Bett im Dienstzimmer des Arrestbaus wo sie die Leichentrager am nachsten Morgen wegschaffen mussten In einem Fall soll Sommer den Schadel eines Haftlings mit einer Schraubzwinge zerquetscht haben ein anderes Mal kettete er einen Pfarrer aussen an das Arrestgebaude ubergoss ihn mit kaltem Wasser und liess ihn bei eisiger Kalte erfrieren Zu Sommers Graueltaten gibt es viele Zeugenberichte insbesondere von ehemaligen Kalfaktoren d h Haftlingen die im Bunker arbeiten mussten Sommers Stellvertreter war Anton Bergmeier sein Nachfolger ab 1943 Gustav Heigel Weiterhin war Sommer fur die offizielle Hinrichtung und Bestrafung verurteilter Gefangener zustandig Er war der gefurchtetste Vollstrecker der Prugelstrafe auf dem Prugelbock Dabei erhielt der gefesselte Delinquent 25 Stockhiebe auf das nackte Gesass wobei er diese laut mitzahlen musste Sommer schlug so stark zu bis er nach eigenen Angaben Blasen an den Handen hatte Er riss anderen SS Mannern den Stock aus der Hand und schlug selbst weiter wenn diese seiner Meinung nach nicht stark genug zuschlugen So mancher Haftling wurde mit kaputtgeschlagenen Nieren ins Krankenrevier oder ins Krematorium eingeliefert Seine Brutalitat bei den Prugelexekutionen entschuldigte Sommer vor Gericht 1958 damit dass seine Jugend und seine sportlich durchtrainierte Korperkraft von der Lagerleitung missbraucht worden seien Bei ihm sei kein Schlag danebengegangen Weil er der brutalste Schlager war wurde er von dem Kommandanten Koch an 1 Stelle zur Vollstreckung der Prugelstrafe herangezogen Bei der Vollstreckung war ihm jeweils deutlich anzumerken dass er bei der Austeilung der Hiebe grosses Vergnugen wenn auch nicht geschlechtlicher Art empfand Er hat im Arrestbau die ihm anvertrauten Haftlinge in massloser Weise geschlagen getreten und auf alle sonst mogliche Art gequalt und ihnen dadurch im Ubermass Schmerzen korperlicher und seelischer Art zugefugt obwohl nach seinem eigenen Vorbringen Misshandlungen von Haftlingen ohne Weisung des Kommandanten nach der Lagerordnung unzulassig waren Der Angeklagte hat das alles getan weil er auf Grund seiner Erziehung bei der SS nicht nur jeden Haftling als seinen personlichen Feind ansah sondern weil er daruber hinaus alle Haftlinge fur minderwertige lebensunwerte Geschopfe hielt Er hat jeweils am Morgen nach der Tat als die Leichentrager an der Eingangsture zum Arrestbau mit der Bahre angetreten waren die Leiche auf seinen eigenen Schultern aus dem Arrestbau herausgetragen mit Wucht auf die Bahre geworfen und sich dabei in verwerflichster Weise geaussert wie etwa So der Vogel ist hin Daraus ergibt sich seine vollige Kaltblutigkeit die einen sicheren Ruckschluss darauf zulasst dass der Angeklagte auch bei Ausfuhrung der Taten vollig ruhigen Blutes war LG Bayreuth Urteilsbegrundung 1958 1 Nach dem gerichtlichen Gutachten seines betreuenden Arztes Riemenschneider war Martin Sommer weder geisteskrank noch geistesschwach und er sei dies auch fruher nie gewesen Sommer sei im psychologischen Sinne ein ausgepragter Sadist ein mitleidsloser Egoist in der krassesten Form Durch die Harte seiner elterlichen Erziehung und durch die Umwelteinflusse im KZ Buchenwald wo ihm die Brutalitat taglich vorexerziert wurde sei er zu unerbittlicher Grausamkeit erzogen worden Im Fruhjahr 1943 wurde Sommer zur Waffen SS versetzt Hier diente er zunachst bei einer Panzerersatzabteilung und dann bis zum August 1943 beim 9 SS Panzerregiment der 9 SS Panzer Division Hohenstaufen Am 28 August 1943 liess der SS Richter Konrad Morgen Sommer nach Buchenwald zuruckbeordern verhaften und in ein Untersuchungsgefangnis nach Weimar bringen Fur offiziell nicht genehmigte Hinrichtungen im Zusammenhang mit der Korruptionsaffare des Lagerkommandanten Koch sollte Sommer der Prozess gemacht werden Er bestritt zunachst jegliche Schuld gab aber spater die heimliche Totung von 40 bis 50 Haftlingen durch todliche Injektionen zu Nach Sommers eigener Aussage von 1967 soll er nur wegen unerlaubter Totung von zwei Haftlingen und eines Mordversuchs angeklagt gewesen sein Zu den Totungen auf personlichen Befehl Kochs sei ihm vom Gericht jegliche Aussage verweigert worden Es bleibt unklar ob es tatsachlich zu einem Urteil gegen Sommer kam 2 Jedenfalls erhielt Sommer Frontbewahrung und so wurde er Anfang Marz 1945 zusammen mit anderen SS Untersuchungshaftlingen in einer Panzereinheit im Raum Eisenach eingesetzt Dort wurde er am 8 April 1945 schwer verwundet als ein amerikanisches Flugzeug mit seiner gesamten Bombenlast neben Sommers Panzer einschlug Er erlitt schwerste Verletzungen am linken Arm im Bauch und am rechten Bein so dass dieses bis auf 15 cm amputiert werden musste Nach dem Lazarettaufenthalt wurde er im Sommer 1945 von der US Army unter falschem Namen zunachst ins Internierungslager Ludwigsburg gebracht Nach seiner weiteren Internierung in Garmisch wurde er in einem Spruchkammerverfahren entnazifiziert Im Juni 1947 wurde Sommer in das Versehrtenheim im Schloss Possenhofen entlassen wo er in jenem Jahr von einem ehemaligen Haftling erkannt und am 22 Februar 1950 schliesslich festgenommen wurde Im Marz 1950 wurde er nach Bayreuth in das dortige Versehrtenkrankenhaus verlegt das unter dem umstrittenen ehemaligen NS Mediziner Paul Rostock kurz vorher den Betrieb aufgenommen hatte 3 Mit der Begrundung der primitive Rohling so das psychiatrische Gutachten sei aufgrund schwerster Kriegsverletzungen nicht verhandlungsfahig und eine Fluchtgefahr wegen seiner volligen Hilflosigkeit nicht gegeben stellte die Grosse Strafkammer des Landgerichts Bayreuth das Strafverfahren gegen Sommer am 27 Juli 1954 vorlaufig ein Sommer lebte von da an als Staatspensionar wie die ortliche Tageszeitung Bayreuther Tagblatt monierte praktisch in Freiheit Am 16 Juni 1956 heiratete er eine 21 jahrige Krankenschwester des Versehrtenkrankenhauses wofur er vier Tage Urlaub erhielt 3 Ausserdem beantragte er als Kriegsversehrter 10 000 DM Pensionsnachzahlung und 300 DM monatliche Rente Im Jahr 1956 lagen der Staatsanwaltschaft bereits nahezu vierhundert Zeugenaussagen gegen den Massenmorder vor Auf deren Antrag hin erzwang die Grosse Strafkammer des Bayreuther Landgerichts am 14 Januar 1957 eine korperliche Untersuchung Sommers in der Erlanger Universitatsklinik Zuvor hatte das Versehrtenkrankenhaus festgestellt sein Zustand habe sich merklich gebessert und er sei nicht mehr laufend pflegebedurftig 3 1957 wurde Sommer erneut verhaftet und im Sommer 1958 kam es zum Prozess vor dem Landgericht Bayreuth wobei aufgrund seines Gesundheitszustandes die Anklageschrift drastisch gekurzt wurde Das Urteil wurde am 3 Juli 1958 verkundet Sommer wurde wegen der Totung von mindestens 25 Haftlingen durch Injektionen zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe und Aberkennung der burgerlichen Rechte verurteilt 4 Durch das Verfahren gegen Sommer gerieten neben der offentlichen Beachtung des Ulmer Einsatzgruppen Prozesses NS Strafsachen in den Blick der bundesweiten Offentlichkeit und losten tiefe Erschutterung bei Besuchern und Journalisten aus Zum ersten Mal konnte man in der westdeutschen Presse genaue Schilderungen der grenzenlosen Brutalitat der KZ Wachmannschaften lesen Auch das mit dem Prozess gegen Sommer zusammenhangende Verfahren dieses Jahres gegen Hans Eisele wurde aus Sicht der Journalisten zum Skandal Die Prozesse liessen in der Offentlichkeit die Einsicht wachsen dass mit der ersten Welle von Prozessen in der Nachkriegszeit die Strafverfolgung von NS Verbrechen keineswegs abgeschlossen war 5 Seine Haft verbusste Sommer zunachst in Bayreuth ab dem Sommer 1959 dann in der Krankenabteilung des Zuchthauses Straubing Unterstutzt wurde er durch die Organisation Stille Hilfe fur Kriegsgefangene und Internierte Im Jahr 1970 kam ein medizinisches Gutachten zu dem Schluss dass Sommers Kriegsverletzungen einer Behandlung bedurften die im Strafvollzug nicht moglich sei 1971 wurde er zur stationaren Behandlung in das Versorgungskrankenhaus in Bad Tolz verlegt Von dort stellte er ein Gnadengesuch an den bayerischen Ministerprasidenten Alfons Goppel das dieser Ende 1971 ablehnte 1973 stimmte Goppel aber zu dass Sommer in eine Pflegeeinrichtung der Rummelsberger Anstalten das Stephanusheim verlegt wurde wo er von 1973 bis zu seinem Tod lebte Sommer hatte die Auflage Rummelsberg nicht zu verlassen wogegen er regelmassig und ohne Sanktionen verstiess Nach seinem Tod wurde er auf dem Friedhof in Schwarzenbruck unter falschem Namen bestattet Das Grab wurde im Jahr 2008 aufgelost 6 Literatur BearbeitenThomas Greif Martin Sommer 1915 1988 war der Henker von Buchenwald In Thomas Greif Hrsg Kaiser Kanzler Rummelsberger 21 Fussnoten deutscher Geschichte Begleitband zur Ausstellung im Diakoniemuseum Rummelsberg Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2017 ISBN 978 3 95976 088 1 S 165 177 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Holm Kirsten Wulf Kirsten Stimmen aus Buchenwald Ein Lesebuch Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 574 5 Harry Stein Gedenkstatte Buchenwald Hrsg Konzentrationslager Buchenwald 1937 1945 Begleitband zur standigen historischen Ausstellung Wallstein Verlag Gottingen 1999 ISBN 978 3 89244 222 6 Buchenwald Ein Konzentrationslager Bericht der ehemaligen KZ Haftlinge Emil Carlebach Paul Grunewald Helmut Roder Willy Schmidt Walter Vielhauer hrsg im Auftrag der Lagergemeinschaft Buchenwald Dora der Bundesrepublik Deutschland 2 Auflage Roderberg im Pahl Rugenstein Verlag Koln 1991 ISBN 978 3 87682 786 5 Weblinks BearbeitenWinfried R Garscha Heimo Halbrainer Claudia Kuretsidis Haider Rudolf Watzek Mischan Zentrale osterreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz abgerufen am 21 Juli 2013 Bericht uber den Prozess gegen Sommer Kriegsverbrecher Schwarze Handschuhe In Der Spiegel 40 1956 3 Oktober 1956 S 25 abgerufen am 25 Juni 2019 Bunker Um den Geist zu zerbrechen Weiterfuhrende Texte Ein Tater SS Hauptscharfuhrer Sommer PDF 164 kB In buchenwald videoprojekt de 4 Oktober 2004 archiviert vom Original am 29 September 2007 abgerufen am 11 Mai 2020 Andreas Eichmuller Keine Generalamnestie Oldenbourg 2012 179 S 185 ff pdf 5 MB zum Vorsitzenden Richter in diesem Prozess Adolf Paulus siehe 214 Fussnote 250Einzelnachweise Bearbeiten Justiz und NS Verbrechen Bd XIV Verfahren Nr 438 464 1956 1958 Lfd Nr 464a LG Bayreuth 3 Juli 1958 JuNSV Bd XIV hier S 814 815 Einzelheiten zu dem Verfahren mit Verweis auf die von Konrad Morgen verfasste Anklageschrift in Herlinde Pauer Studer J David Velleman Weil ich nun mal Gerechtigkeitsfanatiker bin Der Fall des SS Richters Konrad Morgen Berlin 2017 ISBN 978 3 518 42599 2 S 155 ff 249 ff a b c Bernd Mayer Martin Sommers unfassbares Leben in Heimatkurier 1 2007 des Nordbayerischen Kuriers S 12 f Urteilsbegrundung in Justiz und NS Verbrechen Band 14 Lfd Nr 464a LG Bayreuth 3 Juli 1958 JuNSV Bd XIV S 809 ff Ks 3 57 Universiteit van Amsterdam abgerufen am 3 Januar 2021 Marc von Miquel Ahnden oder amnestieren Westdeutsche Justiz und Vergangenheitspolitik in den sechziger Jahren Norbert Frei Hrsg Beitrage zur Geschichte des 20 Jahrhunderts Band 1 Wallstein Verlag Gottingen 2004 ISBN 3 89244 748 9 S 146 149 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Thomas Greif Martin Sommer 1915 1988 war der Henker von Buchenwald In Thomas Greif Hrsg Kaiser Kanzler Rummelsberger 21 Fussnoten deutscher Geschichte Begleitband zur Ausstellung im Diakoniemuseum Rummelsberg Lindenberg im Allgau 2017 S 165 177 hier S 170 176 Normdaten Person GND 128955511 lobid OGND AKS VIAF 10911895 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sommer MartinALTERNATIVNAMEN Sommer Walter Gerhard MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher Aufseher im KZ Buchenwald und SS HauptscharfuhrerGEBURTSDATUM 8 Februar 1915GEBURTSORT SchkolenSTERBEDATUM 7 Juni 1988STERBEORT Schwarzenbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Sommer SS Mitglied amp oldid 236991212