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Karl Constant Erich Molitor 3 Oktober 1886 in Gottingen 24 Februar 1963 in Wiesbaden war ein deutscher Jurist und Universitatsprofessor Von 1949 bis 1953 war er Prasident des Obersten Arbeitsgerichts von Rheinland Pfalz Er gilt als einer der Begrunder der modernen Arbeitsrechtswissenschaft 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMolitors Vater Karl war ab 1891 Direktor der Universitatsbibliothek Munster Nach dem Schulbesuch am Munsteraner Paulinum studierte er Rechtswissenschaft in Lausanne Strassburg Munchen Berlin und Munster 1910 wurde er bei Rudolf His zum Dr jur promoviert Anschliessend war er Richter an einem Landgericht Interessehalber besuchte er das Rechtsgeschichtliche Seminar von Konrad Beyerle an der Georg August Universitat Gottingen wo er mit Heinrich von Minnigerode und Otto Schreiber befreundet war 2 1914 habilitierte er sich in Munster fur Deutsche Rechtsgeschichte und Deutsches Burgerliches Recht Nach einer Lehrstuhlvertretung in Marburg begann er ab 1922 in Leipzig zu lehren 1930 folgte er einem Ruf nach Greifswald als Nachfolger von Franz Beyerle Eine Berufung nach Halle scheiterte 1937 aus weltanschaulichen Grunden da sich Molitor zuvor fur seinen judischen Professorenkollegen Josef Juncker eingesetzt 3 sowie bei anderer Gelegenheit offentlich die nationalsozialistischen Blut und Boden Ideologie missbilligt hatte 4 Gleichwohl gehorte er der Akademie fur Deutsches Recht an 5 trat 1941 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 7 370 596 und wurde Mitglied im NS Dozentenbund 1942 ubernahm er das Amt des Dekans der Rechts und Staatswissenschaftlichen Fakultat in Greifswald Nach Kriegsende verliess er 1946 unter Ausschlagung eines Angebots der Universitat Rostock 6 die sowjetische Besatzungszone und wechselte an die Johannes Gutenberg Universitat Mainz Dort war er sogleich Dekan der Rechts und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat darauffolgend bis 1948 Prodekan Molitor wurde 1949 zum Prasidenten des Obersten Arbeitsgerichts von Rheinland Pfalz ernannt einer landesweit zustandigen Revisionsinstanz gegen Urteile des Landesarbeitsgerichts Rheinland Pfalz die mit der Grundung des Bundesarbeitsgerichts 1953 aufgelost wurde Fur seine Verdienste wurde Molitor 1956 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet Molitor war seit 1921 verheiratet mit Maria Georgina Elisabeth Gerdrud Peters 1900 1988 deren Bruder Hans und Karl Peters waren ebenfalls bekannte Rechtswissenschaftler Einer seiner vier Sohne Karl Molitor 1928 2021 Honorarprofessor in Gottingen 7 war Geschaftsfuhrer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie 8 Werk BearbeitenBis 1921 befasste sich Molitor ausschliesslich mit Themen der deutschen Rechtsgeschichte erst mit seiner Berufung nach Leipzig erweiterten sich seine Interessen hin zum Arbeitsrecht 9 Zunachst forschte er zur Rolle der Stande in der mittelalterlichen Gesellschaft insbesondere zu den Ministerialen sowie zur Geschichte der Kodifikationsidee anhand des Mecklenburgischen Landrechts von David Mevius seine Untersuchung zur Reichsreformbewegung in geistes und kulturgeschichtlicher Hinsicht gilt als Pionierleistung 10 Bezuglich des Sachsenspiegels vertrat er erstmals die Theorie das Rechtsbuch sei nicht in einem Wurf entstanden sondern stelle einen Urtext mit mehreren spateren Einschuben und Uberarbeitungen Eike von Repgows oder anderer Bearbeiter dar diese aufsehenerregende 11 These wurde zunachst vielfach abgelehnt gilt aber mittlerweile durch die neuere Sachsenspiegel Forschung als bestatigt 12 13 In seinen arbeitsrechtlichen Untersuchungen verfolgte Molitor den Ansatz die Dogmatik des Arbeitsrechts aus der traditionellen Dogmatik des allgemeinen Zivilrechts zu konstruieren 14 Unter Molitors Agide wurde das ursprunglich von Erwin Jacobi gegrundete Leipziger Institut fur Arbeitsrecht zu einem Zentrum der damals noch jungen Disziplin der Arbeitsrechtswissenschaft 15 Spatestens seit der Veroffentlichung von Die Kundigung 1935 war Molitor auf dem Gebiet des Arbeitsrecht eine Autoritat 16 In dieser Monografie entwickelte er die Dogmatik der arbeitsrechtlichen Kundigung in engem Zusammenhang mit der allgemein zivilrechtlichen Dogmatik der Kundigung wie sie zum Beispiel im Mietrecht auftaucht 17 Auch die Ausgestaltung des Arbeitsverhaltnisses als personenrechtliches Verhaltnis wie sie das Bundesarbeitsgericht seit 1962 seiner Rechtsprechung zugrunde legt geht auf eine Arbeit von Erich Molitor aus dem Jahr 1931 zuruck 18 19 In seiner Mainzer Zeit betrieb Molitor zunehmend rechtsvergleichende Studien insbesondere zum italienischen Arbeitsrecht 20 die ihn zu einem uber die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Rechtswissenschaftler werden liessen 21 Seine 1949 veroffentlichte Darstellung der Grundzuge der neueren Privatrechtsgeschichte wurde zu einem der Standardwerke des rechtswissenschaftlichen Studiums 22 Nach Molitors Tode fuhrte Hans Schlosser das Lehrbuch in mehreren Auflagen weiter Werke Auswahl BearbeitenDie Stande der Freien in Westfalen und der Sachsenspiegel Munster 1910 Dissertation Der Stand der Ministerialen Breslau 1912 Habilitationsschrift Ndr Aalen 1970 Die Reichsreformbestrebungen des 15 Jahrhunderts Breslau 1921 2 Aufl Leipzig 1924 Ndr Aalen 1969 Das Wesen des Arbeitsvertrages Leipzig Erlangen 1925 Das Beschaftigungsverhaltnis im Arbeitsrecht In Neue Zeitschrift fur Arbeitsrecht 1931 S 109 ff Der Entwurf eines mecklenburgischen Landrechts von David Mevius In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 61 1940 S 160 ff Die Kundigung Mannheim Berlin Leipzig 1935 2 Aufl Mannheim 1951 Der Gedankengang des Sachsenspiegels In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 65 1947 S 15 ff Grundzuge der neueren Privatrechtsgeschichte Karlsruhe 1949Literatur BearbeitenNadine Daumichen Erich Molitor Mitbegrunder der neueren Arbeitsrechtswissenschaft Arbeitsverhaltnis und Arbeitsvertrag zu Zeiten der Weimarer Verfassung und des Dritten Reiches Schriften zur Rechtsgeschichte Bd 156 Berlin 2012 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Erich Molitor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hans Schlosser Molitor Erich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 726 f Digitalisat Erich Molitor im Mainzer Professorenkatalog mit Bild Erich Molitor im Professorenkatalog der Universitat Leipzig mit Bild Einzelnachweise Bearbeiten Hans Carl Nipperdey Erich Molitor 70 Jahre In Recht der Arbeit 1956 S 371 f Nadine Daumichen Erich Molitor Mitbegrunder der neueren Arbeitsrechtswissenschaft Berlin 2012 S 22 Nadine Daumichen Erich Molitor Mitbegrunder der neueren Arbeitsrechtswissenschaft Berlin 2012 S 45 f Karl Kroeschell Erich Molitor In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 80 1963 S 594 598 596 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 414 Nadine Daumichen Erich Molitor Mitbegrunder der neueren Arbeitsrechtswissenschaft Berlin 2012 S 53 Prof Dr Dr h c Karl Molitor auf den Seiten der Georg August Universitat Gottingen Bundesarbeitgeberverband Chemie Prof Karl Molitor 75 Jahre alt 21 Mai 2003 Antonio Montaner Gedachtnisansprache In Erich Molitor zum Gedachtnis Mainz 1963 S 5 f Johannes Barmann Erich Molitors rechtshistorisches Werk In Erich Molitor zum Gedachtnis Mainz 1963 S 7 14 12 Karl Kroeschell Erich Molitor In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 80 1963 S 594 598 597 Nadine Daumichen Erich Molitor Mitbegrunder der neueren Arbeitsrechtswissenschaft Berlin 2012 S 129 Vgl Heiner Luck Uber den Sachsenspiegel 2005 S 17 Hellmut Georg Isele Erich Molitor 70 Jahre alt In Recht der Arbeit 1956 S 1710 Antonio Montaner Gedachtnisansprache In Erich Molitor zum Gedachtnis Mainz 1963 S 5 f Karl Kroeschell Erich Molitor In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 80 1963 S 594 598 596 Wilhelm Scheuerle Erich Molitors arbeitsrechtliches Werk In Erich Molitor zum Gedachtnis Mainz 1963 S 15 19 16 Alfred Hueck Erich Molitor In Recht der Arbeit 1963 S 134 Wilhelm Scheuerle Erich Molitors arbeitsrechtliches Werk In Erich Molitor zum Gedachtnis Mainz 1963 S 15 19 16 Gerhard Schnorr Professor Dr Erich Molitor In Arbeit und Recht 11 1963 S 85 Bernhard Volmer Erich Molitor In NJW 1963 S 849 Karl Kroeschell Erich Molitor In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 80 1963 S 594 598 598 Normdaten Person GND 128721103 lobid OGND AKS LCCN n86090857 VIAF 22210187 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Molitor ErichALTERNATIVNAMEN Molitor Karl Constant Erich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und UniversitatsprofessorGEBURTSDATUM 3 Oktober 1886GEBURTSORT GottingenSTERBEDATUM 24 Februar 1963STERBEORT Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Molitor amp oldid 238308453