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Epulopiscium fishelsoni Epulopiscium Gast beim Bankett eines Fisches fishelsoni nach dem Entdecker ist ein ungewohnlich grosses grampositives Bakterium Es lebt symbiotisch im Darm von Doktorfischen wo es beim Abbau von Nahrung hilft die der Fisch aufgenommen hat 1 Die 1985 entdeckte Art galt mit Langen von bis zu 0 6 Millimetern bis zur Entdeckung von Thiomargarita namibiensis 1999 als das grosste bekannte Bakterium Es gibt jedoch daneben auch Zellen die nur 30 µm gross werden so dass es zu 2000 fachen Volumenunterschieden zwischen grossen und kleinen Vertretern der Art kommt 2 Epulopiscium fishelsoniSystematikAbteilung FirmicutesKlasse ClostridiaOrdnung Clostridialesincertae sedisGattung EpulopisciumArt Epulopiscium fishelsoniWissenschaftlicher Name der GattungEpulopisciumMontgomery amp Pollak 1988Wissenschaftlicher Name der ArtEpulopiscium fishelsoniMontgomery amp Pollak 1988Mittlerweile sind einige ahnliche Zellen auch in anderen Doktorfischen entdeckt worden Die Artgrenzen sind beim jetzigen Stand der Forschung nicht eindeutig Daher wird teilweise von Epulopiscium spp oder Morphotypen gesprochen 3 Inhaltsverzeichnis 1 Physiologie 2 Vermehrung 3 Okologie 4 Geschichte und Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksPhysiologie BearbeitenEpulopiscium fishelsoni hat eine einzigartige Anatomie deren Spezifika meist dazu dienen klassische Begrenzungen der Grosse eines Bakteriums zu uberwinden Die Grunde fur die enorme Grosse sind unbekannt Eine mogliche Ursache ist der Schutz gegen bakterienfressende Protisten Die Zellwand ist vielfach eingefaltet um die Oberflache zu maximieren Sie verfugt uber einen Kortex mit Tubuli Vesikeln und anderen Strukturen die normalerweise nur bei Eukaryoten zu finden sind Moglicherweise dienen diese Strukturen dem intrazellularen Transport Damit ware Epulopiscium fishelsoni ein ungewohnliches Beispiel fur konvergente Evolution in Dimensionen von Einzelzellen Epulopiscium fishelsoni Typ B lebt im Darmtrakt des Nasendoktorfisches Naso tonganus und wird 200 300 µm lang und 50 60 µm breit Fur diesen Typ wurde beschrieben dass er hochgradig polyploid ist und bis zu 200 000 Kopien seines Genoms in sich tragt in Abhangigkeit von der Zellgrosse Es ergab sich dabei ein Verhaltnis von einer Kopie des Genoms auf 1 9 µm3 Cytoplasma Im Vergleich zu Bacillus subtilis einem normal grossen Bakterium mit einem Genom auf 0 7 µm3 Cytoplasma liegt das Genom Cytoplasma Verhaltnis also in einer ahnlichen Grossenordnung 4 Die DNA von Epulopiscium fishelsoni Typ B fand sich nahe der Zelloberflache Die Autoren der Studie spekulieren dass dadurch eine schnellere Antwort auf aussere ortliche Reize moglich sei als wenn die Genome in der Mitte der Zelle lagen Auch beim Riesenbakterium Thiomargarita namibiensis findet sich die DNA am Rand der Zelle Hier ist das Stoffwechsel aktive Cytoplasma jedoch durch eine grosse zentrale Vakuole welche 98 des Zellvolumens einnimmt auf einen schmalen Rand begrenzt wahrend bei Epulopiscium fishelsoni das zentrale Cytoplasma anscheinend aktiv ist 4 Durch die Zellgrosse und die hohe Anzahl an Erbgut Kopien hat sich Epulopiscium manche Vorteile eukaryotischer Zellen angeeignet 4 Vermehrung BearbeitenEiner der ungewohnlichsten Aspekte von Epulopiscium fishelsoni ist sein Reproduktionsverhalten Anders als die meisten Bakterien die sich asexuell durch Zellteilung vermehren reproduziert sich Epulopiscium auf eine Weise die vermutlich aus der Sporulation entstanden ist meistens zwei in einem Morphotyp aber auch bis zu zwolf Tochterzellen wachsen in der Mutterzelle heran bis diese sich auflost und die neuen Individuen freigibt 1 nbsp Vermehrungszyklus von Epulopiscium fishelsoni 1 Primordienbildung Anlage zweier Tochterzellen 1 2 in der Elternzelle 1 1 2 3 Wachstum der Tochterzellen 4 Entweichen der Tochterzellen nach aussenObwohl Sporulation unter Bakterien nicht ungewohnlich ist siehe Bacillus subtilis ist sie normalerweise eher ein Mittel in Mangel bzw Stresssituationen als der ubliche Weg der Vermehrung Auch sind die Tochterzellen ublicherweise Ruhestadien wohingegen die freigesetzten Zellen von Epulopiscium bereits aktiv sind Ahnliche Reproduktionswege gehen andere symbiotische Darmbakterien wie z B Metabacterium polyspora die Epulopiscium phylogenetisch nahestehen Moglicherweise ermoglicht Sporulation den Schutz der Tochterindividuen vor den rauen Bedingungen des Verdauungssystems Bei E fishelsoni ahnlichen Endosymbionten wurde auch Vermehrung durch Teilung oder durch Mischformen gefunden 3 Okologie BearbeitenAus den Eingeweiden der meisten Doktorfisch Arten konnten unterschiedliche Stamme von Epulopiscium isoliert werden eine Reinkultur gelang bisher aber nicht Die Beziehung der Doktorfische und Bakterien zueinander wird als Mutualismus eingestuft Der genaue Charakter der Beziehung ist noch unbekannt es wird jedoch als sicher angenommen dass Epulopiscium fishelsoni den Fischen dabei hilft Nahrstoffe aus gefressenen Algen und aus Detritus zu gewinnen Der Tageszyklus von Epulopiscium fishelsoni verlauft synchronisiert mit den taglichen Aktivitaten seines Wirtes Uber Tag wahrend der Doktorfisch Algen aufnimmt wandern die rundlichen kompakten Nukleoide an die Enden der Zelle und beginnen sich zu strecken Wenn sie sich am spaten Nachmittag fruhen Abend auf rund 50 bis 75 der Lange der Zelle ausgedehnt haben beginnt die Sporulation Geschichte und Systematik Bearbeiten1985 wurde vom israelischen Wissenschaftler Lev Fishelson von der Universitat Tel Aviv und Kollegen die Entdeckung eines grossen zigarrenformigen zunachst unbenannten Einzellers veroffentlicht den sie im Darm von Goldtupfen Doktorfischen Acanthurus nigrofuscus aus dem Roten Meer fanden 5 Er konnte eine Grosse von bis zu 0 5 mm erreichen rund die dreifache Lange eines Pantoffeltierchens uber 85 der Zellen waren jedoch kleiner als 0 2 mm Sie hielten ihn aufgrund seiner Grosse fur einen Protisten den sie jedoch keiner bekannten Protistengruppe zuordnen konnten Weitere Grunde fur die Einordnung als Protist waren haarahnliche Strukturen an der Zelloberflache und eine Struktur im Zellinneren die fur einen Zellkern gehalten wurde Der Einzeller kam mit einer Dichte von 20 000 bis 100 000 Zellen pro Milliliter im Darm dieses pflanzenfressenden Doktorfisches vor Die Autoren hielten ihn fur einen symbiotisch mit dem Fisch lebenden Organismus Fur diese Annahme sprach dass sie ihn in jedem von mehreren hundert Exemplaren von Acanthurus nigrofuscus finden konnten Auch in Acanthurus sohal wurde er entdeckt nicht jedoch in mehreren anderen verwandten Arten 5 Die Benennung in Epulopiscium fishelsoni erfolgte in einer Veroffentlichung 1988 2 6 Eine rRNA Analyse durch Pace 1993 ergab dass es sich um ein Bakterium handelt Zwar konnte es in der Folge der Ordnung der Clostridiales zugeordnet werden seine genaue systematische Position darin ist allerdings noch ungeklart Der Gattungsname verweist auf die symbiotische Lebensweise und bedeutet so viel wie Gast beim Bankett eines Fisches das Artepitheton ehrt den Entdecker Lev Fishelson Bei einer Untersuchung der Darmflora von Riff Fischen im Pazifik wurden in Doktorfischen eine Reihe ahnlicher Einzeller gefunden Sie wurden aufgrund ihrer Grosse und ihres Reproduktionsverhaltens klassifiziert Grosse Zellen ahnlich Epulopiscium fishelsoni wurden zum Beispiel wiederum im Goldtupfen Doktorfisch A nigrofuscus und im Blaustreifen Doktorfisch Acanthurus lineatus gefunden Sie werden als A Morphotyp bezeichnet 3 Mittlerweile sind uber zehn Morphotypen bekannt Da die Zuordnung zu Arten noch unklar ist wurden sie in ihrer Gesamtheit hilfsweise als Epulos bezeichnet 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b Esther R Angert Alternatives to binary fission in bacteria Nature Reviews Microbiology 3 214 224 March 2005 doi 10 1038 nrmicro1096 a b c V Bresler W L Montgomery L Fishelson and P E Pollak 1998 Gigantism in a bacterium Epulopiscium fishelsoni correlates with complex patterns in arrangement quantitiy and segregation of DNA In J Bacteriol 180 21 5601 11 PMID 9791108 PDF freier Volltextzugriff a b c Website von Esther Angert an der Cornell University hier a b c Mendell JE et al 2008 Extreme polyploidy in a large bacterium In Proc Natl Acad Sci USA 105 18 6730 4 PMID 18445653 doi 10 1073 pnas 0707522105 a b Lev Fishelson W Linn Montgomery und Arthur A Myrberg Jr 1985 A Unique Symbiosis in the Gut of Tropical Herbivorous Surgeonfish Acanthuridae Teleostei from the Red Sea Science 229 4708 49 51 doi 10 1126 science 229 4708 49 W L Montgomery P E Pollak 1988 Epulopiscium fishelsoni N G N Sp a protist of uncertain taxonomic affinities from the gut of an herbivorous reef fish In J Protozool 35 565 569 Zitiert nach Bresler et al 1998 Weblinks BearbeitenDr Esther Angerts Seite uber Epulopiscium Jean Euzeby Aidan C Parte Some prokaryotic names without standing in nomenclature Epulopiscium fishelsoni In List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN Abgerufen am 4 Januar 2014 Taxonomy Browser Epulopiscium fishelsoni In Webseite des National Center for Biotechnology Information NCBI Abgerufen am 4 Januar 2014 Eintrag zu Epulopiscium im MicrobeWiki des Kenyon College Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Epulopiscium fishelsoni amp oldid 210730978