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Die Entwicklung der Personlichkeit und des Selbstkonzepts ist ein Aspekt der psychischen Entwicklung des Individuums Sie meint eine langfristige differenzielle Veranderung von Personlichkeitseigenschaften Das Wissen um das was die eigene Person ausmacht nimmt zu Die Struktur des selbstbezogenen Wissens entwickelt sich parallel zu kognitiven und verbalen Fahigkeiten wodurch dem Individuum immer mehr Voraussetzungen zur Entwicklung des Selbstkonzepts zur Verfugung stehen Die Erforschung des Selbstkonzepts und der Personlichkeit sind Teil der Psychologie genauer der Entwicklungspsychologie und der Personlichkeitstheorie Beide versuchen unter anderem die Frage zu beantworten warum Menschen sich verandern und doch bleiben wer sie sind Lange ging die Psychologie davon aus dass sich die Personlichkeit und das Selbst eines Menschen in der Kindheit und der Jugend herausbilden und sich im Erwachsenenalter dann nicht mehr verandern Im Zuge der Durchsetzung der Lebensspannenpsychologie wurden zahlreiche Studien durchgefuhrt die die Moglichkeit von Veranderungen auch im hoheren Erwachsenenalter und im Alter nahelegen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Begrifflichkeit 1 1 Die Begriffe Selbst Selbstkonzept und Personlichkeit 1 2 Entwicklung 2 Theorien der Selbstkonzeptentwicklung 2 1 Die Ansatze von Freud Erikson und Marcia 2 2 Aktuelle Ansatze 3 Theorien der Personlichkeitsentwicklung 4 Entwicklung des Selbst und der Personlichkeit uber die Lebensspanne 4 1 Anfange des Selbst in der fruhen Kindheit 4 2 Das Selbst im Schulkindalter 4 3 Das Selbst in der Jugend 4 4 Das Selbst im Erwachsenenalter 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseBegrifflichkeit BearbeitenDie Begriffe Selbst Selbstkonzept und Personlichkeit Bearbeiten Unter dem Begriff Personlichkeit versteht man die Gesamtheit der Eigenschaften und Verhaltensdispositionen eines Menschen die ihn zeitlich relativ stabil und uber verschiedene Situationen hinweg charakterisieren und von anderen unterscheiden 2 Zur Beschreibung der Personlichkeit im Jugend und Erwachsenenalter haben Funf Faktoren Modelle die weiteste Verbreitung gefunden die sogenannten Big Five 3 Im Unterschied zur beschreibend strukturierenden Perspektive der Personlichkeitspsychologie ist mit der Untersuchung des Selbst bzw des Selbstkonzepts die Frage verbunden warum Menschen so sind wie sie sind Unter dem Begriff des Selbst versteht man die Inhalte des Wissens die das Individuum uber die eigene Person entwickelt und die kognitiven Prozesse durch die dieses Wissen erworben wird 2 Es ist wichtig zu betonen dass man sich bei dem Selbst nicht eine Person in der Person vorstellen darf kein Ich das etwas will oder tut Stattdessen ist eine komplexe und abstrakte Struktur aus miteinander vernetzten Inhalten und Prozessen gemeint 4 Deshalb wird in der Psychologie heute statt vom Selbst in Anfuhrungszeichen lieber vom Selbstkonzept bzw von Selbstkonzepten gesprochen damit nicht der Eindruck entsteht dass Selbst sei eine Entitat oder Essenz wie in der Psychoanalyse das Ich Unter dem Selbstkonzept wird die Gesamtheit der auf die eigene Person bezogenen Beurteilungen und Bewertungen eines Individuums verstanden also die Gesamtheit der Einstellungen zu sich selbst 5 Wer bin ich und was macht mich als Person aus uber die Relevanz dieser Frage herrscht in der Psychologie Einigkeit und die meisten entsprechenden Lehrbucher behandeln das Thema Personlichkeit und Selbst systematisch und ausfuhrlich Trotz einer langen Forschungshistorie gibt es aber immer noch keine Einigkeit uber die Begrifflichkeit die dem Thema am ehesten angemessen ist geht es um die Suche nach Identitat oder die Entwicklung des Ich eines Selbst eines Selbstkonzepts oder einer eigenen Personlichkeit Die Begriffe stammen oft aus unterschiedlichen psychologischen Traditionen und beruhen auf dem jeweiligen Menschenbild werden manchmal dennoch ohne Erlauterungen synonym verwendet oft aber auch verschieden definiert So stammt der Begriff des Ego des Ich genauso aus der Psychoanalyse wie der Identitatsbegriff Eriksons der jedoch nicht zu verwechseln ist mit dem sozialkonstruktivistischen Identitatsbegriff George Herbert Meads 6 Aktuelle Studien und Theorien der Entwicklungspsychologie verwenden die Begriffe Personlichkeit Selbst und Selbstkonzept Entwicklung Bearbeiten Psychische Entwicklung meint die regelhafte gerichtete langerfristige Veranderung im Erleben und Verhalten eines Individuums uber die gesamte Lebensspanne 3 Es ist also die Individualentwicklung Ontogenese gemeint nicht die Entwicklung des Psychischen in der Stammesentwicklung des Menschen Phylogenese oder Anthropogenese Damit Veranderungen als Entwicklung gelten konnen durfen sie nicht durch Zufall verursacht sein sondern mussen systematisch auseinander hervorgehen 3 Weniger einig sind sich Entwicklungspsychologen darin worauf die Entwicklung gerichtet ist Lange sah man die Veranderungen nur als Hoherentwicklung als Zuwachs von Fahigkeiten Heute geht man mehrheitlich davon aus dass Entwicklung sowohl Gewinn als auch Verlust sowohl Aufbau als auch Abbau von Fahigkeiten umfasst Anfangs untersuchte die Entwicklungspsychologie fast nur das Kindes und Jugendalter heute steht die Entwicklung uber die gesamte Lebensspanne im Fokus Mit dem Entwicklungsbegriff stehen weitere Konzepte im Zusammenhang so Reifung Pragung Stabilitat und Kontinuitat Theorien der Selbstkonzeptentwicklung BearbeitenWilliam James beschrieb in einem der ersten psychologischen Lehrbucher 1890 das Selbst als duales System er unterschied das Selbst als erkennendes Subjekt I vom Selbst als Objekt der Erkenntnis Me Der erste Aspekt bezieht sich auf die Merkmale des Individuums die mit seinem Verhalten zu tun haben also die Personlichkeit Der zweite Aspekt meint das Selbstkonzept und Identitat das Wissen uber die eigene Person 3 Das Selbstkonzept setzt sich nach James aus verschiedenen Bereichen zusammen Das materielle Selbst das Wissen um den eigenen Korper das spirituelle Selbst Wissen um die eigenen geistlichen Eigenschaften und das soziale Selbst das Wissen um die Sicht anderer auf sich selbst 7 Diese Konzeption hat auch aktuelle Modelle der Selbstkonzeptforschung gepragt Der Aspekt des sozialen Selbst wurde vom symbolischen Interaktionismus aufgenommen und fortgefuhrt Fur Charles Cooley 1902 spiegelt das Selbstkonzept die wahrgenommenen Zuschreibungen anderer wider er nannte es das Looking glass self Wichtiger als das was andere uber mich denken ist wovon ich uberzeugt bin dass sie es denken Dafur spielt nach George Herbert Mead 1934 die Fahigkeit zur Perspektivubernahme eine entscheidende Rolle dadurch kann man sich selbst aus der Sicht anderer wahrnehmen Die Ansatze von Freud Erikson und Marcia Bearbeiten Die Psychoanalyse hat eine ganz andere Sicht auf das Selbst und seine Entwicklung Zentral sind dafur innerpsychische Konflikte bzw die Losung dieser Nach Freud 1930 1933 prallen die Wunsche des Es mit den Normen des Uber Ich aufeinander die vermittelnde realitatsbezogene Instanz des Ich hat den Konflikt zu losen Erikson 1974 1988 betrachtet die Entwicklung des Selbst als eine stufenformige Abfolge normativer psychosozialer Konfliktsituationen die an das Lebensalter gekoppelt sind Bewaltigt das Kind Aufgaben fruher Stufen erwirbt es also zum Beispiel Urvertrauen erlebt Autonomie etc hat es die Basis fur die Entwicklung eines koharenten Selbstbildes einer eigenen Identitat geschaffen Die Identitatsbildung ist nach Erikson die wichtigste Entwicklungsaufgabe des Jugendalters sie hort damit aber nicht auf 7 Marcia 1980 hat das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung von Erikson weiterentwickelt Der Identitatsstatus ergibt sich aus zwei Dimensionen Commitment der Selbstverpflichtung und Exploration der Suche nach Moglichkeiten in einer Krise Im Status der diffusen Identitat hat das Individuum keine klare Vorstellung von sich selbst In der ubernommenen Identitat hat das Individuum Werte und Ziele von Autoritatspersonen ubernommen ohne Alternativen zu erwagen Ein wichtiger Schritt der Identitatsentwicklung geschieht mit dem Eintreten einer Krise Unterschiedliche Werte und Zielvorstellungen werden gegeneinander abgewogen Im Stadium der erarbeiteten Identitat hat sich das Individuum nach grundlicher Abwagung vieler Alternativen auf eine Identitat festgelegt fuhlt sich an entsprechende Werte und Ziele gebunden Im Unterschied zu Erikson geht Marcia davon aus dass Individuen auch zwischen den Stadien wechseln konnen dass es keinen einheitlichen Verlauf von niedrigen zu hoheren Stufen gibt Die erarbeitete Identitat ist das stabilste Stadium 7 Aktuelle Ansatze Bearbeiten Mitte der 1970er Jahre legten Shavelson Hubner und Stanton 1976 ein hierarchisches Modell des Selbstkonzepts vor das sich vor allem durch Mehrdimensionalitat und ein strukturiertes Gefuge auszeichnet Es geht davon aus dass das Selbstkonzept komplex und in mehrere Ebenen unterteilt ist Das Modell wurde mehrfach uberarbeitet in zahlreichen empirischen Studien jedoch in seiner Gultigkeit weitgehend bestatigt 7 Informationstheoretische Modelle stellen die Annahme in den Vordergrund dass der Mensch das eigene Wissen aktiv konstruiert Die Verarbeitung der Informationen geschieht in unterschiedlichen Phasen Das Selbst ist dann das jeweils aktuelle Ergebnis der Verarbeitung selbstbezogener Informationen Ein solches Modell legte 1984 Sigrun Heide Filipp vor in dem sie gleichzeitig den Prozess der Selbstkonzeptentwicklung wie auch das Selbstkonzept als Produkt erklaren will Die Quellen selbstbezogenen Wissens konnen sein Informationen durch andere Personen direkt oder indirekt Vergleiche mit anderen sowie ab der spaten Kindheit Nachdenken uber sich selbst unter Bezugnahme auf vergangene oder in der Zukunft erwartete Selbst Erfahrungen 7 Theorien der Personlichkeitsentwicklung BearbeitenDas Selbst als die Gesamtheit selbstbezogenen Wissens ist mindestens zum Teil ein Abbild dessen was die Person wirklich ausmacht d h ihrer objektiven Eigenschaften und Kompetenzen ihrer Personlichkeit Entsprechend folgt die Entwicklung des Selbstkonzepts also der Personlichkeitsentwicklung Dabei lassen sich drei theoretische Paradigmen unterscheiden Das erste Paradigma setzt an der Messung der Personlichkeitseigenschaften an das bekannteste Beispiel ist das 5 Faktoren Modell nach McCrae und Costa 1997 die sogenannten Big Five Sie unterscheiden funf Hauptdimensionen der Personlichkeit Offenheit fur Erfahrungen Gewissenhaftigkeit Extraversion Vertraglichkeit und Neurotizismus Nach Auffassung von McCrae und Costa sind sie im Wesentlichen genetisch determiniert reifen uber die gesamte Lebensspanne und fuhren zu spezifischen Einstellungen Interessen Gewohnheiten und Selbstkonzepten 8 Das zweite Paradigma stellt den Einfluss der sozialen Umwelt auf die Personlichkeitsentwicklung in den Mittelpunkt altersabhangige Veranderungen in der Personlichkeit gehen gemass solchen Theorien auf systematische Veranderungen in der Beziehung zur sozialen Umwelt zuruck Eine Position dazwischen nehmen Theorien ein die die Personlichkeitseigenschaften uber die Lebensspanne hinweg fur einigermassen stabil halten und zugleich die Veranderbarkeit der Person betonen Person und Umwelt entwickeln sich gemass diesen Theorien also in gegenseitiger Beeinflussung 8 Methodisch an Kohlberg orientiert hat Jane Loevinger 1976 1997 mithilfe eines offenen Erhebungsverfahrens ihre Theorie der Ego Entwicklung erarbeitet in ihrer Veroffentlichung von 1997 selber Personlichkeitsentwicklung genannt Sie verortet den Beginn der Entwicklung sehr allgemein im Nebel des Kleinkindalters in the mists of infancy 1997 S 203 und charakterisiert die weitere Entwicklung in einem normativen Phasenmodell mit acht Stufen die jeweils aufeinander aufbauen Sie geht jedoch davon aus dass nicht jeder alle Stufen erreicht insbesondere nicht die letzte Stufe der Integration die durch die volle Entfaltung der Personlichkeit charakterisiert ist und selten zu beobachten sei 9 Andere nehmen die Konfrontation mit und die Bewaltigung von Entwicklungsaufgaben und kritischen Lebensereignissen zum Ausgangspunkt ihrer Theorien zur Personlichkeits und Selbstkonzeptentwicklung Schon 1948 beschrieb Robert J Havighurst sein Konzept der Entwicklungsaufgaben Diese sind teils universell teils kulturspezifisch teils selbst definiert und sind an bestimmte Zeitraume der Lebensspanne gekoppelt Die Bewaltigung der Aufgaben ist Voraussetzung fur eine gesunde Weiterentwicklung der Personlichkeit Die Ahnlichkeit mit dem Konzept der Entwicklungskrisen bei Erikson ist auffallig 9 Entwicklung des Selbst und der Personlichkeit uber die Lebensspanne BearbeitenAnfange des Selbst in der fruhen Kindheit Bearbeiten Erste Fahigkeiten der vorbegrifflichen Unterscheidung von Selbst und Nicht Selbst finden sich schon bei Sauglingen ab drei Monaten Sie konnen zwischen dem eigenen Gesicht und einem fremden Gesicht unterscheiden beim Betrachten von Videoaufnahmen mit Sauglingen zeigen sie mehr Interesse fur das Gesicht eines fremden Kindes als fur das eigene Gesicht Dass Kleinkinder eine erste konzeptuelle Vorstellung von sich selbst haben zeigt sich im Laufe des zweiten Lebensjahres ab etwa 18 Monaten bestehen Kinder den sogenannten Rouge Test Bringt man dem Kind ohne dass es das bemerkt einen roten Fleck im Gesicht an und setzt man es dann vor einen Spiegel so fasst es sich ins Gesicht und versucht den Farbtupfer zu entfernen wahrend jungere Kinder den Fleck auf dem Spiegel wegzuwischen versuchen Nach diesem Meilenstein in der Selbstentwicklung beginnen Kinder am Ende des zweiten Lebensjahres damit sich in Gesprachen mit dem eigenen Namen auf sich selbst zu beziehen und Personalpronomina wie ich und du zu verwenden m a W die linguistische Kompetenz zu entwickeln auf sich selbst zu referieren Mit 14 Monaten konnen Kinder bereits sicher zwischen sich und anderen differenzieren 7 Diese fruhen Formen des Selbst beziehen sich zunachst alle nur auf die Gegenwart synchrones Selbstkonzept ein zeitlich uberdauerndes diachrones Selbstkonzept setzt die Entwicklung eines autobiographischen Gedachtnisses voraus das geschieht mit etwa vier Jahren Dies konnte durch einen modifizierten Rouge Test und durch die Analyse kindlicher Erzahlungen ermittelt werden Ab dem Vorschulalter sind Kinder in der Lage sich aus einer fremden Perspektive zu betrachten Neben das Real Selbst die subjektive Beurteilung der eigenen Person tritt jetzt das Fremd Soll Selbst das Erwartungen anderer an die eigene Person umfasst Grosse Diskrepanzen zwischen beiden lassen im Kind negative Emotionen der Schuld und Scham aufkommen 7 Das Selbstkonzept ist in diesem Altersabschnitt noch recht unstrukturiert besteht aus relativ unzusammenhangenden Selbstaspekten zum Beispiel physischen Eigenschaften Augenfarbe Lieblingsaktivitaten ich spiele gern mit Puppen sozialen und physischen Eigenschaften Vorschulkinder beschreiben sich selbst in einem unrealistischen Masse positiv und die Reprasentation ihres Selbst ist gekennzeichnet durch das Alles oder Nichts Prinzip d h ein Kind dieser Altersstufe kann es sich nicht vorstellen gleichzeitig gute und schlechte Eigenschaften zu besitzen zum Beispiel lieb und auch fies sein zu konnen 7 Das Selbst im Schulkindalter Bearbeiten Mit dem Beginn der Schulzeit wird die Gruppe der Gleichaltrigen wichtiger und soziale Vergleiche werden zur entscheidenden Quelle selbstbezogenen Wissens komparative Pradikatenselbstzuweisung leistungsbezogene Vergleiche werden relevanter Bei Fahigkeitsselbstkonzepten kommt es haufig zum sogenannten Fischteicheffekt Big fish little pond effect er bezieht sich darauf dass eigene Leistungen im Umfeld eher leistungsschwacherer Kinder das Fahigkeitsselbstkonzept steigern in einer Gruppe leistungsstarkerer Kinder ist das umgekehrt Es konnte gezeigt werden dass dieser Effekt unabhangig von der jeweiligen Kultur auftritt Das Selbstkonzept wird bei Schulkindern abstrakter und systematischer auch tritt die hierarchische Struktur immer deutlicher hervor in Konzepten hoherer Ordnung zum Beispiel traits bzw Personlichkeitseigenschaften werden spezifische Verhaltensweisen auf niedrigerer Ebene integriert 7 Das Selbst in der Jugend Bearbeiten Gerade in der Jugend geht es um Selbst und Identitatsfindung Eine erhohte Selbstaufmerksamkeit und ein hohes Mass an Selbstreflexion sind fur die Altersstufe typisch Das Selbstkonzept wird jetzt durch vergangene und in der Zukunft erwartete Selbsterfahrungen bereichert Informationen aus der eigenen Biografie sind also eine neue Quelle selbstbezogenen Wissens Das fuhrt auch zur Ausbildung eines Personlichkeitskonzepts Das eigene Selbst kann jetzt differenzierter gesehen werden und es ist den Jugendlichen moglich positive und negative Aspekte des Selbstkonzepts einander zu verbinden und abhangig vom sozialen Kontext zu sehen gegenuber meinen Freunden bin ich rucksichtsvoll bei Sportwettbewerben kann ich aber auch egoistisch sein Verhaltensunterschiede konnen zunehmend auf unterschiedliche soziale Rollen zuruckgefuhrt werden So wird das Selbstbild auf der einen Seite immer differenzierter andererseits wird auch das Bedurfnis grosser herauszufinden was das wahre Ich ist 7 Die korperliche Entwicklung in der Pubertat ruckt das Korperselbstkonzept in den Fokus Es besteht aus vier Aspekten sportliche Kompetenz Attraktivitat Fitness und physische Kraft Jungen erzielen in allen Bereichen des Korperselbstkonzepts positivere Werte als Madchen Madchen schatzen sich deutlich negativer ein dazu tragt auch die Internalisierung unrealistischer und uberhohter weiblicher Schonheitsideale bei Das negative Korperselbstbild wird mit Essstorungen und Depressionen in Verbindung gebracht Die Entwicklung des Selbst im Jugendalter wird entscheidend auch durch die Loslosung vom Elternhaus gepragt Jugendliche bestimmen ihre Erfahrungsraume jetzt selbst und damit auch das was sie uber sich selbst erfahren Die Aufrechterhaltung einer Verbundenheit mit den Eltern scheint aber fur die Entwicklung des Selbst und die spatere psychische Gesundheit wichtig zu sein Die Forschung zum Selbstkonzept hat zuletzt auch die Bedeutung des Internets und der sozialen Medien in den Blick genommen die aus dem Leben von Jugendlichen kaum mehr wegzudenken sind Fur die Forschung ist die Frage besonders interessant inwieweit sich die virtuelle Lebenswelt auf die Identitatsbildung und Selbstkonzeptentwicklung auswirkt 7 Das Selbst im Erwachsenenalter Bearbeiten Lange ging die Entwicklungspsychologie davon aus dass der Mensch bei Eintritt ins Erwachsenenleben entwickelt ist Das Verhalten sollte jetzt verstarkt von den weitgehend stabil gedachten Eigenschaften der Personlichkeit gepragt sein die im Selbstkonzept insgesamt zutreffend abgebildet wurden Dieser Ansatz vernachlassigt jedoch die Bedeutung des Selbst als Entwicklungsbedingung Leben hat immer auch zum Ziel unserer Entwicklung und also auch unserem Selbst eine bestimmte Form zu geben Das setzt allerdings auch voraus dass das Individuum Vorstellungen entwickelt hat wie es sein sollte und wie die weitere Entwicklung verlaufen konnte wenn es sogenannte possible selves entwickelt hat 10 Im mittleren Erwachsenenalter erleben Menschen die hochste Autonomie Sie haben sich ihr Leben passend zu ihrem Selbstbild eingerichtet und erleben sich als Gestalter ihres eigenen Lebens Ihr Selbstkonzept ist immer komplexer und besser integriert geworden Menschen sind in dieser Lebensphase am besten in der Lage positive und negative Emotionen miteinander in Einklang zu bringen Unter gunstigen Bedingungen mundet diese Integration von verschiedenen Lebenserfahrungen zu selbstbezogener Weisheit nicht gemeint ist zu allgemeiner Weisheit das bedeutet Einsicht und Urteilsfahigkeit auch bei schwierigen Fragen des Lebens Gerade im Erwachsenenalter sind possible selves eine wichtige Motivation zum Handeln weil hier deutlich wird dass es fur bestimmte Ziele jetzt an der Zeit ist weil das Leben endlich ist Die Vorstellungen von der Zukunft sind realitatsangemessener und ausgerichtet auf die jeweilige Rolle Beruf Familie und Verantwortlichkeit Indem Erwachsene ihre possible selves immer wieder an ihre Moglichkeiten anpassen konnen bleibt der personliche Selbstwert also die Einstellung die eine Person sich selbst gegenuber hat in dieser Lebensspanne hoch er erhoht sich am starksten zwischen 22 und 30 Jahren und bleibt dann insgesamt stabil Seine Spitze erreicht der Selbstwert mit etwa 60 Jahren und fallt dann ab Das liegt an der zunehmend ungunstigeren Gewinn Verlust Bilanz bedingt durch eventuelle gesundheitliche Einschrankungen und den abnehmenden sozio okonomischen Status alterer Menschen Moglicherweise sterben bedeutende Bezugspersonen und auch die Angst vor dem eigenen Tod kann belastend sein Dass das Selbst trotzdem relativ stabil bleibt ist nicht leicht zu erklaren Es werden zwei Verteidigungslinien unterschieden Die erste Linie ist von der Zuruckweisung der bedrohlichen Information gepragt die Person nimmt einfach nicht zur Kenntnis was die Kontinuitat des Selbstbildes bedrohen konnte Die zweite Verteidigungslinie verlauft entlang einer Neubewertung scheinbar unerfreulicher Ereignisse die dann als gar nicht mehr so negativ empfunden werden Schliesslich gibt es auch eine adaptive Entwicklungsdynamik des Selbst die dafur sorgt dass das Selbst stabil bleibt ohne dass reale Veranderungen ignoriert wurden So wird eine angemessene Anpassung des eigenen Handelns an veranderte Bedingungen ermoglicht 10 Die Frage ob sich Personlichkeitseigenschaften im Erwachsenenalter noch andern wird in der Forschung kontrovers diskutiert Einerseits wird in Metaanalysen Ferguson 2018 festgestellt dass sich die Personlichkeit im fruhen Erwachsenenalter konsolidiert und bis ins hohe Erwachsenenalter stabil bleibt Andere Forschungen die auf Metaanalysen von Studien uber Veranderungen der Big Five uber die Lebensspanne beruhen Roberts u a 2006 zeigen bedeutende Personlichkeitsveranderungen auch im Erwachsenenalter So nehmen insbesondere die emotionale Stabilitat Gewissenhaftigkeit und Vertraglichkeit mit dem Alter zu auch die Facetten Dominanz und Selbstsicherheit des Faktors Extraversion nehmen zu wahrend die Facetten Geselligkeit und Aktivitat uber die Lebensspanne abnehmen Noch deutlicher werden die altersabhangigen Unterschiede wenn man sich nicht auf Selbstangaben in Fragebogen stutzt sondern auf Verhaltensbeobachtungen 1 Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf Siehe auch BearbeitenDifferentielle und PersonlichkeitspsychologieLiteratur BearbeitenLieselotte Ahnert Hrsg Theorien in der Entwicklungspsychologie Springer Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 34804 4 Jens B Asendorpf Personlichkeit was uns ausmacht und warum Springer Berlin Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 56105 8 Jens B Asendorpf Personlichkeitspsychologie fur Bachelor 4 vollstandig uberarbeitete Auflage Springer Berlin Heidelberg 2019 ISBN 978 3 662 57612 0 August Flammer Entwicklungstheorien Psychologische Theorien der menschlichen Entwicklung 4 vollstandig uberarbeitete Auflage Hans Huber Bern 2009 ISBN 978 3 456 84607 1 Werner Greve Tamara Thomsen Entwicklungspsychologie Eine Einfuhrung in die Erklarung menschlicher Entwicklung Springer Berlin Heidelberg 2019 ISBN 978 3 531 17006 0 Bettina Hannover Werner Greve Selbst und Personlichkeit In Wolfgang Schneider Ulman Lindenberger Hrsg Entwicklungspsychologie 7 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2012 S 543 578 Gerd Juttemann Hans Thomae Hrsg Personlichkeit und Entwicklung 5 Aufl Beltz Weinheim Basel 2006 ISBN 3 407 22113 4 Gunter Krampen Werner Greve Personlichkeits und Selbstkonzeptentwicklung uber die Lebensspanne In Rolf Oerter Leo Montada Hrsg Entwicklungspsychologie 6 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2008 S 652 687 Frieder R Lang Mike Martin Martin Pinquart Entwicklungspsychologie Erwachsenenalter Hogrefe Gottingen 2012 ISBN 978 3 8017 2186 2 Arnold Lohaus Hrsg Entwicklungspsychologie des Jugendalters Springer Berlin Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 55791 4 Arnold Lohaus Marc Vierhaus Entwicklungspsychologie des Kindes und Jugendalters fur Bachelor 3 uberarbeitete Auflage Springer Berlin Heidelberg 2015 ISBN 978 3 662 45528 9 Hans Dieter Mummendey Psychologie des Selbst Theorien Methoden und Ergebnisse der Selbstkonzeptforschung Hogrefe Gottingen 2006 ISBN 978 3 8017 1949 4 Rolf Oerter Leo Montada Hrsg Entwicklungspsychologie 6 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2008 ISBN 978 3 621 27847 8 Martin Pinquart Entwicklung der Personlichkeit und des Selbstkonzepts In Martin Pinquart Gudrun Schwarzer Peter Zimmermann Entwicklungspsychologie Kindes und Jugendalter 2 uberarbeitete Auflage Hogrefe Gottingen 2019 S 245 267 Martin Pinquart Gudrun Schwarzer Peter Zimmermann Entwicklungspsychologie Kindes und Jugendalter 2 uberarbeitete Auflage Hogrefe Gottingen 2019 ISBN 978 3 8017 2861 8 Wolfgang Schneider Ulman Lindenberger Hrsg Entwicklungspsychologie 7 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2012 ISBN 978 3 621 27957 4 Robert Siegler u a Entwicklungspsychologie im Kindes und Jugendalter Aus dem Amerikanischen ubersetzt v Katharina Neuser von Oettingen 4 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2016 ISBN 978 3 662 47027 5 Tamara Thomsen Nora Lessing Werner Greve und Stefanie Dresbach Selbstkonzept und Selbstwert In Arnold Lohaus Hrsg Entwicklungspsychologie des Jugendalters Springer Berlin Heidelberg 2018 S 91 111 Jenny Wagner Frieder R Lang Entwicklung des Selbst und des Wohlbefindens In Frieder R Lang Mike Martin Martin Pinquart Entwicklungspsychologie Erwachsenenalter Hogrefe Gottingen 2012 S 161 179 Cornelia Wrzus Frieder R Lang Entwicklung der Personlichkeit In Frieder R Lang Mike Martin Martin Pinquart Entwicklungspsychologie Erwachsenenalter Hogrefe Gottingen 2012 S 141 159 Einzelnachweise Bearbeiten a b Cornelia Wrzus Frieder R Lang Entwicklung der Personlichkeit In Frieder R Lang Mike Martin Martin Pinquart Entwicklungspsychologie Erwachsenenalter Hogrefe Gottingen 2012 S 141 159 hier 142 ff a b Bettina Hannover Werner Greve Selbst und Personlichkeit In Wolfgang Schneider Ulman Lindenberger Hrsg Entwicklungspsychologie 7 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2012 S 543 578 hier 544 a b c d Martin Pinquart Gudrun Schwarzer Peter Zimmermann Entwicklungspsychologie Kindes und Jugendalter 2 uberarbeitete Auflage Hogrefe Gottingen 2019 S 16 ff u 247 ff Werner Greve Tamara Thomsen Entwicklungspsychologie Eine Einfuhrung in die Erklarung menschlicher Entwicklung Springer Berlin Heidelberg 2019 S 156 Hans Dieter Mummendey Psychologie des Selbst Theorien Methoden und Ergebnisse der Selbstkonzeptforschung Hogrefe Gottingen 2006 S 7 Tamara Thomsen u a Selbstkonzept und Selbstwert In Arnold Lohaus Hrsg Entwicklungspsychologie des Jugendalters Springer Berlin Heidelberg 2018 S 91 111 hier 92 a b c d e f g h i j k Arnold Lohaus Marc Vierhaus Entwicklungspsychologie des Kindes und Jugendalters fur Bachelor 3 uberarbeitete Auflage Springer Berlin Heidelberg 2015 S 181 ff a b Bettina Hannover Werner Greve Selbst und Personlichkeit In Wolfgang Schneider Ulman Lindenberger Hrsg Entwicklungspsychologie 7 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2012 S 543 578 hier 547 f a b Gunter Krampen Werner Greve Personlichkeits und Selbstkonzeptentwicklung uber die Lebensspanne In Rolf Oerter Leo Montada Hrsg Entwicklungspsychologie 6 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2008 S 652 687 hier 668 ff a b Bettina Hannover Werner Greve Selbst und Personlichkeit In Wolfgang Schneider Ulman Lindenberger Hrsg Entwicklungspsychologie 7 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim Basel 2012 S 543 578 hier 558 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Entwicklung der Personlichkeit und des Selbstkonzepts amp oldid 238672394