www.wikidata.de-de.nina.az
Die Eisfabrik der Norddeutschen Eiswerke AG in der ehemaligen Luisenstadt im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks gehort zu den altesten noch erhaltenen Eisfabriken in Deutschland Der Betrieb wurde erst 1995 eingestellt Seitdem steht das Gelande an der Spree in der Kopenicker Strasse 40 41 1 leer Obwohl die Fabrik unter Denkmalschutz steht sollte sie abgerissen werden wurde bis 2023 aber wiederhergerichtet Die Eisfabrik in Berlin Mitte Inhaltsverzeichnis 1 Gebaude und Inventar 2 Lage 3 Geschichte 3 1 Nachnutzungs und Abrissplane 3 2 Initiative zum Erhalt der Eisfabrik 3 3 Obdachlosenunterkunft und Sanierung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGebaude und Inventar Bearbeiten nbsp KesselhausDie 11 000 Quadratmeter grosse Gesamtanlage der Norddeutschen Eiswerke AG von Carl Bolle 2 besteht aus zwei Hofen mit Wohn und Fabrikanlage Die Eismaschine wurde 1914 von der Linde AG gefertigt fur die auch Rudolf Diesel in Berlin tatig war Das 1913 1914 errichtete Kessel und Maschinenhaus besitzt eine klare neoklassizistische Ziegelarchitektur nach dem Vorbild der fruhen Moderne Es zeichnet sich durch einen tempelartig ausgebildeten Giebel aus der zahlreiche Dekorationselemente aus Ziegeln bildet Zur Eisfabrik gehoren auch mehrere Kuhlhauser die zur Dammung mit 15 cm dickem Kork zwischen den Wanden ausgestattet sind An der Strassenseite befindet sich ein Wohngebaude dessen rechter Teil im Zweiten Weltkrieg zerstort wurde und mittlerweile durch einen Neubau ersetzt worden ist Der noch erhaltene Altbau steht als Teil der Gesamtanlage ebenfalls unter Denkmalschutz und ist saniert worden Es wird kolportiert dass sich an der Fassade ein Eisbar befunden haben soll Dafur spricht dass sich zwei Hauser weiter ein Restaurant mit dem Namen Zum Eisbar befand 3 Lage BearbeitenDie Anlage befindet sich im Grenzgebiet zu den Ortsteilen Friedrichshain und Kreuzberg in der Kopenicker Strasse 40 41 neben einer Brache und der ver di Bundeszentrale an der Schillingbrucke direkt am Spreeufer Das Grundstuck liegt somit im Verwaltungsbereich des Vereins Mediaspree Auf der anderen Strassenseite befindet sich direkt gegenuber das Hausprojekt Kopi Die Fabrik stellt den Teil einer gewerblich gepragten Bebauung dar die sich bandartig auf den Grundstucken zwischen Spree und Kopenicker Strasse erstreckt auf denen sich bereits im 18 Jahrhundert mehrere Holzlagerplatze und Holzmarkte angesiedelt hatten Seit 1961 befand sich die Eisfabrik bis zur politischen Wende mit ihrem Sitz am Uferbereich direkt im Grenzgebiet zwischen Ost und West Berlin Geschichte Bearbeiten nbsp Aktie uber 500 RM der Norddeutschen Eiswerke AG vom Juli 1933 nbsp Einfahrt nbsp Fassade nbsp Innenhof nbsp MaschinenhausIn der Eisfabrik wurde seit 1896 kunstliches Eis produziert seit 1914 mit einer Eismaschine der Halleschen Maschinenfabrik und Eisengiesserei Stangeneis was fur die wachsende Stadt Berlin von grosser Bedeutung war Da keine elektrischen oder gasbetriebenen Kuhlschranke in Privathaushalten existierten wurde das Eis in Stangen von etwa 20 cm 20 cm bei bis zu 1 50 Meter Lange an Brauereien Kneipen Haushalte Obsthandlungen usw geliefert Die Milch auf den Wagen der Meierei C Bolle wurde mit Stangeneis gekuhlt eine Praxis die noch bis Ende der 1970er Jahre angewandt wurde Am 2 September 1872 wurde die Norddeutsche Eiswerke AG durch Carl Bolle gegrundet und samtliche Bolle Eiswerke gingen in deren Besitz uber Bolle erwarb das Spreegrundstuck an der Kopenicker Strasse am alten Berliner Holzmarkt im Jahr 1893 und begann dort 1896 mit der Errichtung einer kleinen Eisfabrik mit Wohn und Kontorhaus Neun Jahre spater waren die Zeichnungen fur eine Maschine zur Eisherstellung fur das Werk fertig Unter der Leitung des Bauunternehmers Albert Biebendt wurden 1909 1910 die zwei Hofe umfassende Wohn und Fabrikanlage zur Kunsteisproduktion errichtet Bei Umbauarbeiten in den Jahren 1913 1914 1916 und 1921 1922 wurden zunachst die noch heute vorhandene Eismaschine sowie darauf drei Kuhlhauser und das Kessel und Maschinenhaus errichtet Die Norddeutschen Eiswerke gerieten 1914 in die Schlagzeilen als zwei Maurer beim Schornsteinbau der Eisfabrik vom Gerust sturzten 4 Nach der Zuschuttung des Luisenstadtischen Kanals 1926 sollte nach den Wunschen des Stadtgartendirektors Erwin Barth am Engelbecken ein an den Tempel Taj Mahal angelehnter indischer Garten mit Palmen entstehen Der Plan sah vor dass das warme Kuhlwasser aus der Eisfabrik einen indischen Teich speiste Spater entstand jedoch die Idee an jener Stelle ein Volksbad zu errichten was nicht umgesetzt wurde da zahlreiche Katholiken dagegen protestierten Ausgehend von der ursprunglichen Idee wurde lediglich der noch heute im Rosengarten stehende Indische Brunnen erbaut 5 Im Jahr 1945 wurde das rechte der beiden Wohnhauser der Fabrik durch Bomben zerstort Der Betrieb des Unternehmens wurde im selben Jahr unter Zwangsverwaltung gestellt und bis 1948 treuhanderisch vom Verband der Berliner Konsumgenossenschaften verwaltet Um 1949 1950 war die Norddeutsche Eiswerke AG Pachtbetrieb des Konsum Dieser wurde 1951 neuer Rechtstrager Zum 1 Januar 1952 wurde der Betrieb unter dem Namen VEB Kuhlhaus Sud Ost volkseigen Die Produktion wurde im selben Jahr auf Grund sinkenden Bedarfs von Stangeneis von jahrlich 240 Tonnen auf 120 Tonnen und 1962 weiter auf 60 Tonnen reduziert Die Norddeutsche Eiswerke AG wurde 1977 nach Hamburg verlagert 1986 aufgelost und von Amts wegen geloscht Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde der VEB Teil der Berliner Kuhlhaus GmbH Die Produktion von Stangeneis wurde im Oktober des Folgejahres eingestellt Nachnutzungs und Abrissplane Bearbeiten Bei den Vorbereitungen des geplanten Abrisses kam es 1995 zu einem Brand Ein Seitenflugel des Wohnhauses wurde dabei unbewohnbar und steht seitdem leer abgebrannte Dacher auf den Kuhlhausern blieben mehrere Jahre lang unrepariert 6 7 Die Berliner Kuhlhaus GmbH gab 1995 den Betrieb an der Kopenicker Strasse auf und die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft TLG ubernahm komplett die Verwaltung des Objekts Der Architekt Ivan Reimann plant seit 2005 im Rahmen des Mediaspreeprojekts trotz Denkmalschutz den Abriss des Gebaudes und einen Neubau aus Glas Von der Eisfabrik soll planmassig nur das zur Strasse gelegene Wohnhaus und der Seitenflugel stehen bleiben 8 Das Bezirksamt ist dagegen laut eigener Aussage an dem Erhalt der denkmalgeschutzten Eisfabrik interessiert Den Aufforderungen zur Instandhaltungspflicht begegnete die TLG mit dem Rechtsbehelf des Widerspruchs Dieser wurde jedoch abgelehnt Anfang 2008 setzt die TLG an einigen Gebauden die Instandhaltungsaufforderungen um 9 Im Jahr 2007 wurde von dem Architekten Gerhard Spangenberg ein denkmalgerechter Entwurf fur die Eisfabrik vorgelegt der auch einen Investor gehabt und eine offentliche Nutzung ermoglicht hatte Die TLG lehnte den Entwurf jedoch ab 9 Die Gebaude des Gelandes sind stark der Verwitterung ausgesetzt und intensiv mit Graffiti bespruht 10 Am 28 Mai 2007 wurden durch einen Sturm weitere Schaden an den Dachern verursacht Die Schaden am Dach des Kuhlhauses griffen kurz darauf von aussen sichtbar auf den bewohnten Seitenflugel uber wurden aber im August desselben Jahres behoben Seit dem 13 Oktober 2007 setzt die TLG wieder ganztagig einen Wachschutz auf dem Gelande der Eisfabrik ein Ende 2007 versprach die Gesellschaft eine denkmalgerechte Entwicklung des Gelandes Im Juli 2008 verkaufte die TLG einen Teil des Grundstucks mit Kesselhaus Maschinenhaus und Eiserzeugungsanlage an der Spree Im April 2010 brach im Dachstuhl eines Gebaudes ein Brand aus nachdem dort eine illegale Party stattfand Er wurde innerhalb von 45 Minuten geloscht 11 Im Mai 2010 begann die TLG mit dem technischen Ruckbau der bis dato altesten erhaltenen Hochkuhlhausern Europas der Abriss war Anfang November 2010 abgeschlossen Ortliche Initiativen aber auch bundesweit organisierte Verbande wie der Bund Deutscher Architekten die Bundesstiftung Baukultur Bundespolitiker von CDU SPD und den Grunen hatten sich an die TLG gewandt um den Abriss zu stoppen Es gab einen Investor der die Gebaude erhalten wollte aber die TLG wollte das Gelande selber entwickeln Initiative zum Erhalt der Eisfabrik Bearbeiten Die Initiative zum Erhalt der Eisfabrik protestiert in Zusammenarbeit mit dem Burgerzusammenschluss Mediaspree versenken und beispielsweise auf Demonstrationen wie der Fuckparade gegen den geplanten Abriss und fordert stattdessen eine architekturbetonte Sanierung nach Denkmalschutzbestimmungen Die alternativen Bauvorschlage sehen eine gewerbliche Nutzung der Kuhlhauser vor und eine offentliche Zuganglichkeit zum Maschinenhaus vom Spreeweg aus Im Hof der Fabrik soll ein Restaurant entstehen Von Befurwortern dieser Losung wurden bereits mehrmals Transparente an der Hausfassade zur Strasse befestigt die jedoch nur kurze Zeit hangen blieben Beispielsweise im September 2007 mit der Aufschrift Die Eisfabrik ist auch am Tag des offenen Denkmals nicht zu besichtigen um Unmut uber die Unzuganglichkeit des Areals zu aussern 12 oder im Folgemonat mit der Aufschrift Kein Abriss der Eisfabrik und dem Motiv eines Eisbaren 9 Vorgeworfen wurde der TLG von der Initiative das Gelande stark vernachlassigt und somit zur Verwitterung beigetragen zu haben Der Zustand der Gebaude sei jedoch noch nicht so schlecht dass der Abriss unumganglich ware Obdachlosenunterkunft und Sanierung Bearbeiten Bis Dezember 2013 hatten sich einige rumanische und bulgarische Obdachlose in den leerstehenden Gebauden eine Unterkunft eingerichtet Im Dezember erfolgte die Zwangsraumung und der Eigentumer organisierte zum 27 Dezember 2013 einen Wachschutz 13 um das Gelande an der Fabrikruine rund um die Uhr bewachen zu lassen und so eine Ruckkehr der Bewohner oder eine Neubesetzung zu verhindern und es so gegen unbefugte Nutzung zu sichern Bereits am 18 Oktober 2013 hatte die Telamon GmbH als Eigentumerin der Eisfabrik beim Bezirk Mitte den Antrag gestellt die Bewohner in Obdachlosenunterkunften unterzubringen Dieser Anspruch der Bewohner auf Unterbringung wurde durch das Verwaltungsgericht Berlin bestatigt 14 Seit 2017 werden die Gebaude saniert Unter dem Namen Eiswerk plante der Immobilienentwickler Trockland auf Grundstuck eine Mischung aus Wohnen Gewerbe sowie kultur und kreativwirtschaftlicher Nutzung sowie einer Tiefgarage zu realisieren 15 16 Bei Bauarbeiten kam es im Dezember 2018 zu einem Brand der den Dachstuhl eines Hauses des Industriekomplexes vollstandig zerstort hat Der Investor gilt allerdings aufgrund seiner Nahe zur Familie eines ehemaligen turkmenischen Despoten als umstritten 17 Als einer der neuen Mieter der Eisfabrik konnte das Unternehmen Techspace aus Grossbritannien gewonnen werden Das Unternehmen plant auf rund 4 400 m Mietflache einen Workspace Standort 18 19 Der Techspace Innovationscampus wurde am 11 November 2020 eroffnet 20 Anfang 2023 wurden die Arbeiten am Gelande abgeschlossen Ein ehemaliges Kuhlhaus wurde in Buroflachen umgewandelt und ein mehrflugliges Wohngebaude errichtet Das Gebaude der Eisfabrik selbst wurde renoviert und erganzt den Komplex optisch Die Erschliessung des angrenzen Spreeufers durch einen Uferweg welcher das Gelande auch von dieser Seite zuganglich machen soll steht noch aus 21 Literatur BearbeitenNathan Hemming Umbau der Eisfabrik Berlin 2012 OCLC 938772250 Masterthesis Sommersemester 2012 Die Eisfabrik gestern heute morgen Burgerverein Luisenstadt e V Berlin 2019 OCLC 1139329011 100 Jahre Gross Berlin Eisblocke fur die Milch Der See als Abbaugebiet In Berliner Woche 27 Dezember 2019 berliner woche de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eisfabrik Berlin Album mit Bildern Videos und Audiodateien Norddeutsche Eiswerke A G amp Eisfabrik in der Berliner Landesdenkmalliste Eiswerk Gestern eiswerk berlin com Berliner Eisfabrik Geschichte in Zahlen berlin eisfabrik de Initiative zum Erhalt der Eisfabrik berlin eisfabrik de Impressions Dokumentation Eisfabrik April 2010 Memento vom 27 Oktober 2013 im Internet Archive HD Video Report Techspace Eiswerk Opening 2020 techspace coEinzelnachweise Bearbeiten buergerverein luisenstadt de Bolles Eisfabrik kopenicker strasse de Das Haus der Berliner Eisfabrik Vossische Zeitung 3 Marz 1914 Abend Ausgabe S 5 6 Luisenstadtischer Kanal Memento vom 3 Oktober 2008 im Internet Archive bei stadtentwicklung berlin de Heisse Stunden im Kuhlhaus In Berliner Kurier 18 Oktober 1995 berliner kurier de Memento vom 23 Juli 2013 im Internet Archive Kuhlhaus Brand bescherte benachbarten Mietern bose Uberraschungen In Berliner Zeitung 18 Oktober 1995 berliner zeitung de Visionen Projekte und Objekte PDF 6 0 MB Informationsbroschure der TLG a b c berlin eisfabrik de Aktuelles Die vergessene Eisfabrik Berlin Mitte lostplace fotographie de Graffitibilder von 2012 Ehemalige Eisfabrik brennt nach Party In Berliner Morgenpost 9 April 2010 morgenpost de Transparent zum Tag des offenen Denkmals Ex Bewohner der Eisfabrik ziehen ins nachste Hostel In Der Tagesspiegel 6 Januar 2014 tagesspiegel de Kopenicker Strasse in Berlin Mitte Streit um alte Eisfabrik spitzt sich zu In Berliner Zeitung 26 Dezember 2013 berliner zeitung de Alte Kunsteisfabrik wird neu belebt In Berliner Woche 9 Juni 2017 berliner woche de Die Alte Eisfabrik rbb888 de abgerufen am 25 November 2020 Grossbrand in denkmalgeschutzter Eisfabrik In Der Tegesspiegel 6 Dezember 2018 tagesspiegel de Ein Kuhlhaus wird cool Startschuss fur Bauarbeiten und Digital Hub In Architekturblatt 29 November 2018 architekturblatt de Eiswerk Berlin Flexible Workspace Techspace abgerufen am 25 November 2020 Techspace eroffnet grossten europaischen Innovationscampus in Berlin konii de abgerufen am 25 November 2020 Bjorn Leffler Industriearchitektur Das Projekt Eiswerk in Berlin Mitte ist fertig In Entwicklungsstadt 23 Februar 2023 abgerufen am 25 August 2023 52 509597 13 426098 Koordinaten 52 30 34 5 N 13 25 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisfabrik Berlin Mitte amp oldid 236735368