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Bei dem Eisenbahnunfall von Aitrang entgleiste am Abend des 9 Februar 1971 bei Aitrang der Trans Europ Express TEE Bavaria in dessen Trummer ein Nahverkehrszug fuhr 28 Menschen starben 42 wurden verletzt Der Unfall war der schwerste Eisenbahnunfall an dem je ein TEE beteiligt war Bergungsarbeiten am TriebwagenDie entgleisten Wagen Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unfallhergang 2 1 Entgleisung 2 1 1 Ablauf 2 1 2 Ursache 2 2 Auffahrunfall 3 Folgen 3 1 Opfer und Schaden 3 2 Rettungsarbeiten 3 3 Der TEE Bavaria nach dem Unfall 3 4 Gedenkstein 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenAls TEE 56 Bavaria wurde ab dem Winterfahrplan 1969 1970 in der Verbindung Munchen Zurich mit Triebwagen des schweizerisch niederlandischen Typs RAm der Schweizerischen Bundesbahnen SBB gefahren Das 1957 gebaute Fahrzeug war fur seinen Einsatz als TEE Bavaria 1969 im Ausbesserungswerk Nurnberg mit dem Sicherungssystem Indusi nachgerustet worden 1 Am Unfalltag war das Fahrzeug mit der Nummer 501 eingesetzt Dabei fuhr der Maschinenwagen am Schluss der Einheit mit dem Steuerwagen voran 2 Er beforderte 53 Fahrgaste Weiter an Bord waren der Lokfuhrer ein Techniker der Zugbegleiter und das Personal des Speisewagens In der Gegenrichtung verkehrte aus Kempten kommend der Nahverkehrszug 2513 eine dreiteilige Schienenbus Garnitur der Baureihe VT 98 in ostliche Richtung Sein Zielbahnhof war Aitrang 3 Beide Zuge befuhren zum Unfallzeitpunkt die Bahnstrecke Buchloe Lindau in der Nahe des damaligen Bahnhofs Aitrang Westlich schliesst sich an den Bahnhof eine enge S Kurve an Diese durfte nur mit 80 km h durchfahren werden Diese Geschwindigkeitsbegrenzung diente in erster Linie einem komfortablen Fahrgefuhl der Reisenden Bei gezogenen Zugen lag das Kippmoment der Kurve bei 124 km h Es herrschte dichter Nebel Unfallhergang BearbeitenEntgleisung Bearbeiten Ablauf Bearbeiten Um 18 44 Uhr erreichte der TEE den Bahnhof Aitrang von Osten kommend Der Fahrdienstleiter in Aitrang will bei der Vorbeifahrt am Maschinenwagen Funken anschlagender Bremsklotze bemerkt haben In den Aufzeichnungen der Indusi die allerdings mit einer Zeitverzogerung von zwei Sekunden erfolgte fand sich dazu nichts 2 Gebremst wurde aber was Spuren auf den Radsatzen des Maschinenwagens nachwiesen Als der Zug mit etwa 125 km h in die S Kurve einfuhr kletterten die Drehgestelle der vorlaufenden Wagen deren Schwerpunkt hoher lag als der des Maschinenwagens auf 2 Der fuhrende Steuerwagen entgleiste in der Kurve beim Streckenkilometer 34 344 zusammen mit dem folgenden Speisewagen Beide kippten zur Seite und kamen in einem Bachbett an der Gleisboschung zu liegen der folgende Mittelgangwagen stellte sich quer der abschliessende Motorwagen wurde mitgerissen und kam auf dem Gegengleis in den Schotter gewuhlt zum Stehen Ursache Bearbeiten Eine Vermutung zur Unfallursache lautete dass ein Steuerventil der Bremsen defekt war Bereits vor dem Unfall hatte es Probleme an anderen Schweizer RAm Garnituren gegeben Vom Fuhrerbremsventil des Steuerwagens Bauart Oerlikon konnte eine Bremsung nicht ausgelost werden und die Zuge mussten auf offener Strecke einen Halt einlegen DB und SBB hatten jedoch keine Zweifel an der Sicherheit der Bremsen Der verbliebene RAm 502 wurde nach dem Unfall eine Zeitlang weiter nach Munchen eingesetzt 4 Hans Thoma von der Technischen Universitat Karlsruhe vertrat dagegen die Hypothese gefrorenes Kondenswasser konne zum Ausfall der Druckluftbremse gefuhrt haben 5 Er vermutete dass der Maschinenwagen beim funfstundigen Aufenthalt in Munchen abgekuppelt und in eine Halle gestellt wurde Das ist jedoch unmoglich der RAm TEE kann nur in einer Werkstatte getrennt werden 4 Seine Theorie erklart auch nicht warum der Zug noch kurz zuvor im Bahnhof Kaufbeuren wo ebenfalls eine Geschwindigkeitsbeschrankung auf 80 km h bestand ohne Probleme abbremsen konnte Die SBB bestritten dass dies die Unfallursache gewesen sein konnte 6 Auch eine Ortsverwechslung des Lokfuhrers aufgrund des Nebels kann nicht ausgeschlossen werden wurde aber von Kollegen und Fachleuten fur hochst unwahrscheinlich gehalten 2 Eine Ortsverwechslung konnte ein zu spat eingeleitetes Bremsen erklaren und mit den Beobachtungen des Fahrdienstleiters in Aitrang zusammenpassen Die Obduktion der Leiche des Lokomotivfuhrers ergab keinen Anhaltspunkt dafur dass er im Moment des Unfalls oder kurz davor fahruntuchtig gewesen sein konnte Warum unzureichend oder zu spat gebremst wurde konnte nicht geklart werden 4 In der fur den Einsatz der RAm verantwortlichen SBB Kreisdirektion III in Zurich wurde spater gemunkelt dass der Lokomotivfuhrer betrunken gewesen sei was aber im Widerspruch zum gerichtsmedizinischen Gutachten steht Alkohol war damals im Eisenbahnwesen ein Tabu 4 Es ist nicht auszuschliessen dass der Triebfahrzeugfuhrer an einem nicht erkannten medizinischen Problem litt 4 Gemass der Rechtslage damals war die DB fur den Verlust des verunfallten TEE Zuges entschadigungspflichtig Die DB hatte somit grosses Interesse gehabt den SBB einen ursachlichen Mangel an den Bremsen nachzuweisen Die DB verzichteten auf Vorwurfe an die SBB 4 Auffahrunfall Bearbeiten Der Fahrdienstleiter im Bahnhof Aitrang bemerkte die Entgleisung des TEE nicht direkt wohl aber eine ihm unerklarliche Besetztmeldung beider Streckengleise im Gleisbild seines Spurplandrucktastenstellwerks Die Trummer des TEE sorgten dafur dass beide Gleise eine Besetztmeldung abgaben was auch zutraf denn beide Gleise waren blockiert Der Fahrdienstleiter nahm sofort die Einfahrt fur den einfahrenden Schienenbus aus Kempten zuruck Dies war aber fur den Lokfuhrer des Schienenbusses zu spat Er konnte seinen Zug noch auf unter 40 km h abbremsen aber den Aufprall auf den Triebkopf des TEE nicht mehr verhindern Hierbei starben zwei Menschen und sechs wurden verletzt 3 Folgen BearbeitenOpfer und Schaden Bearbeiten 28 Tote einschliesslich der beiden Lokfuhrer 19 Schwer und 23 Leichtverletzte waren die Folge 7 Unter den Toten befand sich der Schauspieler und Regisseur Leonard Steckel Der Sachschaden des Unfalls wurde mit 2 6 Millionen DM beziffert 7 Die Folgen wurden durch Ausstattungsmangel der Triebwagen Garnitur begunstigt So war u a das Mobiliar des Speisewagens nicht fest montiert die Spiegel im Zug bestanden aus Spiegelglas statt aus polierten Metall Platten und die Fensterscheiben bestanden nicht aus Sicherheits Verbundglas sondern aus Hartglas das bei heftigen Stossen zerfallt Neben den Verletzungen durch Glassplitter und stumpfe Gegenstande wurden zahlreiche Personen aufgrund der nun fehlenden Fensterscheiben aus dem Zug geschleudert und von den Fahrzeugen zerquetscht 8 Rettungsarbeiten Bearbeiten Unmittelbar nach dem Unfall lief eine grosse Hilfsaktion der Bewohner von Aitrang an Es waren mehr Helfer zur Stelle als benotigt wurden 9 Als problematisch erwies sich dass der verungluckte TEE ein Schweizer Fahrzeug war Die Beamten der Deutschen Bundesbahn kannten sich damit nicht aus und konnten keine Auskunft geben wie die Rettungsmassnahmen angegangen werden konnten ohne Eingeschlossene zu gefahrden 9 Steuer und Sitzwagen des TEE wurden an Ort und Stelle von einer Augsburger Firma zerlegt Der Triebkopf konnte wieder auf die Gleise gestellt und nach Kempten Allgau abgeschleppt werden kam dann zunachst nach Zurich und wurde nach zwei Jahren in den Niederlanden verschrottet Der TEE Bavaria nach dem Unfall Bearbeiten Der Zugverkehr blieb auf diesem Abschnitt der Strecke Buchloe Lindau eine Woche lang unterbrochen Danach wurde der Betrieb wieder aufgenommen Der TEE Bavaria wurde wahrend der Streckensperrung uber Memmingen umgeleitet 10 Der RAm Garnitur wurde die Betriebserlaubnis in Deutschland entzogen und TEE Bavaria ab dem 16 Februar 1971 auf einen lokomotivbespannten Wagenzug umgestellt 12 Dieser bestand aus jeweils einem deutschen TEE Wagen der Gattung Avmz 111 Abteilwagen und einem Grossraumwagen des Typs Apmz 121 Als Speisewagenersatz wurde ein Barwagen der Gattung ARDmz 106 verwendet Auf dem Abschnitt Munchen Lindau kam dabei eine Gasturbinenlokomotive der Baureihe 210 zum Einsatz zwischen Lindau und Zurich waren es osterreichtaugliche SBB Re 4 4 II welche uber eine breite Stromabnehmerpalette nach DB OBB Norm verfugten 10 Der RAm 502 kam als TEE Edelweiss nach Amsterdam zum Einsatz was nach einer Entgleisung in Namur Prioritat hatte 1 Gedenkstein Bearbeiten Im Jahr 2012 wurde ein Gedenkstein in der Nahe der Unglucksstelle errichtet 11 Literatur BearbeitenHans Joachim Ritzau Kriterien der Schiene Verlag Zeit u Eisenbahn Landsberg Purgen 1978 ISBN 3 921304 19 9 Hans Joachim Ritzau Von Siegelsdorf nach Aitrang Die Eisenbahnkatastrophe als Symptom eine verkehrsgeschichtliche Studie Ritzau Landsberg 1972 Bundesbahn Unfalle Vor Ratseln In Der Spiegel Nr 8 1971 S 32 33 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eisenbahnunfall von Aitrang Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten a b Walter von Andrian Die betrieblichen Folgen des Unfalls von Aitrang In Schweizer Eisenbahn Revue Nr 7 2021 S 378 a b c d Ritzau Von Siegelsdorf S 49 a b Ritzau Von Siegelsdorf S 50 a b c d e f Walter von Andrian Die Katastrophe von Aitrang In Schweizer Eisenbahn Revue Nr 7 2021 S 377 Hans Thoma Das Eisenbahnungluck von Aitrang und seine Lehren In Technische Rundschau 24 1971 Ritzau Von Siegelsdorf S 53 a b Ritzau Von Siegelsdorf S 47 Hans Joachim Ritzau Eisenbahnkatastrophen in Deutschland Teil 1 Splitter deutscher Geschichte 1979 Verlag Zeit und Eisenbahn Landsberg und Purgen 1979 S 163 165 a b Ritzau Von Siegelsdorf S 51 a b Josef Maurerer Die Entwicklung des Fernverkehrs zwischen Munchen und Zurich eine Fahrplananalyse In Schweizer Eisenbahn Revue Fortsetzung aus Heft 6 2021 Nr 7 2021 S 377 382 Heiko Wolf Die Bilder bekommt man nicht aus dem Kopf In Allgauer Zeitung vom 9 Februar 2021 12 Jorg Hajt Das grosse TEE Buch ISBN 3 89365 948 X S 10047 82107 10 53521 Koordinaten 47 49 15 9 N 10 32 6 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall von Aitrang amp oldid 238858169