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Eduard Wilhelm Christian Kreyssig 30 August 1830 in Eichelsachsen 11 Marz 1897 in Mainz war ein deutscher Architekt Stadtplaner und Tiefbauspezialist Er war von 1864 bis 1896 Stadtbaumeister von Mainz und fur die stadtebauliche Gestaltung von ausschlaggebender Bedeutung Eduard Kreyssig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Stadterweiterung 3 Tiefbau 4 Hochbauten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEduard Kreyssig wurde als drittes Kind des grossherzoglich hessischen Forstbeamten Georg Heinrich Kreyssig 1855 und dessen Frau Caroline geb Bommersheim 1866 geboren Seine Schulbildung erhielt er zunachst bei verschiedenen Theologen und dann zwei Jahre auf einer Schule in Darmstadt Vom Herbst 1843 bis Fruhjahr 1848 besuchte er das Gymnasium in Budingen und legte dort die Reifeprufung ab Ein Studium an der Universitat Giessen brach er ab kehrte zu seinen Eltern zuruck und bildete sich autodidaktisch weiter Ab Fruhjahr 1851 besuchte er die Gewerbeschule in Darmstadt Im November 1852 stellte er sich der speziellen Prufung vor der Darmstadter Oberbaudirektion die Voraussetzung fur das Kreisbaumeisteramt war In diese Prufung konnte er nur ein mangelhaft erzielen Bei der Wiederholung im Herbst des folgenden Jahres erreichte er ein gut Nach einem weiteren Studienjahr an der Darmstadter Gewerbeschule vor allem in Ornamentik trat er im Oktober 1854 in den grossherzoglich hessischen Staatsdienst Als Bau Accessist arbeitete er im Kreis Biedenkopf unter Kreisbaumeister Philipp Billhardt vor allem tiefbautechnisch so bei der Regulierung der Eder und beim Eisenbahnbau 1855 1856 wirkte er im Kreis Erbach Michelstadt unter Kreisbaumeister Conrad Schredelsecker um dann fur weitere funf Jahre nach Biedenkopf zuruckzukehren In dieser Zeit entstanden zwei Kirchen mehrere Schulhauser und zwei Gefangnisse Ausserdem sammelte er Erfahrung in der Flussregulierung sowie im Strassen und Bruckenbau Von 1861 bis 1865 war er in Bensheim bei Kreisbaumeister Johann Christian Horst 1822 1888 1 angestellt der mit Kreyssigs Cousine zweiten Grades Caroline geb Wiessell 1826 verheiratet war Kreyssig war Bauleiter der evangelischen Kirchen von Bensheim nach dem Plan von Kreisbaumeister Georg August Mittermayer und Horst 1863 beendet und Lampertheim nach Planen Horsts Bau 1863 1868 sowie des Rathauses in Nordheim nach Horsts Planen um 1864 vollendet Nach dem Tod des Mainzer Stadtbaumeisters Joseph Laske 1863 wurde eine Stelle fur einen Bewerber mit Kreisbaumeisterexamen ausgeschrieben Von den 14 Bewerbern kamen vier in die nahere Auswahl Franz Joseph Usinger 1829 1908 der Interimsleiter des Bauamtes der seine Bewerbung aber zuruckzog C Wetter der spater in Aschaffenburg tatig war Ludwig Bohnstedt und Kreyssig der sich mit Zeugnissen von Horst bewarb und in der Gemeinderatssitzung vom 8 November 1864 gewahlt wurde Am 4 Februar 1865 trat er sein Amt als Stadtbaumeister von Mainz an zunachst funf Jahre auf Probe Seine Aufgaben waren die Planung und Bauleitung der stadtischen Neubauten und die Durchfuhrung der Bauunterhaltung die Anlage neuer Strassen und die Herstellung der Wasserversorgung die Aufsicht der Rheinufer und Hafen die Betreuung der Friedhofe und Garten die Aufsicht uber Feuerwehr und Beleuchtungsanlagen und die bauaufsichtliche Kontrolle der privaten Neubauten Zunachst gab es keine grosseren Bauaufgaben nur Bauunterhaltung und Ausbesserung waren zu erledigen So blieb ihm Zeit zu einer Studienreise zur Weltausstellung 1867 nach Paris wo er die Umgestaltung der franzosischen Hauptstadt durch Georges Eugene Haussmann ansah Dies ubte einen nachhaltigen Einfluss auf ihn auf Er wandte sich von der Neugotik ab und seine spateren Bauten zeigen Neorenaissance und Neobarock Elemente Nachdem es nach dem Deutsch Franzosischen Krieg wirtschaftlich aufwartsging brachten die Rheinregulierung und die Stadterweiterung viele neue Auftrage sowohl fur stadtische als fur auch private Bauten Aus Anlass der Stadterweiterung erhielt Kreyssig 1877 das Ritterkreuz I Klasse des Ordens Philipps des Grossmutigen 1883 wurde ihm der Ehrentitel Baurat verliehen und das Ehrenzeichen fur Verdienste bei der Uberschwemmung 1882 1883 zuerkannt 1887 folgte die Goldene Medaille fur Kunst und Wissenschaft Nach einem langeren Kuraufenthalt 1893 wurde er 1896 als Geheimer Baurat vorzeitig und bei vollem Gehalt pensioniert Kreyssig war im Vorstand des Grossherzoglich Hessischen Gewerbevereins und des Mainzer Verschonerungsvereins tatig Kreyssig heiratete 1857 Louise Grossmann 1832 1902 und hatte mit ihr vier Tochter und einen Sohn Anna 1858 1918 Emma 1859 1935 Mathilde 1864 1926 Ida 1874 1912 und Friedrich 1861 der als bekannter Augenarzt 1904 Papst Pius X behandelte Eduard Kreyssig starb am 11 Marz 1897 in Mainz und wurde auf dem Hauptfriedhof begraben In der Neustadt wurde 1898 eine Strasse nach Kreyssig benannt Auf dem Gartenstreifen in der Mitte der von ihm entworfenen Kaiserstrasse wurde 1904 ein Kreyssig Denkmal errichtet Das Denkmal wurde am 8 Marz 1937 durch die Nationalsozialisten abgetragen um an gleicher Stelle das Horst Wessel Denkmal errichten zu konnen Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur noch die von dem Bildhauer Eduard Lipp geschaffene Kreyssig Buste dieses Denkmals neu aufgestellt nbsp Kreyssig Denkmal 1905 nbsp Grabstatte von Eduard KreyssigStadterweiterung BearbeitenIn der Mitte des 19 Jahrhunderts hinderten die Festungsanlagen und der Rhein die Stadt Mainz flachenmassig zu wachsen Steigende Einwohnerzahlen fuhrten dazu dass Mainz um 1870 eine sehr grosse Bevolkerungsdichte aufwies fast drei Mal so gross wie Frankfurt am Main und Berlin Das nordlich der Stadt gelegene Gartenfeld durfte nur mit Fachwerkhausern bebaut werden die im Kriegsfall von den Eigentumern ohne Entschadigung abzubrechen waren Nach jahrelangen Bemuhungen des Mainzer Rates stimmte die Festungsbehorde schliesslich einer Bebauung unter militarischen Auflagen zu Unter acht verschiedenen Planen entschied sich der Gemeinderat am 4 April 1866 fur Kreyssigs Vorschlag Durch den Preussisch Osterreichischen Krieg wurden die Auflagen wieder verscharft und nur Fachwerkhauser erlaubt Unter diesen Eindrucken legte Kreyssig 1868 eine Denkschrift vor in der er sich fur die Verschiebung der Umwallung nach Norden aussprach sodass die Bebauung des Gartenfeldes moglich wurde Ende 1868 reiste er nach Magdeburg denn auch dort war eine Stadterweiterung durch Verschiebung der Wallanlagen geplant und nach Berlin um hohe Behorden zu besuchen die Mainzer Festung unterstand damals dem preussischen Kriegsministerium nbsp Mainz vor der Stadterweiterung 1815 nbsp Bebauungsplan 1869 nbsp Bebauungsplan 1872 nbsp Bebauungsplan 1877 nbsp Mainz nach der Stadterweiterung 1890 Er entwarf 1869 einen neuen Plan der im Gegensatz zum 1866er Vorschlag noch erhalten ist Dieser Entwurf zeichnet sich durch ein netzartiges symmetrisches Strassensystem aus in dem die Strassenachsen in zentrale Platze strahlenformig einmunden Die hohen Kosten fur den Bau der neuen Wallanlagen von vier Millionen Gulden musste die Stadt tragen Die Ruckzahlung des aufgenommenen Darlehens sollte 50 Jahre in Anspruch nehmen Nachdem Elsass Lothringen nach dem Deutsch Franzosischen Krieg dem Deutschen Reich angegliedert wurde war Mainz keine Grenzstadt mehr und verlor die militarische Bedeutung 1872 erklarte sich die Festungsverwaltung bereit einem Stadterweiterungsvertrag zuzustimmen der 1873 in Kraft trat Kreyssig legte eine zweite Uberarbeitung des Bebauungsplanes vor den der Berliner Stadtbaurat James Hobrecht begutachtete 1875 genehmigte der Grossherzog Ludwig III von Hessen den Bereich des Rheinufers und der Kaiserstrasse 1876 wurden die neue Umwallung und die Tore fertiggestellt die Flache der Stadt Mainz hatte sich damit verdoppelt 1877 fand der Gesamtplan die Zustimmung des Grossherzogs und die Bebauung begann Nachdem sich die Grundstucke zunachst nur schleppend verkauften konnte das Darlehen bereits 1897 abbezahlt werden Tiefbau BearbeitenDa die bisherigen Kanale der Stadt bei jedem Hochwasser mehr und mehr verschlammten entwarf Kreyssig im Neustadtplan auch ein verbessertes Entwasserungssystem fur Mainz Dieses wurde zwischen 1875 und 1879 in der Altstadt und ab 1880 in der Neustadt verwirklicht Auch fur die Neugestaltung des Rheinufers zeichnete Kreyssig verantwortlich Nach der Rheinregulierung 1860 gewann die Stadt am Ufer wertvolle Aufschuttungsflachen hinzu Kreyssig veranlasste ab 1865 weitere Anschuttungen die Anlage einer Uferpromenade und die Erhohung des gesamten Niveaus zum Hochwasserschutz Dazu wurde 1868 ein Vertrag zwischen der Stadt Mainz dem hessischen Staat und der Festung geschlossen der 1870 durch einen Vertrag zwischen Stadt und Bahn erganzt wurde Bis 1888 wurden die Anschuttungen auch in der Neustadt vollendet und bis 1890 die Bebauung der Flache zwischen Rheinstrasse und Ufer abgeschlossen nbsp Einweihung des Zoll und Binnenhafens am 6 Juni 1887 nbsp Lagerhaus des Hauptsteueramtes 1890Als Teil der Rheinregulierung wurde aus einem abgetrennten Rheinarm der Zoll und Binnenhafen errichtet der die alten standig verschlammten Hafen ersetzen sollte In Vertragen mit der Bahn 1876 und der Festung 1878 wurde dies festgelegt und 1880 begannen die Arbeiten am 750 135 m grossen Hafenbecken Auch die Hochbauten des Hafens die ab 1885 entstanden wurden von Kreyssig geplant Bis zur Eroffnung am 5 Juni 1887 in Anwesenheit des Grossherzogs Ludwig IV von Hessen entstanden das grosse Lagerhaus und das Verwaltungsgebaude des Hauptsteueramtes die Revisionshalle sowie das Maschinen und Kesselhaus Spater wurden ein Getreidespeicher mit Hubeinrichtungen und Siloanlagen 1893 und ein Wohngebaude fur Zollaufseher 1897 erganzt Auch die Verlegung der Eisenbahntrasse vom Rheinufer an die Westseite der Stadt geht auf Kreyssig zuruck Bereits sein Vorganger Joseph Laske berichtete 1858 in seiner Schrift Die Fuhrung der Mainz Binger Bahn durch die Stadt Mainz betreffend uber die Situation des schienengebundenen Transports an die Grossherzogliche Burgermeisterei der Provinzial Hauptstadt Mainz Nach seinem Vorschlag von 1873 einigten sich Stadt und Hessische Ludwigsbahn 1874 darauf In den Jahren 1880 bis 1884 wurde die Zitadelle untertunnelt und damit das grosste technische Hindernis beseitigt Der 1882 bis 1884 nach Planen von Philipp Johann Berdelle erbaute Hauptbahnhof wurde schliesslich am 15 Oktober 1884 feierlich eingeweiht Hochbauten BearbeitenDie ersten von Kreyssig in Mainz geschaffenen Hochbauten zeigen noch Elemente der Neogotik so die Grabmaler fur Valentin Theuerkauf 1866 und den Branddirektor Carl Weiser 1867 sowie die Gruft fur den Mainzer Oberburgermeister Nikolaus Nack 1867 Nach dem Besuch der Weltausstellung in Paris wandte sich Kreyssig der Neorenaissance und dem Neobarock zu die seine Werke fortan pragten Erste Beispiele sind das Denkmal fur den Festungskommandanten Woldemar von Schleswig Holstein Sonderburg Augustenburg 1872 das Deutsche Kriegerdenkmal 1873 und die Gruft fur den Arzt Ignaz Franz Anschel 1874 Sein erstes grosseres Projekt war die Wohnanlage Schottenhof die von 1873 bis 1876 erbaut wurde und in der er selbst von 1876 bis zu seinem Tod lebte Daneben plante er den Umbau und die Erweiterung des Stadthauses 1874 75 und Umbau des Stadttheaters 1876 nbsp Stadthalle 1899 nbsp Stadthalle 1900 nbsp Stadthalle Aussenansicht nbsp Stadthalle InnenansichtVon 1882 bis 1884 entstand die Stadthalle nachdem Kreyssig zwischen 1877 und 1880 Plane in sechs Fassungen vorgelegt hatte 1875 erhielt er den Auftrag des Stadtrats das Kurfurstliche Schloss zu restaurieren Er liess ab 1879 den Bau vollstandig aufnehmen ehe er 1889 einen Entwurf prasentierte Erst 1924 wurden die Arbeiten abgeschlossen wenn auch Kreyssigs Plane nicht ganzlich umgesetzt wurden Daneben schuf er in den 1880er und 1890er Jahren mehrere Schulen drei Polizeistationen drei Volksbader die Wartehalle der Koln Dusseldorfer Dampfschiffahrtsgesellschaft private Wohn und Geschaftshauser sowie die orthodoxe Synagoge in der Margarethenstrasse und die judische Friedhofshalle in der Unteren Zahlbacher Strasse beide in einer byzantinisch maurischen Stilmischung Ausserdem plante er den Schlacht und Viehhof mit seinen Marktstallen und Markthallen mit der Borse mit Verwaltungsgebauden und Schlachthallen der Kuhlhalle dem Lagerhaus dem Wasserturm und dem Kesselhaus Als Kreyssigs Hauptwerk gilt die Mainzer Christuskirche Kreyssig gewann den 1894 dazu ausgeschriebenen Wettbewerb und erhielt am 7 Marz 1895 den Auftrag eine Kirche fur die evangelische Gemeinde zu errichten der er auch selbst angehorte Er uberarbeitete den Plan noch einmal sodass der Bau 1896 beginnen konnte Kreyssig behielt die kunstlerische Oberleitung wahrend der schwedische Architekt Franz Fredriksson als Bauleiter auftritt Nach Kreyssigs Tod vollendete er die Kirche 1903 nbsp Planung Christuskirche 1894 Ansicht von Sudwesten nbsp Planung Christuskirche 1894 Grundriss Erdgeschoss nbsp Planung Christuskirche 1895 96 nbsp Einweihung am 2 Juli 1903Literatur BearbeitenPaul Georg Custodis Der Stadtbaumeister Eduard Kreyssig und die Bauentwicklung der Stadt Mainz in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Mainz 1979 zugleich Dissertation Aachen 1979 Wolfgang Balzer Mainz Personlichkeiten der Stadtgeschichte Band 3 Geschaftsleute epochale Wegbereiter Baumeister Fastnachter Sonderlinge Originale Kugler Ingelheim a Rh 1993 ISBN 3 924124 05 1 S 218 f Michael Bolle Kreyssig Eduard In Jane Turner Hrsg The dictionary of art Grove New York 1996 Band 18 ISBN 1 884446 00 0 S 449 Kreyssig Eduard In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 21 Knip Kruger E A Seemann Leipzig 1927 S 525 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eduard Kreyssig Album mit Bildern Videos und Audiodateien regionalgeschichte de Biographie Der Wegbereiter der modernen Grossstadt Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive mainz neustadt de Hedwig Bruchert Vom Gartenfeld zur Neustadt Entstehung eines StadtteilsEinzelnachweise Bearbeiten Custodis gibt die Lebensdaten auf S 157 mit 1822 1888 und auf S 10 mit 1826 1888 an Normdaten Person GND 121465918 lobid OGND AKS VIAF 96583127 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kreyssig EduardALTERNATIVNAMEN Kreyssig Eduard Kreyssig Eduard Wilhelm ChristianKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt Stadtplaner Tiefbauspezialist und langjahriger Stadtbaumeister von MainzGEBURTSDATUM 30 August 1830GEBURTSORT EichelsachsenSTERBEDATUM 11 Marz 1897STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Kreyssig amp oldid 236407902