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Eduard Hugo Robert Otto Kern 13 Oktober 1887 in Stuttgart 6 Marz 1972 in Tubingen war ein deutscher Jurist und Hochschullehrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKern wurde als Sohn des Offiziers Hugo von Kern und seiner Ehefrau Freiin Josephine von Scholley geboren Hugo von Kern hatte sein Adelspradikat als personlichen Adel zusammen mit dem Ritterkreuz des Wurttembergischen Militarverdienstordens erhalten 1 Hans Heinrich Jescheck zahlt den Bildhauer Leonhard Kern zu den Vorfahren der Familie Kern besuchte die Elementarschule in Tubingen sowie die Volksschule in Ellwangen Jagst Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums ebenda studierte Kern von 1905 bis 1910 Rechtswissenschaft in Tubingen und Leipzig Wahrend des Studiums schloss er sich der Studentenverbindung A V Igel Tubingen an Nach Abschluss der hoheren Justizprufung im Fruhjahr 1910 war Kern bis 1913 als Referendar am Koniglichen Amtsgericht Ellwangen tatig und promovierte 1912 in Tubingen zum Dr jur Von 1910 bis 1914 diente Kern als Einjahrig Freiwilliger und meldete sich beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Kriegsfreiwilliger Er wurde 1915 zum Leutnant der Reserve befordert und erhielt in der Folge das Eiserne Kreuz in den Klassen I und II 1919 habilitierte sich Kern bei Ernst von Beling in Munchen und lehrte im folgenden Wintersemester als Privatdozent 1920 heiratete er Eugenie Renz 25 Januar 1898 Am 17 Februar 1926 wurde die Tochter Effie geboren Im Sommersemester 1920 ubernahm er eine Lehrstuhlvertretung in Koln und wurde im Oktober planmassiger a o Professor in Freiburg im Breisgau sowie ab April 1923 ordentlicher Professor fur Straf und Prozessrecht Im April 1934 wurde Kern gebeten das Amt des Universitats Rektors zu ubernehmen nachdem das Vorhaben gescheitert war Freiburger Professoren wie Hans Mortensen zum Rektor zu machen die dem Nationalsozialismus naher standen als der liberale und betont rechtsstaatliche 2 Kern Ein weiterer Grund fur seine Ernennung war die Erwartung dass sich Kern gehorsamer den Nationalsozialisten fugen wurde als sein Vorganger Martin Heidegger In seiner Antrittsrede am 29 Mai 1934 sprach Kern davon die Studenten zu guten Deutschen erziehen die Universitat naher an das Volk binden und das Leistungsprinzip in den Mittelpunkt stellen zu wollen Gleichzeitig versuchte er die Wertvorstellungen des Kaiserreichs mit denen des Nationalsozialismus zu verbinden da der Grossteil der Professoren eher wie Kern nationalistisch eingestellt war Er liess sich wahrend des Rektorats nicht jeden Vorstoss der Nationalsozialisten gefallen und focht mehrere Konflikte mit ihren Organisationen aus darunter die Junglehrerschaft eine Unterorganisation des NS Lehrerbunds sowie die Deutsche Studentenschaft Trotz der am 1 April 1935 erlassenen Richtlinien zur Vereinheitlichung der Hochschulverwaltung gelang es Kern seine anfangs abgelehnten Vorschlage fur die Dekanate und das Prorektorat durchzusetzen 3 Im Zuge seiner Sorge um die Einheit der Universitat gelang es ihm u a den Streit zwischen Adolf Lampe und Erik Wolf beizulegen der im Vorfeld zum Rucktritt Heideggers gefuhrt hatte 4 Gegen die Entfernung des als Volljuden vom Berufsbeamtengesetz erfassten Juristen Fritz Pringsheim ging er nicht vor und sah ein dass dieser auf Dauer als Nichtarier fur den Unterricht an der Universitat nicht zu halten war Er bat jedoch darum dass ihm ein Forschungsauftrag zugewiesen wurde Antisemitische Ausserungen Kerns sind laut seinem Biografen Bernd Grun nicht uberliefert 5 Am 18 Februar 1935 konnte sich Kern im Rahmen des Rektorvorschlags u a gegen Theodor Mayer durchsetzen der vom NS Dozentenbund favorisiert worden war Der Freiburger Oberburgermeister Franz Kerber beschwerte sich Anfang April 1935 beim Kultusministerium daruber dass der Universitatssenat unter Kern sich geweigert hatte dem SPD Mitglied Adam Remmele die Ehrendoktorwurde abzuerkennen und fuhrte dies auf die Einflusse der theologischen Fakultat und des Stahlhelm zuruck Kern hatte es im November 1934 dem Ministerium uberlassen uber die Entziehung zu entscheiden Wenige Tage nach Kerbers Beschwerdebrief entzog die Medizinische Fakultat Remmele den Titel den er fur sein Engagement um die Neubauten des Freiburger Uniklinikums erworben hatte 6 Im Juli 1935 zu Beginn seiner zweiten Amtszeit erhielt Kern einen Ruf nach Tubingen den er am 11 Oktober 1935 annahm In Tubingen wurde er Nachfolger von August Schoetensack 7 Nebenbei war er zu dieser Zeit als ordentliches Mitglied und Redner fur den NS Rechtswahrerbund tatig und wurde als Obmann fur Soziale Rechtsgestaltung in der NS Dozentenbundakademie genannt Bei Letzterem Amt ist nicht sicher ob er jemals Vortrage hierzu gehalten hat was u a daran liegt dass er sich bei der Wehrmacht befand als die Obmann Liste mit seinem Namen entstand 8 So hatte er 1936 und 1938 an Reserveubungen teilgenommen bevor er am 26 August 1939 eingezogen wurde Als Hauptmann Kompaniechef und zuletzt Bataillonsfuhrer wurde er spater an der Ostfront eingesetzt und schied im Dezember 1941 aus dem Dienst aus nachdem er im Oktober 1941 bei Wjasma mehrere leichte Verwundungen erlitten hatte 9 Kern erhielt u a Spangen zu seinen Ehrenkreuzen des Weltkrieges sowie das silberne Verwundetenabzeichen 10 Er hielt mehrere Vortrage zu seinen Kriegserlebnissen zu denen auch Kriegsverbrechen gehorten wie die Vollstreckung von juristisch nicht abgesicherten Todesurteilen an Polen Im April 1944 verfasste er zudem die Denkschrift Die Entwicklung des Verhaltnisses zwischen Rechtspflege und Verwaltung seit der Mitte des 18 Jahrhunderts in der er unter anderem den Wegfall der Gewaltenteilung kritisierte und eine gemeinsame Ausbildung von Juristen und Verwaltungsmitarbeitern forderte Die unveroffentlichte Denkschrift sandte Kern nach eigenen Angaben an das Reichsministerium der Justiz das sie jedoch anscheinend nicht kommentierte Spater sollte er die Denkschrift nutzen um zu belegen dass er als Jurist zu den Rechtsverletzungen des Nationalsozialismus nicht geschwiegen hatte 11 Kern engagierte sich gegen Kriegsende fur die Wiedereingliederung von Kriegsheimkehrern und hielt den Vorsitz des Tubinger Studentenwerks Eine von ihm befehligte Volkssturm Einheit aus Tubingen die am 18 oder 19 April 1945 nach Rottenburg marschieren sollte um dort eingesetzt zu werden loste Kern laut einem Gutachten von Otto Herding eigenmachtig auf und schickte die Menschen nach Hause 12 Nach Kriegsende musste sich Kern sowohl vor den universitaren Reinigungsausschussen in Tubingen franzosische Zone verantworten als auch bedingt durch seinen dortigen Grundbesitz vor der Spruchkammer in Ellwangen Ostalb amerikanische Zone Die franzosische Besatzungsjustiz liess ihn nach ungefahr vier Wochen zuruck ins Amt Das Verfahren vor der Ellwanger Spruchkammer zog sich wesentlich langer hin und erforderte mehr Gutachten als die Reinigungsausschusse Diese kamen unter anderem von Walter Eucken Joseph Sauer Sigurd Janssen und Julius Merkl und fuhrten letzten Endes dazu dass Kern auch hier als entlastet eingestuft wurde Hierzu trug zudem wesentlich bei dass Kern im Fruhjahr 1945 Alex Victor von Frankenberg und Ludwigsdorff zur Flucht verholfen hatte als dessen Liquidierung akut geworden war 13 Allerdings fror die franzosische Besatzungsmacht Kerns Vermogen ein auf das er erst am 18 November 1946 wieder zugreifen konnte 14 Mit Wiedereroffnung der Universitat zum Wintersemester 1945 46 durfte Kern als ordentlicher Professor wieder Vorlesungen halten 1950 51 wurde er zum Dekan der Juristischen Fakultat gewahlt Da kein Nachfolger vorhanden war konnte Kern nicht wie geplant 1952 emeritiert werden sondern war bis zum Ende des Wintersemesters 1955 56 im Amt In dieser Zeit veroffentlichte er mehrere Lehrbucher die mehrfach aufgelegt und uberarbeitet wurden Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1965 veroffentlichte er mit Das Seelenleben des Verbrechers einen Band der aus einer Vorlesungsreihe hervorgegangen war Zudem arbeitete er als freiwilliger Richter an Gerichten in Freiburg und Tubingen Eduard Kern verstarb am 6 Marz 1972 drei Jahre nach seiner Ehefrau in seinem Haus am Tubinger Osterberg 9 Politik BearbeitenKern war 1913 14 Mitglied der Jungliberalen Vereinigung in Ellwangen Nach dem Ersten Weltkrieg gehorte er 1919 20 der Deutschen Demokratischen Partei DDP an Von 1933 bis 1935 war er Mitglied des Stahlhelms Nachdem man Kern im Herbst 1944 fur eine leitende Position in der Kreisstabsfuhrung des Volkssturms ausgewahlt hatte wurde er ruckwirkend ab 1940 als Mitglied der NSDAP eingetragen 15 Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss Kern sich der FDP an hatte jedoch gegen Ende seines Lebens ein skeptischeres Verhaltnis zur Partei 16 Literatur BearbeitenBernd Grun Der Rektor als Fuhrer Die Universitat Freiburg i Br von 1933 bis 1945 Freiburg Munchen 2010 S 268 346 ISBN 978 3 495 49607 7 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 88 Eberhard Schmidhauser Eduard Kern 1897 1972 in Ferdinand Elsener Herausgeber Lebensbilder zur Geschichte der Tubinger Juristenfakultat Franz Steiner Stuttgart 1977 ISBN 978 3 16 939742 6 S 177 ff Vorschau in der Google Buchsuche Rechtswissenschaftliche Abteilung der Rechts und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat der Universitat Tubingen Hrsg Tubinger Festschrift fur Eduard Kern Mohr Siebeck Tubingen 1968 Internationales Biographisches Archiv Munzinger Archiv 40 1962 vom 24 September 1962Einzelnachweise Bearbeiten Schmidhauser S 178 Grun S 271 Grun S 284 ff Grun S 294 Grun S 295 Grun S 306 Grun S 331 Grun S 333 a b Schmidhauser S 182 Grun S 335 f Grun S 331 ff Grun S 336 und 634 Grun S 625 ff Grun S 638 Grun S 626 f Grun S 658 ff VorgangerAmtNachfolgerMartin HeideggerRektor der Universitat Freiburg 1934 1936Friedrich MetzNormdaten Person GND 118721976 lobid OGND AKS LCCN n83009638 VIAF 108835377 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kern EduardALTERNATIVNAMEN Kern Eduard Hugo Robert Otto vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und HochschullehrerGEBURTSDATUM 13 Oktober 1887GEBURTSORT StuttgartSTERBEDATUM 6 Marz 1972STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Kern Rechtswissenschaftler amp oldid 227292660