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Die Dreikirchenbasilika georgisch სამეკლესიანი ბაზილიკა samek lesiani basilik a ist eine besondere Bauform einer dreischiffigen Basilika bei der die drei nebeneinanderliegenden Schiffe durch raumhohe Wande getrennt und untereinander nur durch Turen zuganglich sind An der Ostseite enden die schmalen Seitenschiffe an kleinen Altarapsiden Haufig sind sie durch einen Umgang entlang der Westwand verbunden Diese vermutlich aus liturgischen Grunden eingefuhrte Raumanordnung bildete sich Mitte des 6 Jahrhunderts in Georgien heraus und war bis Anfang 11 Jahrhundert besonders in der ostgeorgischen Region Kachetien verbreitet Sioni Kirche in Dmanissi 6 7 Jahrhundert von Nordosten Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Funktion 2 Entwicklung der Bauform 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHerkunft und Funktion BearbeitenDreikirchenbasiliken sind charakteristisch fur Klosterkirchen im mittelalterlichen Georgien sie kommen ausserhalb des Landes nicht vor auch nicht in der in vielen Aspekten verwandten armenischen Kirchenbaukunst Die fruhesten bekannten Kirchenbauten in Georgien die noch keine besonderen Merkmale besassen entstanden im 4 Jahrhundert Fur die spatere Entwicklung bedeutend war die laut Inschrift 478 493 erbaute Sioni Kirche von Bolnissi eine dreischiffige Basilika mit Tonnengewolben Ihr folgte im 5 und 6 Jahrhundert die klassische Phase der georgischen Kirchenarchitektur Sie wurde wesentlich von Einflussen aus Syrien beeinflusst Moglicherweise hing dies mit der Glaubenstradition der Dreizehn Syrischen Vater zusammen georgischen Monchen die Ende des 6 Jahrhunderts das Kloster des Symeon Stylites des Jungeren oder ihr Kloster in Jerusalem verliessen und nach Georgien zuruckkehrten Zu dieser Zeit zwang auch der wirtschaftliche Niedergang der christlichen Siedlungen in den Toten Stadten deren Einwohner zur allmahlichen Auswanderung Die Tradition der georgisch orthodoxen Kirche ist eng mit dem Monchtum verbunden Parallel zu den fruhen Saalkirchen und Basiliken entstanden bis zum 6 Jahrhundert ganzlich andere Bauformen wie Rundkirchen und Vierkonchenbauten beispielsweise Schiomghwime benannt nach Schio einem der Dreizehn Syrischen Vater Im 6 Jahrhundert begannen uberkuppelte Zentralbauten sich allmahlich zur dominierenden Architekturform zu entwickeln 1 an der Erloserkirche von Zromi aus dem Anfang des 7 Jahrhunderts wird erstmals eine Kuppel von vier freistehenden Pfeilern getragen In Kombination mit dem basilikalen Grundplan entstanden von einem Tambour mit Kuppel uber der zentralen Vierung uberhohte Baukorper die nach Westen um ein Kirchenschiff verlangert wurden Im 7 Jahrhundert erreichten die Dreikirchenbasiliken eine klare Ausformung Ihr zeitlicher Schwerpunkt lag im 9 und 10 Jahrhundert und mit der ersten Halfte des 11 Jahrhunderts endete ihre Zeit Obwohl die muslimischen Araber Mitte des 7 Jahrhunderts in Georgien eindrangen und ein Jahrhundert spater das Emirat von Tiflis errichten wirkte sich deren Einfluss kaum auf die christliche Kultur der Bevolkerung aus die sich abgesehen von okonomischen Einschrankungen relativ ungestort entfalten konnte Ebenso wenig wurde die Verehrung von Ikonen durch den byzantinischen Bilderstreit des 8 und 9 Jahrhunderts unterbrochen 2 Die Grunde fur den Bau von Dreikirchenbasiliken sind weitgehend unbekannt Da sie fast nur bei Klosterkirchen vorkommen wird ein Zusammenhang mit der Liturgie der Monche vermutet Vielleicht waren getrennte Andachten zur selben Zeit erforderlich 3 wobei die seitlichen Altarraume bei Ritualen nur von wenigen Glaubigen zu benutzen waren Der westliche Umgang spricht fur einen Andachtsweg und einen Prozessionsgottesdienst bei dem die Teilnehmer an mehreren Orten Station machten Ernst Badstubner zieht einen Vergleich zu den Gangkrypten in Westeuropa etwa in der Einhardsbasilika aus dem 9 Jahrhundert wo ein Grab oder Reliquien verehrt wurden 4 Entwicklung der Bauform Bearbeiten nbsp Dsweli Schuamta Dreikirchenbasilika aus dem 7 Jahrhundert von NordostenBei einer dreischiffigen Basilika ruht die Dachkonstruktion des Kirchenschiffs auf den Langswanden und zwei Arkadenreihen An deren Stelle treten bei der Dreikirchenbasilika geschlossene Zwischenwande sodass ublicherweise neben dem breiten Mittelschiff schmale Nebenraume entstehen die in vielen Fallen durch einen Umgang entlang der Westwand miteinander verbunden sind und im Osten uber eigene kleine Apsiden verfugen Der zentrale Kuppelraum wird somit von drei Seiten eingerahmt Jeweils eine Tur in der Zwischenwand ermoglicht einen direkten Durchgang Die niedrigeren Seitenraume zeichnen sich an der Aussenseite durch gestaffelte Dacher ab 5 nbsp Kwemo Bolnissi 6 Jahrhundert Einfachster Grundplan ohne westlichen UmgangEin Beispiel fur eine der altesten Dreikirchenbasiliken aus dem 6 Jahrhundert steht im Dorf Kwemo Bolnissi 6 Kilometer von Bolnissi Bei dieser Grundform ragt aus dem etwa quadratischen Bau im Osten eine halbrunde Apsis heraus Das mittlere Tonnengewolbe ist annahernd doppelt so hoch wie die beiden seitlichen Der Zugang erfolgt wie bei fruhen syrischen Kirchen ublich nur von Suden in einen gangartig schmalen Raum von dem zwei Turen ins Mittelschiff und von dort eine in den nordlichen Seitenraum fuhren Die Symmetrie des Gebaudes hat nicht nur eine kultische sondern auch eine statische Bedeutung um die Schubkrafte des mittleren Tonnengewolbes aufzufangen Parallele Tonnenraume sind keine georgische Neuerung vergleichbare oder vorbildhafte Gebaude lassen sich im syrisch mesopotamischen Raum finden In Seleukia Ktesiphon wurde eine um 600 erbaute Kirche mit einem tonnenuberwolbten Hauptraum ausgegraben an dessen Ostseite sich innerhalb des rechteckigen Grundrisses drei nicht miteinander verbundene Raume ebenfalls mit Tonnengewolbe anschlossen 6 Die Friedhofskirche des unternubischen Ortes ar Ramal bestand in ihrer ersten Bauphase Ende 6 oder 7 Jahrhundert aus drei nebeneinanderliegenden Raumen die durch nahezu geschlossene Wande an der Stelle der ublichen Pfeilerreihen getrennt waren Spater wurde das aus Feldsteinen und Lehmziegeln errichtete Gebaude um einen weiteren Apsisraum verbreitert und zu einer Doppelkirche mit zwei Mittelschiffen ausgebaut Ahnlich stark durch eine Trennwand abgeteilt war die Doppelkirche in Tamit die in das 11 Jahrhundert datiert wird Der Bedarf fur mehrere Altare wird fur Nubien mit der Vorschrift Gregor von Nyssas im 4 Jahrhundert begrundet wonach die Liturgie nicht ofters als einmal pro Tag am selben Altar durchgefuhrt werden solle 7 nbsp Dsweli Schuamta vom Eingang der Basilika an der Sudwand Rechts der breite mittlere Altarraum vor und hinter den Durchgangen liegen rechts die schmalen Seitenraume Die Dreikirchenbasilika des ehemaligen Klosters Nekressi in Kachetien aus dem 7 Jahrhundert verkorpert eine gegenuber Kwemo Bolnissi entwickeltere klassische Raumaufteilung Die beiden durch einen westlichen Umgang verbundenen Seitenschiffe werden nur bis knapp uber die Halfte der Gesamtlange des Gebaudes gefuhrt und enden mit ihren Apsiden vor relativ grossen rechteckigen Altarnebenraumen Pastophorien Bei der im Grundplan nahezu gleichen um 600 erbauten Klosterkirche von Segani Zegani besitzt der westliche Umgang ein Obergeschoss das sich mit breiten Arkadenbogen zum Mittelschiff offnet 8 nbsp Basilika von Segani 6 Jahrhundert Klassischer Bautyp mit UmgangIm Unterschied dazu erstrecken sich die schlauchartigen Seitenraume der Basilika von Dsweli Schuamta uber die gesamte Lange Die Basilika aus dem 7 Jahrhundert ist an der Nordseite direkt mit einem als Vierkonchenanlage ausgefuhrten Zentralbau verbunden den der Besucher nach dem Durchqueren der Basilika erreicht 9 Weitere Dreikirchenbasiliken aus dem 6 7 Jahrhundert sind Dmanissi Sabue Saguramo Tscheremi Wanati und aus dem 8 Jahrhundert Ambara Die 906 datierte Kirche von Eredwi einem Dorf in Sudossetien besitzt ausser dem ublichen Umgang im Westen einen weiteren fur Georgien einzigartigen Umgang hinter der Altarapsis im Osten 10 Eine spatere Dreikirchenbasilika mit einer hohen Tambourkuppel und einem komplizierten Grund und Aufriss ist die Gottesmutterkirche des Allerheiligenklosters von Watschnadsiani aus dem 9 Jahrhundert Abgesehen von einem stark verkurzten nordlichen Seitenschiff entspricht das Erdgeschoss dem ublichen Muster der Region wahrend die Empore uber beiden Schiffen und uber dem Umgang im Westen Rundbogenfenster zum Mittelschiff besitzt Hier sind Verbindungen zur stadtischen byzantinischen Baukunst feststellbar die von der Hagia Sophia ausstrahlte Die Allerheiligenkirche von Gurdschaani aus dem 8 Jahrhundert gehorte nicht zu einem Kloster sondern war als Herrscherkirche konzipiert Das Obergeschoss des zweigeschossigen Gebaudes mit dem Grundplan einer Dreikirchenbasilika besitzt am westlichen Umgang Doppelarkaden hinter denen der vom Volk im Erdgeschoss getrennte Furst am Gottesdienst teilnahm Von den landlichen ostgeorgischen Dreikirchenbasiliken lasst sich im Sinne einer funktionellen Ubernahme fur den monchischen Ritus eine Verbindung zum Presbyterium der burgundischen Abteikirche Abtei Cluny herstellen Deren erster Kirchenbau Cluny A bei der Grundung des Klosters im Jahr 910 wurde als rechteckiger Mittelsaal mit seitlichen durch Zwischenwande abgetrennten Gangen rekonstruiert Uber dieser dreiteiligen Kirche entstand das dreischiffige Presbyterium bei der Erweiterung zu Cluny II von 981 Cluny II war wiederum der Ausgangspunkt fur eine Reihe dreischiffiger Chore im mittelalterlichen Westeuropa 11 Literatur BearbeitenErnst Badstubner Uberlegungen zum Ursprung des dreischiffigen Presbyteriums an Klosterkirchen des benediktinischen Reformmonchtums Ein Vergleich mit den Dreikirchenbasiliken in Georgien In Ders Baugestalt und Bildfunktion Texte zur Architektur und Kunstgeschichte Lukas Berlin 2006 S 58 68 Edith Neubauer Altgeorgische Baukunst Felsenstadte Kirchen Hohlenkloster Anton Schroll Wien Munchen 1976 Russudan Mepisaschwili Wachtang Zinzadse Die Kunst des alten Georgien Edition Leipzig Leipzig 1977Einzelnachweise Bearbeiten Jean Lassus in Beat Brenk Hrsg Propylaen Kunstgeschichte Spatantike und fruhes Christentum Ullstein Frankfurt 1985 S 205 Neubauer S 79 Russudan Mepisaschwili Rolf Schrade Georgien Kirchen und Wehrbauten Wiley VHC Weinheim 1986 S 370 ISBN 978 3527175758 Badstubner S 63 Mepisaschwili Zinzadse S 61 Badstubner S 65 Peter Grossmann Christliche Architektur in Agypten Handbook of Oriental Studies Section One The Near and Middle East Volume 62 Brill Leiden 2002 S 95 Neubauer S 28 Neubauer S 66f Badstubner S 62 Mepisaschwili Zinzadse S 61 108f Badstubner S 59 61 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dreikirchenbasilika amp oldid 162710097