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Diphenylketen wurde 1905 zuerst von Hermann Staudinger isoliert und als erster Vertreter der ausserordentlich reaktiven Stoffklasse der Ketene 5 mit der allgemeinen Formel R1R2C C O R1 R2 Phenylgruppe identifiziert 8 Mit den kumulierten Doppelbindungen in der Ketenstruktur R1R2C C O stellt Diphenylketen ein Heterokumulen dar Die wichtigste Reaktion des Diphenylketens ist die 2 2 Cycloaddition an C C C N C O C S Mehrfachbindungen 9 StrukturformelAllgemeinesName DiphenylketenAndere Namen 2 2 DiphenylethenonSummenformel C14H10OKurzbeschreibung oranges Ol 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 525 06 4PubChem 123069ChemSpider 109691Wikidata Q3028874EigenschaftenMolare Masse 194 23 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 1 1107 g cm 3 bei 14 C 2 Schmelzpunkt 8 9 C 3 Siedepunkt 267 5 C 4 146 C 5 bei 12 mm Hg 118 120 C 6 bei 1 mm HgLoslichkeit loslich in Benzol und Tetrahydrofuran 6 Brechungsindex 1 615 20 C 589 nm 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 7 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 C Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen und Darstellung 2 Eigenschaften 3 Anwendungen 4 EinzelnachweiseVorkommen und Darstellung BearbeitenDie erste Synthese von H Staudinger ging aus von Chlor diphenyl acetylchlorid aus Benzilsaure und Thionylchlorid 10 aus dem mit Zink in einer Dehalogenierungsreaktion zwei Chloratome abgespalten werden 5 nbsp Synthese von Diphenylketen nach StaudingerEine fruhe Synthese nutzt Benzilmonohydrazon aus Benzil und Hydrazinhydrat 11 das mit Quecksilber II oxid und Calciumsulfat zum Mono diazoketon oxidiert und anschliessend bei 100 C unter Stickstoffabspaltung in 58 iger Ausbeute in das Diphenylketen umgelagert wird 12 nbsp Synthese von Diphenylketen aus BenzilmonohydrazonEine weitere fruhe Diphenylketen Synthese stammt von Eduard Wedekind der bereits 1901 bei der Dehydrohalogenierung von Diphenylacetylchlorid mit Triethylamin Diphenylketen erhielt ohne es jedoch zu isolieren und zu charakterisieren 13 Diese Variante wurde auch 1911 von H Staudinger beschrieben 14 nbsp Synthese von Diphenylketen DiphenylessigsaureEine Laborstandardvorschrift 1 basiert auf dem Staudinger Verfahren und liefert Diphenylketen als orangefarbenes Ol in Ausbeuten von 53 bis 57 In einem jungeren Verfahren wird 2 Brom 2 2 diphenylacetylbromid mit Triphenylphosphin in Ausbeuten bis 81 zu Diphenylketen umgesetzt 3 nbsp Synthese von Diphenylketen durch DebromierungUnlangst wurde eine Synthese von Diphenylketen aus Diphenylessigsaure und dem Hendrickson Reagenz Triphenylphosphoniumanhydrid Triflat aus Triphenylphosphinoxid und Trifluormethansulfonsaureanhydrid 15 16 unter Wasserabspaltung in 72 iger Ausbeute berichtet 17 nbsp Synthese von Diphenylketen Hendrickson ReagenzEigenschaften BearbeitenDiphenylketen ist bei Raumtemperatur ein orangefarbenes bis rotes Ol mit der Farbe konzentrierter Kaliumdichromat Losung 5 das sich mit unpolaren organischen Losungsmitteln wie z B Diethylether Aceton Benzol Tetrahydrofuran Chloroform mischt 6 und in der Kalte zu gelben Kristallen erstarrt 5 Die Verbindung wird durch Luft leicht oxidiert kann aber in dicht verschlossenen Behaltnissen bei 0 C mehrere Wochen ohne Zersetzung 1 bzw in einer Stickstoffatmosphare unter Zusatz einer kleinen Menge Hydrochinon als Polymerisationsinhibitor 12 aufbewahrt werden Die hohe Reaktivitat des Diphenylketens manifestiert sich auch in der Bildung von drei definierten Dimeren 18 das cyclische Diketon 2 2 4 4 Tetraphenylcyclobutan 1 3 dion I durch Erhitzen mit Chinolin das b Lacton 4 Diphenylmethylen 3 3 diphenyloxetan 2 on II durch Erhitzen mit Natriummethanolat und das Tetralin derivat 2 2 4 Triphenylnaphthalin 1 3 2H 4H dion III durch Erhitzen mit Benzoylchlorid nbsp Dimere von Diphenylketenund daraus abgeleiteten hoheren Oligomeren Anwendungen BearbeitenIn ihrer Konstitution wie in ihrer Reaktivitat zeigen Ketene der allgemeinen Formel R1R2C C O viele Parallelen zu Isocyanaten der allgemeinen Formel R N C O Diphenylketen addiert Wasser unter Bildung von Diphenylessigsaure Ethanol zum Diphenylessigsaureethylester oder Ammoniak zum entsprechenden Amid 5 Mit Carbonsauren entstehen gemischte Anhydride der Diphenylessigsaure die zur Aktivierung von geschutzten Aminosauren fur die Peptidverknupfung herangezogen werden konnen nbsp Gemischtes Anhydrid mit Diphenylketen zur DipeptidverknupfungSo entsteht bei der Aktivierung von Z Leucin mit Diphenylketen und anschliessender Umsetzung mit Phenylalanin ethylester in 59 iger Ausbeute das geschutzte Dipeptid Z Leu Phe OEt N Benzyloxycarbonyl L leucyl L phenylalanin ethylester 19 Diphenylketen neigt zur Autoxidation bei der sich uber ein intermediar entstehendes Diphenyl Acetolacton bei Temperaturen uber 60 C der entsprechende Polyester bildet 20 nbsp Autoxidation und Polymerisation von DiphenylketenIn einer Wittig Reaktion konnen aus Diphenylketen Allene dargestellt werden 21 nbsp Bildung von Tetrapehnylallen aus DiphenylketenMit Triphenylphosphindiphenylmethylen und Diphenylketen entsteht z B bei 140 C unter Druck Tetraphenylallen in 70 iger Ausbeute 22 Die synthetisch interessantesten Reaktionen des Diphenylketens sind 2 2 Cycloadditionen wie z B die Reaktion mit Cyclopentadien zu einem Diels Alder Addukt 23 nbsp Addition von Diphenylketen an CyclopentadienImine wie z B Benzalanilin bilden mit Diphenylketen b Lactame nbsp beta Lactambildung mit Diphenylketenund mit Carbonylverbindungen entstehen analog b Lactone 23 Die 2 2 Cycloaddition von Diphenylketen mit Phenylacetylen fuhrt zunachst zu einem Cyclobutenon das thermisch zu einem Phenylvinylketen aromatisiert und in einer 4 2 Cycloaddition in 81 iger Ausbeute zu 3 4 Diphenyl 1 naphthol cyclisiert 24 nbsp Cycloaddition von Diphenylketen zu DiphenylnaphtholAus dieser so genannten Smith Hoehn Reaktion hat sich eine allgemeine Synthesemethode fur substituierte Phenole und Chinone entwickelt 8 Einzelnachweise Bearbeiten a b c E C Taylor A McKillop G H Hawks Diphenylketene In Organic Syntheses 52 1972 S 36 doi 10 15227 orgsyn 052 0036 Coll Vol 6 1988 S 549 PDF a b E Lax D Ans Lax Taschenbuch fur Chemiker und Physiker 3 Aufl Springer Berlin 1964 ISBN 978 3 642 49526 7 S 2 418 a b S D Darling R L Kidwell Diphenylketene Triphenylphosphine dehalogenation of alpha bromodiphenylacetyl bromide In J Org Chem Band 33 Nr 10 1968 S 3974 3975 doi 10 1021 jo01274a074 William M Haynes CRC Handbook of Chemistry and Physics 97th Edition CRC Press 2016 ISBN 978 1 4987 5429 3 S 230 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d e f H Staudinger Ketene eine neue Korperklasse In Ber Dtsch Chem Ges Band 38 Nr 2 1905 S 1735 1739 doi 10 1002 cber 19050380283 a b c J W Leahy Diphenylketene In e EROS Encyclopedia of Reagents for Organic Synthesis 2001 doi 10 1002 047084289X rd421 Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden a b T T Tidwell The first century of ketenes 1905 2005 The birth of a versatile family of reactive intermediates In Angew Chem Band 44 Nr 36 2005 S 5778 5785 doi 10 1002 anie 200500098 H Ulrich Cycloaddition Reactions of Heterocumulenes Academic Press New York 1967 S 374 F E King D Holmes Synthetic mydriatics Diphenylchloroacetyl chloride as a reagent for the preparation of benzylic esters of tertiary amino alcohols In J Chem Soc 1947 S 164 168 doi 10 1039 JR9470000164 T Curtius K Thun Einwirkung von Hydrazinhydrat auf Monoketone und Orthodiketone In J Prakt Chem Band 44 Nr 2 1891 S 161 186 doi 10 1002 prac 18910440121 a b L I Smith H H Hoehn Diphenylketene In Organic Syntheses 20 1940 S 47 doi 10 15227 orgsyn 020 0047 Coll Vol 3 1955 S 356 PDF E Wedekind Ueber die Gewinnung von Saureanhydriden mit Hulfe von tertiaren Aminen In Ber Dtsch Chem Ges Band 34 Nr 2 1901 S 2070 2077 doi 10 1002 cber 190103402122 H Staudinger Uber Ketene XIX Uber Bildung und Darstellung des Diphenylketens In Ber Dtsch Chem Ges Band 44 Nr 2 1911 S 1619 1623 doi 10 1002 cber 19110440258 Simon Nuss Synthese neuer Ring A modifizierter Derivate des Alkaloids Luotonin A PDF 2 9 MB Universitat Wien 2012 S 16 abgerufen am 2 April 2019 Diplomarbeit J I McCauley Hendrickson reagent triphenylphosphonium anhydride trifluormethane sulfonate In Synlett Band 23 Nr 20 2012 S 2999 3000 doi 10 1055 s 0032 1317486 Z Moussa The Hendrickson POP reagent and analogues thereof synthesis structure and application in organic synthesis In ARKIVOC i 2012 S 432 490 arkat usa org H Das E C Kooyman Oligomers of diphenylketene In Recl Trav Chim Pays Bas Band 84 Nr 8 1965 S 965 978 doi 10 1002 rec 19650840802 G Losse E Demuth Diphenylketen als Reagens zur Knupfung von Peptidbindungen In Ber Dtsch Chem Ges Band 94 Nr 7 1961 S 1762 1766 doi 10 1002 cber 19610940713 H Staudinger K Dyckerhoff H W Klever L Ruzicka Uber Autoxidation organischer Verbindungen IV Uber Autoxidation der Ketene In Ber Dtsch Chem Ges Band 58 Nr 6 1925 S 1079 1087 doi 10 1002 cber 19250580618 G Wittig A Haag Uber Phosphin alkylene als olefinbildende Reagenzien VIII Allelderivate aus Ketenen In Ber Dtsch Chem Ges Band 96 Nr 6 1963 S 1535 1543 doi 10 1002 cber 19630960609 G Luscher Beitrag zur Konstitution der aliphatischen Diazokorper und Hydrazone Neue organische Phosphorverbindungen Hrsg Eidgenossische Technische Hochschule Zurich 1922 doi 10 3929 ethz a 000096667 e collection library ethz ch PDF a b H Staudinger Zur Kenntnis der Ketene Diphenylketen In Liebigs Ann Chem Band 356 Nr 1 2 1907 S 51 123 doi 10 1002 jlac 19073560106 L I Smith H H Hoehn The reaction of diphenylketene and phenylacetylene In J Am Chem Soc Band 61 Nr 10 1939 S 2619 2624 doi 10 1021 ja01265a015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diphenylketen amp oldid 224859299