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Die Hermannsschlacht ist der Titel eines Geschichtsdramas von Christian Dietrich Grabbe das die historische Schlacht zwischen dem Cheruskerfursten Arminius Hermann und dem romischen Heer unter Varus im Jahr 9 n Chr behandelt Grabbe wollte mit dem zwischen 1835 und 1836 entstandenen Werk seiner lippischen Heimat ein Denkmal setzen und zugleich ein realistisches Geschichtsbild der legendaren Schlacht liefern Er wahlte dabei einen anderen Ansatzpunkt als Heinrich von Kleist der 1808 in seinem thematisch ahnlich gelagerten und gleichnamigen Drama die Auseinandersetzung zwischen Germanen und Romern als ein Spiegelbild des antinapoleonischen Widerstands in Deutschland zeichnete Grabbe hingegen legt den Konflikt als eine Auseinandersetzung zwischen dem starren technischen Militarapparat der Romer und dem naturlichen ursprunglichen Volkstum der Germanen an wobei beide Seiten mit negativen und positiven Eigenschaften behaftet sind Der juristisch fragwurdigen kalten Rechtsprechung der Romer steht das naturliche Rechtsempfinden der Germanen gegenuber der zivilisatorisch hoherstehenden einheitlichen Romerkultur ein mit der Natur verwachsenes heterogenes Volk aus mehreren Stammen Hermann ist dabei ein Grenzganger der im romischen Heer dient und dennoch die Stamme der Germanen hinter sich vereint um das romische Joch abzuschutteln In den folgenden Scharmutzeln sehen sich die Romer nicht nur von den Germanen sondern auch von der fremden und bedrohlichen Natur des Teutoburger Walds bedroht und unterliegen den Germanen Hermann der aufgrund seiner romischen Militarausbildung weitsichtiger denkt will nach dem Sieg seine Gefolgsleute uberreden nun den Sturm auf Rom zu wagen Er scheitert aber am Eigensinn und an der historischen Kurzsichtigkeit der Stammesfursten und wird verdachtigt nach einer autokratischen Herrschaft zu streben Hier finden sich Anklange an die reale Situation in Deutschland nach dem Wiener Kongress als sich das zersplitterte ehemalige Kaiserreich von der Hegemonie Preussens bedroht sah Rezeption BearbeitenDie Hermannschlacht gilt trotz des interessanten und differenzierten Gegensatzes zwischen Romern und Germanen als schwacheres Werk von Grabbe das bereits von seinem korperlichen und geistigen Niedergang wahrend der letzten Lebensjahre kundet So wird vor allem die letzte Szene welche im romischen Kaiserpalast spielt und in der die Geburt Jesu als neue Zasur der Geschichte angekundigt wird von der Literaturwissenschaft als misslungen angesehen Die nationalistischen Tone des Dramas fanden hingegen im Nationalsozialismus grossen Anklang so dass Die Hermannsschlacht in dieser Zeit uraufgefuhrt wurde 1934 in der Freilichtbuhne Nettelstedt 1 und in zahlreichen Inszenierungen wahrend der NS Zeit grosse Erfolge feierte Am 23 September 1936 hatte reichsweit angekundigt in einer Bearbeitung von Walter Bruno Iltz und in dessen eigener Regie die erfolgreiche Buhnen Urauffuhrung von Die Hermannsschlacht Premiere Iltz schuf eine neue stark verkurzte Collage aus Versatzstucken des bei Grabbe dreitagigen Geschehens In Dusseldorf kam das Stuck als Fuhrerdrama auf die Buhne das unverhohlen und appellativ der tagespolitischen Aktualisierung dienstbar war 2 Nach dieser Inszenierung wurden vom Gauamtsleiter Walter Steinecke 12 Radierungen angefertigt 3 die in Buchform im Januar 1937 Adolf Hitler ubergeben wurden 4 Die Inszenierung wurde am 2 Oktober 1936 als Festauffuhrung innerhalb einer von der Grabbe Gesellschaft veranstalteten Grabbe Woche in Detmold gezeigt und von der Presse einhellig bejubelt Rainer Schlosser der Prasident der Reichstheaterkammer gratulierte Iltz zur Eroberung eines grossartigen Stuckes fur die deutsche Theaterwelt 5 Seitdem galt das Stuck als verpont und wurde nach 1945 zunachst nicht mehr gespielt Erst 1995 nahm sich das Theater Chemnitz erneut des Stucks an und zeigte eine revueartige Bearbeitung Anlasslich des 2000 jahrigen Jubilaums der Varusschlacht bot das Landestheater Detmold 2009 eine mit Texten von Andreas Gryphius bis Heiner Muller durchsetzte Bearbeitung von Grabbes letztem Schauspiel dar Im selben Jahr realisierte auch Philip Tiedemann am Theater Osnabruck eine Inszenierung des gesamten als unspielbar geltenden Geschichtsdramas Die Neue Buhne Senftenberg unternahm 2009 ebenfalls einen Versuch der Realisierung des Dramas Im Rahmen des sogenannten 6 GluckAufFestes Grab b e wurde neben Grabbes Stucken Napoleon Hannibal Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung auch Die Hermannsschlacht in der Regie von Sewan Latchinian inszeniert und 15 Mal gespielt Der Kritiker Martin Linzer wertete die Inszenierung in Theater der Zeit 11 09 als Rehabilitierung des Stuckes Ausgaben BearbeitenChristian Dietrich Grabbe Die Hermannsschlacht Dusseldorf 1838 Digitalisat der LLB Detmold Christian Dietrich Grabbe Die Hermannsschlacht In Rudolf Gottschall Hrsg Christian Dietrich Grabbe s sammtliche Werke Zweiter Band Erste Gesamtausgabe Leipzig 1870 Digitalisat der UB Bielefeld Christian Dietrich Grabbe Walter Bruno Iltz Die Hermannsschlacht Volkschaft Verlag fur Buch Buhne und Film Berlin 1936 Einzelnachweise Bearbeiten Grabbes Hermannsschlacht Theatermaterialien im Bestand In Lippische Landesbibliothek Detmold Lippisches Literaturarchiv Abgerufen am 24 Mai 2013 Julia Freifrau Hiller von Gaertringen Der einzige volkische Visionar seiner Zeit Grabbes Hermannsschlacht auf dem Theater Memento des Originals vom 17 Mai 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www llb detmold de In 2000 Jahre Varusschlacht Mythos Band 3 Theiss Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8062 2280 7 S 201 209 Aus der Hermannsschlacht Lemgo o Dr 1937 Fol Mit 12 mont Orig Rad von Walter Steinecke 20 Textbl Olwd mit Goldprag Bergmann 1954 gibt 13 Rad an Zentrales Staatsarchiv Potsdam Reichsministerium fur Propaganda und Volksaufklarung Band 141 Brief vom 8 Oktober 1936 Bundesarchiv Dienststelle Berlin ehem Zentrales Staatsarchiv Bestand Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda Band 141 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Hermannsschlacht Grabbe amp oldid 232740290