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Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung ist ein Theaterstuck von Christian Dietrich Grabbe und eine der grossen deutschen Komodien Grabbe vollendete das Stuck 1822 nach seiner dusteren nihilistischen Tragodie Herzog Theodor von Gothland und bezeichnete es selbst als komodiantischen Widerpart des Gothland Das Stuck vermischt zahlreiche Elemente des klassischen Lustspiels Posse Commedia dell arte atzende Literatur und Gesellschaftssatire und possenhaften Unsinn Grabbe selbst erlebte eine Inszenierung des Stucks nicht erst in seinem 40 Todesjahr 1876 fand eine erste Privatinszenierung am Akademietheater in Wien statt 1907 folgte die offizielle Urauffuhrung in einer Bearbeitung von Max Halbe an dessen Buhne Intimes Theater fur dramatische Experimente in Munchen DatenTitel Scherz Satire Ironie und tiefere BedeutungGattung KomodieOriginalsprache deutschAutor Christian Dietrich GrabbeErscheinungsjahr 1827Urauffuhrung 1907Ort der Urauffuhrung Intimes Theater fur dramatische Experimente Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltsangabe 2 Bedeutung 3 Kurzinterpretation 4 Personen 5 Ausgaben Auswahl 6 Vertonungen und Verfilmung 6 1 Oper 6 2 Horbuch 6 3 Verfilmung 7 WeblinksInhaltsangabe BearbeitenWeil in der Holle geputzt wird ist der Teufel auf die Erde gekommen wo er trotz des heissen Sommerwetters erfriert Vier Naturhistoriker entdecken das vermummte Bundel und schleppen es auf das Schloss des Barons von Haldungen Wahrend man uber den ratselhaften Fund disputiert Der Teufel passt nicht in unser System kommt der Hollenfurst wieder zu sich und sucht Warme im Kaminfeuer In der Absicht Verwirrung und Boses anzustiften kauft er die Nichte des Barons die hubsche aufgeweckte Liddy ihrem Brautigam Herrn von Wernthal ab der nur an der Mitgift interessiert ist und verspricht sie dem wusten Freiherrn von Mordax Die Liddy ist ein prachtiges Tier und behagt mir superbe Ich will sie heiraten oder totstechen der dafur zwolf Schneidergesellen ermorden und einem die Rippen brechen muss Als weiterer Bewerber tritt der ehrliche eben aus Italien zuruckgekehrte Herr Mollfels auf den Plan der wegen seiner Hasslichkeit Wir haben eben sieben alte Weiber aus dem Schlossteiche gezogen welche beim Anblicke seines Gesichts vor Schrecken ins Wasser gesprungen waren vergebens um Liddys Gunst bittet Als der Teufel sich ein neues Hufeisen an seinen Pferdefuss anpassen lasst errat der Schmied mit wem er es zu tun hat und vertraut sich dem verschmitzten und dem Alkohol ergebenen Schulmeister an Dieser lasst einen mannshohen Kafig im Wald aufstellen in dem er sechzehn Kondome Kodons als Koder auslegt Prompt geht der Teufel in die Falle wahrend Herr Mollfels die Intrige des Freiherrn von Mordax vereitelt Liddy wird mit Waffengewalt gerettet und das Stuck findet einen allseits glucklichen Ausgang Des Teufels Grossmutter in Gestalt einer jungen Frau begleitet von Kaiser Nero befreit den Teufel Das Scheuern in der Holle ist vorbei der heisse dich wieder erwarmende Kaffee dampft schon auf dem Tische und der treue Herr Mollfels erhalt Liddy zur Gattin Die zahlreichen satirischen Seitenhiebe auf die zeitgenossische Literatur darunter Ernst von Houwald Adolph Mullner Theodor Hell eigentlich Karl G Th Winkler oder Wilhelm Blumenhagen finden ihren Hohepunkt im selbstironischen Auftritt des Autors selbst Grabbe tritt herein mit einer brennenden Laterne Der Vorhang fallt vor dem der Schulmeister die Tur verschliessen will Das ist der vermaledeite Grabbe oder wie man ihn eigentlich nennen sollte die zwergige Krabbe der Verfasser dieses Stucks Er ist so dumm wie n Kuhfuss schimpft auf alle Schriftsteller und taugt selber nichts hat verrenkte Beine schielende Augen und ein fades Affengesicht Bedeutung BearbeitenIn seiner schillernden Mischung aus drastischer Situationskomik Rupelszenen Satire und Groteske steht das Stuck ebenso ausserhalb der klassischen wie der romantischen Komodie und erinnert in seiner epischen Bilderfolge wie in seiner grell verzweifelten Grundstimmung eher an die Tragikomodien eines J M R Lenz wobei die Liebesintrige als zentrales Handlungselement dem konventionellen Schema der Commedia dell arte entspricht Aufgrund der das Stuck pragenden Literatursatire wie der Illusionsbrechung in der letzten Szene als Wernthal und Mordax in den Orchestergraben fluchten und Grabbe selbst erscheint wurden stets auch Vergleiche etwa zu Ludwig Tiecks Der gestiefelte Kater gezogen Dabei sprengt Grabbe die versohnende Perspektive romantischer Ironie seine Kritik der biedermeierlichen Gesellschaft wird zur Karikatur einer verkehrten Welt die wie der Teufel in einem beruhmt gewordenen Satz konstatieren darf als ein mittelmassiges Lustspiel erscheint welches ein unbartiger gelbschnabeliger Engel der wenn ich nicht irre noch in Prima sitzt wahrend seiner Schulferien zusammengeschmiert hat Der hoffnungslosen Lacherlichkeit fallen der Adel ebenso anheim wie das Kleinburgertum die Vertreter der Wissenschaft und die der Kultur Klopstocks Messias benutzt der Teufel als altes unfehlbares Schlafmittelchen die Helden der klassischen Literatur von der Antike bis zur deutschen Klassik tummeln sich samt ihren Autoren bevorzugt in der Holle und dass die Regierungen immer noch zaudern endlich einmal einen Schock Poeten wegen ihrer elenden Gedichte hinzurichten ist in den Augen des Herrn Mollfels eine Grausamkeit gegenuber dem Publikum Mit seinem bosen Witz seinem Sarkasmus und der ausseren tollkomischen Erscheinung so schrieb Grabbe 1827 an Kettembeil hat das Stuck bis heute wenig von seinem Elan eingebusst und sich als eines der wenigen nichtklassizistischen Lustspiele der deutschen Literatur im Repertoire der Buhnen behauptet Der Rang des Werks ist in der Forschung unbestritten die Deutungen differieren hinsichtlich der tieferen Bedeutung des Stucks dem man eine teils nihilistisch verzweifelte B v Wiese G Kaiser teils politisch utopische Grundaussage M Schneider zuschreibt oder es zum blossen Spiel H Kaiser erklart Kurzinterpretation BearbeitenDas Stuck ist einerseits ein grosser Klamauk der das Genre der Hochzeits und Verwechslungskomodie das ja auch noch heutigen Seifenopern zugrunde liegt parodiert Andererseits bietet das Stuck ernst zu nehmende satirische Angriffe gegen Journalisten Lehrer Handwerker und Bauern die High Society und immer wieder vor allem gegen die deutsche Literatur Hier ist Grabbe unubertroffen bissig Die Parodie des Schulmeisters die Kritik am Journalismus an verstaubter Wissenschaft hohlem Pathos Spiessermoral und der dummen Oberflachlichkeit insbesondere von weiblichen Schriftstellern z B durften auch heute noch bei einigen Missbilligung hervorrufen Kein Zufall aber ist dass die emanzipierte Liddy die einzige intelligente gefuhlvolle vernunftige und sympathische Figur des Stuckes ist Eingebettet ist diese in ein nihilistisches Weltbild Die Welt ist weiter nichts als ein mittelmassiges Lustspiel welches ein grunschnabeliger Engel der wenn ich nicht irre noch in der Prima sitzt wahrend seiner Schulferien zusammengeschmiert hat Sie ist aus den Fugen geraten weil Oberflachlichkeit Geldgier Selbstsucht und Borniertheit regieren Die althergebrachten Werte funktionieren nicht mehr neue sind noch nicht in Sicht Letztlich ist Grabbe ein verbitterter Moralist der seiner Gesellschaft den Zerrspiegel vorhalt und ihre Schwachen schonungslos karikiert aber nie verbissen Personen BearbeitenBaron von Haldungen Liddy seine Nichte Herr von Wernthal mit ihr verlobt Freiherr von Mordax Herr Mollfels Rattengift ein Dichter Der Schulmeister des Dorfes Tobies ein Bauer Gottliebchen sein Sohn Gretchen Dienstmagd der Gerichtshalterin Konrad ein Schmied Vier Naturhistoriker Der Teufel Des Teufels Grossmutter Kaiser Nero Bedienter der Grossmutter Grabbe der Verfasser des Lustspiels Dreizehn Schneidergesellen und andere NebenpersonenAusgaben Auswahl BearbeitenScherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung Ein Lustspiel in drei Aufzugen Philipp Reclam jun Leipzig 1872 Reclams Universal Bibliothek Nr 397 Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung Lustspiel in drei Akten Mit Originalholzschnitten von Karl Thylmann Kurt Wolff Leipzig 1915 Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung Ein Lustspiel in drei Aufzugen Mit Radierungen von Friedrich Heubner Drei Masken Verlag Munchen 1927 Werke und Briefe Historisch kritische Gesamtausgabe in sechs Banden Hrsg von der Akademie der Wissenschaften in Gottingen bearbeitet von Alfred Bergmann Bd 1 Lechte Emsdetten Westf 1960 S 213 273 Text und 568 622 kritischer Anhang Vertonungen und Verfilmung BearbeitenOper Bearbeiten Der Komponist Detlev Glanert verwendete das Stuck als Grundlage fur seine gleichnamige komische Oper die 2001 in Halle uraufgefuhrt wurde Das Libretto verfasste Jorg W Gronius Horbuch Bearbeiten Christian Dietrich Grabbe Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung Gelesen von Wiglaf Droste und Harry Rowohlt Random House Audio Koln ISBN 978 3 86604 333 6 Verfilmung Bearbeiten Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung Film von Horst Ruprecht 1977 Weblinks BearbeitenScherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung im Projekt Gutenberg DE Online Text auf Zeno org Digitale Rekonstruktion der Universitatsbibliothek BielefeldNormdaten Werk GND 4420616 1 lobid OGND AKS VIAF 309293852 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung amp oldid 225660569