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Der gestiefelte Kater ist eine Komodie von Ludwig Tieck die dieser 1797 in den Volksmarchen zusammen mit Der blonde Eckbert und Ritter Blaubart veroffentlichte 1811 erschien eine zweite uberarbeitete Version Die Urauffuhrung erfolgte erst am 20 April 1844 in Berlin DatenTitel Der gestiefelte KaterGattung Kindermarchen in drei Akten mit Zwischenspielen einem Prologe und Epiloge 1 Originalsprache DeutschAutor Ludwig TieckErscheinungsjahr 1797Urauffuhrung 20 April 1844Ort der Urauffuhrung BerlinPersonenDer Konig Die Prinzessin seine Tochter Prinz Nathanael von Malsinki Leander Hofgelehrter Hanswurst Hofnarr Ein Kammerdiener Der Koch Bruder und Bauern Lorenz Barthel Gottlieb Hinze ein Kater Ein Wirt Bauern Kunz Michel Gesetz ein Popanz Ein Besanftiger Der Dichter Ein Soldat Zwei Husaren Zwei Liebende Bediente Musiker Ein Bauer Der Souffleur Ein Schuhmacher Ein Historiograph Fischer Muller Botticher Leutner Wiesener Dessen Nachbar Elefanten Lowen Baren Ein Amtmann Adler und andere Vogel Ein Kaninchen Rebhuhner Jupiter Terkaleon Der Maschinist Gespenster Affen Das PublikumTitelblatt der Erstausgabe von 1797 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Prolog 1 2 Erster Akt 1 2 1 Szene Kleine Bauernstube 1 2 2 Szene Saal im koniglichen Palast 1 2 3 Szene Vor einem Wirtshause 1 3 Zwischenakt 1 4 Zweiter Akt 1 4 1 Szene Bauernstube 1 4 2 Szene Freies Feld 1 4 3 Szene Grosse Audienz 1 4 4 Szene Koniglicher Speisesaal 1 5 Zwischenakt 1 6 Dritter Akt 1 6 1 Szene Bauernstube 1 6 2 Szene Freies Feld 1 6 3 Szene Saal im Palast 1 6 4 Szene Vor einem Wirtshause 1 6 5 Szene Eine andere Gegend 1 6 6 Szene Gegend an einem Fluss 1 6 7 Szene Palast des Popanzes 1 7 Epilog 2 Dramentechnik 3 Romantische Ironie 4 Bezug zu zeitgenossischer Literatur 5 Mogliche Interpretationen 6 Wirkung auf das zeitgenossische Publikum 7 Horspiel 8 Verarbeitung im gleichnamigen Bilderbuch 9 Siehe auch 10 Literaturhinweise 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenProlog Bearbeiten Der Prolog spielt sich zunachst im Parterre des Theaters ab Die sich selbst als aufgeklart bezeichnenden Zuschauer stehen dem bevorstehenden Stuck mehrheitlich verwirrt und ablehnend gegenuber Das engstirnige banausische aber auch schlecht auf die Vorstellung vorbereitete Publikum fuhlt sich dem verpflichtet was es fur guten Geschmack halt und beginnt deswegen zu pochen um zu zeigen dass es ein Kindermarchen in dem ein Kater vorkommt was die Zuschauer offenbar vor der Vorstellung nicht wussten nicht akzeptiert Um die Zuschauer zu beruhigen erscheint der Dichter auf der Buhne Es gelingt ihm durch seine hofliche Art sich beim Publikum Gehor zu verschaffen und diesem deutlich zu machen wie verzweifelt er aufgrund der Ablehnung die sein Stuck erfahrt ist Die leicht beeinflussbaren Zuschauer sind davon geruhrt und beginnen dem Dichter zu applaudieren Erster Akt Bearbeiten Szene Kleine Bauernstube Bearbeiten Die drei Sohne des verstorbenen Mullers teilen in der Bauernstube das Erbe unter sich auf Gottlieb der jungste der drei Bruder erhalt dabei lediglich den Kater Hinze und ist angesichts seiner Situation verzweifelt Das Publikum zeigt sich zufrieden da es in der Szene den Beginn eines Familiengemaldes einer um 1800 popularen dramatischen Gattung sieht Als Hinze aber anfangt zu sprechen wundert sich Gottlieb uber den sprechenden Kater Sogleich machen sich im Publikum Aufregung uber die unvernunftige Illusion und Verwirrung breit Der sprechende Kater wirkt clever und intelligent und gibt sich sehr um Gottlieb besorgt Gottlieb und Hinze schliessen Freundschaft woraufhin Hinze den Willen aussert dem unbeholfenen Gottlieb aus seiner Misere zu helfen wenn dieser ihm ein Paar Stiefel anfertigen lasse Um Hinzes Bitte nachzukommen bittet Gottlieb den vorbeigehenden Schuhmacher herein der wie nach ihm alle Charaktere der Buhnenhandlung nicht uber Hinze erstaunt ist Beim Szenenwechsel wird deutlich dass die Zuschauer das Stuck doch ernst nehmen und infolgedessen wegen der ihrer Ansicht nach unsinnig gestalteten Szene enttauscht sind Szene Saal im koniglichen Palast Bearbeiten Der Konig spricht mit der Prinzessin als ein Vater der sich besorgt um das Wohl und die Zukunft seiner Tochter zeigt Er warnt sie davor eine ungluckliche Ehe einzugehen Das Publikum reagiert hier trotz fehlenden Bezugs zur Marchenhandlung begeistert Im darauffolgenden Gesprach zwischen der Prinzessin und dem Hofgelehrten Leander ist bei der Prinzessin vor allem der Widerspruch zwischen ihrer Begeisterung fur das Intellektuelle und ihren mangelnden sprachlichen Fahigkeiten auffallig Nach diesem Gesprach hat der Prinz Nathanael von Malsinki eine Audienz im koniglichen Saal Er ist aus einem weit entfernten Land angereist und will um die Hand der Prinzessin anhalten Da Nathanael nicht weiss ob sein Land mit dem des Konigs benachbart ist aussert der Konig seine Bereitschaft dazwischenliegende Lander anzugreifen da er sowieso an deren Rosinen interessiert sei Der Konig wird damit als Willkurherrscher dargestellt was mit seinem vorher prasentierten Charakter schwer vereinbar ist Weiterhin wundert er sich daruber dass Nathanael seine Sprache spricht Dieser fordert ihn auf das Publikum nicht darauf hinzuweisen Das Publikum ist uber diese Regelverletzung im Marchen gibt es gar kein Publikum und in fiktionalen Werken ist es ublich dass alle Mitspielenden fliessend Deutsch konnen also uber die aus seiner Sicht widerspruchliche und unnaturliche Szene emport Szene Vor einem Wirtshause Bearbeiten Der Wirt spricht mit seinen Gasten Sein Wirtshaus steht auf dem Land des Popanzes der als ungnadiger Herrscher beschrieben wird der die Fahigkeit besitzt sich in Tiere verwandeln zu konnen Das Wirtshaus lebt von seiner Lage direkt an der Grenze zum Land des Konigs so dass oft Deserteure von dort kommen Als Nachstes treten ein Deserteur und seine Verfolger auf Froh daruber dass die Verfolgung nun zu Ende ist trinken die drei noch zusammen ein Bier und verschwinden wieder Zwischenakt Bearbeiten Nachdem der Vorhang gefallen ist diskutieren die Zuschauer uber das Stuck Fischer und Leutner sind mit der letzten Szene wegen ihrer vermeintlichen Funktionslosigkeit unzufrieden Sie fordern einen festen Standpunkt Wahrend Schlosser von dem Stuck verwirrt ist gefallt es Wiesener und seinem Nachbarn Die beiden glauben dass es eine Nachahmung der Zauberflote sei Ihnen scheint das Chaos das im Gesamtstuck zu herrschen scheint gleichgultig zu sein Botticher gefallen die Details der Figur des Katers die er umfangreich beschreibt wobei er den Rest der Dramenhandlung vollig aus den Augen verliert Zweiter Akt Bearbeiten Szene Bauernstube Bearbeiten Hinze erklart Gottlieb dass er noch ein wenig Geduld haben musse um glucklich zu werden und geht nach dem Essen auf die Jagd Szene Freies Feld Bearbeiten Hinze hort eine Nachtigall und bekommt Lust sie zu fressen Als Reaktion auf diese Regression ins Tierische trommelt das Publikum laut und ist unzufrieden Danach erscheint ein Liebespaar Die beiden Verliebten aussern in einer schwarmerischen poetischen Sprache ihre Empfindungen Als das Liebespaar wieder geht applaudiert das Publikum der Szene obwohl sie keinen Bezug zur Marchenhandlung hat Hinze fangt nun ein Kaninchen Er hat grosse Lust das Kaninchen zu fressen kann sich aber kontrollieren In einem kurzen Monolog legt er sein Pflichtbewusstsein dar der beim Publikum einen tosenden Applaus hervor ruft Szene Grosse Audienz Bearbeiten Der Konig droht obwohl er es bereits ist damit ein Tyrann zu werden falls der einseitige Speiseplan seines Kochs beibehalten wird Ausserdem kritisiert er die Entscheidung seiner Tochter die Nathanael nicht heiraten mochte weil sie ihn nicht liebt In diesem Augenblick tritt Hinze auf und uberreicht dem Konig das Kaninchen als Geschenk des Grafen von Carabas Der Konig ist davon so begeistert dass er das Geschenk als Ereignis der Weltgeschichte von seinem Historiographen festhalten lasst Das Publikum lehnt die Szene ab Szene Koniglicher Speisesaal Bearbeiten Hinze fuhrt mit dem Hofnarren Hanswurst ein Tischgesprach Dabei beklagt Hanswurst den fehlenden Humor in seiner Heimat Deutschland Am anderen Tisch ist der Konig von den grossen Zahlen die Leander nennt um die Grosse des Universums zu beschreiben beeindruckt Besonders deutlich wird in der Szene ausserdem die Rivalitat zwischen Leander und Hanswurst Der Konig sieht keinen Unterschied zwischen dem Hofgelehrten und dem Narren da beide seiner Unterhaltung dienen Schliesslich bekommt der Konig einen Zufall Um ihn zu beruhigen wird der Besanftiger gerufen der auf dem Glockenspiel musiziert Daraufhin pocht und pfeift das Publikum mit Ausnahme von Wiesener und seinem Nachbarn Nachdem der Besanftiger mit seiner Musik auch die Zuschauer beruhigt hat erscheinen Tiere und tanzen mit den Schauspielern zusammen zu den Klangen des Glockenspiels wozu das Publikum den Takt schlagt Die Szene und der dazugehorige Text sind ein Zitat aus dem ersten Akt der Zauberflote wobei der Besanftiger die Rolle von Papageno ubernimmt Am Ende der Szene fallt der Vorhang unter dem begeisterten Applaus der Zuschauer Zwischenakt Bearbeiten Das Publikum freut sich uber die letzte Szene Botticher verliert sich erneut in der Beschreibung der Feinheiten des Katers Ausserdem prahlt er damit ein Kenner zu sein und erhebt sich damit uber die ubrigen Zuschauer Dabei treten bei den anderen Zuschauern erste Anzeichen der Abneigung gegenuber Botticher auf Dritter Akt Bearbeiten Szene Bauernstube Bearbeiten Der Vorhang wird zu fruh aufgezogen Die Folge ist dass ein Regiegesprach zwischen dem Maschinisten und dem Dichter fur totale Verwirrung im Publikum sorgt Um den Zwischenfall zu entschuldigen tritt Hanswurst auf wobei er die Zuschauer gegen den Dichter aufhetzt Nun erscheint auch der Dichter wieder und versucht das Publikum fur sich zu gewinnen indem er seine Absicht erklart namlich die Zuschauer auf noch ausschweifendern Geburten der Phantasie vorzubereiten Nach dieser Panne beginnt der eigentliche dritte Akt Hinze verspricht Gottlieb dass dieser noch an diesem Tag Herrscher wird An dieser Stelle fallt der fiktive Darsteller Gottliebs aus seiner Rolle ein scheinbares Extempore indem er Hinze darauf hinweist dass die Vorstellung um acht Uhr bereits zu Ende ist Beim Publikum sorgt dies verstandlicherweise fur Verwirrung Wiesener glaubt dass man am Ende des Stuckes die Dekoration mit dem Feuer und dem Wasser aus der Zauberflote sehen werde Botticher wird am Ende der Szene aufgrund einer seiner Zwischenbemerkungen von den anderen Zuschauern aus dem Theater gejagt Szene Freies Feld Bearbeiten Hinze ist zu einem routinierten Jager geworden Nun muss er sich deshalb im Gegensatz zur ersten Szene Freies Feld nicht mehr kontrollieren um seine Beute nicht selbst zu fressen Das Liebespaar erscheint wieder ist aber diesmal ganz zerstritten und verschwindet wieder mit dem Vorsatz sich scheiden zu lassen Szene Saal im Palast Bearbeiten Im Palast findet eine Diskussion zwischen Leander und Hanswurst uber den literarischen Wert des Stuckes Der gestiefelte Kater statt wobei Leander behauptet das Publikum sei gut gezeichnet Diese Aussage verstehen die Zuschauer nicht sie sind der Meinung dass kein Publikum in dem Stuck vorkomme Als Hinze in den Palast eintritt hilft er versehentlich Hanswurst der das Stuck fur schlecht halt die Diskussion zu gewinnen was ihn melancholisch werden lasst Der Konig dem Hinze bereits oft im Namen des Grafen von Carabas seine Beute uberreicht hat beschliesst diesen zu besuchen Hinze eilt der koniglichen Kutsche voraus Szene Vor einem Wirtshause Bearbeiten Hinze lauft zu Gottlieb bringt ihn zum Palast des Popanzes und eilt dann zum Wirtshaus das also in dem Stuck doch eine Rolle spielt Dort bringt er den Wirt dazu dem Konig zu sagen dass die Dorfer dem Grafen von Carabas gehoren Da der Konig dem Wirt fur seine Auskunft nichts gibt klagt er uber die Verkommenheit der Konige Szene Eine andere Gegend Bearbeiten Kunz klagt uber die Tyrannei des Popanzes Als Hinze am Feld vorbeigeht uberzeugt er Kunz davon dem Konig zu sagen dass die Felder dem Grafen von Carabas gehoren Der Konig und seine Tochter kommen in die Gegend Es stellt sich heraus dass beide kein Getreide kennen Dabei amusiert sich der Konig so sehr dass er Kunz anders als dem Wirt in der vorherigen Szene ein Goldstuck gibt Szene Gegend an einem Fluss Bearbeiten Hinze kommt zum Fluss wo er Gottlieb antrifft den er ohne Kleider im Fluss baden lasst um ihn in die Gesellschaft des Konigs zu bringen was auch gelingt als die Kutsche vorbeifahrt Szene Palast des Popanzes Bearbeiten Die Herrschaft des Popanzes ist tatsachlich tyrannisch und korrupt Als Hinze den Palast betritt uberlistet er den Popanz indem er ihn erst lobt und ihn dann auffrisst nachdem er sich in eine Maus verwandelt hat An dieser Stelle vermittelt die Szene durch einen Ausruf Hinzes den Eindruck eines Revolutionsstuckes Der Grossteil des Publikums ist deswegen mit der Szene unzufrieden und druckt dies durch lautes Pochen aus Um die Zuschauer zu beruhigen wird erneut der Besanftiger eingesetzt Bei den Klangen seines Glockenspiels verwandelt sich die Kulisse in das Feuer und das Wasser aus der Zauberflote Wie in der Oper Die Zauberflote geht Gottlieb durch Feuer und Wasser und wird so zum Herrscher Er heiratet ausserdem die Prinzessin und Hinze wird vom Konig in den Adelsstand erhoben Das Stuck schliesst unter gewaltigem Pochen der Zuschauer Epilog Bearbeiten Im Widerspruch dazu dass dem Publikum das Stuck nicht gefallt applaudieren die Zuschauer da ihnen die Dekoration der letzten Szene sehr gut gefallen hat Der Dichter erscheint und macht die Zuschauer fur das Scheitern des Stuckes verantwortlich Er wirft ihnen vor das Stuck fur etwas Wichtigeres zu halten als es sein sollte Daraufhin jagen die Zuschauer den Dichter von der Buhne Dramentechnik BearbeitenIn seinem Drama verzichtet Ludwig Tieck als einer der ersten Autoren im deutschsprachigen Raum auf den Versuch seinem Publikum vernunftige Illusionen zu liefern Im Illusionstheater gibt es eine einfache Trennung zwischen Fiktion und Realitat Gespielt wird auf der Buhne und alles was dort geschieht wahrend der Vorhang offen steht ist zuvor eingeubt worden Das Publikum soll moglichst vergessen dass das Geschehen auf der Buhne nur ein Spiel ist Im Parkett und auf den Rangen hingegen sitzen Zuschauer die sich weitgehend ruhig und passiv aufmerksam verhalten gelegentlich aber auch spontan reagieren In der Komodie Der gestiefelte Kater hingegen geschieht Merkwurdiges Zuschauer geben wahrend der Auffuhrung Kommentare zum Buhnengeschehen ab und sprechen spontan mit Figuren auf der Buhne vor allem mit Hanswurst Die Figuren auf der Buhne extemporieren des Ofteren Bei geoffnetem Vorhang findet auf der Buhne ein Regiegesprach statt Die Handlung mundet zweimal in einen Tumult ein Zu erklaren sind diese Merkwurdigkeiten dadurch dass in Tiecks Komodie statt einer Ebene der Fiktion gleich drei Ebenen existieren Zusammen mit der Realitat der Auffuhrung im Jahr 20 ergeben sich also vier Ebenen Ebene 1 der reale Theaterabend reales Publikum vs reale Schauspieler reales sonstiges Theaterpersonal Ebene 2 der fiktive Theaterabend die realen Schauspieler der Ebene 1 spielen das fiktive Publikum sowie das fiktive Personal auf der anderen Seite der Rampe aus der Sicht des fiktiven Publikums beschrankt sich die Fiktion auf die fiktiven Schauspieler auf der Buhne und das fiktive Personal hinter der Buhne sich selbst konnen die fiktiven Zuschauer auf Ebene 2 nicht als fiktive Gestalten erkennen weil das nur auf Ebene 1 moglich ware Ebene 3 das Spiel auf der Buhne die eigentliche Marchenhandlung dargestellt von den fiktiven Schauspielern Ebene 4 Kater Hinze spielt den Jager Gottlieb den Grafen von Carabas Verdeutlicht werden konnen die Unterschiede am Beispiel der Gestalt des Katers Ein realer Schauspieler des Jahres 20 Ebene 1 wird im Prolog Ebene 2 als der grosse Schauspieler vorgestellt der Ahnlichkeiten mit Iffland aufweist und der sich gerade auf seine Rolle auf Ebene 3 vorbereite indem er in ein Katerkostum klettere Wahrend der Spielhandlung auf der Buhne erzeugt der Kater Ebene 3 dem Hofstaat des Konigs gegenuber die Illusion er sei ein Jager in Diensten des Grafen von Carabas Ebene 4 Der Eingriff der fiktiven Zuschauer in die Buhnenhandlung das Stuck im Stuck z T nach Art undisziplinierter Schuler sie reden wahrend der Auffuhrung auf der Buhne spontan dazwischen weist Parallelen zu Bertolt Brechts Technik der Verfremdung auf Das Naturliche soll auffallig gemacht werden z B die Annahme alle Menschen weltweit sprachen Deutsch eine Annahme die in fiktionalen Werken normalerweise nicht problematisiert wird Auch haufen sich literaturkritische Bemerkungen uber das Stuck im Stuck die fiktiven Zuschauer werden auch als Kunstrichter bezeichnet Im Gegensatz zu Brechts Dramen steht bei Tieck allerdings nicht die Lehrfunktion im Vordergrund seine Verstosse gegen die aristotelische Poetik sind verspielt So lost eine Diskussion auf der Buhne zwischen Leander dem Hofgelehrten und Hanswurst uber ein jungst erschienenes Stuck namens Der gestiefelte Kater nicht nur beim fiktiven Publikum Verwirrung aus Romantische Ironie BearbeitenLudwig Tiecks Dramaturgie ist Ausdruck der Ironie Konzeption der Romantik Romantische Ironie In der Komodie sind die verschiedensten Formen von Ironie zu finden Hanswurst macht auf der Buhne derbe Spasse Doppelte Ironie liegt dann vor wenn das Publikum glaubt einen Scherz zu machen das scheinbar ironisch Gemeinte aber wortwortlich zutrifft Beispiel Verwirrt zu werden das sei ja ein toller Kunstgenuss tatsachlich meinen die Zuschauer das Gegenteil Dass ein Publikum einen Anspruch auf eine vernunftige Illusion habe wurde Tieck bestreiten Aussagen v a des Publikums werden ironisiert indem sie anschliessend mit der Realitat konfrontiert werden Beispiel Einer angeblich realistischen in Wahrheit aber kitschigen Liebesszene folgt eine Szene in der das Liebespaar als heillos zerstritten dargestellt wird zugleich echot der Kater in der zweiten Szene indem er das Paar mit dessen Liebesworten aus der ersten Szene konfrontiert Eine superfeine Ironie die nur Kenner als solche erkennen wendet Tieck an indem er den Zuschauern Namen gegeben hat die allesamt von Berufsbezeichnungen fur Handwerker abgeleitet sind Handwerker heisst namlich auf Griechisch banausos Dadurch wird deutlich was Tieck von der Kennerschaft der Kunstrichter halt Superfein ist auch die Ironie die darin liegt dass das fiktive Publikum glaubt in dem Stuck Der gestiefelte Kater gebe es gar kein Publikum Schliesslich veranschaulichen die beiden Tumultszenen was Friedrich Schlegel in seiner Schrift Uber die Unverstandlichkeit meint wenn er von einer wild gewordenen Ironie spricht Angeblich vergessen alle Schauspieler ihre Rollenauftrage tatsachlich aber spielen sie die von Tieck vorgegebene Handlung weiter und Hinze fallt nur aus der Rolle des Jagers klettert aber spontan nach Katzenart eine Saule hinauf Ein Problem das Tiecks Dramaturgie mit sich bringt ist dass bei einer realen Auffuhrung seiner Komodie reale Zuschauer die sich unzureichend auf die Auffuhrung vorbereitet haben den Eindruck bekommen konnten die spontanen Storungen seitens des fiktiven Publikums aber auch das vermeintliche Extempore und das Aus der Rolle Fallen der fiktiven Schauspieler auf der Buhne erfolgten wirklich spontan obwohl diese Verhaltensweisen einstudiert worden sind Die wild gewordene Ironie konnte auf diese Weise zu Storungen auf Ebene 1 fuhren So wendet sich Tiecks subjektivistische Ironie letztlich gegen ihn selbst Auf diese Weise liesse sich das Verhalten des realen Publikums wahrend der Urauffuhrung im Jahr 1844 erklaren Bezug zu zeitgenossischer Literatur BearbeitenTieck verarbeitet in diesem Drama den Stoff des Marchens Le chat botte von Charles Perrault Ausserdem enthalt das Stuck eine Vielzahl von Anspielungen auf zur damaligen Zeit beruhmte und populare Werke So werden zum Beispiel die Stucke von Iffland und Kotzebue Mozarts Zauberflote sowie Schillers Dramen Don Karlos und Die Rauber parodiert Die Figur Botticher ist eine Karikatur des Literaturkritikers Karl August Bottiger Am Rande spielt Tieck auf die Franzosische Revolution und die Kleinstaaterei an zudem baut er lokalen Klatsch mit in sein Stuck ein Mogliche Interpretationen BearbeitenDas Stuck kann als Kritik an der zeitgenossischen Literatur aufgefasst werden Tieck druckt in dem Stuck seine Abneigung gegenuber den zu seiner Zeit erfolgreichen Autoren aus die seiner Ansicht nach asthetische Massstabe zugunsten der Anerkennung des Publikums aufgaben Der gestiefelte Kater zeigt dass Ludwig Tieck sich seine kunstlerische Freiheit nicht durch die damals geltenden Literaturkonventionen einschranken lassen mochte Andererseits enthalt das Werk auch Kritik am Publikum das als engstirnig voreingenommen und phantasielos charakterisiert wird Tieck erteilt deshalb den Erwartungen der Zuschauer die guten Geschmack Regeln Naturlichkeit und Vernunft fordern eine Absage Sie erwarten ein Theaterstuck und kein Spiel 2 Tieck wendet sich nicht gegen die authentische Aufklarung sondern gegen deren Banalisierung durch das deutsche Bildungsburgertum Schliesslich konnte es Tiecks Absicht gewesen sein seine eigene Genialitat unter Beweis zu stellen indem er seinem fiktiven Dichter vergleichbar das Publikum mit Ausschweifungen konfrontiert die ein durchschnittlich intelligenter oder banausischer Mensch nur schwer nachvollziehen kann Die Melancholie die regelmassig bei Leander dem Hofgelehrten aufkommt wenn dieser sich nicht mit seinen Vorstellungen durchsetzen kann obwohl er recht hat ist zu einem grossen Teil mit Tiecks eigener Haltung dem Dargestellten gegenuber vergleichbar Reaktionen eines verkannten Genies Das Stuck kann auch als Revolutionsstuck aufgefasst werden denn es gibt eine Szene in der sich herausstellt dass der Konig und die Prinzessin kein Getreide kennen Man kann eine Parallele zu Marie Antoinette ziehen die kurz vor der Franzosischen Revolution einmal gesagt haben soll Wenn die Leute kein Brot haben warum essen sie denn keinen Kuchen Zugleich erweist sich der Konig als infantiler Tyrann der auf wurdelose und tyrannische Weise mit den Insignien seiner Macht umgeht er wirft im Zorn Leander das Zepter an den Kopf Gegen die These Tieck habe mit seiner Komodie fur eine Ubertragung der Franzosischen Revolution nach Deutschland werben wollen spricht dass das philistrose fiktive Publikum als genauso tyrannisch wie der Konig dargestellt wird Es ist wenig tolerant launisch und wird zum Schluss handgreiflich indem es vollig enthemmt Gegenstande auf die Buhne wirft da sein guter Geschmack nicht befriedigt worden sei Wirkung auf das zeitgenossische Publikum BearbeitenZu Tiecks Zeit stiess das Stuck grosstenteils auf Ablehnung Aus diesem Grund folgte die Urauffuhrung des gestiefelten Katers erst 1844 auf Veranlassung des damaligen Konigs von Preussen Friedrich Wilhelm IV auf der Berliner Hofbuhne Die Inszenierung wurde zu einem deutlichen Misserfolg Uber die realen Zuschauer dieser Urauffuhrung schrieb Tieck spater dass sie ahnlich wie das fiktive Publikum im Stuck auf die Darbietung reagiert hatten Bei der Mehrzahl der Zuschauer durfte der Grund hierfur darin gelegen haben dass sie den Sinn von Tiecks Ausschweifungen und Spielereien nicht verstanden zumindest aber kein Verstandnis dafur gehabt haben Die Minderheit die intelligent genug war um zu verstehen dass mit dem Hinweis auf das gut gezeichnete Publikum gemeint ist Auch ihr Zuschauer seid in gewisser Weise bloss Schauspieler also nicht autonome Personen durfte sich genau uber diese Provokation emport haben Horspiel BearbeitenDer NWDR Berlin brachte am 23 September 1949 unter der Regie von Robert Adolf Stemmle eine 105 minutige Horspielfassung heraus Die Rollen sprachen Aribert Wascher Der Konig Gerda Zinn Die Prinzessin Kurt Waitzmann Nathanael Alfred Balthoff Leander Franz Otto Kruger Hanswurst Walter Werner Historiograph Hans Hessling Der Besanftiger Paul Edwin Roth Gottlieb Bruni Lobel Hinze Bernhard Goetzke Michel Paul Bildt Popanz Ivo Veit Amtmann Walter Bluhm Der Schuhmacher Joachim Teege Der Dichter Franz Wilhelm Schroder Schrom Muller Erwin Biegel Der Souffleur Gerhard Bienert Der Soldat Karl Vibach Er Charlotte Radspieler Sie Klaus Herm Lampenputzer Werner Oehlschlager Nachbar und andereVerarbeitung im gleichnamigen Bilderbuch BearbeitenDer Autor Bruno Blume stellte das Drama zusammen mit der Illustratorin Jacky Gleich in dem Bilderbuch Der gestiefelte Kater nach Ludwig Tieck auf einem fur Kinder verstandlichen Niveau dar Siehe auch Bearbeiten1964 Der gestiefelte Kater oder Wie man das Spiel spielt Komodie von Tankred Dorst nach Ludwig Tieck Literaturhinweise BearbeitenLudwig Tieck Der gestiefelte Kater Philipp Reclam jun Stuttgart 2001 ISBN 3 15 008916 6 Ludwig Tieck Der gestiefelte Kater Ein Kindermahrchen in drei Akten mit Zwischenspielen einem Prologe und Epiloge Illustriert von Ingrid A Schmidt Verlag hohesufer com Hannover 2016 ISBN 978 3 94151344 0 Interpretationen Dramen des 19 Jahrhunderts Philipp Reclam jun Stuttgart 1997 ISBN 3 15 009631 6 Bruno Blume Jacky Gleich Der gestiefelte Kater nach Ludwig Tieck Kindermann Verlag Berlin 2003 ISBN 3 934029 21 3 Ulrich Breuer Paratextuelle Programmierungen zu Friedrich Schlegels Idee der Komodie und Ludwig Tiecks Der gestiefelte Kater In Athenaum 23 1 2013 S 49 75 Weblinks BearbeitenFerdinand Avenarius Der gestiefelte Kater im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Der gestiefelte Kater Tieck im Projekt Gutenberg DE Marianne Thalmann Publikum in Tiecks Stucken In Helmut Popp Hrsg Theater und Publikum Munchen 1978 S 74 77Normdaten Werk GND 4325631 4 lobid OGND AKS LCCN n2013011870 VIAF 201279965 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der gestiefelte Kater Tieck amp oldid 224188547