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Dieser Artikel behandelt den Schriftsteller und nationalsozialistischen Kulturfunktionar Zum Romanisten siehe Rainer Schlosser Romanist Rainer Schlosser 28 Juli 1899 in Jena 9 August 1945 in Berlin Schriftsteller und Journalist war Reichsdramaturg im Ministerium fur Volksaufklarung und Propaganda und von 1935 bis 1938 Prasident der Reichstheaterkammer Er war ein einflussreicher Kulturpolitiker des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Abitur 1917 begann Schlosser seine Ausbildung zum Offizier Kriegsbedingt kam er schon bald zum Fronteinsatz in Flandern Im September 1917 erhielt er den Rang eines Leutnants Nach Kriegsende studierte er Geschichte Philosophie Deutsche Philologie und evangelische Theologie an den Universitaten Jena und Freiburg 1920 starb sein Vater Rudolf Schlosser Universitatsprofessor in Jena und seit 1917 Direktor des Goethe und Schiller Archivs in Weimar Daraufhin musste Schlosser sein Studium unterbrechen arbeitete als Bankkaufmann und brachte es bis zum Prokuristen Im November 1927 nahm er in Jena das Studium wieder auf und wurde im Mai 1931 bei Albert Leitzmann mit der Dissertation Johann Friedrich Struensee in der deutschen Literatur zum Dr phil promoviert Ab 1924 begann seine publizistische Tatigkeit zunachst fur die volkische spater fur die nationalsozialistische Bewegung 1 Seit 1925 war Schlosser Mitarbeiter der durch den antisemitischen Schriftsteller Adolf Bartels herausgegebenen Zeitschrift Deutsches Schrifttum in der er seine erste Literaturkritik uber ein Buch des volkischen Dichter Kurt Geucke veroffentlichte 2 3 Im Oktober 1931 wurde er kulturpolitischer Redakteur beim Volkischen Beobachter Schlosser war Mitglied der NSDAP Mitgliedsnummer 772 091 1 Nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten wirkte er an der Umgestaltung des deutschen Kulturlebens im Sinne des Nationalsozialismus als einflussnehmender Parteifunktionar mit Dafur durfte er Karriere machen Im August 1933 erhielt Schlosser durch Joseph Goebbels das neu geschaffene Amt des Reichsdramaturgen im ebenfalls 1933 erstmals eingerichteten Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda Zudem stieg er zum Ministerialrat auf 4 In der Folgezeit ubernahm er ausserdem eine Vielzahl von leitenden Funktionen in Vereinigungen des deutschen Theaterlebens Bei der Union Nationaler Schriftsteller war er ab Januar 1934 erster Vizeprasident Die Durchfuhrung nationalsozialistischer Kulturpolitik hiess zuerst vor allem die Ausmerzung alles Judischen in Theater und Oper Dazu hatte er verschiedene Machtmittel zu Verfugung So war er als Reichsdramaturg auch fur die Zulassung oder Ablehnung von Opern und Operettenauffuhrungen zustandig Er untersagte am 9 Marz 1934 nach einer Anfrage des preussischen Theaterausschusses Auffuhrungen von Werken der judischen Komponisten Giacomo Meyerbeer und Jacques Offenbach 5 Zudem war er fur die Zensur der Theatervorhaben des Judischen Kulturbundes zustandig und achtete dabei unter anderem sehr darauf dass kein Jude ausgerechnet Kleist dramatisch ausschlachtet 6 Weitere Spielverbote wurden auch damit begrundet dass das Dritte Reich das Judentum in seiner eminenten Gefahr erkannt habe 7 Bei zeitgenossischen Operetten bemangelte er in einem Schreiben an Goebbels vom 12 September 1934 den hohen Anteil judischer Komponisten und Librettisten woraufhin ihn Goebbels anwies eine Sauberung vorzunehmen 8 Nach dem Tod seines Vorgesetzten Otto Laubinger wurde Schlosser im Herbst 1935 zum Leiter der Theaterabteilung im Propagandaministerium und zum Prasidenten der Reichstheaterkammer ernannt 9 Im April 1938 folgte ihm in letzterer Funktion der Schauspieler Ludwig Korner nach 10 Die Theaterfuhrung wird von Schlosser in meinem Auftrag vorzuglich verwaltet Joseph Goebbels Tagebucheintrag vom 4 August 1942 11 Ebenfalls bis 1938 gehorte Schlosser dem 1935 von Goebbels berufenen in der Praxis wenig bedeutenden Reichskultursenat an 12 Im September 1939 wurde er mit dem Dienstgrad eines Obergebietsfuhrers Leiter des Kulturamtes der Hitler Jugend 1 Schlosser der in seiner Funktion als Reichsdramaturg auch Opernauffuhrungen zu beurteilen hatte reihte sich ein in die NS Kritik die Werke des Komponisten und Kapellmeisters Hans Ebert 1889 1952 als dekadent dissonant und Negermusik klassifizierte Zwei Tage nach der Berliner Erstauffuhrung von Eberts Oper Hille Bobbe im Deutschen Opernhaus rugte Schlosser 1942 offentlich die nicht arische Versippung des Komponisten und verlangte dass der durch die hier gerugten Lassigkeiten erschutterte Ruf der Reichsdramaturgie hinsichtlich ihrer nationalsozialistischen Zuverlassigkeit wieder hergestellt werden musse 13 14 Als amtierender Reichsdramaturg war Schlosser weiterhin verantwortlich fur die wahrend des Zweiten Weltkrieges von der Reichsstelle fur Musikbearbeitungen vorgenommenen Anderungen von Opernlibretti im Sinne des Nationalsozialismus 15 Von 1944 an leitete Schlosser der 1942 zum Ministerialdirigenten aufgestiegen war die Abteilung Kultur im Propagandaministerium und lenkte Massnahmen zur Umgestaltung des deutschen Kulturlebens im totalen Krieg In der Endphase des Zweiten Weltkrieges soll er sich wahrend der Schlacht um Berlin nach Adolf Hitlers Tod den Resten einer SS Panzer Einheit angeschlossen haben die beschossen und zersprengt wurde Schlosser wurde von Angehorigen der Roten Armee am 15 Mai 1945 festgenommen Am 30 Juni 1945 wurde er aufgrund von angeblichen Kriegsverbrechen durch ein sowjetisches Militartribunal zum Tode durch Erschiessen verurteilt und am 9 August hingerichtet Am 20 Februar 1997 wurde er rehabilitiert 16 17 In der Nachkriegszeit wurden 1946 in der SBZ samtliche Werke Schlossers als Bestandteil der nationalsozialistischen Propaganda in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen 18 Werke Auswahl BearbeitenUns bleibt die heilige deutsche Kunst Rede anlassl d Kulturtage d Hitler Jugend d Gebietes Sachsen am 7 Nov 1943 in d Staatsoper zu Dresden NSDAP Hitlerjugend Dresden 1943 Rausch und Reife Gedichte Stuttgart 1943 Hrsg Adolf Bartels Deutsche Dichter Charakteristiken Einleitung von Rainer Schlosser H Haessel Verlag Leipzig 1943 Eine Geschichte der deutschen Literatur von Adolf Bartels Von der Einfalt des Herzens Bemerkungen uber Eichendorff Berlin 1942 Musisches und Akademisches Festansprache d Reichsdramaturgen Ministerialdirigent Dr Rainer Schlosser anlassl d 50jahr Bestehens d Stadttheaters Gottingen Stadttheater Gottingen 1942 Rede von Obergebietsfuhrer Dr Schlosser anlasslich des Festaktes im Deutschen Nationaltheater zu Weimar am 14 Juni 1941 NSDAP Verlag der Reichsjugendfuhrung 1941 Gedichte und Gedanken In Schriftenreihe des Kriegsbetreuungsdienstes des Reichsjugendfuhrers Heft 4 Verlag der Reichsjugendfuhrung Berlin 1940 Grabbes Vermachtnis Universitatsbuchhandlung Coppenrath Munster 1937 Uber den Dramatiker Christian Dietrich Grabbe Politik und Drama Verlag Zeitgeschichte Berlin 1935 Das Volk und seine Buhne Bemerkungen zum Aufbau des deutschen Theaters Theaterverlag Albert Langen Georg Muller Berlin 1935 Die grosse Runde 1917 1934 Gedichte Verlag Zeitgeschichte Berlin 1934 Struensee in der deutschen Literatur In Altonische Zeitschrift fur Geschichte und Heimatkunde Band 1 Verlag Wachholtz Neumunster 1931 Gleichzeitig Verlag Lorenzen Altona 1931 Dissertation Schlossers an der Universitat Jena Kurt Geucke Ein Wanderer zwischen Scholle und Stern In der von Adolf Bartels herausgegebenen Zeitschrift Deutsches Schrifttum Jahrgang 1925 Heft 8 S 2 3 Das Lied vom Stahlhelm Gedichte Verlag Moritz Schauenburg Lahr Baden 1924 Literatur BearbeitenStefan Hupping Rainer Schlosser der Dichter Soldat In Rolf Dusterberg Hrsg Dichter fur das Dritte Reich Biografische Studien zum Verhaltnis von Literatur und Ideologie Aisthesis Verlag Bielefeld 2009 ISBN 978 3 89528 719 0 S 229 258 Stefan Hupping Rainer Schlosser 1899 1945 der Reichsdramaturg Bielefeld Aisthesis Verl 2012 ISBN 978 3 89528 952 1 Boris von Haken Der Reichsdramaturg Rainer Schlosser und die Musiktheater Politik in der NS Zeit von Bockel Verlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 932696 64 0 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Verlag Frankfurt a M 2003 ISBN 3 10 039309 0 Auch als Taschenbuch in den nachfolgenden Jahren erschienen zuletzt 2007 mit der ISBN 978 3 596 16048 8 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 PDF auf CD ROM Kiel 2004 2 Edition Kiel 2009 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rainer Schlosser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Rainer Schlosser in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten a b c Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 476 Stefan Hupping Rainer Schlosser der Dichter Soldat In Rolf Dusterberg Hrsg Dichter fur das Dritte Reich Biografische Studien zum Verhaltnis von Literatur und Ideologie Aisthesis Verlag Bielefeld 2009 ISBN 978 3 89528 719 0 S 234 Nina Okrassa Peter Raabe Dirigent Musikschriftsteller und Prasident der Reichsmusikkammer 1872 1945 Bohlau Verlag 2004 S 57 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Verlag Frankfurt a M 2003 ISBN 3 10 039309 0 S 540 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 PDF auf CD ROM Kiel 2004 S 2145 mit Bezug auf die Quelle BA R 56 I 11 Brief Schlossers vom 5 Dezember 1933 an Staatskommissar Hans Hinkel abgedruckt in Joseph Wulf Theater und Film in Dritten Reich Frankfurt M 1983 ISBN 3 548 33031 2 S 269 f Brief Schlossers vom 26 Oktober 1933 an Staatskommissar Hans Hinkel abgedruckt in Joseph Wulf Theater und Film in Dritten Reich Frankfurt M 1983 ISBN 3 548 33031 2 Seite 113ff Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 PDF auf CD ROM Kiel 2004 Briefzitat S 2160 2162 Quelle BA R 55 20169 Blatt 145 147 148 149 Boguslaw Drewniak Das Theater im NS Staat Szenarium deutscher Zeitgeschichte 1933 1945 Droste Dusseldorf 1983 S 16 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 293 Zitiert bei Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 476 Boguslaw Drewniak Das Theater im NS Staat Szenarium deutscher Zeitgeschichte 1933 1945 Droste Dusseldorf 1983 S 158 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 PDF auf CD ROM Kiel 2004 S 1291 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 PDF auf CD ROM Kiel 2004 S 1291 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 PDF auf CD ROM Kiel 2004 S 2357 Schreiben vom 4 Januar 1943 Hupping Rainer Schlosser S 278 Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Hrsg Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2015 ISBN 978 3 525 36968 5 S 607 Liste der auszusondernden Literatur 1946 Normdaten Person GND 11732969X lobid OGND AKS LCCN n86858888 VIAF 72168339 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schlosser RainerKURZBESCHREIBUNG deutscher Nationalsozialist Reichsdramaturg Dichter und KulturpolitikerGEBURTSDATUM 28 Juli 1899GEBURTSORT JenaSTERBEDATUM 9 August 1945STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rainer Schlosser amp oldid 235296141