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Die Alpen im Eiszeitalter ist ein zwischen den Jahren 1901 und 1909 von den beiden Geographen Albrecht Penck und Eduard Bruckner herausgegebenes dreibandiges Werk uber die Glazialerscheinungen im Alpenraum Es gilt als Standardwerk der Gletscherforschung da Penck erstmals die mehrfache Vergletscherung der Alpen mit Gelandebefunden nachwies 1 Die Alpen im Eiszeitalter Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung amp Umfang 2 Inhalt 2 1 Band I Die Eiszeiten in den nordlichen Ostalpen 2 2 Band II Die Eiszeiten in den nordlichen Westalpen 2 3 Band III Die Eiszeiten in den Sudalpen und im Bereich der Ostabdachung der Alpen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEntstehung amp Umfang BearbeitenDas Werk Die Alpen im Eiszeitalter ist im Marz 1887 aus einem Preisausschreiben der Sektion Breslau des Deutschen und Osterreichischen Alpenvereins uber die Vergletscherung der osterreichischen Alpenlander hervorgegangen Die Ausschreibung lautete wie folgt 2 Die Vergletscherung der osterreichischen Alpenlander Es wird erwartet eine genaue durch Karten und Profile belegte Feststellung der Ausdehnung der diluvialen Eisstrome und eine Untersuchung ihrer Wirkungen auf die Gestalt der Erdoberflache mit besonderer Rucksicht auf die allgemeinen Probleme welche gegenwartig die Glacialgeologie beschaftigten Penck Bruckner sowie August Bohm von Bohmersheim traten an die Bearbeitung dieser Aufgabe heran wofur ihnen der ausgeschriebene Preis von 3000 Mark zuerkannt worden ist Je mehr sie sich dem Thema der eiszeitlichen Gletscherentwicklung in den Ostalpen zugewendet haben desto grossere Notwendigkeit haben sie darin gesehen auch die Westalpen in diese Untersuchungen miteinzubeziehen 2 Das Werk hat sich in weiterer Folge zu einer Darstellung der gesamten Alpen im Eiszeitalter entwickelt 3 August Bohm ist dieser Ausdehnung der Arbeit zu diesem Thema jedoch nicht gefolgt und hat im Einverstandnis mit der Sektion Breslau des Deutschen und Osterreichischen Alpenvereins den von ihm bearbeiteten Teil der Preisaufgabe die Gletscher der Mur und Murz im Jahr 1900 veroffentlicht 2 Diese Ausdehnung des Untersuchungsgebietes habe sich jedoch durchwegs als wichtiger Umstand erwiesen da die Untersuchung von Alpentalern der Westalpen Pencks und Bruckners Ansichten festigte die Ubertiefung der Alpentaler seien durch eiszeitliche Gletscher entstanden und dies in gleichen Stadien erfolgte Die Feldbeobachtungen fuhrten sie nach Einzelgebieten aufgeteilt getrennt durch wobei in regelmassigem Austausch uber die Ergebnisse der jeweiligen Untersuchungen berichtet wurde Unterstutzend zur Seite standen ihnen Freunde und Kollegen u a Adolf Emanuel Forster Johann Mullner oder Hermann Lautensach 2 Die Untersuchungen zu diesem Werk haben sich uber mehr als zwei Jahrzehnte erstreckt da sowohl Penck Universitat Berlin als auch Bruckner Universitat Wien als Professoren tatig waren und sie durch ihre beruflichen Pflichten lediglich in ihren akademischen Ferien Zeit fur die umfangreichen Feldarbeiten fanden 2 Ein Grossteil dieser Arbeiten erfolgte auf eigene Initiative und Kosten 4 Die Alpen im Eiszeitalter erschien auf 1200 Seiten im Tauchnitz Verlag und wurde in insgesamt 11 Lieferungen ausgegeben Lieferung Seiten DatumI 1 112 Dez 1901II 113 224 Feb 1902III 225 336 Jun 1902IV 337 448 Sept 1902V 449 560 Marz 1903VI 561 672 Mai 1904VII 673 784 Feb 1905VIII1 785 832 Apr 1906VIII2 833 896 Jul 1907IX1 897 960 Apr 1908IX2 961 1008 Jul 1908X1 1009 1056 Okt 1908X2 1057 1120 Nov 1908XI 1121 1200 Dez 1908Das Werk beinhaltet insgesamt 156 Abbildungen 30 Tafeln und 19 Karten Darin werden 547 verschiedene Autoren zitiert Es erschien ausschliesslich deutschsprachig in insgesamt 3 Banden die jedoch eine fortlaufende Seitennummerierung und einen gemeinsamen Index aufweisen Penck und Bruckner widmen ihr Werk James Geikie Inhalt BearbeitenBand I Die Eiszeiten in den nordlichen Ostalpen Bearbeiten Im ersten Band der vollstandig von Albrecht Penck verfasst wurde werden nach einer kurzen Darstellung der Problematik und der angewandten Untersuchungsmethoden sowie eines kurzen AbRisses der wichtigsten Merkmale im nordlichen Teil der Ostalpen zunachst auf die Schottervorfelder und Entwasserungslinien der glazialen Entwasserung im Alpenvorland eingegangen Darauf folgend werden die Moranengurtel sowie die Nahrgebiete der Gletscher erortert Die Ubertiefung der Taler wird in Bezug auf das Inntalsystem sehr ausfuhrlich besprochen und die Grunde fur die Ubertiefung durch Gletschererosion kurz erortert In den nordlichen Ostalpen hat Penck zum ersten Mal die Komplexitat der Vergeltscherungsgeschichte herausgearbeitet und zwar vor allem durch die Untersuchung der Auswaschungserscheinungen durch die Gletscherentwasserung Er hat festgestellt dass es vier verschiedene alte glaziofluviale Schotterablagerungen gibt von denen jede mit einer Driftschicht verbunden ist Diese Schottervorkommen bezeichnet er als Altere Deckenschotter Jungere Deckenschotter Hochterrassen und Niederterrassen und kennzeichnen die Periodizitat der glazialen Talbildung wahrend die zugehorigen zeitlichen Stadien Gunz Mindel Riss und Wurm genannt werden wobei die Namen von Typuslokalitaten im Alpenvorland entstammen Das relative Alter der Sedimentablagerungen jeder Vergletscherung wird durch eine Untersuchung des relativen Ausmasses der glazifluvialen Prozesse bestimmt die durch Erosion Sedimentation und Verwitterung seit ihrer Ablagerung vonstattengehen Die ersten beiden Vergletscherungen liegen viel weiter zuruck als die letzten beiden und bilden die so genannte altere Gruppe wahrend die Riss und die Wurm Vereisung die jungere Gruppe bilden Die Sedimentablagerungen der Rissvereisung deuten darauf hin dass sie mehr als doppelt so alt sind wie jene der Wurm Vereisung die Mindel Vereisung mindestens zwolfmal so weit zuruckliegt als jene der Wurm wahrend die Gunz als etwa anderthalbmal so alt wie die Mindel angesehen wird wobei die Daten fur die Schatzung ihres Alters eher unvollkommen sind Die hier vorgenommene Einteilung hat sich fur das gesamte Alpengebiet bewahrt In diesem ersten Band hebt Penck die geringfugigen Schwankungen der letzten Wurm Vereisung deutlich hervor Fur jede vom Eis verursachte Schwankung verwendet er den Begriff Stadium und beschreibt derer drei die zwischen dem Hochststand der Wurm Vereisung und den Grenzen der gegenwartigen Vereisung liegen namlich das Buhl Stadium das Gschnitz Stadium und das Daun Stadium Diese Stadien lassen sich auch in vielen anderen Teilen der Alpen unterscheiden In diesem ersten Band wird auch kurz auf die interglazialen Ablagerungen und die Schwierigkeiten ihrer Interpretation eingegangen Die Autoren sind es gewohnt die Ablagerungen als Interstadial und nicht als Interglazial einzustufen es sei denn es gibt eindeutige Beweise dafur dass sie in einem viel warmeren Klima abgelagert wurden als es fur ein Gletscherstadium angemessen ware Wenn zum Beispiel Pflanzen des warmen Klimas in den Ablagerungen gefunden werden wie in der Hottinger Brekzie bei Innsbruck werden die Ablagerungen mit Sicherheit einer Interglazialzeit zugeordnet Band II Die Eiszeiten in den nordlichen Westalpen Bearbeiten Im zweiten Band der sich mit der Vergletscherung der nordlichen Westalpen befasst behandelt Bruckner die Gletscher der Schweiz wahrend Penck den Rheingletscher und den Teil des Rhonegletschers in Frankreich sowie den Isere Gletscher thematisiert Penck geht auch auf die quartare Fauna und den palaolithischen Menschen auf der Alpennordseite ein Die vier Gletscherstufen die im ersten Band vorgestellt wurden sind in dem vom zweiten Band abgedeckten Gebiet deutlich vertreten doch sie beschreiben Unterschiede in der relativen Ausdehnung der Riss und der Mindelvereisung in den beiden Gebieten In den Ostalpen reichen die Moranen der Mindelvereisung im Allgemeinen uber die Grenzen der Rissvereisung hinaus wahrend in den Westalpen die Rissvereisung in der Regel ein grosseres Ausmass an Vereisung markiert Beide Vergletscherungen seien jedoch umfangreicher gewesen als jene der Wurm und der Gunz Die Westalpen stellten sich zudem als ausserordentlich gunstig heraus um die Beziehungen der quartaren Fauna zur Vergletscherung aber auch den palaolithischen Menschen zu untersuchen Der Wandel der eiszeitlichen Fauna ist eng mit dem Wechsel von glazialen zu interglazialen Bedingungen verbunden Auf der Nordseite der Alpen gab es eine arkto alpine Fauna die durch das Mammut das Wollnashorn und das Rentier gekennzeichnet ist und eine interglaziale Fauna die durch Elefanten das Waldnashorn und den Hirsch gekennzeichnet ist Die geografische Ausdehnung der Orte an denen ein gewisser Typus von Fauna vorkommt bietet eine Grundlage fur die Korrelation ihrer Vorkommen mit den Stadien der Eiszeit Die altere Fauna reicht etwa bis an die Grenzen der Rissvereisung wahrend die jungere Fauna bis an die Grenzen der Wurm Vereisung heranreichen Das Stadium der menschlichen Kultur das zur Zeit des Riss Wurm Interglazials vorherrschte wird als Mousterien bezeichnet Am Ende der Wurm Eiszeit hatte sich die Kultur uber das Solutreen zum Magdalenien weiterentwickelt Grosse Teile des zweiten Bandes befassen sich mit dem Zusammenhang des Auftretens des Menschen sowie entsprechender Fauna in Gebieten die nur wahrend eines Interstadials besiedelt sein konnten um so Ruckschlusse auf die Ausdehnung und die zeitlichen Abfolge von Vergletscherungen herzustellen Band III Die Eiszeiten in den Sudalpen und im Bereich der Ostabdachung der Alpen Bearbeiten Im dritten Band werden die Durance und mehrere kleine Gletscher auf der Westseite der Sudalpen sowie die Gletscher auf der Ostseite dieser Alpen von Penck behandelt Die Gletscher auf der Sudseite der Alpen in Norditalien werden zum Teil von Bruckner behandelt Von den Gletschern der Ostalpen wird der Savegletscher von Bruckner behandelt wahrend die Drau und die Gletscher des Murgebiets von Penck behandelt werden Der Schluss der eine Zusammenfassung der physiographischen und klimatischen Verhaltnisse sowie die Chronologie der Eiszeit enthalt stammt von Penck Die Moranen die sich an den Randern der Po Ebene in Norditalien gebildet haben erreichen enorme Ausmasse wobei eine am Rande des Dora Baltea Gletschers eine Hohe von etwa 500 Metern uber der von ihm eingeschlossenen Tiefebene erreicht wahrend diejenigen an den Randern des Gardasees eine noch grossere Hohe erreichen Penck zeigt dass die grosse Morane des Dora Baltea wie auch die mehrerer anderer Gletscher hauptsachlich vor der letzten oder Wurm Vergletscherung entstanden ist Dies war auch auf der Alpennordseite der Fall ist aber in dieser Region nicht so klar herausgearbeitet worden obwohl die Auswaschungen in den fruheren Stadien auf eine starkere Vergletscherung hinweisen als sie im Wurm Stadium der Vergletscherung erreicht wurde In der Schlussfolgerung die 36 Seiten umfasst werden mehrere Punkte deutlicher dargestellt Dazu gehoren i Die Schneegrenze der verschiedenen Eiszeiten im Vergleich zu heute 2 die Ursachen fur das Absinken der Schneegrenze 3 der Unterschied zwischen Schnee und Waldgrenze in der Eiszeit 4 die Lage der Schneegrenze auf der Gletscheroberflache und die Bedingungen des Nahr und Zehrgebiets 5 die Geschwindigkeit der Alpengletschervorstosse in der Eiszeit 6 das Aussehen der verschiedenen Teile der Alpen in der Eiszeit 7 der Charakter der Fauna und Flora auf der Nordseite der Alpen 8 der Loss 9 die klimatischen Veranderungen wahrend der Eiszeit 10 die absolute Dauern des Postglazials sowie der gesamten Eiszeit Penck vermutet dass der Loss vor einer Vergletscherungsphase in einer Art Tundra mit sparlicher Vegetation abgelagert wurde Dass der Loss des Riss Wurm Inderglazials der Wurm Vereisung unmittelbar vorausging wird durch den Charakter der an seiner Basis gefundenen Artefakte deutlich Sie sind eng mit jenen verwandt die der Wurm Eiszeit in die Gegenwart nachfolgten Zur absoluten Dauer der Nach Wurm Zeit und der gesamten Eiszeit versucht Penck nur Daten vorzulegen die eine ungefahre Grossenordnung angeben sollen Aus der Schatzung von Albert Heim uber die Wachstumsrate des Muotadeltas und ahnlichen Schatzungen in anderen Teilen der Alpen geht hervor dass das Buhl Stadium der Wurm Eiszeit vor zwischen 16 000 und 24 000 Jahren erreicht wurde Er ging also davon aus dass der Hohepunkt der Wurm Eiszeit vor etwas mehr als 20 000 Jahren erreicht wurde Basierend auf seinen Interpretationen zur Erosion Sedimentation und Verwitterung musste die Riss Eiszeit zumindest dreimal so lange die Mindel Eiszeit zwolf Mal so lange zuruck liegen weshalb seiner Einschatzung nach die Riss Eiszeit vor 60 000 und die Mindel Eiszeit vor 240 000 Jahren ihren Hohepunkt erreicht haben muss Die Abbildungen die das Werk begleiten umfassen viele Fotografien und mehrere Karten sowie zahlreiche Diagramme Unter den Karten sind die des Etschgletschers und des Moranenamphitheaters des Gardasees sowie die Karte des Draugletschers und seiner Nachbarn am vollstandigsten da sie die oberen Grenzen der Vergletscherung anhand von Hohenlinien angeben Die Daten fur solche Karten sind mit einem enormen Arbeitsaufwand verbunden der nicht auf das gesamte Alpengebiet ausgedehnt werden konnte In der Regel erforderte jede Bestimmung der Obergrenze der Vergletscherung einen ganztagigen Aufstieg Weblinks BearbeitenAlbrecht Penck Eduard Bruckner Die Alpen im Eiszeitalter Band 1 Tauchnitz Leipzig 1909 1 394 Albrecht Penck Eduard Bruckner Die Alpen im Eiszeitalter Band 2 Tauchnitz Leipzig 1909 395 716 Albrecht Penck Eduard Bruckner Die Alpen im Eiszeitalter Band 3 Tauchnitz Leipzig 1909 717 1200 Einzelnachweise Bearbeiten Wilfried Hagg Einleitung und Forschungsgeschichte In Gletscherkunde und Glazialgeomorphologie Springer Berlin Heidelberg 2020 ISBN 978 3 662 61994 0 S 1 13 doi 10 1007 978 3 662 61994 0 1 a b c d e Albrecht Penck Eduard Bruckner Die Alpen Im Eiszeitalter Band 1 Tauchnitz Leipzig 1909 S Vorwort K Keilhack A Penck und E Bruckner Die Alpen im Eiszeitalter In Geographische Zeitschrift Band 17 Nr 8 1911 ISSN 0016 7479 S 451 462 JSTOR 27807644 Frank Leverett Review of Die Alpen im Eiszeitalter Eduard Bruckner In The Journal of Geology Band 17 Nr 4 1909 ISSN 0022 1376 S 380 385 JSTOR 30057972 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Alpen im Eiszeitalter amp oldid 231270163