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Der arme Verschwender ist ein Exilroman von Ernst Weiss der in Paris geschrieben 1 1936 bei Querido in Amsterdam erschien Nach dem Kriege wurde das Werk 1965 bei Claassen in Hamburg 1967 in der Buchgemeinde Wien und im Aufbau Verlag Berlin sowie 1980 bei Rowohlt in Reinbek verlegt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Zeit und Ort 2 Der arme Verschwender 3 Handlung 4 Form 5 Zitate 6 Selbstzeugnis 7 Rezeption 8 Ungereimtes 9 Verfilmung 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseZeit und Ort BearbeitenDer Ich Erzahler ist um 1892 geboren und beschreibt sein Leben bis 1927 Die Handlung fuhrt nach Osterreich Ungarn bzw in das Osterreich nach dem Ersten Weltkrieg Orte der Handlung sind eine Grossstadt das von dieser mehr als zwolf Bahnstunden entfernte Tiroler Bergbauerndorf Puschberg nahe den beiden Flecken Erdbergsweg und Goigel 3 sowie einige osterreichisch russische Kriegsschauplatze z B in den Karpaten Der arme Verschwender BearbeitenDer Vater schimpft den Erzahler einen Ersatzchristus 4 und einen grossen Verschwender Der Vater dieser alte Geizhals der den Beruf des Augenarztes vordergrundig des Geldes wegen ausubt wirft dem Jungen seine Menschlichkeit mehrmals vor Da sind z B die beiden wissenschaftlichen Leistungen des Erzahlers Schon als Student der Medizin hatte er die Carotis Druse entdeckt und spater als junger Arzt einen Apparat zur Messung des Augeninnendruckes erfunden und entwickelt Beide Male hatte der Erzahler es zugelassen dass andere die Lorbeeren ernteten Freilich gehorte in einem der beiden Falle sogar der skrupellose Vater zu jenen anderen 5 Und der Erzahler bleibt bis zum Schluss arm Wahrend der Vater bei der Hochzeit der Tochter Judith grosszugige Geschenke macht hat der Erzahler kaum Geld fur einen Strauss So verfertigt er ein Gedicht Das ist auch noch schlecht gereimt Handlung BearbeitenDie Liebe zu seinem Vater dem gefragten Augenarzt Maximilian K 6 kann und will der Erzahler uber den ganzen Text hinweg nicht leugnen Dabei ist der fleissige geldgierige aus kleinen Verhaltnissen von einfachen Arzt uber den Augenarzt zum Dozenten und Professor aufgestiegene Vater mit den mangelhaften schulischen Leistungen des Ich Erzahlers keineswegs zufrieden Das andert sich auch nicht als der Ich Erzahler sich zusammennimmt sich bessert und sogar dem polnischen Jungen Jagiello von Cz Nachhilfestunden in Deutsch geben darf Aus dem Erlos der gut bezahlten Nebentatigkeit beschenkt der Sohn den abgottisch geliebten Vater zum Geburtstag Der Beschenkte weist die Liebesgaben teilweise zuruck Bis fast zum Ende des Romans zwingt der Vater dem Ich Erzahler seinen Willen auf Der Text kann geradezu gelesen werden als Protokoll vergeblicher Versuche des Erzahlers der Herrschaft des Vaters zu entrinnen Letztendlich macht der Erzahler immer was der Vater will Als die Mutter Stefanie nach funfzehn Jahren ein zweites Mal schwanger wird geht der Junge freiwillig in ein Knabenheim Gymnasium weil sich die Schwangere vor dem Sohn schamt Die Eltern kummern sich wahrend seines Aufenthalts im Knabenheim uberhaupt nicht um den Erzahler aber er erhalt trotzdem drei Weihnachtspakete Ausser von Vally Walpurgis Eschenober dem Tiroler Stubenmadchen der Familie wird er noch von seinem Freund Jagiello und von dem Knaben dem er den Spitznamen Perikles gibt einem Adjunktensohn und angehenden jungen Philosophen beschenkt Nachdem seine Schwester Judith geboren ist muss der Erzahler wieder nach Hause zuruckkehren Arzt mochte der Erzahler auf alle Falle werden aber nicht Chirurg wie der Vater Der Sohn hat fur spater die Heilung von Geisteskranken ins Auge gefasst Der Vater aber benotigt als mehrfacher Hausbesitzer und Vermieter den Jungen als rechte Hand So gerat der Erzahler auf der Handelshochschule unter Industriellenkreise Obwohl ihn der Vater fortan fur einen Finanzexperten halt interessiert das Merkantile den Erzahler nicht Der Ich Erzahler glaubt vielmehr er sei zum Arzt geboren wie Perikles meint er sei der geborene Philosoph Der Erzahler schwangert die sechs Jahre altere Vally heiratet sie gegen den Willen des Vaters und trennt sich nach einem schweren Zerwurfnis von ihr Zu Hause ist der Erzahler langst ausgezogen Als Student der Medizin schlagt er sich recht und schlecht bis ins achte Semester durch Als 1914 der Krieg ausbricht soll der Sohn das Kapital des Vaters illegal auf eine Filiale der englischen Bank nach Christiania transferieren Vally will den Erzahler nach Italien bringen lassen damit er der Mobilisierung entgeht Aber auch in dem Fall folgt der Sohn der Weisung des geliebten Vaters Der opportunistische Hausbesitzer schickt den Sohn in den Krieg In Radautz und Czernowitz im Kronland Bukowina wird der Offiziersaspirant im Fruhjahr 1915 in einem Dragonerregiment Kadett und zieht mit dem Oberst Joseph von Cz dem Vater seines Freundes Jagiello gegen die Truppen des Zaren ins Feld Beim Sturmangriff fallt der Oberst Der Erzahler liebt Eveline Frau Major Baronin von Cz 7 die verheiratete Tochter des gefallenen Obersten Nach der dritten Russlandoffensive wird der Erzahler zum Leutnant befordert Im Sommer 1916 wird er schwer verwundet Der Krieg ist fur ihn vorbei Er besucht seine Frau Vally und den gemeinsamen Sohn Max Maximilian Franz Karl liebt aber Eveline Im Fruhjahr 1917 nimmt der Erzahler er bezieht eine Pension als Schwerkriegsverletzter das Studium der Medizin wieder auf und widmet sich seinem Lieblingsfach den Geisteskrankheiten In der Vorlesung fuhrt der Professur Kranke vor und lasst die Studenten diagnostizieren Perikles wird vorgefuhrt Diagnose Progressive Paralyse Der Erzahler wird Doktor der Medizin und bekommt eine Stelle als Irrenarzt angeboten Als braver Sohn verzichtet er auf seine Karriere und fugt sich dem Vater arbeitet in untergeordneter Stellung zu unwurdigen Bedingungen daheim fur den Herrn Professor Der Vater gibt aber bei Operationen Kniffe an den Sohn weiter Trotzdem Ende August 1918 ist es so weit Der Sohn macht sich vom Vater los verlasst Vally die ungeliebte Frau und nimmt die Stelle in der Irrenanstalt an in der Perikles interniert ist Eveline ist an Lungentuberkulose erkrankt Die Kranke mochte mit dem Erzahler auch ohne Ehe zusammenleben Gesagt getan Die Dame reist an und wohnt mit dem Erzahler in einem Nebengebaude der Anstalt Eveline so liebenswert sie ist erweist sich bald als Lugnerin als Biest Die Ehepartner mussen weg Also plant sie einen doppelten Giftmord Daraus wird nichts und Eveline fluchtet kehrt schwanger von ihrem Gatten zuruck bringt ein Madchen zur Welt und stirbt an ihrer Lungenkrankheit Der Erzahler nennt das Neugeborene Eveline Er plant den Suizid Danach stunde ja dann Perikles allein da Auch fur dieses Problem findet der Erzahler eine verbluffende Losung Er legt namlich dem Verwirrten einen Lungenkranken auf das Zimmer und hofft auf todliche Ansteckung Kurioserweise stirbt Perikles nicht davon sondern wird durch die aussergewohnliche Massnahme fiebrig und wider Erwarten geheilt Das ist die dritte wissenschaftliche Leistung die der Verschwender verschenkt Professor Hofrat v Wagner Jauregg kommt ihm mit der Publikation des Effekts zuvor und wird dafur fur den Nobelpreis vorgeschlagen 8 Der Vater des Erzahlers erleidet einen Schlaganfall Der Erzahler muss zu den Seinen als neues Familienoberhaupt zuruck Zuvor muss fur das Neugeborene gesorgt werden Der Erzahler beweist Courage Entweder so bedeutet er Vally sie stellt sich als Ersatzmutter fur das sein Kind zur Verfugung oder er trennt sich von ihr Die Uberrumpelte spielt mit und findet Gefallen an der Rolle Dabei ist der Erzahler gar nicht der leibliche Vater des Kindes Wahrend des engen Zusammenlebens mit Eveline hatte sich der Erzahler angesteckt Aber er leidet nur an einer leichten Lungenphthise Deswegen fasst er den Entschluss den Kontakt mit Evelines Kind zu meiden Er gibt es der Schwester Judith in Pflege Die hat Jagiello geheiratet und von ihm Zwillinge zwei Knaben bekommen Der Erzahler macht was ihn sein Vater von der Pike auf lehrte Augenoperationen In Mussestunden erforscht er das Glaukom Perikles gesundet auf die Menschheit losgelassen erscheint in Begleitung herkulischer junger Menschen in der Augenarztpraxis des Erzahlers als Kunder neuer Volksgeschlechter Das Happyend Es sieht so aus als finde der Erzahler dieser von seiner leichten Lungenkrankheit genesende mehr und mehr erfolgreich operierende Augenarzt Ruhe im Schoss seiner Familie Vally und der leibliche Sohn Max pappeln ihn im verschneiten Puschberg auf und es wird bald Fruhling in Tirol Form BearbeitenDie Form der Ich Erzahlung und das Geschick des Autors garantieren permanente Lesespannung Zwar gerat der Erzahler bei fast jedem nachsten Schritt ins Stolpern fallt manchmal auch hin aber er rafft sich immer wieder auf Der Ich Erzahler verheimlicht sowohl seinen Vornamen als auch den Namen seiner Vaterstadt Das Schreiben ist fur ihn immer eine grosse unerlaubte Freude gewesen 9 Er veranschlagt seinen Lebensbericht auf mindestens dreizehn Kapitel 10 Veroffentlicht wurden sieben Zwar ist der erzieherische Einfluss des Vaters auf den Erzahler das tiefenwirksame Element im Text doch es handelt sich bei diesem zutiefst pessimistischen Werk um keinen Erziehungsroman Eine wunschenswerte positive Wirkung auf den vom Vater erzogenen Erzahler ist nach dem verlorenen Krieg in Osterreich nicht in Sicht Eher treffen die Attribute des Entwicklungsromans auf den armen Verschwender zu Jahzornig wie der Erzahler nun mal ist befreit er sich in jahrzehntelangem Kampf aus der Abhangigkeit vom Vater Dieses Ringen schildert der Erzahler wie kann es bei Ernst Weiss anders sein minuzios Das Werk ist ein moderner Bildungsroman Held und Welt stehen im krassesten Gegensatz der Held bildet sich durch Erfahrung er geht durch die Schule des Vaters und des Krieges und zum Schluss mochte sich der Held vielleicht mit der Welt aussohnen Zitate BearbeitenZwar schreibt der Autor uber das Osterreich vor 1928 aber es konnte sein dass er beim Schreiben 1936 einen Seitenblick hinein nach Deutschland geworfen hat Die Weltgeschichte wird von manischen Irren fur Idioten gemacht 11 Uber den neuen Politiker Perikles Die Irren sind machtig denn wer sollte sie hindern 12 Selbstzeugnis BearbeitenDer Autor in einem Brief vom 10 November 1935 uber das Werk Es ist ein sehr einfaches Buch nicht dramatisch nicht aufregend aber ich habe gestrebt wahr zu sein und versohnlich 13 Rezeption BearbeitenDer Erzahler verschleudert Liebe und Hingabe 14 Genau beobachtet Pazi eine gegenlaufige Bewegung der Erstarkung des Vaters und den Verfall des Sohnes durch einen vampyrischen Entzug der Krafte 15 Albert Ehrenstein in der Prager Presse vom 7 Juni 1936 Das Schicksal des Ich Erzahlers ist ein osterreichisches Schicksal 16 Das Christusmotiv werde auf den Helden angewandt 17 Alfred Doblin am 17 Mai 1936 in Pariser Tageblatt Es ist das hundertprozentige Gegenteil von Pathos und Gehobenheit Der Autor strengt nie die Stimme an 18 Ernst Ottwalt sieht 1936 in Moskau beim Lesen des Romans die Perikles Geschichte mit ausserlichen Merkmalen des Faschismus behaftet 19 Ungereimtes BearbeitenAm 11 August 1909 20 wird der Erzahler mit neunzehn Jahren vorzeitig fur mundig erklart damit er Vally heiraten kann Also ware er Jahrgang 1890 Andererseits konnte er auch 1892 geboren sein In der Quelle 21 ist das Geburtsjahr der kleinen Eveline mit 1923 genannt Gegen Romanende ist das Kind drei Jahre alt 22 Am Romanende erwahnt der Ich Erzahler seinen 35 Geburtstag im darauf folgenden Jahr 23 Eveline verschwindet aus der Irrenanstalt im Herbst 1920 24 und kehrt in den ersten Monaten desselben Jahres dorthin zuruck 25 Verfilmung BearbeitenMichael Kreihsl verfilmte den Roman unter dem Titel Mein Vater meine Frau und meine Geliebte mit Birgit Doll Gerti Drassl Vally Julia Edtmeier Heinrich Herki Marek Kondrat Erika Marozsan Eveline Erol Nowak Johannes Silberschneider Florian Stetter Erzahler Friedrich von Thun Vater Maximilian K Ulrich Tukur und Emmy Werner fur das Fernsehen Das Werk wurde am 16 Oktober 2004 in Osterreich ausgestrahlt 26 3sat brachte am 28 Juli 2010 eine Wiederholung Literatur BearbeitenQuelle Ernst Weiss Der arme Verschwender Roman Mit einem Nachwort von Peter Engel suhrkamp taschenbuch 3004 1999 ISBN 3 518 39504 1 Sekundarliteratur Heinz Ludwig Arnold Hrsg Ernst Weiss Text Kritik Heft 76 Munchen 1982 ISBN 3 88377 117 1 Margarita Pazi Ernst Weiss Schicksal und Werk eines judischen mitteleuropaischen Autors in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts Wurzburger Hochschulschriften zur neueren deutschen Literaturgeschichte Band 14 Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 631 45475 9 S 91 98 Gero von Wilpert Lexikon der Weltliteratur Deutsche Autoren A Z Stuttgart 2004 ISBN 3 520 83704 8 S 658 Weblinks BearbeitenDer Text bei Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Arnold S 18 Pazi S 141 Quelle S 217 Quelle S 312 Quelle S 329 330 Quelle S 7 Quelle S 453 8 Z v u Quelle S 480 4 Z v o Quelle S 485 4 Z v u Quelle S 455 11 Z v u Quelle S 345 14 Z v u Quelle S 450 13 Z v u zitiert von Engel im Nachwort der Quelle S 490 Pazi S 94 Pazi S 95 zitiert Pazi S 98 Arnold S 29 zitiert von Engel im Nachwort der Quelle S 490 zitiert von Engel im Nachwort der Quelle S 491 Quelle S 203 3 Z v o Quelle S 453 5 Z v u Quelle S 468 5 Z v u Quelle S 477 15 Z v o Quelle S 371 Quelle S 381 Der Film in der IMDb Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der arme Verschwender amp oldid 233557446