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Der Mensch und die Technik Beitrag zu einer Philosophie des Lebens ist eine philosophische Schrift von Oswald Spengler Sie erschien 1931 im Verlag C H Beck in Munchen Dem Buch ging ein Vortrag uber Kultur und Technik voraus den Spengler am 6 Mai 1931 im Deutschen Museum Munchen hielt Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Technik als Lebenstaktik 2 1 Wesen der Technik 2 2 Verfahren im Lebenskampf 2 3 Technik Leben Schicksal 3 Pflanzenfresser und Raubtiere 3 1 Beutemachen als Lebensprinzip 3 2 Spezialisierung der Technik 4 Umschlagen in Vernichtung 4 1 Technik im Sozialverband 4 2 Faustische Maschinenkultur 4 3 Selbstzerstorung 5 Okologisches Desaster 5 1 Ausplunderung des Globus 5 2 Verrat an der Technik 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVoraussetzungen BearbeitenDer Mensch und die Technik ist keine blosse Reflexion uber die Stellung technischer Verfahren in der modernen Welt oder deren kulturbedingte Kritik Spengler versucht vielmehr zu zeigen dass die Technik der Gegenwart aus einem tief im abendlandischen Denken verwurzelten faustischen Lebensimpuls mit Notwendigkeit hervorgeht und zusammen mit ebendiesem Impuls untergehen wird Technik als Lebenstaktik BearbeitenWesen der Technik Bearbeiten Spengler bezeichnet es als verfehlt eine wahre Kultur aus Bildung Tradition und humanistischen Werten streng von der Sphare der Wirklichkeit Staat Wirtschaft und Politik abzuscheiden Im Zeichen der Fortschrittsideologie gilt so Spengler Technik als Mittel zum Zweck des menschlichen Glucks des Nichtstuns und der angenehmen Lebensfuhrung Fur solche Zustande ist der Mensch jedoch nicht geschaffen sie wurden bei auch nur teilweiser Verwirklichung zu massenhaftem Mord und Selbstmord fuhren Das Wesen der Technik erschliesst sich jedoch nicht in der Verengung auf die neuzeitliche Maschinenwelt Technik ist vielmehr eine Lebenstaktik die weit in die Menschengeschichte zuruckreicht und sogar bei den Tieren anzutreffen ist Die freie Beweglichkeit in der Natur forderte zur Entwicklung spezieller Instrumente der Bewaltigung des Lebens heraus Verfahren im Lebenskampf Bearbeiten Technik ist fur Spengler kein Erzeugnis kein Produkt sondern dynamisch ein Verfahren Es dient letzten Endes dem Krieg Im stets kampfenden Leben fuhrt ein direkter Weg vom Urkrieg fruher Tiere zu den Verfahren der modernen Erfinder und Ingenieure und ebenso von der Urwaffe der List zur Konstruktion der Maschine mit welcher der heutige Krieg gegen die Natur durchgefuhrt die Natur uberlistet wird Spenglers Meinung nahert sich in diesem Punkt stark den damals virulenten sozialdarwinistischen Theorien an Allerdings ist zu berucksichtigen dass Spengler mit dem Krieg keineswegs ausschliesslich den konkreten Waffengang meint sondern eine allgemeine Disposition des Lebens zum Kampfen die sich auch in anderen Formen Erfindungsgeist Wettstreit aussern kann Der Ersatz der brutalen Gewalt durch geistigere Mittel dampft den immerwahrenden Lebenskampf jedoch nicht herab da beides Leben und Kampfen identisch ist Dieser Kampf ist das Leben und zwar im Sinne Nietzsches als ein Kampf aus dem Willen zur Macht grausam unerbittlich ein Kampf ohne Gnade Technik Leben Schicksal Bearbeiten Die Weltgeschichte ist nicht der Ort des Glucklichseins Die Menschen erleben vielmehr einen jahe n Aufstieg und Fall von wenigen Jahrtausenden etwas ganz Belangloses im Schicksal der Erde aber fur uns die wir da hineingeboren sind von tragischer Grosse und Gewalt Spengler meint dass der Mensch des 20 Jahrhunderts sehenden Auges das Unvermeidliche vollzieht Den Abstieg der Kultur und damit ihrer Technik Wir konnen uns das Schicksal des Hineingeworfenseins ins Weltgeschehen nicht aussuchen oder durch falschende optimistische Trugbilder verhehlen Pflanzenfresser und Raubtiere BearbeitenBeutemachen als Lebensprinzip Bearbeiten Die Lebenstaktiken pflanzenfressender Tiere unterscheiden sich von denen der Raubtiere zu denen Spengler auch den Menschen zahlt Zum Wesen der letzteren zahlt das Beutemachen ein Maximum an Freiheit und damit die Notwendigkeit sich selbstverantwortlich kampfend zu behaupten oder unterzugehen Beutetiere sind ihrem Wesen nach defensiv Raubtiere offensiv Daher gibt es Spengler zufolge auch eine Ethik der Pflanzenfresser und eine der Raubtiere Nietzsches Unterscheidung zwischen Herrenmoral und Sklavenmoral durfte diese Ansicht nicht unmassgeblich beeinflusst haben Zumal Spengler gar noch folgert Raubtiere handeln und Menschen denken in Kategorien von Macht und Sieg Stolz und Hass Noch der heutige Mensch hat Lust am Morden Unter dem gewaltigen Eindruck der freien bewussten Einzeltat die sich aus dem gleichformigen triebhaften massenhaften Tun der Gattung heraushebt hat sich nun die eigentliche Menschenseele gestaltet sehr einsam selbst im Vergleich zu anderen Raubtierseelen dem unbandigen Machtgefuhl in der tatgewohnten Faust jedermanns Feind totend hassend zu Sieg oder Sterben entschlossen Diese Seele ist tiefer und leidenvoller als die irgendeines Tieres Sie steht in unversohnlichem Gegensatz zur gesamten Welt von der sie durch ihr eigenes Schopfertum getrennt ist Es ist die Seele eines Emporers Der fruheste Mensch horstet einsam wie ein Raubvogel Wenn sich auch einige Familien zu einem Rudel zusammentun so geschieht das in losester Form Noch ist von Stammen keine Rede geschweige denn von Volkern Das Rudel ist eine zufallige Sammlung von ein paar Mannern die sich gerade einmal nicht bekampfen mit ihren Weibern und deren Kindern ohne Gemeingefuhl in vollkommener Freiheit kein Wir wie eine Herde von blossen Gattungsexemplaren Die Seele dieser starken Einsamen ist durch und durch kriegerisch misstrauisch eifersuchtig auf die eigene Macht und Beute Sie kennt das Pathos nicht nur des Ich sondern auch des Mein Sie kennt den Rausch des Gefuhls wenn das Messer in den feindlichen Leib schneidet wenn Blutgeruch und Stohnen zu den triumphierenden Sinnen dringen Jeder wirkliche Mann noch in den Stadten spater Kulturen fuhlt zuweilen die schlafende Glut dieses Urseelentums in sich Nichts von der jammerlichen Feststellung dass irgend etwas nutzlich ist dass es Arbeit erspart Noch weniger von den zahnlosen Gefuhlen des Mitleids der Versohnung der Sehnsucht nach Ruhe Dafur aber der volle Stolz darauf weithin seiner Starke und seines Glucks wegen gefurchtet bewundert gehasst zu sein und der Drang nach Rache an allem seien es lebende Wesen oder Dinge was diesen Stolz auch nur durch sein Dasein verletzt 1 Spezialisierung der Technik Bearbeiten Dennoch besteht ein grosser Unterschied zwischen den Techniken des Menschen und der aller anderen Tiere Tierische Technik ist gattungsbedingt nicht individuell also auch nicht lernbar und entwicklungsfahig Menschliche Technik aber nimmt Anteil an seiner Kultur Spengler beschreibt in diesem Sinne die Entwicklung von der Entstehung des Menschen und seiner fruhesten technischen Werkzeuge menschliche Hand dann Sprechen und Unternehmen bis zum Kulturmenschen der zuruckliegenden Jahrtausende Spenglers Beschreibungen der Fruhzeit entsprechen allerdings nicht in allen Punkten heutigen Erkenntnissen Aussagen wie Seitdem Menschenskelette auftauchen ist der Mensch so wie er heute ist oder Den Neandertaler sieht man in jeder Volksversammlung halten der palaoanthropologischen Uberprufung nicht stand Sinn der Menschentechnik ist die Befreiung vom Gattungszwang und die Emanzipation von den naturlichen Verhaltnissen Die menschliche Seele schreitet fort in wachsender Entfremdung gegenuber der ganzen Natur Hier beginnt sich so Spengler Kunst als Gegenbegriff zur Natur zu etablieren Umschlagen in Vernichtung BearbeitenTechnik im Sozialverband Bearbeiten Der Machtwille des Menschen greift auch zur Konstituierung grosserer Verbande Organisationen schliesslich zum Staat Das Raubtier Mensch will seine Uberlegenheit bewusst steigern weit uber die Grenzen seiner Korperkraft hinaus Es opfert seinem Willen zu grosserer Macht einen wichtigen Zug gerade seines Lebens Im Sozialverband gibt er personliche Freiheit um der Steigerung des Machtgefuhls willen preis So gerat das Problem der Technik in den Bannkreis der Kultur Es gibt auch im Bereich der Technik wie in der Natur Befehlende und Gehorchende Unternehmende Ingenieure Erfinder auf der einen blosse Teilhaber oder Handlanger des technischen Fortschritts auf der anderen Seite Spengler spricht auch fur heutiges Empfinden etwas unangenehm von den Untermenschen der Grossstadte Marxisten Literaten allerdings ohne damit eine biologische Minderrasse zu meinen Faustische Maschinenkultur Bearbeiten Ruhe Gluck Genuss sind gerade bei den Herrenvolkern nicht das hochste Ziel der Technik Nicht einmal die Minderung von Arbeit zahlt zu den Zielen ihrer Entfaltung Allein der Triumph uber die Natur und uber Andere ist es der standig zu neuen Hochstleistungen Veranlassung gibt So ist gerade die westeuropaisch amerikanische Kultur nach Spengler eine faustische Kultur der Technik verfallen Der faustische Wille zur Macht hat sich mithilfe der Maschinentechnik den gesamten Erdball unterworfen Als Wikinger die Westeuropaer innerlich im Grunde nach wie vor sind betreiben sie das Beutemachen in ungeheuerlichem Stile Das ureigene Terrain des seelischen Fuhlens ist die Unendlichkeit Das gilt auch fur die Expansion der Technik und die Ausbeutung des Planeten Selbstzerstorung Bearbeiten Der technische Machtwille kummert sich nicht um die Folgen Das Leben wird immer kunstlicher Auch die seelische Spannung zwischen den Verfugenden und dem Rest der Bevolkerung wachst gefahrlich an Spengler beschreibt diesen Prozess als Entfremdung nicht unahnlich dem marxistischen Theorem des Auseinanderklaffens von Produktivkraften und Produktionsverhaltnissen Nicht allein die Entfremdung in der Massenwelt der Industrien sondern auch das unausweichliche Schicksal des Vergehens schliesst die Tragodie der technischen Entwicklung des Abendlandes ab Okologisches Desaster BearbeitenDie faustische Technik wendet sich schliesslich gegen ihren Schopfer Der Herr der Welt wird zum Sklaven der Maschine Ausplunderung des Globus Bearbeiten Dringlicher als je stellt sich im 20 Jahrhundert die Rohstofffrage Sie betraf zu Spenglers Zeit noch vorwiegend die Kohlevorkommen Um der Sicherung von Rohstoffen willen mussen standig erweiterte Verkehrsverbindungen generiert Kolonien in Abhangigkeit gehalten Militarbudgets finanziert werden Damit zeitigt die ausufernde Technik lebensfeindliche Konsequenzen In wenigen Jahrzehnten sind die meisten grossen Walder verschwunden in Zeitungspapier verwandelt worden und damit Veranderungen des Klimas eingetreten welche die Landwirtschaft ganzer Bevolkerungen bedrohen Alles Organische erliegt der um sich greifenden Organisation Eine kunstliche Welt durchsetzt und vergiftet die naturliche Verrat an der Technik Bearbeiten Es hiesse Spenglers Auffassungen allerdings missverstehen wollte man aus ihnen eine Mahnung zu mehr Umweltbewusstsein herauslesen Denn Spengler ist von der schicksalhaften Unausweichlichkeit des technischen und okologischen Zusammenbruchs uberzeugt Selbst die katastrophalen Folgen des entfesselten Maschinenkultes konnen kein Umdenken herbeifuhren Die faustische Technik wird zusammen mit der abendlandischen Kultur untergehen Spengler glaubt sogar dass sich die fremden Volker westliche Technologien zu eigen machen und mit ihrer Hilfe einen Wirtschaftskrieg gegen den Westen selbst entfesseln werden Also ruft Spengler zur Standhaftigkeit auf und geisselt den schon zu seiner Zeit um sich greifenden Uberdruss an der modernen Industrie als Verrat an der Technik Erst die Hingabe Spenglers an den Schicksalsgedanken macht verstandlich weshalb er den Weg in die Katastrophe nicht aufhalten will Im Grunde geht es ihm um einen Abgang von der Weltbuhne in Wurde Wir sind in diese Zeit geboren und mussen tapfer den Weg zu Ende gehen der uns bestimmt ist Es gibt keinen andern Auf dem verlorenen Posten ausharren ohne Hoffnung ohne Rettung ist Pflicht Ausharren wie jener romische Soldat dessen Gebeine man vor einem Tor in Pompeji gefunden hat der starb weil man beim Ausbruch des Vesuv vergessen hatte ihn abzulosen Das ist Grosse das heisst Rasse haben Dieses ehrliche Ende ist das einzige das man dem Menschen nicht nehmen kann Literatur BearbeitenOswald Spengler Der Mensch und die Technik C H Beck Munchen 1931 88 S Oswald Spengler Der Mensch und die Technik In derselbe Aufsatze Voltmedia Paderborn 2007 Reihe Worte die die Welt veranderten Zusammen mit dem Aufsatz Antike und abendlandische Tragik ISBN 3 86763 606 0 es gibt zahllose weitere Nachdrucke Anton Mirko Koktanek Oswald Spengler in seiner Zeit C H Beck Munchen 1968 Detlef Felken Oswald Spengler Konservativer Denker zwischen Kaiserreich und Diktatur Munchen 1988 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Der Mensch und die Technik Zitate Der Mensch und die Technik bei Zeno org kopierbar Volltext PDF 491 kB mit Angabe der Paginierung von 1931 nur komplett kopierbarEinzelnachweise Bearbeiten Seite 33f Kap 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Mensch und die Technik amp oldid 235729714