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Denkmalschutz in der DDR beschreibt die Regelungen Organisationen und Massnahmen des Denkmalschutzes in der Deutschen Demokratischen Republik Die DDR organisierte als Zentralstaat auch den Denkmalschutz zentral Bedingt durch die sozialistische Mangelwirtschaft und den Wunsch nach einer neuen sozialistischen Gestaltung der Innenstadte ging eine Vielzahl von schutzenswerten Objekten verloren Nach der Wende wurde der Investitionsstau aufgelost und weitere Abgange verhindert Denkmalkennzeichnung in der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Rechtsgrundlagen 1 1 Zentralisierung 1 2 Denkmalpflegegesetz von 1975 2 Organisation 2 1 Zentrale Ebene 2 2 Bezirks und Kreisebene 3 Denkmalpflege in der Praxis 3 1 Verantwortlichkeit 3 2 Denkmalschutz und Stadtplanung 3 3 Einzelne Denkmalschutzkontroversen 3 4 Ergebnisse 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseRechtsgrundlagen BearbeitenFur den Denkmalschutz in der SBZ und den Anfangsjahren der DDR galten die bestehenden Denkmalschutzregelungen der Lander zunachst weiter Zentralisierung Bearbeiten Die Verwaltungsreform von 1952 bedeutete auch fur den Denkmalschutz eine Zasur Das neue politische System organisierte den Denkmalschutz zentral es gab keine Denkmalschutzgesetzgebung der Lander mehr Die Volkskammer erliess die Gesetze oder Verordnungen deren jeweilige Durchfuhrungsverordnung durch den Kulturminister in Ost Berlin erlassen wurde Der Gesetzgeber schaffte mit der Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmale Denkmalschutz vom 26 Juni 1952 den Gedanken an eine regionale Bedeutung der Denkmale ab und erklart die Denkmalpflege zur Aufgabe des Staates Kulturguter als Gedachtnis des Volkes zu bewahren Am 28 September 1961 im Monat nach dem Mauerbau folgte die nachste Verordnung die Denkmale der Republik betreffend Der vorherige Begriff der Kulturdenkmale wurde durch den Begriff Denkmale abgelost Denkmalpflegegesetz von 1975 BearbeitenDas Denkmalpflegegesetz DPflG vom 19 Juni 1975 verwendet einen anderen Denkmalpflegebegriff als beispielsweise das noch auf den Ideen der Weimarer Republik basierende Heimatschutzgesetz Es stellte das Denkmal in den Dienst der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft und folgt dem im Art 18 der Verfassung festgelegten Begriff der sozialistischen Nationalkultur als eine der Grundlagen der sozialistischen Gesellschaft Der 3 DPflG beschreibt Denkmale als gegenstandliche Zeugnisse der politischen kulturellen und okonomischen Entwicklung die wegen ihrer geschichtlichen kunstlerischen oder wissenschaftlichen Bedeutung im Interesse der sozialistischen Gesellschaft durch die zustandigen Staatsorgane gemass 9 DPflG zum Denkmal erklart worden sind Der Zeugniswert des Denkmals ergab sich aus seiner Bedeutung fur die sozialistische Gesellschaft Die Feststellung dieser Bedeutung war ein staatlich geleiteter Prozess der mit der Denkmalerklarung abgeschlossen wurde 1 Gemass der neuen politischen Ausrichtung legte das Gesetz besonderen Wert auf Denkmaler die zur Herausbildung bzw Festigung eines Bildes der DDR als eigene Nation beitragen konnten Zeugnisse zur Kultur und Lebensweise der werktatigen Bevolkerung sowie technische Gegenstande erfuhren eine besondere Betonung 2 Was fur die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft von Bedeutung war wandelte sich mit der Zeit Wurden zuerst Schlosser von den Machthabern auch zerstort erhielten die Staatsorgane spater die Aufgabe noch bestehende Schlosser zu restaurieren Nach der Wende 1989 90 bestand das Denkmalpflegegesetz gemass Art 9 Abs 1 des Einigungsvertrags auf dem Gebiet der Lander mit Einschrankungen als Landesrecht weiter bis eine entsprechende Landergesetzgebung verabschiedet war Organisation BearbeitenDer Denkmalschutz war in drei Ebenen organisiert Zentralstaat Bezirke und Kreise Gemass dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus verfugte das Ministerium uber ein Weisungsrecht gegenuber Bezirken und Kreisen Insbesondere die Zuweisung von Geldmitteln erfolgte gemass dem Prinzip der Einheit aller offentlichen Haushaltsplane zentral im Rahmen des jeweiligen Funfjahresplans der Planwirtschaft der DDR Zentrale Ebene Bearbeiten Auf Ebene der DDR war das Ministerium fur Kultur fur Denkmalschutz zustandig Der Minister fur Kultur stellte die Zentrale Denkmalliste fur Denkmale von besonderer nationaler beziehungsweise internationaler Bedeutung auf fur die die zentrale Ebene direkte Verantwortung hatte Dafur stand ihm als wissenschaftliche Einrichtung das Institut fur Denkmalpflege in Berlin zur Seite dessen Aufbau und Arbeitsweise in der 1 Durchfuhrungsbestimmung vom 24 September 1976 detailliert festgelegt wurde Das Institut fur Denkmalpflege der DDR war der Nachfolger der Landesamter fur Denkmalpflege die nach 1952 als Arbeitsstellen des Institut fur Denkmalpflege der DDR weitergefuhrt wurden Das Institut wurde durch den Generalkonservator geleitet Ludwig Deiters von 1961 bis 1986 Peter Goralczyk von 1987 bis 1990 diesem nachgeordnet waren die Arbeitsstellen in Ost Berlin Dresden Erfurt Halle und Schwerin Bezirks und Kreisebene Bearbeiten Fur die Erfassung und den Schutz der Denkmale waren die Rate der Bezirke und die Rate der Kreise zustandig was oftmals dazu fuhrte dass politische Intentionen fachlichen Erwagungen vorgingen Die Mitarbeiter des Instituts unterstutzten die Bezirks und Kreisrate bei der Erstellung ihrer Bezirks und Kreisdenkmallisten dabei waren die Bezirksdenkmallisten gedacht fur Denkmale von nationaler Bedeutung Denkmale von ortlicher Bedeutung durften auf die Kreisdenkmalliste Dazu wurden die Denkmale nach Wertigkeit eingestuft Wertgruppen WG I IV wobei die Wertgruppe I der wertigsten Stufe entsprach Daruber hinaus wurden die Denkmale auch auf unterschiedliche Abteilungen aufgeteilt Es gab beispielsweise die Denkmale der politischen Geschichte in der sich sowjetische Kriegsgraberstatten oder auch Gedenktafeln an die Grundung der KPD angebracht am ehemaligen Grundungslokal befanden In der Abteilung der Denkmale der Kulturgeschichte befanden sich beispielsweise in einer Unterabteilung die Denkmale der Architektur was heute allgemeinsprachlich unter Baudenkmal verstanden wird Dann gab es beispielsweise auch noch Denkmale zu Ereignissen und Personlichkeiten der Kunst und Wissenschaft Denkmale der Handwerks und Industriegeschichte sowie Denkmale des landlichen Bauens 3 Die Arbeit der republikweiten Denkmalpflege konnte vor Ort nur durch die Unterstutzung vieler ehrenamtlicher Beauftragter erledigt werden Diese Burger vor Ort wurden durch die regional zustandigen Chefkonservatoren vorgeschlagen und vom jeweiligen Rat des Kreises fur funf Jahre berufen Die Organisation der Ehrenamtlichen vor Ort erfolgte dann beispielsweise durch das Aktiv fur Denkmalpflege dessen Vorsitzender gemeinsam mit dem Stadtarchitekten und dem Stadtrat fur Kultur die Vorschlage machte Diese Organisation uber den Kulturbund der DDR fuhrte 1977 dazu dass aus diesem heraus am 3 Juni 1977 in Berlin die Gesellschaft fur Denkmalpflege im Kulturbund der DDR gegrundet wurde 4 Denkmalpflege in der Praxis BearbeitenVerantwortlichkeit Bearbeiten Fur das Denkmal selbst war der Verfugungsberechtigte verantwortlich er hatte dafur Sorge zu tragen dass schadigende Einflusse vom Denkmal abgewendet wurden und hatte selbst solche Handlungen zu unterlassen Bestandserhaltung hatte unter fachwissenschaftlicher Anleitung zu geschehen oder musste nach dem Gesetz sogar durch Restaurierung wieder hergestellt werden wofur eine finanzielle Unterstutzung aus dem Denkmalpflegefonds gewahrt werden konnte Alle aktiven Massnahmen an einem Denkmal standen unter einem Erlaubnisvorbehalt Die Genehmigung durfte vom Rat des Kreises nur erteilt werden wenn eine vom Institut fur Denkmalpflege erstellte denkmalpflegerische Zielstellung vorgelegt wurde Die Rate der Kreise konnten dem Verfugungsberechtigten Auflagen zur Erfullung auferlegen bei Verstossen erlosch die Genehmigung Denkmalschutz und Stadtplanung Bearbeiten Die stadtplanerischen Vorstellungen der DDR Fuhrung wie sie 1950 im Aufbaugesetz festgeschrieben wurden siehe hierzu Die 16 Grundsatze des Stadtebaus sahen einen planmassigen Aufbau der Stadte unter Berucksichtigung der historischen Entstehung vor Schwerpunkt des Wiederaufbaus der vom Krieg zerstorten Innenstadte war aber weniger die Orientierung an der historischen Entstehung sondern an den angenommenen Anforderungen eines sozialistischen Staates und vor allem dem Vorbild der Sowjetunion Ziel war insbesondere ein stadtisches Zentrum als politischer Mittelpunkt mit den wichtigsten und monumentalsten Gebauden und Platzen fur politische Demonstrationen und Aufmarsche Die Architektur der einzelnen Bauten aber musse dem Inhalt nach demokratisch und der Form nach national sein Die Architektur verwendet dabei die in den fortschrittlichen Traditionen der Vergangenheit verkorperte Erfahrung des Volkes Der Erhalt und der Wiederaufbau historischer Objekte war demgegenuber niedrig priorisiert Insbesondere bei politisch exponierten Baumassnahmen der 1950er Jahre wie der Langen Strasse in Rostock oder der Ost Berliner Stalinallee wurden die verbliebenen denkmalgeschutzten Hauser bewusst zerstort 5 Die zustandigen Denkmalschutzbehorden waren im Machtgefuge des SED Staates in diesen Fragen machtlos 6 Heute stehen diese typischen Auspragungen ostdeutscher Nachkriegsarchitektur selbst unter Denkmalschutz Ende der 1960er Jahre forcierte die DDR Fuhrung erneut den Umbau der Innenstadte Fur die grosseren Stadte wurden stadtebauliche Wettbewerbe fur die sozialistische Gestaltung der Stadtzentren durchgefuhrt Denkmalschutzerische Aspekte oder der Erhalt historischer Strukturen waren nicht Gegenstand der Ausschreibungsbedingungen Als Ergebnis dieses Planungsprozesses kam es zu einem verstarkten Bau von Plattenbauten auch in den historischen Innenstadten und dem Abriss historischer Bausubstanz 7 Einzelne Denkmalschutzkontroversen Bearbeiten nbsp Gedenktafel Paulinerkirche LeipzigEine Reihe von Kirchen und Schlossern wurde auch aus ideologischen Grunden zerstort Bekannte Beispiele sind die Leipziger Paulinerkirche oder das Schloss Putbus Ergebnisse Bearbeiten Fur die Zeit gegen Ende der DDR lasst sich ein Fazit ziehen Die Aufnahme in eine Denkmalliste brachte den Staat theoretisch in die Situation Verantwortung fur den Schutz und die Pflege von Denkmalen ubernehmen zu mussen Jedoch fehlte dem Burger und dem einzelnen ehrenamtlichen Denkmalpfleger die Moglichkeit dies auch durchzusetzen Im Gegenzug hatte der Staat zahlreiche gesetzliche Massnahmen zur Verfugung Anordnungen auszusprechen Jedoch wie auch im Fall vieler bereits genehmigter Abbruche war es ein Nebeneffekt der Misswirtschaft der letzten Jahre dass vieles einfach zum Stillstand kam Dies und das teilweise enorme Engagement Einzelner vor Ort oft auch gegen den Staatswillen bewahrte viele Zeugen menschlicher Kulturgeschichte auf dem Gebiet der DDR insbesondere solche von niedriger sozialistischer Wertigkeit erst einmal vor dem Verschwinden Von der Arbeitsstelle Dresden des Instituts fur Denkmalpflege wurde 1990 festgestellt dass zwischen 9 und 17 der alteren Gebaude in den Stadten Altenberg Bautzen Gorlitz Meissen Pirna und Zittau von 1950 bis 1987 verlorengingen dass jedoch insbesondere in den folgenden funf bis sieben Jahren die Stadte im Schnitt an die 40 an alter Bausubstanz verlieren wurden 4 Literatur BearbeitenListe der Denkmale von besonderer nationaler und internationaler Bedeutung Zentrale Denkmalliste vom 25 9 1979 In Gesetzblatt der DDR Sonderdruck Nr 1017 5 Oktober 1979 Franziska Klemstein Denkmalpflege zwischen System und Gesellschaft Vielfalt denkmalpflegerischer Prozesse in der DDR 1952 1975 Transcript Berlin 2021 ISBN 978 3 8376 5779 1 Christian Schreiber Die Entwicklung der sachsischen Denkmalschutzgesetzgebung In Landesverein Sachsischer Heimatschutz Hrsg Mitteilungen 1 2010 S 36 43 Dieter Zander Stadtebaulicher Denkmalschutz in Mecklenburg Vorpommern 1945 1989 In Juliane Kirschbaum Red Verfallen und vergessen oder aufgehoben und geschutzt Dokumentation der Tagung des Deutschen Nationalkomitees fur Denkmalschutz 1995 S 79 83 Bianca Trotschel Daniels Denkmalpflege zwischen Recht und Gesetz Das Denkmalpflegegesetz der DDR von 1975 In Gerbergasse 18 Thuringer Vierteljahreszeitschrift fur Zeitgeschichte und Politik Heft 105 2022 S 35 39 Bianca Trotschel Daniels Ringen um Recht Das Denkmalpflegegesetz der DDR von 1975 Berlin 2022 352 Seiten Weblinks BearbeitenDenkmalpflegegesetz der DDR PDF Denkmallisten PDF Einzelnachweise Bearbeiten Christian Schreiber Die Entwicklung der sachsischen Denkmalschutzgesetzgebung In Landesverein Sachsischer Heimatschutz Hrsg Mitteilungen 1 2010 S 39 Kerstin Odendahl Kulturguterschutz Entwicklung Struktur und Dogmatik eines ebenenubergreifenden Normensystems Mohr Siebeck Tubingen 2005 S 94 Peter Goralczyk Behindert Kategorisierung die Denkmalpflege Erfahrungen aus der DDR PDF 79 kB Berlin 2 April 2005 a b Brian Campbell Preservation for the Masses The Idea of Heimat and the Gesellschaft fur Denkmalpflege in the GDR PDF 141 kB Dieter Zander Stadtebaulicher Denkmalschutz in Mecklenburg Vorpommern 1945 1989 S 80 81 Potsdam Wider Preussens Gloria In Der Spiegel vom 4 Februar 1959 Dieter Zander Stadtebaulicher Denkmalschutz in Mecklenburg Vorpommern 1945 1989 S 82 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Werk GND 4149084 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Denkmalschutz in der DDR amp oldid 233969005