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Das Ich und das Es ist eine Schrift von Sigmund Freud die 1923 veroffentlicht wurde Freud entwickelte darin ein Modell der Psyche und ihrer Funktionsweise Das Seelenleben wird demnach durch die Beziehungen zwischen drei Instanzen bestimmt die schrittweise auseinander hervorgehen dem Es dem Ich und dem Uber Ich Dieses genetische Strukturmodell der Psyche wird meist als zweite Topik bezeichnet also als zweites raumliches Modell im Unterschied zur ersten Topik die Freud im November 1899 in Die Traumdeutung vorgelegt hatte Das Es enthalt die psychischen Reprasentanzen der organischen Triebe die auf sofortige Befriedigung drangen Es enthalt ausserdem das Verdrangte Vorstellungen die fruher bewusst waren Das Es ist von der Aussenwelt abgeschnitten unter dem Einfluss der Aussenwelt entsteht aus ihm das Ich Das Ich kontrolliert den Zugang zur Aussenwelt durch Wahrnehmung und Motorik und versucht gestutzt auf das Denken eine realitatsangemessene Befriedigung der Es Bedurfnisse herbeizufuhren Aus dem Ich entwickelt sich durch die Identifizierung mit den Eltern das Uber Ich Das Uber Ich richtet seine Aggression gegen das Ich und kritisiert es das Ich reagiert hierauf mit Schuldgefuhlen die haufig unbewusst sind Die Verdrangung oder Abwehr vollzieht sich nicht wie Freud fruher angenommen hatte zwischen dem Bewusstsein als der verdrangenden Instanz und dem Unbewussten als dem Verdrangten Die Instanzen die die Verdrangung vollziehen sind vielmehr das Ich und das Uber Ich beide Instanzen sind teilweise unbewusst Freud hat dieses Modell in zwei Schriften weiter ausgearbeitet in der Neuen Folge der Vorlesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse von 1933 und im Abriss der Psychoanalyse von 1939 40 Das entstandene Drei Instanzen Modell hat bis heute trotz aller Weiterentwicklung und Kritik grosse Bedeutung fur die psychoanalytische Theoriebildung Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Ubersicht 1 2 Bewusstsein und Unbewusstes Teil I 1 3 Das Ich und das Es Teil II 1 4 Das Ich und das Uber Ich Ichideal Teil III 1 5 Die beiden Triebarten Teil IV 1 6 Die Abhangigkeiten des Ichs Teil V 2 Weiterentwicklung der Topik 2 1 Die Neue Folge der Vorlesungen 2 2 Der Abriss der Psychoanalyse 3 Einordnung der Schrift 4 Literatur 4 1 Ausgaben 4 2 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenUbersicht Bearbeiten Zunachst hatte Freud angenommen die Verdrangung vollziehe sich zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten Diese Auffassung hat sich fur ihn als nicht haltbar erwiesen Die verdrangende Instanz ist keineswegs das Bewusstsein sondern das Ich und das Ich ist in wesentlichen Teilen unbewusst Das Unbewusste ist also kein Teilsystem des psychischen Apparats sondern eine Qualitat des Psychischen die samtlichen Teilsystemen zukommen kann Diese Auffassung notigt Freud zu einer Revision seiner bisherigen Vorstellungen uber den Aufbau des Seelenlebens Teil I Bewusstsein und Unbewusstes Grundlage des Seelenlebens ist das Es der Sitz von Empfindungen Gefuhlen Leidenschaften und Objektbesetzungen die allesamt unbewusst sind Die Empfindungen des Es beruhen auf den Trieben die Triebe drangen ohne Rucksicht auf die Aussenwelt auf sofortige Befriedigung Der Einfluss der Aussenwelt fuhrt dazu dass sich aus dem Es das Ich ausdifferenziert Das Ich vertritt dem Es gegenuber die Aussenwelt es versucht vernunftig zwischen Es und Aussenwelt zu vermitteln Das Ich glaubt das Es zu kontrollieren wird aber tatsachlich oft von ihm beherrscht Das Es ist auch der Ort des Verdrangten von Vorstellungen die fruher einmal im Ich vorhanden und bewusst waren die dann vom Ich ins Es abgeschoben und damit unbewusst wurden und die durch den kontinuierlichen Verdrangungswiderstand des Ichs daran gehindert werden ins Ich zuruckzukehren und wieder bewusst zu werden Teil II Das Ich und das Es Aus dem Ich heraus entwickelt sich die dritte Instanz des psychischen Apparats das Uber Ich Es entsteht durch die Identifizierung mit beiden Eltern am Ende der odipalen Phase also etwa im funften Lebensjahr Die Identifizierung besteht darin dass sich das Ich an Objekte angleicht die vom Es besetzt werden Mit dieser Angleichung bietet sich das Ich dem Es als Ersatzobjekt an Diese narzisstische Wendung ermoglicht es dem Ich die libidinosen Beziehungen des Es zu den Eltern zu verdrangen Die erotischen Bindungen an die Eltern werden dadurch in unbewusster Form konserviert die aggressiven Beziehungen zu ihnen werden umgewandelt in die Aggression des Uber Ichs gegen das Ich Das Uber Ich ist also der Stellvertreter der fruhen triebhaften Beziehungen zu den Eltern und damit der Reprasentant des Es gegenuber dem Ich Das Uber Ich ist aber zugleich auch eine Reaktionsbildung gegen die libidinosen und aggressiven Triebregungen also eine Verstarkung entgegengesetzter Einstellungen mit der Aufgabe die triebhaften Beziehungen zu den Eltern zu bekampfen Teil III Das Ich und das Uber Ich Ichideal Das Es grundet sich auf zwei Triebarten oder Triebgruppen auf den Eros und auf den Todestrieb Die Energie des Eros wird von Freud als Libido bezeichnet die Energie des Todestriebs hat bei ihm keine spezielle Bezeichnung Die Libido nimmt wiederum zwei unterschiedliche Formen an sie richtet sich entweder auf Objekte oder auf das Ich Die libidinose Besetzung von Objekten wird von Freud mit der Sexualitat gleichgesetzt die libidinose Besetzung des Ichs heisst bei ihm Narzissmus in dieser zweiten Form ist die Libido desexualisiert Auch der Todestrieb tritt in zwei Gestalten auf Primar ist er auf Selbstzerstorung aus erst sekundar wird er auf aussere Objekte abgelenkt diese Umlenkung kommt durch die Mischung mit den Sexualtrieben zustande also mit objektbezogener Libido Der Todestrieb strebt danach das Lebendige letztlich wieder in einen unbelebten Zustand zu uberfuhren Das Ich verwandelt die direkt sexuelle auf Objekte gerichtete Libido des Es in Libido die sich auf das Ich richtet in desexualisierte narzisstische Libido Mit dieser Desexualisierungstendenz bekampft das Ich den Eros es steht insofern im Dienste des Todestriebs Fur das Es ist der Eros eine Quelle der Spannungssteigerung und damit der Unlust das Es bekampft die vom Eros hervorgerufenen Storungen indem es auf rasche Triebbefriedigung drangt hierbei orientiert es sich am Lustprinzip am Streben nach Unlustvermeidung Auch das Es steht also im Dienste der Bekampfung des Eros und damit des Todestriebs Teil IV Die beiden Triebarten Das Ich steht in dreierlei Abhangigkeiten vom Es von der Aussenwelt und vom Uber Ich Damit drohen ihm drei Arten von Gefahren und es reagiert auf sie mit drei Arten von Angst Mit der neurotischen Angst reagiert es auf die Gefahren die ihm vonseiten der Libido des Es drohen mit der Realangst antwortet es auf Gefahren aus der Aussenwelt und mit der Gewissensangst dem Schuldgefuhl reagiert es auf die Gefahr die vom Uber Ich her droht Die Beziehung zwischen dem Ich und dem Uber Ich ist gepragt durch die Aggression des Uber Ichs gegen das Ich und durch das hierauf antwortende Schuldgefuhl des Ichs gegenuber dem Uber Ich Die Aggression des Uber Ichs ist Erbin der Aggression des Es gegen die Eltern in der odipalen Phase und damit ein Abkommling des Todestriebs Das Schuldgefuhl ist die Modifikation einer Realangst der Angst des Ichs davor von den Eltern verlassen zu werden die Angst verlassen zu werden beruht wiederum auf der Kastrationsangst Das Schuldgefuhl ist teilweise unbewusst es aussert sich dann als Strafbedurfnis In der psychoanalytischen Therapie zeigt sich das unbewusste Schuldgefuhl darin dass der Patient an der Strafe des Leidens festhalt und deshalb nicht gesund wird das unbewusste Schuldgefuhl ist also eine der Ursachen fur die negative therapeutische Reaktion fur die Verschlimmerung des Leidens im Verlauf der Behandlung Teil V Die Abhangigkeiten des Ichs Bewusstsein und Unbewusstes Teil I Bearbeiten Die Unterscheidung zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten ist grundlegend fur die Psychoanalyse Der deskriptive Begriff des Unbewussten hat zwei Bedeutungen Er bezieht sich einerseits auf Vorstellungen die aktuell nicht im Bewusstsein sind die aber jederzeit bewusst werden konnen Er bezieht sich ausserdem auf Vorstellungen die durch eine Kraft daran gehindert werden bewusst zu werden durch den Widerstand des Ichs Freud nennt die erste Art des Unbewussten das Vorbewusste Nur die zweite Art des Unbewussten das nicht nur deskriptiv sondern auch dynamisch Unbewusste ist das Unbewusste im Sinne der Psychoanalyse Die Verdrangung und damit die Neurose vollzieht sich keineswegs wie Freud zunachst angenommen hatte im Verhaltnis zwischen einem verdrangenden Bewusstsein und einem verdrangten Unbewussten Die verdrangende Instanz ist vielmehr das Ich und fur dieses Ich gilt dass es in wesentlichen Teilen unbewusst ist Vom Ich geht der Widerstand gegen die Aufhebung der Verdrangung aus und dieser Widerstand ist dem Ich weitgehend unbewusst Demnach gibt es neben dem Vorbewussten und dem Verdrangten noch eine dritte Art des Unbewussten Damit scheidet die Moglichkeit aus die Opposition von Bewusstem und Unbewusstem zur Unterscheidung der verschiedenen Bereiche des Seelenlebens zu verwenden Zur Verarbeitung dieser Einsicht entwirft Freud eine neue Konzeption des psychischen Apparats Das Ich und das Es Teil II Bearbeiten nbsp Freuds Zeichnung im Buch Das Ich und das Es von 1923 Freud nimmt an dass der psychische Apparat aus verschiedenen Teilen besteht Instanzen oder Systemen und er erklart die Beziehungen zwischen den Teilen des Apparats mit Hilfe eines raumlichen Modells einer Topik vom griechischen Wort topos fur Ort In Das Ich und das Es illustriert er diese Topik mit Hilfe einer Zeichnung Ein anderes Raummodell des Psychischen hatte Freud bereits 1899 in Die Traumdeutung vorgelegt das in Das Ich und das Es entwickelte Strukturmodell wird deshalb haufig als zweite Topik bezeichnet Das psychische Individuum ist ein Es dem ein Ich oberflachlich aufsitzt Den Begriff des Es ubernimmt Freud ausdrucklich von Georg Groddeck 1 das substantivierte Personalpronomen soll bei Groddeck darauf verweisen dass wir von unbekannten unbeherrschbaren Machten gelebt werden Fur Freud ist das Es ein quantitativ qualitativ Anderes im seelischen Ablauf S 291 es ist unbewusst in ihm herrscht uneingeschrankt das Lustprinzip Zum Es gehoren die Empfindungen und Gefuhle die von den Trieben ausgehen es ist der Stammsitz der Triebenergie darunter der Libido alle Ich Libido ist sekundar Vom Es gehen die Objektbesetzungen aus Da die Triebe miteinander im Konflikt liegen ist das Es der Ort widerstreitender Empfindungen Gefuhle und Objektbesetzungen Das Es ist auch der Ort des Verdrangten in der Zeichnung Vdgt also von Vorstellungen die durch den Widerstand des Ichs daran gehindert werden bewusst zu werden Aus dem Es hat sich unter dem Einfluss der Aussenwelt das Ich ausdifferenziert Das Es ist vom Ich nicht scharf abgegrenzt Die Ausnahme bildet das Verdrangte hier gibt es zwischen dem Ich und dem Es eine Barriere den Verdrangungswiderstand im Diagramm durch eine doppelte Linie dargestellt mit dem ubrigen Es hingegen fliesst das Verdrangte zusammen deshalb kann letzteres auf dem Umweg uber das Es mit dem Ich kommunizieren Das Ich enthalt die beiden Systeme Wahrnehmung Bewusstsein in der Zeichnung W Bw und Vorbewusstes in der Zeichnung Vbw das Vorbewusste besteht vor allem aus akustischen Worterinnerungen die Bewusstwerdung des Verdrangten vollzieht sich dadurch dass die verdrangten Vorstellungen zunachst mit Wortvorstellungen verbunden werden Die senkrechten punktierten Linien in der Zeichnung sollen vermutlich die Erinnerungsreste darstellen Das Ich tragt eine schief sitzende Horkappe S 293 2 in der Zeichnung durch ein aufgesetztes Kastchen mit der Bezeichnung akust reprasentiert Freud verweist fur die schiefe Positionierung auf das Zeugnis der Gehirnanatomie und verbindet seine Topik des Psychischen so mit der Neuro Anatomie vermutlich denkt er an das Wernickesche Sprachzentrum 3 Das Ich entwickelt sich ausgehend von der Wahrnehmung und zwar nicht nur der Aussenwelt sondern auch der Innenwelt nur durch diese doppelte Orientierung der Wahrnehmung kann es seine Aufgabe erfullen zwischen Aussenwelt und Es zu vermitteln Die im Es existierenden Empfindungen werden vom Ich als Lust und Unlustempfindungen wahrgenommen und bewusst Das Ich ist bestrebt dem Es gegenuber die Aussenwelt zur Geltung zu bringen und das Realitatsprinzip an die Stelle des Lustprinzips zu setzen Dabei ist entscheidend dass es den Zugang zu den Muskelbewegungen kontrolliert Das Es ist jedoch starker als das Ich das Ich pflegt den Willen des Es in Handlung umzusetzen als ob es der eigene ware S 294 Die funktionelle Wichtigkeit des Ichs kommt darin zum Ausdruck dass ihm normalerweise die Herrschaft uber die Zugange zur Motilitat eingeraumt ist Es gleicht so im Verhaltnis zum Es dem Reiter der die uberlegene Kraft des Pferdes zugeln soll mit dem Unterschied dass der Reiter dies mit eigenen Kraften versucht das Ich mit geborgten Dieses Gleichnis tragt ein Stuck weiter Wie dem Reiter will er sich nicht vom Pferd trennen oft nichts anderes ubrigbleibt als es dahin zu fuhren wohin es gehen will so pflegt auch das Ich den Willen des Es in Handlung umzusetzen als ob es der eigene ware Teil II S 294 nbsp Gehirnmannchen oder HomunculusDas Ich entwickelt sich aber nicht nur durch die Wahrnehmung Fur die Entstehung des Ichs ist ausserdem der Korper und vor allem dessen Oberflache bestimmend Das Ich ist die Projektion einer Oberflache vergleichbar mit dem somatosensorischen Kortex der Neuroanatomie Gehirnmannchen Das Ich ist vor allem ein korperliches es ist nicht nur ein Oberflachenwesen sondern selbst die Projektion einer Oberflache Wenn man eine anatomische Analogie fur dasselbe sucht kann man es am ehesten mit dem Gehirnmannchen der Anatomen identifizieren das in der Hirnrinde auf dem Kopf steht die Fersen nach oben streckt nach hinten schaut und wie bekannt links die Sprachzone tragt Teil II 4 Das Ich und das Uber Ich Ichideal Teil III Bearbeiten Aus dem Ich entwickelt sich die dritte Instanz des psychischen Apparats das Uber Ich Es ist ein Stuck des Ichs S 296 das sich dem Ich entgegensetzt Freud hatte diese Instanz in fruheren Arbeiten als Ichideal und Ideal Ich bezeichnet in Das Ich und das Es fuhrt er den Terminus Uber Ich ein er verwendet hier alle drei Bezeichnungen nebeneinander und als Synonyme fureinander Neu ist der Gedanke dass das Uber Ich oder Ichideal teilweise unbewusst ist Die Quelle des Uber Ichs sind die Objektbesetzungen der fruhen Kindheit Unter Objekten versteht Freud Personen oder Korperteile oder Gegenstande auf die die Triebe sich richten um an ihnen ihre Befriedigung zu finden Diese Objekte werden in dem Sinne besetzt als die psychische Energie beispielsweise die Libido sich auf diese Objekte richtet und dadurch gebunden wird Die fruhesten Objektbesetzungen sind die sexuellen Triebbeziehungen zu Eltern und Geschwistern dabei nimmt die Besetzung der Mutter von der Mutterbrust ihren Ausgang Diese sexuellen Besetzungen gehen mit aggressiven Beziehungen zum jeweils konkurrierenden Elternteil einher Das Ich gerat mit diesen Objektbesetzungen die vom Es vorgenommen werden in Konflikt durch diesen Konflikt gerat es in eine Krise den Odipuskomplex den Freud auf die Zeit vom dritten bis zum funften Lebensjahr datiert das Kind uberwindet diese Krise durch gewisse Modifikationen des Ichs durch die Identifizierung mit den Eltern Aus diesen Identifizierungen besteht das Uber Ich Bei der Entstehung des Uber Ichs kommen zwei Formen der Identifizierung zum Tragen die primare und die sekundare Identifizierung Die primare Identifizierung mit dem Vater oder mit den Eltern findet bereits in der oralen Phase statt also im Sauglingsalter Ihr Modell ist die orale Einverleibung die Introjektion Objektbesetzung und Identifizierung lassen sich hierbei noch nicht unterscheiden Diese fruhen Identifizierungen sind ambivalent zugleich zartlich und feindselig Bei der Uberwindung der odipalen Krise werden die primaren Identifizierungen verstarkt Sekundare Identifizierungen bestehen darin dass fruhere Objektbesetzungen in Identifizierungen umgewandelt werden Eine solche Umwandlung vollzieht sich vor allem dann wenn das Objekt ein verlorenes Objekt S 296 ist wenn es aufgegeben werden muss Indem sich das Ich den verlorenen Objekten ahnlich macht bietet es sich in einer narzisstischen Wendung dem Es als Ersatzobjekt an es verwandelt dabei die Libido des Es in desexualisierte narzisstische Libido und vollzieht damit eine Sublimierung Sekundare Identifizierungen fuhren nicht immer dazu dass die Objektbesetzungen vollstandig zuruckgezogen werden die Identifizierungen konnen die Objektbeziehungen in gewissem Sinne konservieren S 297 beispielsweise dadurch dass die Objektbesetzungen verdrangt werden und in dieser Form erhalten bleiben Am Ende der odipalen Phase findet eine solche Umwandlung von Objektbesetzungen in Identifizierungen zum ersten Mal statt Dieser Mechanismus ist auch fur die spatere Ich Entwicklung bestimmend er beeinflusst dann aber nicht mehr nur die Entwicklung des Uber Ichs sondern auch des Ichs beispielsweise ist das was man den Charakter des Ichs nennt ein Niederschlag aller aufgegebenen Objektbesetzungen Beim sogenannten vollstandigen Odipuskomplex werden beide Eltern sexuell besetzt und beide zugleich als Rivalen begriffen und deshalb aggressiv besetzt Die Identifizierungen ermoglichen es dem Kind diese beiden triebhaften Beziehungen aufzugeben Die Objektbesetzungen verschwinden hierdurch jedoch nicht einfach Die libidinose Besetzung der Elternobjekte wird verdrangt und bleibt dadurch erhalten Die aggressive Besetzung wird umgewandelt in die Aggression des Uber Ichs gegen das Ich Beim Jungen sieht das Ergebnis im Normalfall so aus Identifizierung mit dem Vater hierdurch Verdrangen und unbewusstes Konservieren der libidinosen Beziehung zur Mutter sowie Ersetzen der aggressiven Beziehung zum Vater durch die Aggression der vaterlichen Komponente des Uber Ichs gegen das Ich gleichzeitig Identifizierung mit der Mutter hierdurch Verdrangen und unbewusstes Konservieren der libidinosen Beziehung zum Vater und Ersetzen der aggressiven Beziehung zur Mutter durch die Aggression der mutterlichen Komponente des Uber Ichs gegen das Ich Die Starke der beiden Identifizierungen hangt von der Beschaffenheit der angeborenen Bisexualitat ab namlich davon wie stark die beiden angeborenen geschlechtlichen Anlagen ausgepragt sind Hier kommt bei der Herausbildung des Uber Ichs ein angeborener Faktor zum Tragen Das Uber Ich ist also ein Uberbleibsel der ersten Objektwahlen des Es Das Uber Ich hat aber zugleich die Bedeutung einer energischen Reaktionsbildung gegen diese Objektwahlen es bekampft sie Das Uber Ich ermahnt das Ich So wie der Vater sollst du sein und es umfasst zugleich das Verbot So wie der Vater darfst du nicht sein das heisst nicht alles tun was er tut manches bleibt ihm vorbehalten S 301 f nbsp Wilhelm von Kaulbach Die Hunnenschlacht um 1850Das Uber Ich tritt dem Ich gegenuber als Vertreter der Eltern Autoritaten auf und damit als Reprasentant der triebhaften Beziehungen zu ihnen als Anwalt der Innenwelt des Es S 303 Der Kampf des Ichs mit dem Es gegen die libidinosen und aggressiven Objektbesetzungen kommt durch die Identifizierungen also nicht zum Abschluss er setzt sich in einer hoheren Region fort Freud vergleicht das mit Kaulbachs Gemalde der Hunnenschlacht auf dem die toten Krieger im Himmel uber dem Schlachtfeld weiterkampfen Das Uber Ich ist der Ursprung des Gewissens der Religion der Moral und der sozialen Gefuhle das Niedrigste die triebhaften Bindungen an die Eltern wird so zur Quelle des Hochsten Das Es enthalt aber auch bestimmte Erlebnisse des Ichs die sich im Lauf der Generationen wiederholt haben und die weitervererbt werden Wenn das Ich sein Uber Ich aus dem Es schopft aus den fruhen Objektbesetzungen so bringt es damit vielleicht nur altere Ichgestalten wieder zum Vorschein Die beiden Triebarten Teil IV Bearbeiten Das Es unterliegt dem Einfluss der Triebe so wie das Ich dem Einfluss der Wahrnehmungen und damit der Aussenwelt ausgesetzt ist Allerdings ist nicht nur das Es der Triebeinwirkung unterworfen sondern auch das Ich sowie das Uber Ich Die Wirkungen der Triebe verteilen sich also uber den gesamten psychischen Apparat das Es stellt nur die Haupt Einwirkungsstelle dar Freud knupft an die in Jenseits des Lustprinzips von 1920 vorgestellte Triebtheorie an wonach es zwei Hauptgruppen von Trieben gibt den Eros in Jenseits des Lustprinzips meist Lebenstrieb geheissen und den Todestrieb Der Eros strebt danach immer grossere Einheiten zu bilden zu ihm gehoren die Sexualtriebe und die Selbsterhaltungstriebe Der Todestrieb hingegen zielt darauf ab die Einheiten aufzulosen und das Lebendige in einen anorganischen Zustand zu uberfuhren Beide Triebarten sind konservativ beide streben danach einen fruheren Zustand wiederherzustellen Jeder dieser beiden Triebarten ist ein besonderer physiologischer Prozess zugeordnet dem Lebenstrieb der Aufbau dem Todestrieb der Zerfall Diese beiden Triebarten sind in samtlichen Lebewesen wirksam angefangen bei den Einzellern Die beiden Triebe konnen sich mischen und entmischen Der Todestrieb richtet sich primar nach innen und zielt hier auf Selbstzerstorung Durch die Mischung mit dem Eros wird er teilweise nach aussen abgelenkt und verwandelt sich so in Aggression und Destruktion Die Entmischung der beiden Triebe fuhrt dazu dass der Todestrieb sich verstarkt mit einem entmischten Todestrieb hat man es etwa beim Sadismus zu tun nicht als sexueller Partialtrieb sondern als Perversion verstanden Ein Einwand gegen diese Triebtheorie konnte lauten dass sich ja Falle der Umwandlung von Liebe in Hass beobachten lassen etwa bei der Entstehung des Verfolgungswahns oder auch der umgekehrte Vorgang etwa die Umwandlung von Rivalitat in Liebe bei der Entstehung der Homosexualitat eine solche Umwandlungsmoglichkeit sprache gegen die These von der qualitativen Verschiedenheit der beiden Triebarten Tatsachlich aber so meint Freud hat man es in solchen Fallen nicht mit der Umwandlung der einen Triebart in die andere zu tun Die Beziehung war vielmehr von Anfang an ambivalent die scheinbare Umwandlung besteht in Wirklichkeit darin dass der einen Triebart Energie entzogen und der anderen Triebart Energie zugefuhrt wird Freud nimmt also an dass es im Ich und im Es eine Energie gibt die zwischen den beiden Triebarten verschoben werden kann wodurch sich die eine Triebart verstarkt und die andere abschwacht Er vermutet dass es sich hierbei um narzisstische also desexualisierte und sublimierte Libido handelt Er nimmt an dass diese verschiebbare Libido im Dienste des Lustprinzips steht dass sie also dazu dient ein Ansteigen der Erregung zu vermeiden und fur rasche Spannungsabfuhr zu sorgen Auf welchem Wege die Abfuhr erfolgt und an welchen Objekten ist bei den Besetzungsvorgangen im Es gleichgultig dies gilt besonders fur die Ubertragungen in der Analyse die auf jeden Fall vollzogen werden mussen unabhangig von den konkreten Personen Das Ich hingegen achtet starker auf die Wege der Erregungsabfuhr und auf die Auswahl des Objekts Die narzisstische Verschiebungsenergie dient zur Herstellung der Einheitlichkeit des Ichs und steht damit im Dienste des Eros der Tendenz zu vereinigen Die im Rahmen der Abhandlung entscheidende Frage ist nun wie sich die unterschiedlichen Bereiche des Seelenlebens zu den beiden Triebarten verhalten und in welcher Beziehung das Lustprinzip von dem das Seelenleben beherrscht wird zu den beiden Triebarten steht sowie zu den Instanzen des psychischen Apparats Die Beziehung des Ichs zum Eros ist dadurch gepragt dass sich das Ich dem Eros als Liebesobjekt anbietet und damit die Libido des Es entsexualisiert Auf diese Weise arbeitet das Ich den Absichten des Eros zuwider es stellt sich in den Dienst des Todestriebs Zu Anfang wahrend das Ich noch in Bildung begriffen ist ist alle Libido im Es angehauft und das Es sendet einen Teil dieser Libido auf erotische Objektbeziehungen aus Wenn das Ich erstarkt bemachtigt es sich dieser Objektlibido und drangt sich dem Es als Liebesobjekt auf Der Narzissmus des Ichs ist also immer sekundar Fur die Beziehung des Es zum Eros ist entscheidend dass die Sexualtriebe als eine Art Storenfried fungieren Sie fuhren immer neue Spannungen in das Es ein und verhindern so dass das Niveau der Trieberregungen im Es sinkt und Lust entsteht Das Es bekampft die vom Eros hervorgerufenen Storungen und bedient sich dabei des Lustprinzips Das Es verfolgt sein Ziel durch beschleunigte Nachgiebigkeit gegen die Forderungen der nicht desexualisierten Libido sowie dadurch dass es sich im Geschlechtsakt der sexuellen Substanzen entledigt der gesattigten Trager der erotischen Spannungen Das Lustprinzip wird vom Es also in den Dienst des Todestriebs gestellt Die Abhangigkeiten des Ichs Teil V Bearbeiten Die Psychoanalyse soll dem Ich die fortschreitende Eroberung des Es moglich machen Sie betrachtet das Ich jedoch zugleich als ein armes Ding S 322 das in dreierlei Abhangigkeiten steht vom Uber Ich von der Aussenwelt und vom Es Die Beziehung des Ichs zum Uber Ich ist durch das Schuldgefuhl des Ichs gepragt hervorgerufen durch die Kritik des Uber Ichs am Ich Dieses Schuldgefuhl ist auch bei den Normalen zu einem grossen Teil unbewusst es aussert sich im Bedurfnis bestraft zu werden und zu leiden in der psychoanalytischen Therapie in dem Bestreben nicht gesund zu werden Im Verhaltnis zwischen der Aussenwelt und dem Es versucht das Ich zu vermitteln Es bemuht sich das Es den Anspruchen der Aussenwelt zu unterwerfen durch das Realitatsprinzip die Entsexualisierung der Libido und die Umwandlung von Objektbesetzungen in Identifizierungen Jedoch ist das Ich im Verhaltnis zum Es zugleich ein unterwurfiger Knecht der um die Liebe seines Herrn wirbt S 322 und der zu diesem Zweck dessen unbewusste Gebote mit seinen Rationalisierungen uberzieht Den drei Abhangigkeiten entsprechen drei Gefahren und drei Arten von Angst die neurotische Libidoangst im Verhaltnis zum Es die Realangst im Verhaltnis zur Aussenwelt z B die Angst verlassen zu werden die Gewissensangst das Schuldgefuhl im Verhaltnis zum Uber Ich Von den Autoritaten die zum Uber Ich wurden drohte einst die Kastration die Quelle der Gewissensangst ist deshalb die Kastrationsangst Das Ich ist die eigentliche Angststatte Weiterentwicklung der Topik BearbeitenFreud hat sein Modell der Psyche in den Werken nach Das Ich und das Es noch weiterentwickelt Die Neue Folge der Vorlesungen Bearbeiten 1933 veroffentlicht Freud eine fiktive Vorlesungsreihe mit dem Titel Neue Folge der Vorlesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse Die 31 Vorlesung tragt den Titel Die Zerlegung der psychischen Personlichkeit Ihr Inhalt deckt sich weitgehend mit den zehn Jahre zuvor erschienenen Ausfuhrungen in Das Ich und das Es Starker noch als dort knupft er in der 31 Vorlesung an fruhere Arbeiten zum Unbewussten und zu den Trieben an und integriert sie in das Es Ich Uberich Modell Die wichtigsten Prazisierungen und Anderungen gegenuber Das Ich und das Es werden im Folgenden zusammengefasst Das Verhaltnis zwischen den Trieben und dem Es wird von Freud in der 31 Vorlesung scharfer gefasst als in Das Ich und das Es Man erfahrt jetzt dass das Es am Ende gegen das Somatische offen S 511 5 ist es nehme dort die Triebbedurfnisse in sich auf die in ihm ihren psychischen Ausdruck finden wir konnen aber nicht sagen in welchem Substrat S 511 Die Triebbedurfnisse werden an dieser Stelle als etwas Physisches aufgefasst das ausserhalb des Es liegt das Es selbst enthalt die psychischen Reprasentanten dieser physischen Triebbedurfnisse die Triebreprasentanzen wie er es in fruheren Arbeiten genannt hat 6 Das Substrat in dem die Triebe ihren Ausdruck finden wurde in Das Ich und das Es als Empfindungen und Gefuhle umschrieben Das Es besteht demnach einerseits aus den psychischen Triebreprasentanzen unbewussten Empfindungen und Gefuhlen mit Spannungscharakter die gebieterisch auf sofortige Abfuhr drangen und andererseits aus dem Verdrangten also aus Vorstellungen die fruher bewusst waren und die durch den Verdrangungswiderstand des Ichs daran gehindert werden wieder bewusst zu werden Freud schreibt dem Es ausserdem eine Reihe von Merkmalen zu die er im Rahmen der ersten Topik dem Unbewussten zugeschrieben hatte 7 Er betont vor allem dass im Es die logischen Denkgesetze nicht gelten vor allem nicht der Satz vom Widerspruch und dass das Es keine Negation kennt ohne die der Satz vom Widerspruch nicht formuliert werden kann Im Es findet sich aber auch nichts was der Zeitvorstellung entspricht Wunschregungen sind virtuell unsterblich Was das Ich angeht so weist Freud besonders darauf hin dass es nach Synthese seiner Inhalte drangt nach Zusammenfassung und Vereinheitlichung ein Zug der dem Es vollig abgehe Klarer als in Das Ich und das Es unterscheidet Freud in der 31 Vorlesung verschiedene Funktionen des Uber Ichs die beobachtende die verbietende die verurteilende und die strafende Funktion In Das Ich und das Es hatte er das Uber Ich mit dem Ichideal gleichgesetzt in der 31 Vorlesung werden beide voneinander unterschieden Das Uber Ich so heisst es jetzt ist auch der Trager des Ichideals an dem das Ich sich misst dem es nachstrebt dessen Anspruch auf immer weitergehende Vervollkommnung es zu erfullen bemuht ist Kein Zweifel dieses Ichideal ist der Niederschlag der alten Elternvorstellung der Ausdruck der Bewunderung jener Vollkommenheit die das Kind ihnen damals zuschrieb 503 nbsp Zuiderzee Karte von 1658Die Eltern folgen in der Erziehung ihrer Kinder den Vorschriften des eigenen Uber Ichs d h sie handeln auf der Grundlage ihrer Identifizierung mit ihren eigenen Eltern Das Uber Ich des Kindes wird deshalb nicht nach dem Vorbild der Eltern sondern nach dem des elterlichen Uber Ichs aufgebaut und damit zum Trager der Tradition Die Verdrangung wird vom Uber Ich durchgefuhrt entweder von ihm selbst oder in seinem Auftrag vom gehorsamen Ich Die Absicht der Psychoanalyse besteht darin das Ich zu starken es vom Uber Ich unabhangiger zu machen sein Wahrnehmungsfeld zu erweitern und seine Organisation auszubauen so dass es sich neue Stucke des Es aneignen kann Wo Es war soll Ich werden Es ist Kulturarbeit etwa wie die Trockenlegung der Zuydersee S 516 nbsp Freuds graphische Darstellung der Strukturverhaltnisse der seelischen Personlichkeit 8 in der Neuen Folge der Vorlesungen 1933 Originalbild im Querformat In der 31 Vorlesung findet sich eine zeichnerische Darstellung des Aufbaus der psychischen Personlichkeit eine Weiterentwicklung des Diagramms aus Das Ich und das Es Wieder ist das Wahrnehmungssystem bzw bewusstsein vertreten in der Zeichnung mit W Bw bezeichnet Dieses bildet die Schnittstelle zur Aussenwelt Siehe auch Abschnitt Das Ich und das Es Teil II Das Uber Ich das in der ersten Zeichnung fehlte hat jetzt neben dem Ich seinen Ort gefunden nach unten hin taucht es in das Es ein womit die Herkunft des Uber Ichs aus den fruhkindlichen Gefuhlsbindungen an die Eltern angedeutet wird Das Es ist jetzt in der Zeichnung nach unten hin geoffnet um die Offnung gegenuber dem Somatischen anzudeuten gegenuber dem physischen Aspekt der Triebe Neben dem Vorbewussten und dem Bewusstsein ist jetzt auch das Unbewusste in der Zeichnung reprasentiert vom Vorbewussten ist es durch eine doppelte punktierte waagerechte Linie getrennt Das neue Strukturschema zeigt an dass das Es keineswegs mit dem Unbewussten gleichzusetzen ist das Unbewusste umfasst nicht nur das Es sondern auch grosse Teile des Ichs und des Uber Ichs Freud zufolge hat die von ihm anspruchslos genannte Zeichnung einen Fehler Es ist gewiss heute schwer zu sagen inwieweit die Zeichnung richtig ist in einem Punkt ist sie es gewiss nicht Der Raum den das unbewusste Es einnimmt musste unvergleichlich grosser sein als der des Ichs oder des Vorbewussten Ich bitte verbessern Sie das in ihren Gedanken Neue Folge der Vorlesungen 9 Der Abriss der Psychoanalyse Bearbeiten Im Abriss der Psychoanalyse geschrieben 1939 veroffentlicht 1940 unternimmt Freud einen umfassenden Versuch das von ihm entwickelte Theoriegebaude in das Drei Instanzen Modell von Es Ich und Uber Ich zu integrieren Er knupft hierbei an die Darstellungen in Das Ich und das Es und in der Neuen Folge der Vorlesungen an Wichtige Prazisierungen und Neuerungen werden im Folgenden zusammengefasst Das Es enthalt zwei Arten von Elementen das Angeborene der psychische Ausdruck der organischen Triebe und das Erworbene namlich das Verdrangte Die Erregungen drangen im Es tyrannisch auf sofortige Abfuhr ohne Rucksicht auf die Gefahren die von der Aussenwelt drohen Primarprozess Die beiden Grundtriebe die hier Eros und Destruktion genannt werden entsprechen dem im Anorganischen herrschenden Gegensatz von Anziehung und Abstossung Als fruhen Gewahrsmann fur seinen Triebdualismus verweist Freud auf den griechischen Naturphilosophen Empedokles fur den der Kosmos auf dem Urgegensatz von Liebe und Hass beruht Zur Frage der Libido der Energie des Eros macht Freud zwei Aussagen die nur schwer zu vereinbaren sind Am Anfang der Entwicklung des Individuums ist alle Libido im undifferenzierten Ich Es aufgespeichert These vom sekundaren Charakter des Narzissmus Am Anfang ist der gesamte verfugbare Betrag von Libido im Ich aufgespeichert These vom primaren Charakter des Narzissmus Das Ich ist in seinem Verhaltnis zur Aussenwelt haufig gespalten Angst auslosende Wahrnehmungen werden vom Ich sowohl verleugnet als auch zur Kenntnis genommen Der Musterfall ist der Fetischismus der Fetischist verleugnet die Wahrnehmung der Penislosigkeit der Frau und bildet ein Ersatzobjekt fur das fehlende Organ namlich den Fetisch zugleich jedoch registriert er die Abwesenheit des Penis und empfindet deswegen Kastrationsangst Diese Ichspaltung ist jedoch keine Spezialitat der Fetischisten sie findet sich auch bei den sogenannten Normalen Freud zeichnet damit in den psychischen Apparat eine weitere Konfliktlinie ein neben den Kampf zwischen dem Ich und dem Es zwischen dem Uber Ich und dem Ich sowie zwischen Eros und Destruktiontritt jetzt eine Spaltung innerhalb des Ichs und zwar bezogen auf dessen Hauptfunktion die Wahrnehmung der Aussenwelt Schon in Das Ich und das Es hatte Freud dem Ich die Verdrangungsaktivitat zugeschrieben sie beruht auf dessen unbewussten Verdrangungswiderstanden Im Abriss der Psychoanalyse erklart er dass dieser Ausdruck eigentlich nicht ganz korrekt sei Damit spielt er auf die Unterscheidung zwischen Abwehr und Verdrangung an Abwehr ist die allgemeine Bezeichnung fur samtliche Techniken deren sich das Ich bedient um Triebanspruche abzuwehren Verdrangung bezeichnet einen speziellen Abwehrmechanismus der darin besteht dass ein bewusster Inhalt unbewusst gemacht wird 10 Das Uber Ich bekommt im Abriss der Psychoanalyse einen noch starker soziologischen Akzent als in den beiden fruheren Darstellungen der zweiten Topik Im Uber Ich so erklart er jetzt wirke nicht nur das personliche Wesen der Eltern nach sondern auch der Einfluss von Familien Rassen und Volkstradition sowie die von den Eltern vertretenen Anforderungen des jeweiligen sozialen Milieus Insgesamt reprasentiert das Ich die Macht der Gegenwart Es und Uber Ich hingegen vertreten die Macht der Vergangenheit das Es reprasentiert die organische das Uber Ich die kulturelle Vergangenheit Auch der therapeutische Prozess wird von Freud im Abriss in den Kategorien von Es Ich und Uber Ich beschrieben Ein Individuum geht dann in eine Therapie wenn das Ich die Aufgaben die ihm von der Aussenwelt gestellt werden nicht mehr bewaltigen kann also aufgrund einer Schwache des Ichs Diese Schwache bezieht sich aber nicht nur auf das Verhaltnis zur Aussenwelt die Energie des Ichs verzehrt sich in vergeblichen Versuchen die Anspruche des Es abzuwehren und seine Aktivitaten werden durch strenge Verbote des Uber Ichs gehemmt Der Psychoanalytiker kommt dem geschwachten Ich zur Hilfe Er schliesst mit dem Patienten einen Vertrag volle Aufrichtigkeit des Kranken gegen die Diskretion und das professionelle Konnen des Analytikers Hierbei verbundet sich der Analytiker mit dem Ich des Patienten gegen die Triebanspruche des Es und gegen die Gewissensanspruche des Uber Ichs Am Anfang der Behandlung starkt der Analytiker das Ich des Patienten durch Erweiterung von dessen Selbsterkenntnis In diesem Stadium wahrend der positiven Ubertragung setzt der Patient den Analytiker an die Stelle seines Uber Ichs Dies ermoglicht es dem Analytiker durch Suggestion zu heilen die hierdurch erzielten Erfolge verfluchtigen sich allerdings rasch sobald die positive Ubertragung in die negative Ubertragung umschlagt Damit beginnt die wichtigste und langste Phase der Analyse Der Analytiker hat nun die Aufgabe die Widerstande zu uberwinden die das Ich des Patienten gegen die Anspruche des Es ausubt Dabei stutzt sich der Analytiker auf die Auftriebstendenz des Es also darauf dass die unbewussten Triebanspruche zu Bewusstsein kommen wollen Auf diese Weise kommt es zu einer Veranderung der Bundnisstruktur Der Arzt verbundet sich jetzt mit dem Es des Patienten gegen dessen Ich Einordnung der Schrift BearbeitenDas Ich und das Es erschien im April 1923 spatestens seit Juli 1922 beschaftigte Freud sich mit dieser Arbeit 11 Darstellungen der ersten Topik mit dem Bewusstsein als verdrangender Instanz finden sich im Entwurf einer Psychologie von 1895 im siebten Kapitel von Die Traumdeutung von 1899 und in den metapsychologischen Schriften von 1915 Die Vorstellung dass die Psyche aus zwei Teilbereichen besteht dem Verdrangenden und dem Verdrangten vertritt Freud von Anfang an das Verdrangte strebt danach auf irgendeine Weise wirksam zu werden und die verdrangende Kraft sucht sie daran zu hindern Freud nahm zunachst an dass es sich beim Verdrangenden um das Bewusstsein handelt bzw um das Ich das von ihm ebenfalls zunachst als bewusst begriffen wurde Auf die Moglichkeit dass wesentliche Teile des Ichs unbewusst sein konnten hatte Freud zuerst 1920 in Jenseits des Lustprinzips hingewiesen Fur die Herkunft des Begriffs Es verweist Freud ausdrucklich auf Georg Groddeck er vermutet Groddeck sei dem Beispiel Nietzsches gefolgt womit er sich allerdings irrt 12 Freuds Auffassungen uber das Es haben sich nach Das Ich und das Es nicht mehr verandert Die These die narzisstische Libido beruhe immer auf einer Umwandlung von Objektlibido wird von Freud in dieser Schrift erstmals vorgetragen Seine Auffassungen zu dieser Frage haben sich geandert Die Libido kann entweder die Objekte besetzen oder das Ich die erste Form der Libido wird von Freud Objektlibido genannt die zweite narzisstische Libido oder Ichlibido Die Frage lautet dann Ist alle Libido zunachst narzisstische Libido und wird sie dann auf Objekte verschoben Oder ist sie zunachst Objektlibido und wird sie spater teilweise von den Objekten abgezogen und auf das Ich gerichtet Anders gefragt ist die narzisstische Libido primar oder sekundar In der Arbeit Zur Einfuhrung des Narzissmus von 1914 hatte Freud geschrieben die Libido besetze zunachst das Ich und werde von hier aus an die Objekte abgegeben Diese Auffassung vom primaren Charakter der narzisstischen Libido hatte er in der dritten Auflage der Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie von 1915 bekraftigt ebenso in Jenseits des Lustprinzips von 1920 In Das Ich und das Es also 1923 vertritt er jedoch die entgegengesetzte Position die narzisstische Libido ist immer sekundar Das sieht nach einem klaren Positionswechsel aus Allerdings schreibt er etwa ein Jahr spater in der Lebensbeschreibung von 1925 das Ich bleibe das grosse Libidoreservoir von dem die Objektbesetzungen ausgeschickt werden und auch im Abriss der Psychoanalyse der 1938 geschrieben und 1940 veroffentlicht wurde heisst es die gesamte Libido sei anfanglich im Ich aufgespeichert Ob diese Auffassungen sich versohnen lassen ist unter Freud Experten umstritten 13 Der Begriff Ich ist in der Philosophie lange vor Freud in Gebrauch man findet ihn etwa bei Berkeley bei Kant und bei Fichte 14 Freud verwendet den Ausdruck in fruheren Schriften teilweise fur einen bestimmten Teil der Psyche wie dann auch in Das Ich und das Es teilweise aber fur den Menschen als Ganzes einschliesslich seines Korpers 11 Freuds grundlichere Erforschung des Ichs begann 1909 mit der Entwicklung der Narzissmus Hypothese wichtige Arbeiten zum Ich sind die Schreber Analyse Psychoanalytische Bemerkungen uber einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia 1911 die Arbeit Zur Einfuhrung des Narzissmus 1914 und die Abhandlung Das Unbewusste 1915 Die Selbstkritik und das damit zusammenhangende Schuldgefuhl hatten Freud vor allem im Zusammenhang mit der Zwangsneurose beschaftigt In der Arbeit Zwangshandlungen und Religionsubungen 1909 stellt er fest dass Selbstvorwurfe auch unbewusst sein konnen In der Narzissmus Arbeit von 1914 entwickelt er die Hypothese dass es im Ich eine besondere psychische Instanz geben konne die die Aufgabe hat das Ich zu beobachten und am Ichideal oder Ideal Ich zu messen In Massenpsychologie und Ich Analyse lasst er die Unterscheidung zwischen der beobachtenden Instanz und dem Ideal fallen die Instanz selbst wird hier als Ichideal bezeichnet In Das Ich und das Es tritt das Uber Ich zu Beginn als Entsprechung zum Ichideal auf spater im Text wird seine mahnende und verbietende Funktion betont Nach Das Ich und das Es verschwindet der Begriff des Ichideals fast vollstandig aus Freuds Schriften 1933 wird er jedoch noch einmal kurz erwahnt namlich in der 33 Vorlesung der Neuen Folge der Vorlesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse Das Uber Ich so heisst es dort sei auch der Trager des Ichideals an dem das Ich sich misst dessen Anspruch es zu erfullen bemuht ist Kein Zweifel dieses Ichideal ist der Niederschlag der alten Elternvorstellung der Ausdruck der Bewunderung jener Vollkommenheit die das Kind ihnen damals zuschrieb 15 Den Mechanismus der Ersetzung einer Objektbesetzung durch eine Identifizierung hatte Freud erstmals in der Leonardo Studie beschrieben um einen bestimmten Typ von Homosexualitat zu erklaren wenn namlich der Junge die Liebe zu seiner Mutter dadurch ersetzt dass er sich mit ihr identifiziert Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci 1908 In der Arbeit Trauer und Melancholie 1917 erklarte er mit diesem Mechanismus die Entstehung der Melancholie In Massenpsychologie und Ich Analyse 1921 folgten weitere Erlauterungen zu den verschiedenen Arten der Identifizierung Freuds endgultige Anschauung uber die Herkunft des Uber Ichs aus den fruhesten Objektbeziehungen des Kindes findet sich aber erst in Das Ich und das Es Literatur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Sigmund Freud Das Ich und das Es Internationaler Psychoanalytischer Verlag Leipzig 1923 Erstdruck In Ders Gesammelte Werke Bd 13 Imago London 1940 S 237 289 In Ders Studienausgabe Bd 3 Psychologie des Unbewussten Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 596 50360 4 S 273 330 mit editorischem Vorwort und Anmerkungen zur Begriffsgeschichte nach dieser Ausgabe wird oben zitiert In Ders Das Ich und das Es Metapsychologische Schriften Einleitung Alex Holder Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1994 und ofter ISBN 3 596 10442 4Sekundarliteratur Bearbeiten Nadine Amar Gerard Le Goues Georges Pragier Hg Surmoi Band II Les developpements postfreudiens Presses universitaires de France Paris 1995 ISBN 2 13 046406 8 Janine Chasseguet Smirgel L ideal du moi Essai psychoanalytique sur la maladie d idealite Tchou Paris 1975 Neuausgabe unter dem Titel La maladie d idealite Essai psychanaltytique sur l ideal du moi Paris Editions universitaires 1990 ISBN 2 7113 0397 7 deutsch Das Ichideal Psychoanalytischer Essay uber die Krankheit der Idealitat Ubersetzt von Jeannette Friedeberg Suhrkamp Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 518 07578 0 Jean Luc Donnet Surmoi Band I Le concept freudien et la regle fondamentale Presses universitaires de France Paris 1995 ISBN 2 13 045481 X Anna Freud Das Ich und die Abwehrmechanismen Internationaler Psychoanalytischer Verlag Wien 1936 Nachdrucke Kindler Munchen 1964 ISBN 3 463 18001 4 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 596 42001 6 Georg Groddeck Das Buch vom Es Psychoanalytische Briefe an eine Freundin Internationaler Psychoanalytischer Verlag Leipzig 1923 Neuausgabe herausgegeben v Samuel Muller und Wolfram Groddeck Bd 1 Textband Bd 2 Manuskriptedition Materialien und Briefe Stroemfeld Basel 2004 ISBN 3 87877 831 7 Heinz Hartmann Ich Psychologie und Anpassungsproblem Klett Stuttgart 1960 Nachdruck aus Psyche 14 Jg 1960 Heinz Hartmann Essays on ego psychology Selected problems in psychoanalytic theory Hogarth London 1964 deutsch Ich Psychologie Studien zur psychoanalytischen Theorie Ubersetzt von Marianne von Eckardt Jaffe Klett Stuttgart 1972 Eine von Dora Hartmann und Lottie M Newmann uberarbeitete Fassung dieser Ubersetzung erschien 1972 bei Klett Die 2 Aufl dieser revidierten Ubersetzung erschien bei Klett Cotta Stuttgart 1997 ISBN 3 608 91847 7 Melanie Klein Zur Entwicklung psychischen Funktionierens 1958 In Dies Gesammelte Schriften III 1946 1963 Frommann Holzboog Stuttgart u Bad Cannstatt 2000 ISBN 3 7728 1673 8 S 369 386 Heinz Kohut The analysis of the self International University Press New York 1971 deutsch Narzissmus Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzisstischer Personlichkeitsstorungen Ubersetzt von Lutz Rosenkotter Suhrkamp Frankfurt am Main 1973 mehrere Auflagen ISBN 3 518 27757 X Max Schur The id and the regulatory principles of mental functioning International Universities Press New York 1966 dt Das Es und die Regulationsprinzipien des psychischen Geschehens Ubersetzt von Kate Hugel S Fischer Frankfurt am Main 1973 mehrere Auflagen ISBN 3 596 27338 2 Weblinks BearbeitenVolltext in textlog de Sigmund Freud Das Ich und das Es im Projekt Gutenberg DE Sigmund Freud Neue Folge der Vorlesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse 31 Vorlesung Die Zerlegung der psychischen Personlichkeit im Projekt Gutenberg DE Jean Luc Donne The Ego and the Id Memento vom 24 Januar 2012 im Internet Archive Auf enotes comEinzelnachweise Bearbeiten Fussnote im Kapitel II G Groddeck Das Buch vom Es Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1923 In Gesammelte Werke Bd 13 Imago London 1940 S 251 Seitenangaben in runden Klammern verweisen hier und im Folgenden auf Freud Das Ich und das Es In Ders Studienausgabe Bd 3 Fussnote der Herausgeber in Sigmund Freud Das Ich und das Es In Ders Studienausgabe Bd 3 S 293 Fussnote 2 Gesammelte Werke Bd 13 Imago London 1940 S 253f Seitenangaben in runden Klammern beziehen sich in diesem Abschnitt auf Freud Neue Folge der Vorlesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse In Ders Studienausgabe Bd 1 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2000 S 448 610 Etwa in Die Verdrangung von 1915 vgl Freud Die Verdrangung In Ders Studienausgabe Bd 3 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2000 S 109 ahnlich in Triebe und Triebschicksale aus demselben Jahr Vgl etwa die Arbeit Das Unbewusste von 1915 Gesammelte Werke Bd 15 Neue Folge der Vorlesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse Imago London 1944 S 85 Gesammelte Werke Bd 15 Neue Folge der Vorlesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse Imago London 1944 S 85 Vgl Freud Hemmung Symptom und Angst 1926 In Ders Studienausgabe Bd 6 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2000 S 227 308 hier S 300 302 a b Vgl hierzu und zum folgenden das Editorische Vorwort zu Das Ich und das Es in Sigmund Freud Studienausgabe Bd 3 S 275 281 Vgl zur Kritik von Freuds Berufung auf Nietzsche Bernd Nitzschke es denkt ES lenkt In Psychoanalyse Texte von Sozialforschung 7 2003 S 255 262 http www werkblatt at nitzschke text esdenkt htm Vgl den Anhang II der Herausgeber von Das Ich und das Es in der Studienausgabe Bd 3 mit dem Titel Das grosse Reservoir der Libido S 327 330 vgl ausserdem den Artikel Narzissmus primarer sekundarer in Jean Laplanche Jean Bernard Pontalis Das Vokabular der Psychoanalyse Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 S 320 323 Vgl Artikel Ich in Joachim Ritter Karlfried Grunder Hg Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 4 Schwabe Basel 1976 S 2 18 Sigmund Freud Studienausgabe Bd 1 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2000 S 503 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Ich und das Es amp oldid 239387294