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Darwinius ist eine Primaten gattung aus der ausgestorbenen Gruppe der Adapiformes DarwiniusPlatte A Inventarnummer PMO 214 214 des HolotypusZeitliches AuftretenEozan47 Mio JahreFundorteDeutschland Grube Messel SystematikEuarchontaPrimaten Primates Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini AdapiformesNotharctidaeDarwiniusWissenschaftlicher NameDarwiniusFranzen et al 2009ArtDarwinius masillaeDie rund 47 Millionen Jahre alten fossilen Uberreste aus dem Eozan wurden 1983 in der Grube Messel bei Darmstadt Deutschland entdeckt und 2009 von einer internationalen Forschergruppe um den norwegischen Palaontologen Jorn H Hurum wissenschaftlich beschrieben 1 Die einzige beschriebene Art Typusart ist Darwinius masillae Gattung und Art sind durch den Holotypus dokumentiert der aus einer Platte und der Gegenplatte besteht Dieses Individuum Ida ist einer der vollstandigsten Funde eines fossilen Primaten Die systematische Position von Darwinius ist umstritten es handelt sich jedoch nicht um einen unmittelbaren Menschenvorfahren oder einen Missing Link Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Palaobiologie 3 Das Individuum Ida 4 Systematik 5 Benennung und Entdeckung 6 Besitzanspruche 7 Literatur 8 Film 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Platte A zeigt die rechte Seite des Holotyps Platte B die linke Seite die zur besseren Vergleichbarkeit gespiegelt abgebildet ist Das hier abgebildete Fossil hat eine Gesamtlange von 58 Zentimetern Da es von einem Jungtier stammt dessen bleibende Zahne gerade durchbrechen ist auf ein weiteres Wachstum zu schliessen Die Kopf Rumpf Lange des Fossils betragt 24 Zentimeter die des ausgewachsenen Tieres wird auf 28 Zentimeter geschatzt Der Schwanz des Fossils war demnach langer als der ubrige Korper Verschiedene Berechnungen beziffern das Gewicht des ausgewachsenen Tieres auf 0 7 bis 1 7 Kilogramm Die Schnauze war kurz der Unterkiefer kraftig Die Augen waren relativ gross die als Hautschatten erhaltenen Ohrmuscheln klein Der Hirnschadel war voluminos und durfte ein vergleichsweise grosses Gehirn enthalten haben Die Zahne des Holotypus sind teilweise noch Milchzahne teilweise schon durchgebrochene bleibende Zahne Im Gegensatz zu heute lebenden Feuchtnasenprimaten bildeten die Vorderzahne des Unterkiefers keinen Zahnkamm Die Wirbelsaule setzte sich aus sieben Hals elf Brust sieben Lenden drei Kreuz und 31 Schwanzwirbeln zusammen Die Hande waren kraftig gebaut und trugen funf Finger die wie bei den meisten heutigen Primaten mit Fingernageln versehen waren Der Daumen war relativ klein und kurz konnte aber den anderen Fingern gegenubergestellt werden und ermoglichte so einen sicheren Griff im Geast Die Fusse waren ebenfalls gross die erste Zehe stark verlangert und opponierbar Im Gegensatz zu den heutigen Feuchtnasenprimaten trug die zweite Zehe keine Putzkralle Palaobiologie Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion aus der ErstbeschreibungAus dem Bau des Rumpfes und der Gliedmassen lasst sich schliessen dass Darwinius ein Baumbewohner war der sich mit Hilfe aller vier Gliedmassen durch das Geast bewegte Er konnte keine weiten Sprunge durchfuhren Die grossen Augen sprechen fur eine nachtaktive Lebensweise Der Bau der Zahne und Uberreste im Verdauungstrakt ergeben dass dieser Primat sich von Fruchten Samen und Blattern ernahrt hat 2 Es gibt keinerlei Anzeichen dass er Insekten oder andere tierische Beute frass Das Individuum Ida Bearbeiten nbsp Kunstlerische LebendrekonstruktionDas Fossil des Holotyps wurde nach der Tochter des Wissenschaftlers Jorn H Hurum Ida genannt Da bei dem Tier im Gegensatz zu nahe verwandten Funden kein Penisknochen Baculum gefunden wurde schlossen die Forscher es musse sich um ein Weibchen gehandelt haben Ida versank nach ihrem Tod im See moglicherweise wurde sie von Kohlendioxid Dampfen betaubt Es gibt keine Bissspuren die auf einen Fressfeind oder einen Aasfresser hinweisen Systematik Bearbeiten nbsp Rontgenaufnahme des HolotypusDarwinius wird innerhalb der Primaten in die Adapiformes oder Adapoidea eingeordnet einer vorwiegend im Eozan und Oligozan auf den Kontinenten der Nordhalbkugel lebenden heute ausgestorbenen Gruppe Innerhalb der Adapiformes wird er in die Familie der Notharctidae eingegliedert Bis zur wissenschaftlichen Beschreibung des Fossils Ida galten die Adapiformes als Vertreter der Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini also als Verwandte der heute noch lebenden Lemuren und Loriartigen Die Funde von Darwinius lassen aber nach Ansicht der Erstbeschreiber einige Parallelen zu den Trockennasenprimaten Haplorrhini erkennen weswegen sie die neubeschriebene Gattung und die gesamten Adapiformes als Vertreter dieser Primatenunterordnung interpretieren Darwinius kann jedoch noch nicht als urtumlicher Vertreter der Affen Anthropoidea interpretiert werden Im Oktober 2009 wurde mit Afradapis ein naher Verwandter von Darwinius beschrieben der im spaten Eozan im heutigen Agypten lebte Eric Seiffert et al die Erstbeschreiber platzierten nach einer ausfuhrlichen phylogenetischen Analyse die Adapiformes und damit auch Darwinius wieder in die Feuchtnasenprimaten und zwar als Schwestertaxon der heutigen Formen 3 Ahnlich argumentierten 2009 Blythe A Williams et al 4 wogegen sich wiederum Philip D Gingerich et al 2010 umgehend verwahrten 5 Die genaue systematische Position von Darwinius ist daher weiterhin unklar Primaten Primates Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini traditionelle Position der Adapiformes Lemuren Lemuriformes Loriartige Lorisiformes Vorlage Klade Wartung 3 Trockennasenprimaten Haplorrhini neue Position der Adapiformes nach Ansicht der Erstbeschreiber von Darwinius Koboldmakis Tarsiiformes Affen Anthropoidea Neuweltaffen Platyrrhini Altweltaffen Catarrhini mit den Menschenaffen inkl Mensch Hominidae Vorlage Klade Wartung 3Benennung und Entdeckung Bearbeiten nbsp Ida auf der Titelseite der Suddeutschen Zeitung vom 20 Mai 2009 nbsp Holotypus von Darwinius Ida in der Dauerausstellung des Naturhistorischen Museums in OsloDer Name der Gattung ehrt den britischen Naturforscher Charles Darwin dessen 200 Geburtstag im Jahr der Erstbeschreibung gefeiert wurde Typusart und einzig bekannte Art ist Darwinius masillae das Artepitheton masillae ist der Name von Messel im mittelalterlichen Lorscher Codex Die Funde in Messel werden in das fruhe mittlere Eozan Lutetium auf ein Alter von rund 47 Millionen Jahre datiert Nach dem Fund durch einen Hobby Palaontologen 1983 6 kam das Fossil in den Besitz eines privaten Sammlers der seinen Wert nicht erkannte Spater kam die A Platte des Fossils die den uberwiegenden Teil der Knochen tragt in den Besitz eines Handlers der es im Jahr 2007 fur etwa 750 000 US Dollar 7 an den norwegischen Palaontologen Jorn H Hurum vom Naturhistorischen Museum der Universitat Oslo verkaufte Die B Platte der Negativ Abdruck des Fossils wurde wohl um den Verkaufspreis zu steigern zum Teil unzutreffend erganzt Die B Platte befindet sich in einem privaten Museum in Wyoming USA Der Veroffentlichung des Fundes liegt eine Untersuchung beider Platten zugrunde Der Besitzer von Ida bot diese 2007 auch in Deutschland anonym zum Kauf an Doch das Fossil sei einfach zu teuer gewesen ausserte Marie Luise Frey die Leiterin des Besucherzentrums Messel Auch das Haus Senckenberg und das Hessische Landesmuseum schlugen nicht zu 2 Die Prasentation des Fundes geschah mit grossem medialen Aufwand die zum Teil bei Forscherkollegen auf Skepsis bis Ablehnung stiess 8 Die Fossilienforscher bezeichnen ihre Entdeckung als achtes Weltwunder 9 und vergleichen es mit dem Fund der Arche Noah 6 Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe existierte auch schon eine eigene Internetseite revealing the link und es wurde ein Dokumentarfilm und ein Buch angekundigt 6 Hurum sagte dazu dass Wissenschaftler in dieser Hinsicht mehr wie Popmusiker oder Sportler denken sollten 6 Das Fossil ist heute in der Dauerausstellung des Naturhistorischen Museums in Oslo ausgestellt Besitzanspruche BearbeitenIm Juli 2009 wurden in der Presse anteilige Anspruche an dem Fund laut vom Zweckverband Abfallverwertung Sudhessen als dem ehemaligen Besitzer der Grube Messel der jahrelang an einer Mullkippe im Fossilienfundort baute Wir werden das juristisch prufen lassen kundigte Edwin Christl der damalige Geschaftsfuhrer des Zweckverbands an Dann werden wir nachtraglich einfordern was uns zusteht und Ich bin immer davon ausgegangen dass die Funde ausschliesslich zu wissenschaftlichen Zwecken ausgegraben wurden 10 Literatur BearbeitenJens L Franzen Philip D Gingerich Jorg Habersetzer Jorn H Hurum Wighart von Koenigswald B Holly Smith Complete Primate Skeleton from the Middle Eocene of Messel in Germany Morphology and Paleobiology In PLoS ONE Band 4 Nr 5 2009 S e5723 doi 10 1371 journal pone 0005723 Colin Tudge Josh Young The Link Uncovering Our Earliest Ancestors Little Brown and Company New York 2009 ISBN 978 0 316 07008 9 Film BearbeitenDie geheime Entdeckung Dokumentation Grossbritannien Deutschland 2009 42 30 Min Buch und Regie Tim Walker Produktion BBC History ZDF Reihe Terra X Erstsendung 31 Mai 2009 11 Einzelnachweise Bearbeiten J L Franzen P D Gingerich J Habersetzer J H Hurum W von Koenigswald B H Smith Complete primate skeleton from the Middle Eocene of Messel in Germany morphology and paleobiology In PloS one Band 4 Nummer 5 2009 ISSN 1932 6203 S e5723 doi 10 1371 journal pone 0005723 PMID 19492084 PMC 2683573 freier Volltext a b Werner Breunig Idas Wiege In FAZ net 21 Mai 2009 abgerufen am 28 April 2015 Erik R Seiffert Jonathan M G Perry Elwyn L Simons und Doug M Boyer Convergent evolution of anthropoid like adaptations in Eocene adapiform primates In Nature Band 461 Nummer 7267 Oktober 2009 ISSN 1476 4687 S 1118 1121 doi 10 1038 nature08429 PMID 19847263 Siehe auch Bericht bei the scientist com Blythe A Williams Richard F Kay E Christopher Kirk und Callum F Ross Darwinius masillae is a strepsirrhine a reply to Franzen et al 2009 In Journal of Human Evolution Band 59 Nummer 5 2010 S 567 573 doi 10 1016 j jhevol 2010 01 003 Philip D Gingerich Jens L Franzen Jorg Habersetzer Jorn H Hurum und B Holly Smith Darwinius masillae is a Haplorhine Reply to Williams et al 2010 In Journal of Human Evolution Band 59 Nummer 5 November 2010 S 574 579 doi 10 1016 j jhevol 2010 07 013 a b c d Norske forskere Har funnet the missing link Memento vom 21 Mai 2009 im Internet Archive Aftenposten 19 Mai 2009 norwegisch Meike Mittmeyer Urzeitaffchen Ida erobert die Herzen im Sturm In Darmstadter Echo 20 November 2011 archiviert vom Original am 28 Dezember 2011 abgerufen am 1 Mai 2021 hda dpa Fossilien Vermarktung Frankfurter Forscher weist Kritik zuruck In Spiegel Online 21 Mai 2009 abgerufen am 28 April 2015 Uraltes Primatenfossil ist weder Lemur noch echter Affe Spektrumdirekt 20 Mai 2009 Streit um Messel Millionen Gruben Besitzer fordert Anteil Aufreger In extratipp com 26 Februar 2011 archiviert vom Original am 15 Oktober 2013 abgerufen am 28 April 2015 Terra X 058 Die geheime Entdeckung Ratsel der UrzeitWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Darwinius Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikispecies Darwinius Revealing the Link Universitat Oslo Fragen und Antworten zu Ida engl hochauflosende Fotografie des Fossils 3D Rekonstruktion The Guardian 20 Mai 2009 Eine Art achtes Weltwunder Fossil Ida gilt als Vorfahr von Affen und Menschen Deutschlandradio 25 Mai 2009 Jens Franzen im Gesprach Forscher streichen Ida aus dem menschlichen Stammbaum Suddeutsche Zeitung 22 Oktober 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Darwinius amp oldid 235807067