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Das Damaskustor hebraisch ש ע ר ש כ ם Saʿar Seẖem Sichemtor arabisch باب العمود bab al amud DMG bab al ʿamud Saulentor ist das grosste Stadttor des UNESCO Welterbes Altstadt von Jerusalem zugleich auch eine archaologische Statte Die Toranlage befindet sich an der Nordseite der Altstadt und fuhrt sowohl in das muslimische als auch in das christliche Viertel die anderen Viertel sind das judische und das armenische Das heutige Damaskustor entstand im Zuge der umfangreichen Erneuerung der Jerusalemer Stadtmauer unter Sultan Suleyman dem Prachtigen in den Jahren 1535 1538 Bei Ausgrabungen wurden die Uberreste des antiken Tores freigelegt das aus der Zeit Hadrians stammt als das Strassenniveau noch tiefer lag Damaskustor um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Baugeschichte 2 1 Hadrianische Dreifachtoranlage 2 2 Byzantinische und fruhislamische Toranlage 2 3 Stephanustor des Lateinischen Konigreichs 2 4 Bab al Amud der osmanischen Stadt 3 Forschungsgeschichte 4 Heutige Situation 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseName BearbeitenIn byzantinischer Zeit hatte die Toranlage den Namen Porta Galilaeae Galilaator oder Porta Sancti Stephani Stephanus Tor Der erste Name bezieht sich darauf dass hier die Strasse nach Galilaa die Stadt verliess die zweite Bezeichnung erinnert daran dass die Tradition von der Steinigung des Stephanus vor den Mauern von Jerusalem hier lokalisiert wurde bevor sie zum Lowentor wanderte dieser Name des Tors wurde in der Kreuzfahrerzeit noch einmal aufgegriffen Die arabische Bezeichnung Bab al Amud Saulentor geht auf eine antike Saule zuruck die auf dem Madaba Mosaik auf dem inneren Torplatz zu sehen ist Der Name Saulentor ist dann ab fruhislamischer Zeit belegt al Muqaddasi 985 n Chr Judische Reisende des Mittelalters bezeichneten dieses Tor als Abrahamstor Sowohl der heutige hebraische Name Schaʿar Schechem Sichemtor als auch der im Englischen und vielen anderen Sprachen ubliche Name Damaskustor Damascus Gate sind moderne Bezeichnungen die das Nordtor der Altstadt nach wichtigen Stadten benennen Sichem ist das moderne Nablus die in nordlicher Richtung davon liegen 1 Baugeschichte BearbeitenHadrianische Dreifachtoranlage Bearbeiten nbsp So ahnlich sah das romische Dreifachtor in Jerusalem aus 2 Hadrianstor in Gerasa Jordanien nbsp Ostliches romisches SeitentorDie alteste Bebauung in diesem Teil Jerusalems ist ein oktogonaler Turm der zur Stadtmauer der im Jahr 70 zerstorten judischen Metropole gehorte Von diesem sind noch zwei Steinlagen im Bereich des spateren Westturms erhalten Im zweiten oder dritten Viertel des 2 Jahrhunderts n Chr wurde dann ein romisches Dreifachtor errichtet uber dessen Funktion in der Forschung kontrovers diskutiert wird Genauer wahrend die Erbauung des dreifachen Torbogen in die Zeit von Aelia Capitolina datiert wird gibt es keinen Konsens daruber ob dieses Dreifachtor in die Stadtmauer von Aelia integriert war wenn es denn zu dieser Zeit eine Stadtmauer gab und also eine defensive Funktion hatte oder als freistehendes Dreifachtor ein Bogenmonument war 3 Dieses Nordtor hatte architektonisch jedenfalls Zuge eines Triumphbogens und war beiderseits von Wachturmen flankiert Bei einer Lange von ca 42 m und einer Tiefe von ca 10 m wird die einstige Hohe der Toranlage auf ca 20 m geschatzt Das erhaltene ostliche Nebentor ist 2 36 m breit und 4 85 m hoch fur das westliche Nebentor sind ahnliche Abmessungen anzunehmen Das grosse mittlere Tor hatte eine Breite von 5 48 m seine Hohe wird auf 10 m geschatzt 4 Vollstandig erhalten ist das ostliche der drei Tore Auf schlichten Kampfern sieht man einen sorgfaltig gearbeiteten Rundbogen bei genauer Betrachtung erkennt man die Verschlusslocher der Turpfosten die Angellocher der Schwelle und auf dem Bodenpflaster Rillen wie sie fur antike Tore typisch sind Beiderseits des Tores sind noch Reste der einstigen Saulenstellung vorhanden von dem zentralen grossen Torbogen und dem westlichen Seitentor ist dagegen nichts mehr zu sehen 5 Uber dem Portal erkennt man einen Steinblock mit einer durch Beischlag verstummelten Inschrift 6 A COL onia A EL ia CAP itolina D ecreto D ecurionum Kolonie Aelia Capitolina auf Geheiss der Dekurionen 7 Es war nicht moglich festzustellen ob sich diese Inschrift in situ befindet 8 Byzantinische und fruhislamische Toranlage Bearbeiten nbsp Detail der Madabakarte Toranlage mit Turmen Torplatz und SauleDas byzantinische Galilaa bzw Stephanustor ist durch die hervorgehobene Darstellung auf der Madaba Mosaikkarte bekannt Auf dem stadtseitigen Torplatz befand sich eine wahrscheinlich schon hadrianische Saule die jetzt als Symbol des Weltenzentrums interpretiert wurde und deshalb den geographischen Bezugspunkt der Madaba Karte bildet Von ihr ist nichts mehr erhalten Die hadrianische Toranlage wurde umgebaut die Seitentore verkleinert und vielleicht sogar geschlossen und die Turme fur die Olivenolproduktion eingerichtet Das heutige Museum im Ostturm zeigt eine Rollmuhle und einen Olivenmorser aus dieser Zeit In fruhislamischer Zeit blieb das mittlere Tor weiterhin in Gebrauch Neu waren beiderseits des Tores angelegte Zisternen die das von Norden heranfliessende Wasser aufnehmen sollten 9 Stephanustor des Lateinischen Konigreichs Bearbeiten Die Kreuzfahrer liessen den byzantinischen Namen der Toranlage wieder aufleben bauten sie aber um Die Turme wurden mit Schutt gefullt das Haupttor zugemauert Neu wurde auf hoherem Niveau ein Vorwerk angelegt Es war nach rechts geknickt wurde mehrfach umgebaut und vor dem westlichen Torturm durch eine Kapelle erganzt Reste von Wandmalereien zeigten bei der Freilegung noch eine Verkundigungsszene Malik al Muʿazzam liess diese Toranlage 1219 niederreissen Sie wurde dann zwar noch einmal restauriert verfiel aber immer weiter und wurde unter Suleyman I durch ein neues reprasentatives Tor ersetzt 10 Bab al Amud der osmanischen Stadt Bearbeiten nbsp Bauinschrift nbsp Damaskustor 1856Die Toranlage wurde im Jahr 1538 n Chr uber dem antiken Dreiertor errichtet hat aber im Unterschied zu diesem einen inneren Doppelknick In axialsymmetrischer Anordnung sind Gusserker schlichte Verzierungen und Mauerschlitze um das einzige grosse Tor gruppiert das so zum Blickfang wird Die Mittelachse ist von unten nach oben folgendermassen aufgebaut Uber dem geraden Tursturz befindet sich ein dreieckiger Entlastungsbogen daruber die Bauinschrift Naschi zweizeilig Es befahl den Bau dieser Mauer unser gesegneter Herr der Sultan Sulaiman Sohn des Sultan Salim Khan Im Jahr 844 AH 1537 38 n Chr 11 Das alles uberwolbt ein Spitzbogen uber dem ein Fenster und ein Mauerabschluss mit verschiedenen Zierelementen angeordnet sind Klar lasst sich im oberen Teil das osmanische Mauerwerk mit seinen kleinen Steinen vom antiken Mauerwerk bzw vermauerten antiken Spolien im unteren Bereich unterscheiden Historische Abbildungen Foto zeigen dass sich das Gelande beiderseits des Tores im Laufe der Zeit angehoben hatte die britische Mandatsregierung liess die osmanische Toranlage wieder ganz freilegen 12 Forschungsgeschichte BearbeitenNachdem bereits Charles William Wilson und Charles Warren 1867 in diesem Bereich eine Probegrabung gemacht hatten fuhrte Robert W Hamilton 1937 im Auftrag der britischen Mandatsregierung eine archaologische Grabung beiderseits des Tores durch Er entdeckte die antike romische Toranlage Als die Jerusalemer Altstadt unter jordanischer Verwaltung stand leiteten Crystal Bennett und John B Hennessy British School of Archaeology in Jerusalem 1964 bis 1966 umfangreiche Grabungen in einem Areal von rund 800 m vor dem Damaskustor 13 Sie fanden das romische Osttor und ein kreuzfahrerzeitliches Vorwerk Der Sechstagekrieg verzogerte die Publikation des archaologischen Berichts Von 1979 bis Mitte der 1980er Jahre fand eine archaologische Erforschung des Damaskustors durch Menahem Magen East Jerusalem Development Society statt sowie eine Restaurierung des Baudenkmals und Einrichtung eines Museums 14 Heutige Situation Bearbeiten nbsp Damaskustor 2012Da das heutige Strassenniveau noch hoher liegt muss man uber Stufen zum Tor hinabsteigen Fur den Verkehr mit Karren gibt es auf der rechten Seite eine Rampe Grossere Fahrzeuge konnen das Tor nicht passieren weil der aussere und der innere Torbogen versetzt angelegt sind Wegen der Ausgrabungen des alten Tores befindet sich vor dem Tor nun quasi ein Burggraben der uberquert werden muss Heute steht das Damaskustor zwischen West und Ost Jerusalem und bildet als wichtigstes Fussgangertor ein Nadelohr zwischen Altstadt und Neustadt Besonders wahrend der Geschafts sowie der judischen und muslimischen Gebetszeiten ist das Tor stark frequentiert Nirgendwo sonst begegnen einander die verschiedenen Gruppen der israelischen und palastinensischen Gesellschaften sowie die traditionell gekleideten Vertreter der in der Altstadt ansassigen christlichen Kirchen so eng und vielfaltig wie am Damaskustor Lediglich die moderne sakularisierte israelische Bevolkerung fehlt hier fast vollig Schon im Torbau selbst befinden sich kleine Geschafte und fliegende Handler verkaufen ihre Waren Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg bis zur Via Dolorosa Die fruher haufig von Handlern belegten Stufen werden jetzt von der Polizei frei gehalten Die Stufen fuhren direkt zur Nablus Road wo auch das deutsche Pilgerhaus Paulus Haus mit der Schmidt Schule steht Fruher befanden sich in diesem Bereich auch die Sammeltaxis zu den Palastinensergebieten Nach Errichtung der Sperranlagen wurden diese aus der Stadt verbannt und durch Busse ersetzt die ihren Sammelplatz weiter nordlich beim Gartengrab erhalten haben Literatur BearbeitenCaroline Arnould Les arcs romains de Jerusalem Architecture decor et urbanisme Vandenhoeck amp Ruprecht 1997 ISBN 978 3 525 53910 1 Robert W Hamilton Excavations Against the North Wall of Jerusalem 1937 38 In Quarterly of the Department of Antiquities in Palestine Band 10 1940 S 1 57 John B Hennessy Preliminary Report on Excavations at the Damascus Gate Jerusalem 1964 6 In Levant Band 2 1970 S 22 27 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 50170 2 Menahem Magen Excavations at the Damascus Gate 1979 1984 In Hillel Geva Hrsg Ancient Jerusalem Revealed Israel Exploration Society Jerusalem 1996 ISBN 965 221 021 8 S 281 286 Menahem Magen Recording Roman Jerusalem The entry beneath Damascus Gate In Biblical Archaeology Review 15 3 1988 S 48 56 G J Wightman The Damascus Gate Jerusalem excavations by C M Bennett and J B Hennessy at the Damascus Gate Jerusalem 1964 66 British Archaeological Reports International Series Band 519 Oxford 1989 ISBN 978 0 86054 660 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Damaskustor Album mit Bildern Videos und Audiodateien Archaeological Sites in Israel Jerusalem The Northern Gate of Aelia Capitolina Israel Ministry of Foreign AffairsEinzelnachweise Bearbeiten Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 105 f Shlomit Weksler Bdolah Aelia Capitolina Jerusalem in the Roman Period In Light of Archaeological Research Brill Leiden 2019 S 61 f Riccardo Lufrani The Saint Etienne Compound Hypogea Jerusalem Geological architectural and archaeological characteristics A comparative study and dating Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2019 S 125 Shlomit Weksler Bdolah Aelia Capitolina Jerusalem in the Roman Period In Light of Archaeological Research Brill Leiden 2019 S 60 f Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 110 f Hannah M Cotton Corpus Inscriptionum Iudaeae Palaestinae a multi lingual corpus of the inscriptions from Alexander to Muhammad Band 1 2 Jerusalem Walter de Gruyter Berlin 2012 Nr 728 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 111 Shlomit Weksler Bdolah Aelia Capitolina Jerusalem in the Roman Period In Light of Archaeological Research Brill Leiden 2019 S 63 Anm 39 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 106f 110 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 106f 107 f Max van Berchem Materiaux pour un Corpus Inscriptionum Arabicarum Band I 1 Syrie du Sud Jerusalem ville Kairo 1922 S 437 Nr 119 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 108 f John B Hennessy Preliminary Report on Excavations at the Damascus Gate Jerusalem 1964 6 1970 S 22 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 108 31 781619444444 35 230205555556 Koordinaten 31 46 53 8 N 35 13 48 7 O Tore der Jerusalemer Altstadt Damaskustor Herodestor Lowentor Goldenes Tor Dungtor Zionstor Jaffator Neues Tor Normdaten Geografikum GND 4727513 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Damaskustor amp oldid 231044324