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Dieser Artikel behandelt Ort in Jordanien Zum Ort in Zypern siehe Gerasa Zypern Gerasa oder Jerasch arabisch جرش Dscharasch DMG Ǧaras auch Jarash und Jerash liegt im Norden Jordaniens und etwa 40 Kilometer nordlich von Amman Die antike Stadt Gerasa war Teil der sogenannten Dekapolis die gut erhaltenen Ruinen sind heute eine Touristenattraktion Die moderne Stadt hat etwa 40 000 Einwohner und ist Verwaltungszentrum des Gouvernement Dscharasch Ovales Forum Gerasa Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baudenkmaler 2 1 Hadriansbogen 2 2 Ovales Forum 2 3 Jupiter Tempel 2 4 Nymphaum 2 5 Sudtheater 2 6 Artemis Tempel 2 7 Stadtmauer 2 8 Weitere Bauwerke 3 Biblische Erwahnung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErste Spuren menschlicher Besiedlung in Gerasa stammen aus dem 6 Jahrtausend v Chr Es sind bronzezeitliche und eisenzeitliche Spuren erhalten Aus diesen Zeiten stammt auch der Name Gerasa 1 Wahrscheinlich gehorte der Ort spater zum Nordreich Israel Die bis ins 1 nachchristliche Jahrhundert unbedeutende Stadt erlebte unter romischer Herrschaft und unter dem romischen Frieden einen schnellen Aufstieg Sie wurde 64 v Chr Teil der Provinz Syria und Mitglied der Dekapolis 2 und machte als Handelsstadt zunehmend dem alteren Petra Konkurrenz Ihre Einwohner gewannen Erz in den nahen Adschlun Bergen Ab der Mitte des ersten Jahrhunderts fuhrte dieser Aufschwung zu reger Bautatigkeit und einer reichen auch heute noch beeindruckenden Fulle von Baudenkmalern nbsp Karte von Gerasa nbsp Die Ruinen der antiken Stadt vor der modernen StadtIm Jahr 106 n Chr wurde Gerasa Teil der neuen romischen Provinz Arabia Petraea In den folgenden Jahrzehnten fuhrten die romischen Expansionskriege in Vorderasien zu einem weiteren Bedeutungsgewinn es entstanden gut ausgebaute Strassen nach Pella Philadelphia Dion und zur Provinzhauptstadt Bos t ra Kaiser Hadrian stattete der Stadt im Winter 129 130 einen Besuch ab In der Spatantike anderte sich die politische Situation in der Region grundlegend und die Stadt verlor an Bedeutung Dennoch blieb die Oberschicht wohlhabend In diese Zeit fallt auch die Durchsetzung des Christentums und der Bau vieler Kirchen in der Stadt Gerasa hatte einen eigenen Bischof noch heute ist es ein Titularbistum Bischof Placcus oder Plancus nahm 451 am Konzil von Chalcedon teil Zwischen 613 und 630 beherrschten die Sassaniden den Ort Bald nach 636 fiel die Stadt dann an die muslimischen Araber Nach einem Erdbeben im Jahr 658 wurde die sogenannte Kathedrale von Gerasa aufgegeben Die danach wieder instandgesetzte Portikus uberliess man ab der ersten Halfte des 8 Jahrhunderts sich selbst zeitweise wurde der Bereich als Deponie verwendet Ein erneutes Erdbeben 749 fuhrte zum Einsturz des Baus 3 Das Erdbeben von 749 hatte wie fur die gesamte Region auch fur Gerasa verheerende Folgen Allerdings zeigen jungere Forschungen dass es nicht zu einem abrupten Siedlungsabbruch kam sondern eher eine langere Phase des Niedergangs einsetzte In der Kreuzfahrerzeit scheint Gerasa unbewohnt geblieben zu sein Fulcher von Chartres und Wilhelm von Tyrus erwahnen allerdings eine Episode wonach im Jahr 1121 Konig Balduin II eine Festung in Gerasa einnahm und anschliessend zerstorte die erst im Jahr zuvor durch Tughtigin den Atabeg von Damaskus erbaut worden war Diese Festung ist bisher archaologisch nicht nachweisbar Aus ayyubidisch mamlukischer Zeit ist ebenfalls Bebauung nachweisbar Bereits zu Beginn des 13 Jahrhunderts ist die Stadt nach Angaben des Yaqut al Ḥamawi aber vollig verlassen Gegen Ende des 19 Jahrhunderts wurden auch in Gerasa Tscherkessen angesiedelt womit die neuzeitliche Wiederbesiedlung des Ortes beginnt Aus Gerasa stammen u a Schimon bar Giora und Nikomachos von Gerasa Baudenkmaler BearbeitenHadriansbogen Bearbeiten Hauptartikel Hadriansbogen Gerasa nbsp Rekonstruierter Triumphbogen im Jahr 2008 nbsp Triumphbogen zu Ehren Kaiser Hadrians zwischen 1898 und 1914 Das Bogenmonument wurde im Winter 129 130 zu Ehren des Kaisers Hadrian erbaut der damals die Stadt besuchte Es befand sich ausserhalb des antiken Gerasa Ursprunglich sollte der Bogen vielleicht als neues Stadttor dienen denn einer Inschrift zufolge wollte Hadrian ein ganzes Stadtviertel an dieser Stelle grunden Allerdings fiel dieses Bauvorhaben offenbar einer Wirtschaftskrise zum Opfer Nach Restaurierungsarbeiten die etwa von 2003 bis 2008 teilweise mit den Originalsteinen ausgefuhrt wurden ragt das dreiteilige Tor wieder mit der ursprunglichen Hohe von 21 Metern empor bei einer Gesamtbreite von uber 25 Metern Ovales Forum Bearbeiten Das ovale Forum liegt zu Fussen des Jupitertempels Seine Masse betragen 90 80 Meter Das Oval ist mit Kolonnaden gesaumt Der Platz wurde strategisch gewahlt er uberdeckt eine naturliche Senke Um diese auszugleichen wurde das Forum auf 6 bis 8 Meter hohem Unterbau errichtet Der birnenformige Umriss ist dabei untypisch fur ein romisches Forum da die Romer regelmassigere Formen bevorzugten Nach der Meinung vieler Archaologen ist das Forum oval um den Zeustempel mit dem romischen Teil der Stadt auf einer Nord Sud Achse zu verbinden Der Zweck des ovalen Marktplatzes bleibt jedoch umstritten entweder handelte es sich um einen Handelsplatz oder um einen Opferplatz nbsp Jupiter Tempel nbsp Nymphaum nbsp Das Nordtheater 165 n Chr mit ca 800 Platzen nbsp Sudtheater Gerasa nbsp Artemis TempelJupiter Tempel Bearbeiten Der Jupiter Tempel wurde oberhalb des ovalen Forums auf einem gewaltigen Tonnengewolbe errichtet Der gesamte Hang wurde kunstlich gestaltet um den Jupitertempel an dieser Stelle errichten zu konnen Sein Gelande hatte schon zuvor als Heiligtum verschiedener Gottheiten gedient Hochstwahrscheinlich war auf dem Gelande in hellenistischer Zeit ein Zeustempel errichtet worden Ein Indiz dafur ist dass der Jupitertempel von seiner Lage her nicht in einen typisch romischen Stadtplan passt Die Ruinen die heute noch zu sehen sind stammen aus dem 2 Jahrhundert n Chr Die Tempelmauern von denen heute noch Teile stehen sind etwa 10 Meter hoch Der Tempelbau selbst ruhte auf einem Podest von 41 Metern Lange und 28 Metern Breite Der syro nabataischen Bauweise folgend fuhrte eine Treppe auf das Dach der Cella Ursprunglich war das Allerheiligste von 38 Saulen umgeben von denen heute noch drei original stehen Weitere Saulen wurden im Rahmen des Restaurierungsprogrammes der Jordanischen Antikenverwaltung wieder aufgerichtet Nymphaum Bearbeiten Das prachtige 22 Meter breite Nymphaum stammt ebenfalls aus dem 2 Jahrhundert Das den Wassernymphen geweihte zweigeschossige Heiligtum ist eines der besterhaltenen Gebaude des antiken Gerasa Das untere Stockwerk des Nymphaums war mit Marmor verkleidet Das obere war mit Fresken verziert die zum Teil noch erkennbar sind Auffallig ist die Dachkonstruktion eine Halbkuppel mit gesprengtem Giebel die sich uber einem grossen Prachtbrunnen wolbt Die Brunnenfassade wurde in Nischen unterteilt in denen sich Statuen befanden Einige Statuen hielten grosse Behalter aus denen sich Wasser in das Bassin des Prachtbrunnens ergoss Ein komplexes Leitungssystem fuhrte das Wasser aus der Umgebung heran Sudtheater Bearbeiten Das Sudtheater entstand etwa 90 bis 92 n Chr Es verfugte uber 32 Sitzreihen in denen bis zu 5000 Zuschauer Platz fanden Das Theater ist westlich des Jupiter Tempels in den Hang gebaut der obere Rang wurde uber Tonnengewolbe aufgesetzt Die Buhne ist klassisch romisch gestaltet und verfugt uber zwei seitliche Bogentore sowie drei Kulissenzugange Die Zuschauer wurden nicht von Sonnenlicht geblendet da das Theater nach Norden ausgerichtet war Artemis Tempel Bearbeiten Der aus dem 2 Jahrhundert n Chr stammende Artemis Tempel war mit den Ausmassen seiner Umfassungsmauer von 160 120 Metern besonders imposant und sicherlich eines der wichtigsten Bauwerke der Stadt Die Pilger naherten sich dem Tempel uber eine Prozessionsstrasse und treppe die aus der Stadt hinauffuhrt Von den einstmals 32 Saulen des Tempels sind elf aufrechterhalten davon tragen neun noch ihre korinthischen Kapitelle und ragen damit 13 Meter hoch auf Die Cella selbst mass 23 40 Meter Stadtmauer Bearbeiten Die spatantike Stadtmauer ist in ihrem Verlauf fast vollstandig erhalten Sie umgibt das rund 90 Hektar grosse antike Stadtgebiet von dem gut die Halfte in einer archaologischen Schutzzone liegt der restliche Teil ist durch die moderne Stadt Jerash uberbaut Beim Anfang 2015 begonnenen Bau einer neuen Strasse auf der Westseite des alten Gerasa wurden Teile der Stadtmauer schwer beschadigt und ein Mauerabschnitt einschliesslich eines antiken Turmes bis auf die Grundmauern zerstort 4 Weitere Bauwerke Bearbeiten Der Cardo Maximus aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert eine 800 Meter lange gepflasterte Hauptstrasse zwischen dem Marktplatz und dem nordlichen Stadttor erbaut 115 Sie war von einem Saulengang gesaumt von dem heute noch 500 Saulen erhalten sind Das Nordtheater mit ca 800 Platzen nbsp Kirche St Cosmas und DamianZahlreiche spatantike Kirchen vor allem aus der Zeit Kaiser Justinians 527 bis 565 mit teilweise gut erhaltenen Mosaikboden Die sogenannte Kathedrale eine dreischiffige Saulenbasilika aus dem spaten 4 Jahrhundert Die Theodosiuskirche Basilika mit hohen korinthischen Saulen 494 496 Prokopioskirche um 526 527 Georgskirche von 529 Synagogenkirche um 530 531 zur Kirche umgebaute Synagoge Johanneskirche von 531 ein Rundbau mit ca 24 30 Metern St Cosmas und Damian um 533 mit besonders schonem Mosaikboden Peter und Paul Kirche Saulenbasilika um 540 daneben Gedachtniskirche Hallenkirche Propylaenkirche um 560 Kirche des Bischofs Genesius von 611Biblische Erwahnung BearbeitenNach dem Markusevangelium 5 1 EU und dem Lukasevangelium 8 26 EU heilte Jesus in der Gegend von Gerasa einen von vielen Damonen besessenen Menschen der in Grabhohlen lebte Die Damonen fuhren in eine Herde Saue die sich daraufhin in den nahen See Genezareth sturzten und ertranken Dass die Evangelisten irrtumlicherweise Gerasa am Ufer des See Genezareth lokalisieren wird in der Wissenschaft als Indiz schlechter Ortskenntnis der Verfasser gewertet die also wahrscheinlich nicht aus Palastina stammten Schon fruh korrigierten Handschriften diese Ortsangabe und boten einige Varianten unter anderem das heute unbekannte Gergesa Der Evangelist Matthaus Kap 8 28 lokalisiert die Erzahlung hingegen in die Gegend von Gadara sudostlich des Sees Genezareth Literatur BearbeitenS Applebaum A Segal Gerasa In E Stern Hrsg The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land II New York u a 1993 S 470 479 A R Bellinger Coins from Jerash 1928 1934 Numismatic Notes and Monographs Band 81 The American Numismatic Society New York 1938 Immanuel Benzinger Gerasa 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VII 1 Stuttgart 1910 Sp 1242 1244 I Browning Jerash and the Decapolis London 1982 ISBN 0 7011 2591 8 John Winter Crowfoot Churches at Jerash A Preliminary Report on the Joint Yale British School Expeditions to Jerash 1928 1930 London 1931 Adolf Hoffmann Susanne Kerner Hrsg Gadara Gerasa und die Dekapolis Zabern Mainz 2002 ISBN 3 8053 2687 4 Antike Welt Sonderheft Zaberns Bildbande zur Archaologie David Kennedy Gerasa and the Decapolis A virtual island in northwest Jordan London 2007 ISBN 978 0 7156 3567 4 R G Khoury Jerash A Frontier City of the Roman East London New York 1986 ISBN 0 582 78384 4 C H Kraeling Gerasa City of the Decapolis An account embodying the record of a joint excavation conducted by Yale University and the British School of Archaeology in Jerusalem 1928 1930 and Yale University and the American Schools of Oriental Research 1930 1931 New Haven 1938 Achim Lichtenberger Rubina Raja Ǧeras in the Middle Islamic Period Connecting Texts and Archaeology through New Evidence from the Northwest Quarter In Zeitschrift des Deutschen Palastina Vereins 132 2016 S 63 81 Tafeln 7 10 Frank Rainer Scheck Jordanien Volker und Kulturen zwischen Jordan und Rotem Meer 5 Auflage Dumont Ostfildern 2010 ISBN 978 3 7701 3979 8 S 104 137 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gerasa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Photos von Gerasa und Petra Fotografien zu baulichen Details engl Webseite des Danish Jordanian Islamic Jarash ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Baedeker Jordanien ISBN 978 3 8297 1153 1 S 186 187 Lichtenberger Achim Kulte und Kultur der Dekapolis Untersuchungen zu numismatischen archaologischen und epigraphischen Zeugnissen Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISBN 978 3 447 04806 4 Ina Eichner Vasiliki Tsamakda Syrien und seine Nachbarn von der Spatantike bis in die islamische Zeit Spatantike Fruhes Christentum Byzanz Reichert Wiesbaden 2009 Online S 1027 1028 PDF abgerufen am 19 Dezember 2011 Rubina Raja Achim Lichtenberger Aus der Traum vom Kulturerbe Ein Strassenbau zerstort Teile der antiken Stadtmauer von Jerash in Jordanien In Frankfurter Allgemeine Zeitungvom 8 April 2015 S 12 Dekapolis Damaskus Dion Gadara Gerasa Hippos Kanatha Pella Philadelphia Raphana Skythopolis 32 28083 35 89173 Koordinaten 32 17 N 35 54 O Normdaten Geografikum GND 4252413 1 lobid OGND AKS VIAF 239547357 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerasa amp oldid 230639850