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Die Versuchszuge A bis F waren Triebwagenzuge die die Deutsche Reichsbahn 1922 fur die Elektrifizierung der Berliner Stadt Ring und Vorortbahnen beschaffte Die Zuge wiesen untereinander verschiedene Raumaufteilungen auf die die Reichsbahn fur den Planbetrieb erproben wollte In der Grundkonzeption waren die Zuge hingegen weitgehend identisch Am 8 August 1924 lauteten sie den elektrischen Betrieb auf der spateren Berliner S Bahn ein Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Konstruktion 2 1 Baugrundsatze 2 2 Mechanischer Teil 2 3 Innenraum 2 4 Zugsteuerung 3 Einsatz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenWagennummern 1 Zug Hersteller mech Wagen Nr ab 1922 Wagen Nr ab 1924 Wagen Nr ab 1930 A WUMAG Tw 12001 12004 2051 2054 3001 3004Bw 12501 12506 5051 5056 6001 6006B Uerdingen Tw 12101 12104 2071 2074 3005 3008Bw 12601 12606 5081 5086 6007 6012C vdZ Tw 12201 12204 2055 2058 3009 3012Bw 12701 12706 5057 5062 6013 6018D LHW Tw 12301 12304 2059 2062 3013 3016Bw 12801 12806 5063 5068 6019 6024E WUMAG Tw 12401 12404 2063 2066 3017 3020Bw 12901 12906 5069 5075 6025 6030F WUMAG Tw 13001 13004 2067 2070 3021a e 3022a eBw 13501 13506 5075 5080 3021b c d 3022b c dIm Jahr 1913 verabschiedete die preussische Staatsregierung ein Gesetz das den preussischen Staatsbahnen die Mittel zur Elektrifizierung der Berliner Stadt Ring und Vorortbahnen bewilligte Als Stromsystem sollte das heute in Deutschland verwendete System mit 15 Kilovolt 16 2 3 Hertz Wechselspannung und Stromzufuhrung uber die Oberleitung Anwendung finden Als Betriebsmittel war der Einsatz von Triebgestellen und Abteilwagen vorgesehen Der Erste Weltkrieg verzogerte das Vorhaben Bei Wiederaufnahme der Plane fuhrten eine Bestandsaufnahme der bislang durchgefuhrten Massnahmen und neue Wirtschaftlichkeitsberechnungen zu der Entscheidung die Strecken mit 800 Volt Gleichspannung zu elektrifizieren Die Stromzufuhrung sollte uber eine seitlich angebrachte Stromschiene erfolgen 1 2 Vor der Elektrifizierung samtlicher Strecken wollte die 1920 gegrundete Deutsche Reichsbahn Erfahrungen auf einem kleinen Streckennetz hinsichtlich der Stromversorgungsanlagen Betriebsfuhrung und der Fahrgestaltung sammeln Die Wahl fiel auf die vom Stettiner Bahnhof ausgehenden Vorortstrecken nach Bernau Oranienburg und Velten da diese uberwiegend vom Fern und Guterverkehr unabhangige Gleispaare aufwiesen Die Reichsbahn gab zunachst sechs Zuge in Auftrag die anstelle der Dampfzuge in den vorhandenen Fahrplanen verkehren sollten Sie sollten Aufschluss daruber geben welche Fahrzeugvariante fur einen raschen Fahrgastwechsel kurze Bahnsteigaufenthalte und somit eine kurze Reisezeit am geeignetsten war 1 Konstruktion BearbeitenBaugrundsatze Bearbeiten Allen Zugen gemein war die Aufteilung in vier langere Triebwagen und sechs kurzere Beiwagen Je zwei Triebwagen mit drei dazwischen gekuppelten Beiwagen bildeten die kleinste Halbzug genannte Einheit Die Triebwagen hatten an den mit Fuhrerstand versehenen Enden eine Willison Kupplung Trieb und Beiwagen untereinander waren kurzgekuppelt Die Triebwagen waren mit zwei Drehgestellen ausgestattet von denen das vordere angetrieben war Die Beiwagen waren mit zwei am Untergestell befestigten Laufachsen versehen Eine Ausnahme bildete der Versuchszug F bei dem die Wagen eines Halbzuges mit Jakobs Drehgestellen verbunden waren Ein Halbzug wies daher zwei Achsen weniger auf und war gegenuber den anderen Versuchszugen um acht Tonnen leichter 1 Mechanischer Teil Bearbeiten Die an den drei Versuchsstrecken gelegenen Bahnsteige wiesen durchgehend eine Bahnsteighohe von 760 Millimetern uber Schienenoberkante auf sodass die Wagen bei einer vorgesehenen Fussbodenhohe von 1000 Millimetern uber Schienenoberkante auf Trittstufen verzichtet werden konnte Dadurch konnte das Fahrzeugbegrenzungsprofil im unteren Bereich voll ausgenutzt werden Durch den Einbau von Schiebeturen waren zudem die Reisenden an den Bahnsteigen durch vorzeitiges Offnen der Turen nicht mehr gefahrdet Die fur die Triebwagen gewahlte Achsfolge Bo 2 hatte jedoch wesentliche Auswirkungen auf die Konstruktion der Fahrzeuge Um das gestellte Fahrprogramm zu erfullen ergaben die Berechnungen dass bei Verwendung nur eines angetriebenen Drehgestells je Triebwagen der Triebraddurchmesser bei 1000 Millimetern liegen musste der Durchmesser der Laufachsen konnte auf 850 Millimeter festgelegt werden Dadurch mussten die Langstrager im Bereich des Triebdrehgestells gekropft werden damit der Wagenboden in diesem Teil auf 1250 Millimeter erhoht werden konnte Das uber dem Drehgestell angeordnete Abteil war dadurch vom ubrigen Fahrgastraum getrennt und damit schlechter zu erreichen Der Hohenunterschied gegenuber der Bahnsteigkante bedingte dadurch wiederum den Einbau von Trittstufen sodass die Wagenkasten sich zum Fuhrerstandsende hin verjungten Die Zugfuhrer mussten sich daher bei der Abfertigung der Zuge weit aus dem Fuhrerstand herauslehnen was die Aufenthaltszeiten auf den Bahnhofen verlangerte Eine weitere Folge in der gewahlten Achsanordnung betraf die Lange von Trieb und Beiwagen Um die notige Mindestreibungsmasse zu erreichen mussten die Triebwagen etwa 20 Meter lang sein In Anbetracht der vorhandenen Bahnsteiglangen ergab sich dadurch fur die Beiwagen eine Gesamtlange von rund 30 Metern Eine einheitliche Bauweise von Trieb und Beiwagen war dadurch ausgeschlossen 1 2 Innenraum Bearbeiten Anders als die bislang auf der Stadtbahn eingesetzten Fahrzeuge waren die Versuchszuge nicht als Abteilwagen mit zum Teil bis zur Decke gezogenen Trennwanden ausgestaltet Fur die Versuchszuge A B D und F wurde die Bestuhlung von 4 0 in 2 2 mit dazwischen liegendem Mittelgang geandert Im Zug C wurde die 4 0 Bestuhlung beibehalten aber die Banke wie bei den Versuchstriebwagen 531 und 532 versetzt mit gegenuber liegender Tur angeordnet Im Zug E wurden ahnlich wie bei der Berliner Hoch und Untergrundbahn Langsbanke eingebaut Die hinter dem Fuhrerstand gelegenen Abteile waren vom ubrigen Fahrgastraum getrennt und wiesen zwei Langsbanke sowie eine Querbank an der Trennwand auf Die Triebwagen fuhrten allesamt die 3 Klasse die Beiwagen fuhrten die 2 oder 3 Klasse Drei Beiwagen waren gemischte Wagen der 2 und 3 Klasse Raucher und Nichtraucherabteile verteilten sich uber den gesamten Zug Bei der Innenraumbeleuchtung wurde die in den Lichterfelder Triebwagen erprobte Beleuchtung angewandt Die Lampenspannung betrug 110 Volt wobei durch Reihenschaltung mehrerer Lampen eine direkte Speisung aus der Stromschiene ermoglicht wurde Jeder Lampenkorper hatte zwei Gluhlampen die zu vier Stromkreisen im Trieb und zwei Stromkreisen im Beiwagen geschaltet wurden 1 2 Zugsteuerung Bearbeiten Motortypen Hersteller Typ Anzahl TwWASSEG GBM 1620 9 TwBMS BMS 80 6 TwBMS GBR 132 725 5 TwPoge Poge 2 TwDas grosste Augenmerk wurde auf die elektrische Zugsteuerung gelegt Die Reichsbahn beauftragte zwei Firmengruppen mit der Ausarbeitung der elektrischen Komponente Zum einen war dies das von Siemens Schuckertwerke SSW und der AEG gebildete Konsortium WASSEG zum anderen das von den Bergmann Elektrizitatswerken und Maffei Schwartzkopff Werken gebildete Konsortium BMS Beide Firmengruppen bekamen die Auflage ihre Varianten so abzustimmen dass sie ohne Einschrankungen im Zugverband fahren konnten Ansonsten wurde den Firmen weitgehend Freiraum uberlassen Dennoch arbeiteten beide Gruppen eng miteinander Im Ergebnis wurden vier verschiedene Motortypen in Tatzlagerbauart mit je 170 Kilowatt Stundenleistung konstruiert Fur zwei Triebwagen liegen keine Details vor 1 2 Die Zugsteuerung hatte die Aufgabe die einzelnen Widerstande vor beziehungsweise abzuschalten zu gruppieren und den Fahrtrichtungswechsel durchzufuhren Durch wahlweise Schaltungen sollte es dem Triebfahrzeugfuhrer ermoglicht werden unterschiedlich schnell anzufahren oder in Schrittgeschwindigkeit zu rangieren Eine Schutzsteuerung mit Stufenfahrschalter hatte dies auch ermoglicht schied aber wegen der individuellen Bedienung jedes Triebfahrzeugfuhrers und damit unterschiedlichem Fahrverhalten fur den Versuchsbetrieb aus Beide Firmengruppen entwickelten daher eine elektropneumatische Schaltwalzensteuerung bei der der Triebfahrzeugfuhrer eine Stellung mittels Fahrschalterkurbel auswahlt Das Schaltwerk schaltete daraufhin abhangig vom Motorstrom so weiter dass Unterwerk und Zugeinrichtungen nicht uberlastet wurden und ein Schleudern der Triebachsen vermieden wurde Die Kurbel war mit einer Totmanneinrichtung versehen Das Weiterschalten der Schaltwalze basierte auf dem Prinzip des Reihenschlussmotors In Vorwartsrichtung konnten funf Schaltstellungen als Dauerfahrstufen angewahlt werden 1 Stellung 1 Rangierstufe Schaltwalzenstellung 1 Stellung 2 Reihenschaltung der Fahrmotoren alle Widerstande abgeschaltet Schaltwalzenstellung 6 Stellung 3 Reihenschaltung der Fahrmotoren mit Feldschwachung Schaltwalzenstellung 9 Stellung 4 Parallelschaltung der Fahrmotoren alle Widerstande abgeschaltet Schaltwalzenstellung 12 Stellung 5 Parallelschaltung der Fahrmotoren mit Feldschwachung Schaltwalzenstellung 15Die Antriebsvorrichtung bei WASSEG war eine durch Druckluftkolben betatigte Zahnstange bei BMS ein Klinkwerk Das Fortschaltrelais wurde mit einem stetig regelbaren Widerstand ausgerustet wodurch die Anfahrbeschleunigung verandert werden konnte Dies diente zur Ermittlung der gunstigsten Anfahrbeschleunigung Als Festwerte waren 0 3 und 0 5 Meter je Quadratsekunde vorgegeben Schaltwerk und Klinkwerk waren bei den BMS Motoren verschiedene Apparate die uber eine Kupplung miteinander verbunden waren Die Antriebsvorrichtung der WASSEG Motoren waren dagegen im Schaltwerk eingebaut Weitere Bauteile wie Fahrtwender Hauptschutz und Uberstromrelais waren je nach Motortyp unterschiedlich gebaut Das gleichzeitige Einschalten mehrerer Triebwagen erfolgte uber Steuerleitungen die manuell zu kuppeln waren Die Leitungen dienten gleichzeitig zur Ansteuerung der Druckluftbremse vom fuhrenden Triebwagen aus 1 Einsatz BearbeitenDie einzelnen Wagenbaufirmen lieferten die Zuge ab Werk ohne elektrische Ausrustung da diese infolge der spaten Entscheidung zugunsten der Gleichspannung nicht rechtzeitig geliefert werden konnte Die Zuge wurden daher im Zugverband mit Dampflokomotiven auf der Stadtbahn erprobt Im Jahr 1924 baute das Reichsbahnausbesserungswerk Berlin Tempelhof die elektrischen Apparate und Kabel in die Wagen ein Ende Mai 1924 begannen die ersten Probefahrten die auch dazu dienten das Dampflokpersonal auf die neuen Fahrzeuge umzuschulen Am 8 August 1924 konnte der elektrische Betrieb auf der Strecke vom Stettiner Vorortbahnhof nach Bernau aufgenommen werden Die elektrischen Zuge fuhren zunachst nach dem Fahrplan der Dampfzuge da eine vollstandige Umstellung der Strecke noch nicht moglich war 1 Um diese kurzfristig zu bewerkstelligen bestellte die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft noch vor Auswertung der Versuchsfahrten weitere 34 Halbzuge die im wagenbaulichen Teil an den Versuchszug A angelehnt waren 3 Die Wagen der spateren Baureihe ET EB 169 waren daher zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme bereits uberholt 4 Vom Versuchszug F wurden zunachst nur zwei Endwagen gebaut Nachdem die Testfahrten mit diesen befriedigten wurden die ubrigen Wagen konstruiert und die beiden Halbzuge zusammengestellt Die Probefahrten erfolgten teils mit Geschwindigkeiten uber 100 Kilometer je Stunde wobei keine Mangel hinsichtlich der Laufeigenschaften auftraten Die Verwendung von Jakobs Drehgestellen hatte zur Folge dass eine Trennung der einzelnen Wagen zeitaufwandig und teurer ausfiel als bei den ubrigen Zugen Auch war ein spaterer Einbau eines Fahrmotors im zweiten Drehgestell nachtraglich nicht zu realisieren weshalb das Konzept nicht zur Anwendung kam 1 2 Die Wagen der einzelnen Zuge liefen anfangs typenrein ab 1924 wurden die Wagen untereinander ausgetauscht Ein Grund konnte die unzweckmassige Sitzplatzanordnung in den Zugen C und E gewesen sein die nicht auf einen Zug konzentriert werden sollte Die Versuchszuge blieben bis zu ihrer Ausmusterung 1933 34 auf den drei nordlichen Vorortstrecken im Einsatz Die Untersuchungen erfolgten anfangs im RAW Berlin Tempelhof ab 1927 im RAW Berlin Schoneweide Die letzten Untersuchungen fanden 1930 31 statt Die Laufleistung der einzelnen Zuge betrug danach bis zur Ausmusterung weniger als 3000 Kilometer 1 Ein Triebwagen des Versuchszugs C diente nach seiner Ausmusterung noch als Gartenlaube 1 Er wurde 1988 verschrottet 5 Zusammenstellung der Zuge ab 1924 1 Halbzug Wagen Nr ab 1924 Versuchszug Wagenklasse Ausmusterung BemerkungenTw Bw Bw Bw Tw1 2051A3 5054A3 5073E3 5056A2 2053A3 25 10 1933 Tw 2051 ab 11 03 30 im Zug2 2052Ak A 5072Bk A 5052Ak A 5051Ak A 2054Ak A 00 00 19333 2066E3 5081B3 5082B2 5083B2 3 2072B3 18 12 1933 Zusammenstellung am 05 06 19264 2071B3 5062C3 5085B2 5086B2 3 2074B3 07 03 1934 Tw 2074 wg Schaden 1927 mehrmals im RAW Berlin Tempelhof moglicherweise andere Reihung5 2055C3 5071E3 5058C3 5059C2 2057C3 23 11 19336 2056C3 5060C3 5070E2 3 5084B2 2058C3 04 10 19337 2059D3 5074E3 5064D2 5067D3 2062D3 29 12 1933 Tw 2062 ab 24 01 1929 im Zug vorher im Halbzug 88 2061D3 5069E3 5063D2 5065D3 2060D3 07 03 1934 Tw 2060 ab 20 04 1929 im Zug vorher im Halbzug 79 2065E3 5053A3 5055A3 5068D2 2073B3 29 12 1933 Vom 14 09 1928 bis 04 03 1929 im RAW Berlin Schoneweide abgestellt10 2063E3 5057C3 5061C3 5066D2 2064E3 21 02 193411 2067F3 5075F3 5076F3 5077F2 2068F3 21 01 193412 2069F3 5078F2 5079F3 5080F3 2070F3 26 01 1934Literatur BearbeitenHans Joachim Hutter Die ersten elektrischen Versuchszuge fur die Berliner S Bahn In Verkehrsgeschichtliche Blatter Heft 4 1984 Weblinks BearbeitenMichael Dittrich Die Versuchszuge A bis F Bauart 1922 In stadtschnellbahn berlin de 26 Oktober 2008 abgerufen am 7 Juli 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n Hans Joachim Hutter Die ersten elektrischen Versuchszuge fur die Berliner S Bahn In Verkehrsgeschichtliche Blatter Heft 4 1984 S 75 81 a b c d e Michael Dittrich Die Versuchszuge A bis F Bauart 1922 In stadtschnellbahn berlin de 26 Oktober 2008 abgerufen am 7 Juli 2016 Bernd Neddermeyer Der elektrische Betrieb auf der Berliner S Bahn Band 1 Dampf oder Elektrizitat 1900 bis 1927 VBN Verlag B Neddermeyer Berlin 1999 ISBN 3 933254 05 1 S 103 113 Michael Dittrich Die Baureihe 169 Bauart 1924 Bernau In stadtschnellbahn berlin de 24 Januar 2009 abgerufen am 24 Juli 2016 Fahrzeugdatenbank von www stadtschnellbahn berlin de In stadtschnellbahn berlin de Abgerufen am 24 Juli 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title DR Versuchszuge A bis F amp oldid 233168938