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Die Cryptophyceae von altgriechisch kryptos kryptos deutsch geheim und fykion phykion deutsch Alge sind eine Klasse einzelliger mikroskopisch kleiner Algen die in Suss und Meerwasser vorkommen Die Cryptophyceen bewegen sich mit Hilfe von zwei Geisseln durch das Wasser und konnen rotlich blaulich oder braunlich gefarbt sein 1 Einige Cryptophyceen bilden dickwandige und kugelige Dauerstadien um ungunstige Umweltbedingungen zu uberdauern Cryptophyceen sind eine okologisch sehr wichtige Algengruppe dienen sie doch vielen Protisten als Nahrung Da zu den Cryptophyceen farblose und photosynthetisch aktive Gattungen oder Arten gehoren gibt es botanische und zoologische Klassifizierungen Sie konnen daher auch zoologisch als Cryptomonaden bezeichnet werden Von ihrer Evolutionsgeschichte und ihren daraus resultierenden Verwandtschaften her gehoren sie systematisch jedoch weder zu den Tieren noch zu den Pflanzen nach momentanem Stand des Wissens werden im Reich Plantae sensu Archaeplastida die Glaucophyten Rotalgen und Viridiplantae mit Grunalgen und Landpflanzen zusammengefasst 2 Die nachsten Verwandten der Cryptophyceae sind die meist farblosen und phagotroph lebenden Katablepharidophyta 3 Zusammen bilden sie das Taxon der Cryptophyta CryptophyceaeRhodomonas salinaSystematikKlassifikation LebewesenDomane Eukaryoten Eucaryota ohne Rang Chromalveolataohne Rang CryptophytaKlasse CryptophyceaeWissenschaftlicher NameCryptophyceaePascher 1913 emend Schoenichen 1925Die meisten Cryptophyceen mit Ausnahme der basalen Gattung Goniomonas verfugen uber zwei Zellkerne unterschiedlicher evolutionarer Herkunft und wurden daher fur Evolutionsbiologen interessant Die verschiedenen Zellkompartimente sind hierbei wie eine Matrjoschka ineinander verschachtelt Das ausserste Kompartiment enthalt den eigentlichen Zellkern und das Cytoplasma in dem sich auch die Mitochondrien befinden Das nachstkleinere sogenannte periplastidare Kompartiment enthalt den zweiten stark reduzierten Zellkern Nucleomorph und Starkekorner Das innerste Kompartiment ist das eigentliche Photosynthese Organell der Plastid Da auch Mitochondrien und Plastiden uber eigene Genome Mitogenom Plastom verfugen enthalt eine Cryptophyceen Zelle insgesamt vier Genome Schematischer Zellaufbau 1 kontraktile Vacuole2 Plastid bzw Chloroplast3 Thylakoid4 Augenfleck Stigma 5 Nucleomorph6 Starkekorper Granuli 7 70S Ribosom8 Zellkern Nukleus 9 80S Ribosom10 Flagella11 Zelleinstulpung Invagination 12 Lipid Globuli13 Ejektosome14 Mitochondrium 15 Pyrenoid16 Golgi Apparat17 Endoplasmatisches Reticulum ER 18 ER des komplexen Plastiden ChloroplastenErklart wird die Vielzahl der Genome durch eine sekundare Endosymbiose bei der ein phagotropher Eukaryot einen photosynthetisch aktiven Eukaryoten aufnahm Normalerweise werden aufgenommene Organismen verdaut Bei einer Endosymbiose bleibt die aufgenommene Zelle jedoch erhalten und wandelt sich im Laufe der Zeit in ein unselbststandiges Organell um Nur bei den Chlorarachniophyta und den mit ihnen nicht verwandten Cryptophyceen ging der Zellkern der aufgenommenen Alge nicht verloren Die marine Cryptophycee Guillardia theta wurde als Modellorganismus ausgewahlt um die Genome von Nucleomorph und Plastid zu sequenzieren 4 5 Beide Genomsequenzierungen ergaben dass der Plastid der Cryptophyceen ursprunglich eine Rotalge gewesen sein muss Weitere Belege fur diese Theorie sind die Starkesynthese und die 80S Ribosomen im periplastidaren Raum dem ehemaligen Cytoplasma der aufgenommenen Rotalge und die vier Hullmembranen die den Plastiden umgeben Alle Plastiden die aus einer primaren Endosymbiose stammen die Chloroplasten der Grunalgen und Landpflanzen die Cyanellen der Glaucocystophyten und die Rhodoplasten der Rotalgen werden von nur zwei Hullmembranen abgegrenzt und nicht von drei oder vier komplexe Plastiden Systematik der Cryptophyceae Bearbeiten nbsp Illustration mit verschiedenen Ver tre tern der Cryptophyceen Cryptomonas Chroomonas Hemi selmis Chilomonas farblose Cryptomonas spp nbsp Goniomonas truncata A Schema zeich nung B Mikrophotographie der Pfeil zeigt auf das globulare Ejekti som C Photo der Pfeil zeigt auf die ge streif te Pellicula Balken 5 µm nbsp Cryptomonas paramecium fruher Chilomonas paramecium A Schema zeichnung B Mikrophotographie der Pfeil zeigt auf eine der Geisseln Balken 5 µm Die systematische Einteilung der Cryptophyceen in verschiedene Gattungen erfolgte bisher hauptsachlich aufgrund von morphologischen Merkmalen und der Pigmentierung Eines der wichtigsten Merkmale ist hierbei der Periplast Der Periplast ist eine geschichtete Zellhulle Cryptophyceen bilden keine Zellwand bestehend aus einer inneren und einer ausseren Peri plasten kom ponente aus Proteinen Dazwischen liegt die Plasmamembran der Zelle Beide Peri plasten kom po nenten zeigen sehr feine Strukturierungen Die innere Peri plasten kom ponente kann z B aus polygonalen Platten sich uberlappenden rektangularen Platten oder aus einer durchgehenden Schicht bestehen Die aussere Periplastenkomponente kann sich auch aus Platten oder aus Roset ten schup pen und feinen Fibrillen zusammensetzen Alle Cryptophyceen verfugen uber eine Zelleinstulpung Invagination die mit explosiven Organellen den sog Ejekto oder Ejektisomen ausgekleidet ist Die Offnung dieser Zell ein stulpung kann entweder klein sein mit einem da hin ter liegenden blind endenden Sack Schlund oder langlich gestreckt der Zelleinstulpung folgend Furche Auch Kombinationen aus Furche und Schlund sind moglich Bei einigen Gattungen liegt der Nucleomorph nicht frei im periplastidaren Raum sondern ist in die Pyrenoid Matrix eingebettet raumlich abgetrennt durch die beiden inneren Hullmembranen des Plastiden Von den Phycobilisomen den Lichtsammelkomplexen der Rotalgen und Glaucocystophyceen und Cyanobakterien die ursprunglich drei ver schie dene blaue oder rote Pigmente enthielten blieb bei den Crypto phyceen nur noch das Phycoerythrin ubrig Bei den Crypto phyceen evolvierten aus dem ursprunglich roten Phycoerythrin jedoch sieben verschiedene Phycoerythrin Typen von denen vier blau gefarbt sind und deshalb als Phycocyanine bezeichnet werden obwohl sie mit den echten Phycocyaninen aus den Phycobilisomen nicht direkt verwandt sind Die mikrotubularen Geisselwurzeln mit denen die Geisseln in den Zellen verankert sind weisen ebenfalls Unterschiede auf Aus der Kombination der verschiedenen Merkmale Struktur des Periplasten Form der Zelleinstulpung Position des Nucleomorphs Pigment Typ und Struktur des Geisselwurzelapparatesergeben sich die verschiedenen Gattungen Die Erforschung der Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Cryptophyceen mit Methoden der molekular phylogenetischen Analyse Erstellung von Stamm baumen anhand von DNA Sequenzen ergab jedoch ein wesentlich komplexeres Bild Cryptophyceen sind wahrscheinlich dimorph das heisst sie konnen zwei verschiedene Zelltypen ausbilden Daher wurden wahrscheinlich falschlicherweise mehrfach zwei Zellformen einer Gattung fur zwei verschiedene Gattungen gehalten Sicher nachgewiesen wurde Dimorphismus bei den Gattungen Proteomonas und Cryptomonas 6 7 Auch ein Leukoplast ein farbloser Plastid der die Fahigkeit zur Photosynthese verloren hat ist kein sicheres Merkmal einer eigenstandigen Gattung Die ehemalige Gattung Chilomonas erwies sich als eine farblose Cryptomonas von der ausserdem mindestens drei verschiedene Evolutionslinien innerhalb von Cryptomonas existieren 7 8 Auch die ubrigen Gattungen der Cryptophyceen bedurfen wahrscheinlich einer Uberarbeitung ihrer Systematik 9 10 11 Gattungen der Cryptophyceen nach vorlaufigem Stand der Forschung sind Chroomonas Cryptomonas enthalt die ehemals eigenstandigen Gattungen Campylomonas und Chilomonas Geminigera Goniomonas Guillardia Hanusia Hemiselmis Komma Plagioselmis Proteomonas Rhinomonas Rhodomonas Pyrenomonas Teleaulax 12 13 14 6 15 16 17 7 18 Eine von Tree of Life Web Project vorgeschlagene Taxonomie erganzt um Familien nach AlgaeBase sowie um Falcomonas lautet wie folgt 19 Vertreter mit Plastiden Cryptomonadaceae Cryptomonas Chroomonadaceae Chroomonas Komma und Hemiselmis Chroomonadaceae Falcomonas Pyrenomonadaceae Rhodomonas Rhinomonas Storeatula Geminigeraceae Guillardia Hanusia Geminigeraceae Geminigera Plagioselmis Teleaulax Geminigeraceae Proteomonasbasal Goniomonadidae GoniomonasLiteratur Bearbeiten Karl Heinz Linne von Berg Michael Melkonian et al Der Kosmos Algenfuhrer Die wichtigsten Susswasseralgen im Mikroskop Kosmos Stuttgart 2004 ISBN 3 440 09719 6 Gary W Saunders Max H Hommersand Assessing red algal supraordinal diversity and taxonomy in the context of contemporary systematic data in American Journal of Botany Band 91 Nr 10 Oktober 2004 S 1494 1507 PMID 21652305 doi 10 3732 ajb 91 10 1494 Noriko Okamoto Isao Inouye The Katablepharids are a distant sister group of the Cryptophyta A proposal for Katablepharidophyta divisio nova Kathablepharida phylum novum based on SSU rDNA and beta tubulin phylogeny in Protist Band 156 Nr 2 August 2005 PMID 16171184 doi 10 1016 j protis 2004 12 003 Susan E Douglas Susanne L Penny The plastid genome of the cryptophyte alga Guillardia theta complete sequence and conserved synteny groups confirm its common ancestry with red algae in Journal of Molecular Evolution Band 48 Nr 2 Februar 1999 S 236 244 PMID 9929392 doi 10 1007 pl00006462 Susan Douglas Stefan Zauner Martin Fraunholz Margaret Beaton Susanne Penny Lang Tuo Deng Xiaonan Wu Michael Reith Thomas Cavalier Smith Uwe G Maier The highly reduced genome of an enslaved algal nucleus in Nature Band 410 London 26 April 2001 S 1091 1096 doi 10 1038 35074092 a b David R A Hill Richard Wetherbee Proteomonas sulcata gen et sp nov Cryptophyceae a cryptomonad with two morphologically distinct and alternating forms in Phycologia Band 25 Nr 4 1986 S 521 543 2019 doi 10 2216 i0031 8884 25 4 521 1 a b c Kerstin Hoef Emden Michael Melkonian Revision of the Genus Cryptomonas Cryptophyceae a Combination of Molecular Phylogeny and Morphology Provides Insights into a Long Hidden Dimorphism in Protist Band 154 Nr 3 4 Oktober 2003 doi 10 1078 143446103322454130 Kerstin Hoef Emden Multiple Independent Losses of Photosynthesis and Differing EvolutionaryRates in the GenusCryptomonas Cryptophyceae Combined Phylogenetic Analyses of DNA Sequences of the Nuclear and the Nucleomorph Ribosomal Operons in Journal of Molecular Evolution Band 60 Nr 2 Februar 2005 S 183 195 PMID 15785847 doi 10 1007 s00239 004 0089 5 James A Deane Isabelle M Strachan Gary W Saunders David R A Hill Geoffrey I McFadden Cryptomonad evolution nuclear 18S rDNA phylogeny versus cell morphology and pigmentation in Journal of Phycology Band 38 Nr 6 S 1236 1244 Dezember 2002 doi 10 1046 j 1529 8817 2002 01250 x Kerstin Hoef Emden Birger Marin Michael Melkonian Nuclear and nucleomorph SSU rDNA phylogeny in the Cryptophyta and the evolution of cryptophyte diversity in Journal of Molecular Evolution Band 55 Nr 2 August 2002 S 161 179 PMID 12107593 doi 10 1007 s00239 002 2313 5 Birger Marin Max Klingberg Martin Melkonian Phylogenetic relationships among the Cryptophyta analyses of nuclear encoded SSU rRNA sequences support the monophyly of extant plastid containing lineages in Protist Band 149 Nr 3 September 1998 S 265 276 PMID 23194638 doi 10 1016 S1434 4610 98 70033 1 Epub 13 Juli 2009 James A Deane David R A Hill Steven J Brett Geoffrey I McFadden Hanusia phi gen et sp nov Cryptophyceae Characterization of Cryptomonas sp F in European Journal of Phycology Band 33 Nr 2 1 Mai 1998 S 149 154 doi 10 1080 09670269810001736643 Epub 3 Juni 2010 David R A Hill A revised circumscription of Cryptomonas Cryptophyceae based on an examination of Australian strains in Phycologia Band 30 1991 S 170 188 doi 10 2216 i0031 8884 30 2 170 1 David R A Hill Chroomonas and other blue green cryptomonads in Journal of Phycology Band 27 Nr 1 Februar 1991 S 133 145 Project Taxonomic studies on cryptomonad algae Cryptophyceae doi 10 1111 j 0022 3646 1991 00133 x Epub Oktober 2004 David R A Hill Richard Wetherbee The structure and taxonomy of Rhinomonas pauca gen et sp nov Cryptophyceae in Phycologia Band 27 Nr 3 1988 S 355 365 doi 10 2216 i0031 8884 27 3 355 1 David R A Hill Richard Wetherbee A reappraisal of the genus Rhodomonas Cryptophyceae in Phycologia Band 28 Nr 2 1989 S 143 158 doi 10 2216 i0031 8884 28 2 143 1 David R A Hill Richard Wetherbee Guillardia theta gen et sp nov Cryptophyceae in Canadian Journal of Botany Band 68 Nr 9 1990 S 1873 1876 Project Taxonomic studies on cryptomonad algae Cryptophyceae doi 10 1139 b90 245 ResearchGate Geoffrey I McFadden Paul R Gilson David R A Hill Goniomonas rRNA sequences indicate that this phagotrophic flagellate is a close relative of the host component of cryptomonads in European Journal of Phycology Band 29 Nr 1 1994 S 29 32 doi 10 1080 09670269400650451 Cryptomonads In Tree of Life Project 2 April 2010 abgerufen am 7 Dezember 2021 Weblinks BearbeitenThe Tree of Life Web Project Cryptomonads Kerstin Hoef Emden Cryptophyte Morphology Ecology amp Evolution Universitat Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cryptophyceae amp oldid 234378057