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Als Rhodoplasten werden die besonderen Plastiden der Rotalgen Rhodophyceae bezeichnet Von den Chloroplasten der Viridiplantae oder Chloroplastida unterscheiden sie sich in einigen Merkmalen dienen aber wie diese der photoautotrophen Ernahrung der Alge mit Hilfe von Sonnenlicht Es wird angenommen dass die Rhodoplasten die Chloroplasten und die Muroplasten oder Cyanellen genannten Organellen der Glaukophyten denselben evolutionaren Ursprung haben also homolog zueinander sind Die Unterschiede zwischen ihnen sind also im Laufe der Evolution sekundar entstanden Viele Systematiker und Phycologen sind daher dazu ubergegangen auch die Plastiden der Rotalgen als Chloroplasten zu bezeichnen so dass heute fur sie zwei Namen nebeneinander in Gebrauch sind Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Evolution 3 Quellen 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenRhodoplasten sind meist linsen scheiben oder eiformig konnen aber auch lappig strukturiert etwa in den Gattungen Porphyridium und Rhodella bis sternformig Porphyra variegata oder becherformig sein Selten sind sie zweilappig Rhodosorus oder bandformig Audouinella Sie enthalten als photosynthetisch aktives Pigment Chlorophyll a wahrend Chlorophyll b typisch fur die grunen Chlorophyta und Charophyta unter Einschluss der Landpflanzen und Chlorophyll c typisch fur die photosynthetisch aktiven Vertreter der Chromista oder Stramenopilen oft als Chromophyta zusammengefasst darunter etwa die Braunalgen fehlen Bis vor etwa 10 Jahren dachte man eine weitere dunkleladaptierte Form des Chlorophylls Chlorophyll d ware typisch fur die Rotalgen bis sich herausstellte dass es sich um eine Verunreinigung handelte die von aufwachsenden Cyanobakterien stammt 1 tatsachlich kommt Chlorophyll d wohl bei Rotalgen nicht vor Die charakteristische rote bis purpurne Farbe geht auf akzessorische Pigmente aus der Gruppe der Phycobiline und Phycoerythrine zuruck Mit diesen Pigmenten konnen sie auch gelbgrunes Licht jenseits des Absorptionsmaximums des Chlorophylls nutzen und die gewonnenen Photonen auf dieses ubertragen sogenannte Antennenpigmente Die Phycobiline bilden mit Proteinen komplexe Verbindungen die die sogenannten Phycobilisomen aufbauen Diese kommen bei den Rhodoplasten der Rotalgen und den Cyanobakterien vor auch bei den Muroplasten fehlen aber den Chloroplasten der Viridiplantae sind also in der Evolution der Algen eine Plesiomorphie Die Phycobiline dienen als akzessorische Pigmente des Photosystem II Auch das Photosystem I der Rhodoplasten besitzt akzessorische Pigmente die zu den Xanthophyllen gehorenden Zeaxanthine Der Pigmentkomplex der Rhodoplasten ist demjenigen der Chloroplasten der Viridiplantae bei geringen Lichtstarken uberlegen Einige Rotalgen konnen so noch in Meerestiefen bis fast 270 Meter vorkommen wo die relative Belichtungsstarke nur noch 0 0005 Prozent derjenigen an der Wasseroberflache betragt Er wird aber bei hohen Lichtstarken vom Licht selbst zerstort Das Enzym Ribulose 1 5 bisphosphat carboxylase oxygenase abgekurzt RuBisCO ein Schlusselenzym der Photosynthese besteht wie bei den Viridiplantae aus acht grossen und acht kleinen Untereinheiten anders als bei diesen wird es aber ausschliesslich vom eigenen Genom des Plastiden kodiert Als Speicherstoff wird eine besondere Form der Starke die sogenannte Florideenstarke produziert Rhodoplasten der Rotalgen sind wie alle primaren Chloroplasten nur von zwei Zellmembranen umgeben Die Membransysteme in denen die Lichtreaktion stattfindet die Thylakoide sind anders aufgebaut als in den Chloroplasten der Viridiplantae sie bilden keine geldrollen artigen Stapel von scheibenartigen Strukturen aus sondern liegen einzeln mit gleichmassigen Abstanden zueinander vor In parasitischen Linien der Rotalgen die farblos sind sind die Thylakoide weitgehend reduziert die Rhodoplasten selbst kommen aber noch vor Evolution BearbeitenDie Ahnlichkeit der Plastiden zu den frei lebenden Cyanobakterien veranlasste den Botaniker Konstantin Sergejewitsch Mereschkowski zu der Hypothese die Plastiden gingen auf die Aufnahme eines Cyanobakteriums in eine eukaryotische Zelle vermutlich durch Phagocytose zuruck bei der das Cyanobakterium erhalten blieb Im Laufe der Zeit habe sich die Lebensgemeinschaft zu beiderseitigem Nutzen so verfestigt dass das Cyanobakterium als Organelle zu einem Bestandteil seiner Wirtszelle wurde Diese sogenannte Endosymbiontentheorie ist von der Forschung bestatigt worden Dabei erwies es sich unerwarteterweise dass die primare Aufnahme offenbar nur ein einziges Mal 2 bereits vor 1 5 Milliarden Jahren im Archaikum erfolgt ist Die Plastiden der Rotalgen der grunen Pflanzen und der Glaukophyten gehen also vermutlich alle auf denselben Endosymbionten zuruck 3 Die Aufnahme war offenbar ein evolutionar unwahrscheinliches Ereignis das nur bei einem synchronen Ausfall mehrerer Gene Erfolg haben konnte 4 Die Verwandtschaft des Cyanobakteriums das zum Plastiden wurde ist bis heute umstritten moglicherweise war es ein Verwandter der rezenten Gattung Gloeomargarita die im Susswasser lebt 5 Im Zuge der Evolution haben die Plastiden die meisten ihrer ursprunglichen Gene verloren diese wurden bei Kopierfehlern als Mutation in das Kerngenom integriert so dass heutige Plastiden nur noch etwa 10 Prozent ihrer ursprunglichen Gene aufweisen Durch den Vergleich der Gene im Kerngenom ist es aber manchmal moglich Verwandtschaftsverhaltnisse bei Organismen die Plastiden besitzen und selbst zu solchen bei denen diese im Lauf der Evolution sekundar verloren gegangen sind aufzuklaren Durch solche Vergleiche wurde aufgezeigt dass die Plastiden der zu den Chromista oder Stramenopilen gehorenden Gruppen darunter die der Braunalgen sich von den Rhodoplasten der Rotalgen nicht von Chloroplasten der Viridiplantae ableiten Diese weisen vier umhullende Membranen anstelle von zweien auf man nimmt an sie gehen auf die Aufnahme nicht eines einzelnen Plastiden sondern einer kompletten Rotalge mitsamt Rhodoplasten zuruck die anschliessend unter Zurucklassung einiger Gene fast vollstandig bis auf den Rhodoplasten selbst ruckgebildet worden ist Einige Linien etwa der Dinoflagellaten haben diesen vollig ruckgebildet und spater unabhangig davon vermutlich neue Endosymbionten aufgenommen wodurch ausserst verwickelte Verhaltnisse resultieren 6 Das Verhaltnis der drei Gruppen mit primaren Plastiden zueinander ist ungeklart Oft werden die Rotalgen und die Glaukophyten in einem Taxon Biliphyta vereinigt das ist aber nicht gesichert Quellen BearbeitenDinabandhu Sahoo Joseph Seckbach editors The Algae World Springer Verlag Dordrecht etc 2015 ISBN 978 94 017 7320 1 Robert R Wise The Diversity of Plastid Form and Function Chapter 1 in Robert R Wise and J Kenneth Hoober editors The Structure and Function of Plastids Springer Verlag Dordrecht etc 2006 ISBN 978 1 4020 4060 3Einzelnachweise Bearbeiten Akio Murakami Hideaki Miyashita Mineo Iseki Kyoko Adachi Mamoru Mimuro 2004 Chlorophyll d in an Epiphytic Cyanobacterium of Red Algae Science 303 1633 doi 10 1126 science 1095459 Ausnahme Die beschalte Amobe Paulinella chromatophora bei der sie konvergent ein zweites Mal erfolgte E C M Nowack M Melkonian G Glockner 2008 Chromatophore genome sequence of Paulinella sheds light on acquisition of photosynthesis by eukaryotes Current Biology 18 410 418 Wolfgang Loffelhardt The Single Primary Endosymbiotic Event In Woffgang Loffelhardt editor Endosymbiosis Springer Verlag Wien etc 2014 ISBN 978 3 7091 1302 8 Jan de Vries Sven B Gould 2018 The monoplastidic bottleneck in algae and plant evolution Journal of Cell Science 131 Artikel jcs203414 doi 10 1242 jcs 203414 Rafael I Ponce Toledo Philippe Deschamps Purificacion Lopez Garca Yvan Zivanovic Karim Benzerara David Moreira 2017 An Early Branching Freshwater Cyanobacterium at the Origin of Plastids Current Biology 27 386 391 doi 10 1016 j cub 2016 11 056 Thomas Cavalier Smith 2017 Kingdom Chromista and its eight phyla a new synthesis emphasising periplastid protein targeting cytoskeletal and periplastid evolution and ancient divergences Protoplasma 255 1 297 357 doi 10 1007 s00709 017 1147 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rhodoplast amp oldid 232804687