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Der Codex canadiensis ist eine franzosische Handschrift die zwischen etwa 1680 und 1700 entstanden ist und von dem Jesuiten Louis Nicolas 1638 82 stammt Ihr besonderer historischer ethnologischer und wissenschaftsgeschichtlicher Wert liegt in den 180 Illustrationen die zahlreiche Pflanzen und Tiere darstellen vor allem aber die Indianer ihre Tatowierungen ihre Wasserfahrzeuge und Werkzeuge Da der Verfasser ein besonderes Augenmerk auf Genauigkeit und Vergleich legte bietet er in beinahe modern wissenschaftlicher Art und Weise Einblicke in die indianische Geschichte und Ethnologie des Neu Frankreich des dritten Viertels des 17 Jahrhunderts Allerdings ist bei der Deutung der Abbildungen zu berucksichtigen dass sich Nicolas nicht scheute aus Vorlagenbuchern zu kopieren 1 Codex Canadiensis Cabane a Ihyroquoisse ou lon voit deux testes des ennemis quils ont tue Iroquois qui a tue deux Ennemis Codex Canadiensis p 41 VogelCodex Canadiensis p 21 Sacriffice que ce sauvage fait a la Lune f 33 f 34 Cabane de peau ou l on voit une peau offerte ou sacriffiee a aguakoque qui est le dieu de la guere des ameriquains figure de la teste du dieu de la terre que ce sauvage va voir f 35 Portrait d un Enfant dans le bresseau f 36 Branle pour endormir les Enfans f 37 Mortier a piler le bled Dinde Landkarte des amerikanischen OstensCartiers Schiff p 67 Ce Vaisseau a este monte par le Capitaine Jacques quartier qui entra le premier Dans le fleuve de St Laurans en Canada Aufbewahrungsort ist das Gilcrease Museum in Tulsa Oklahoma das den Codex zusammen mit Library and Archives Canada und dem Gail and Stephen A Jarislowsky Institute for Studies in Canadian Art in einer digitalen Ausstellung offentlich zuganglich gemacht hat Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Beschreibung 3 Verschollen und wieder aufgetaucht 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenEntstehung BearbeitenDer Zeitpunkt der Entstehung ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln Die Erwahnung eines Ereignisses aus dem Jahr 1700 gilt als Nachtrag da der Codex auf p 23 Zeile 40 eine Histoire naturelle erwahnt die zu diesem Zeitpunkt aller Wahrscheinlichkeit nach bereits existierte Ausserdem verfasste der Autor eine Grammaire algonquine eine Algonkin Grammatik die allerdings eher eine Ojibwa Grammatik darstellt 2 Auch hierin zeigt sich der eher sammelnde und weiter verarbeitende Arbeitsstil den der Verfasser auch im Codex canadiensis an den Tag legt Er sammelte vorhandene Grammatiken und fugte sie in einer Kompilation zusammen Beschreibung BearbeitenDer Codex besteht aus 79 Seiten mit 180 Zeichnungen Zeichnungen und Beschreibungen wurden teils mit brauner Tinte teils mit brauner Tinte und Wasserfarbe auf Pergament ausgefuhrt Daher die Empfindlichkeit der Handschrift und die daraus folgende Unzuganglichkeit fur die Offentlichkeit 53 Tafeln sind vor allem fur die Naturgeschichte von Bedeutung denn sie bilden 18 Pflanzen 67 Saugetiere 56 Vogel und 33 Fischarten sowie etwa 10 Reptilien dazu Amphibien und Insekten ab Von besonderer Bedeutung sind die Tafeln die sich den als Amerikaner Ameriquains bezeichneten Ureinwohnern genauer Mitgliedern von 15 Stammen nations widmen Darunter findet sich eines der beiden einzigen erhaltenen Portrats von einem Indianer aus Neu Frankreich Daruber hinaus werden nur hier die Tatowierungen und Korperbemalungen dargestellt Die ersten drei Seiten enthalten ein Lob Konig Ludwigs XIV und des franzosischen Sieges uber Holland im Devolutionskrieg von 1667 bis 1668 sowie im Krieg von 1673 bis 1674 gegen das Heilige Romische Reich Ob die Thronbesteigung Philipps V von Spanien im Jahr 1700 von anderer Hand nachgetragen worden ist bleibt unklar Der erste Herausgeber des Codex Baron Marc de Villiers datierte den Codex noch auf die Zeit nach 1700 Der Widmung folgen 19 Seiten zu den First Nations Dabei ubernahm der Verfasser offenbar Stiche aus den Historiae canadensis seu Novae Franciae Libri decem des Jesuiten Francois du Creux die in Paris 1664 veroffentlicht worden waren Daher liegt der besondere Wert von Nicolas Arbeit in den hinzugefugten Details Er erganzte Tatowierungen Pfeifen von denen man sonst meist nur die Kopfe findet Frisuren und Kleidung sowie Schmuck So zeigt S 6 einen Tabak oder Medizinbeutel Tomahawks S 7 und 9 Schild Bogen und Pfeile S 12 Das genannte Portrat ist das des Ottawa Hauptlings Iskouakite der bei der Missionierung eine wichtige Fordererrolle gespielt hat Die Seiten 13 bis 19 zeigen im weitesten Sinne Werkzeuge z B Fischfanggerate Transportmittel wie etwa ein Kayak Unterkunfte sogar eine Folterszene bei der der Verfasser behauptet selbst anwesend gewesen zu sein Zudem beschreibt er eine Irokesenmaske die einer Heilergesellschaft der False Face Society diente Schliesslich enthalt dieser Teil der Handschrift zwei Landkarten eine von Neu Frankreich und eine vom oberen Mississippi ein Gebiet das der Verfasser Manitounie nennt in Reverenz an die Entdecker Joliette und Pater Marquette 1673 Der folgende Abschnitt der sich den Pflanzen der Region widmet konzentriert sich weniger auf eine Klassifikation als darauf welche Pflanzen und Pflanzenteile essbar sind So stellt er etwa das Rhizom der Sagittaria latifolia Pfeilkraut dar Offenbar waren ihm einige der Pflanzen nicht bekannt so Nymphaea odorata oder tuberosa andere wie Mais hatten sich als massenhaftes Nahrungsmittel noch gar nicht in Europa durchgesetzt Auf Seite 27 beginnt ein Abschnitt uber Tiere der mit einem Tiger und einem Einhorn illustriert ist Bei diesen Darstellungen liess sich der Verfasser offenbar von der Historia animalium von Conrad Gessner 1516 1565 inspirieren Auf Seite 37 beschreibt er Biber Otter und Robben als Meeresbewohner Fischen nicht unahnlich Der Schwerpunkt liegt jedoch auf den Vogeln der Region deren Beschreibung auf Seite 41 beginnt und bis Seite 54 reicht Auf Seite 55 folgen der damaligen Tradition verbunden Ungeheuer ein Meermann Nix ein Frosch mit einem schlangenartigen Schwanz usw Schliesslich folgen Meeresbewohner die allgemein als Fische galten auch wenn es Meeressauger wie Wale waren Die letzten Seiten sind mit Jacques Cartiers Schiff 67 mit einem Portrat einer Art Heiligenfigur dazu europaischen Tieren gefullt Verschollen und wieder aufgetaucht BearbeitenDer Codex tauchte erst 1930 wieder auf als der Verlag Maurice Chamonal ein Facsimile unter dem Titel Les Raretes des Indes mit einem Vorwort von Baron Marc de Villiers publizierte der das Werk Charles Becart de Granville 1675 1703 zuschrieb Doch umfasste die Auflage nur 100 Exemplare 1934 tauchte der Codex im Katalog der Librairie Georges Andrieux nr 328 auf als ein unbekannter Kaufer das Buch erwarb Um 1939 soll es bei Kraus in New York gelandet sein Er verkaufte es 1949 an Thomas Gilcrease Thomas Gilcrease 1890 1962 war ein vermogender Mann Er erwarb den Codex bei Henry Stevens Son and Stiles in London Gilcrease dem die Regierung der USA Land angeboten hatte da er als Angehoriger des Stammes der Cree seine Mutter war Cree Anspruch darauf hatte hatte aus diesem Land ein betrachtliches Vermogen gezogen So konnte er 1922 die Gilcrease Oil Company grunden 1954 grundete er aus eigenen Mitteln das Gilcrease Museum doch bereits im nachsten Jahr musste er das Museum an die nahe gelegene Stadt Tulsa verkaufen 1974 wurde der Codex erneut diesmal in Montreal publiziert auch diesmal in einer kleinen Auflage von nur 110 Exemplaren Literatur BearbeitenMeridith Beck Sayre Gagnon Francois Marc Nancy Senior and Real Ouellet The Codex Canadensis and the Writings of Louis Nicolas in Histoire Sociale Social History 46 91 2013 235 236 Francois Marc Gagnon Nancy Senior Real Ouelette The Codex Canadensis and the Writings of Louis Nicolas McGill Queen s University Press 2011 Henry M Reeves FrancOis Marc Gagnon C Stuart Houston Codex canadiensis an early illustrated manuscript of Canadian natural history in Archives of Natural History 31 1 2004 150 166 Anne Marie Sioui Qui est l auteur du Codex canadiensis in Recherches amerindiennes au Quebec 7 4 1979 271 279 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex canadensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Codex canadiensis auf der Website v Gilcrease Museum Historiae canadensis seu Novae Franciae Libri decem ad Annum usque Christi MDCLVI Auctore P Francisco Creuxio e Societate Iesu Parisiis M DC LXIV 1664 gallica bnf fr google Anmerkungen Bearbeiten Michael Hunter Printed Images in Early Modern Britain Essays in Interpretation Ashgate Publishing Farnham Burlington 2010 S 136 138 Sie befindet sich in Paris fonds americains doc 18954 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex canadiensis amp oldid 238278459