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Unter einem Claviorganum seltener auch Klaviorganum versteht man ein Tasteninstrument das Cembalo resp Spinett oder Virginal und Pfeifenorgel zugleich ist Die Grosse ist einer Truhenorgel vergleichbar Bis zum 17 Jahrhundert gab es auch Instrumente die ein Kielinstrument mit einem Regal kombinieren Claviorganum von Josua Pock 1591 im DomQuartier SalzburgClaviorganum von Lorenz Hauslaib Nurnberg ca 1590 im Museu de la Musica in Barcelona Inhaltsverzeichnis 1 Bauweise 2 Geschichte 3 Erhaltene Instrumente 3 1 Claviorganum von Servatius Rorif 3 2 Claviorganum von Lodewijk Thewes 3 3 Claviorganum von Bortolotti 3 4 Das Salzburger Claviorganum des Josua Pockh 3 5 Zwei Claviorgana von Valentin Zeiss 3 6 Franzosische Claviorgana 3 7 Claviorganum von Hermann Willenbrock 3 8 Claviorganum des Earl of Wemyss 4 Festival 5 Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauweise BearbeitenOrgel und Cembalo Teil eines Claviorganums konnen sowohl einzeln als auch gleichzeitig gespielt werden Die Instrumente konnen ein oder ab dem 17 Jahrhundert auch zwei Manuale aufweisen bei zweimanualigen Claviorgana wird das Orgelwerk vom unteren Manual bedient wahrend gleichzeitig von diesem auch Register des Cembalos gespielt werden konnen Das Orgelwerk verfugt manchmal uber in Bass und Diskant geteilte Register Es gab auch Claviorgana in anderen Formen z B kastenformig Servatius Rorif ca 1565 1569 Kunsthistorisches Museum Wien oder in Gestalt eines kostbaren und ungewohnlichen Schranks Lorenz Hauslaib ca 1590 Museu de la Musica Barcelona Ende des 18 Jahrhunderts entstand auch die seltene Kombination eines Tafelklaviers mit Kleinorgel Geschichte BearbeitenDie Existenz des Claviorganums ist seit dem 15 Jahrhundert belegt es wird zum ersten Mal 1460 im Liber vigintium artium des Paulus Paulirinus erwahnt 1 Das Claviorganum war anscheinend besonders beliebt in Renaissance und Fruhbarock Der spanische Infant Don Juan Sohn der katholischen Konige Ferdinand II und Isabella I besass um 1480 neben anderen Tasteninstrumenten auch zwei Claviorgana die Mohama Mofferiz der sogenannte Mohr von Saragossa gebaut hatte 2 3 Auch im Inventar das nach dem Tode Philipps II 1598 aufgestellt wurde erscheinen neben neun clavicordios auch zwei Claviorgana 4 Auch Heinrich VIII von England besass bei seinem Tode laut Inventaren von 1542 und 1547 funf virgynalls with regals 5 Aussagen von Charles Jennens und Charles Burney lassen darauf schliessen dass Georg Friedrich Handel ab 1739 eine Kombination aus Cembalo und Orgel bei Auffuhrungen seiner Oratorien und Orgelkonzerte verwendete 6 Erhaltene Instrumente BearbeitenDie meisten der bis heute erhaltenen Instrumente sind nicht mehr spielbar Die folgende Aufstellung listet nur eine Auswahl der wichtigsten Instrumente sie ist nicht vollstandig Claviorganum von Servatius Rorif Bearbeiten Im Musikinstrumentenmuseum des Kunsthistorischen Museums in Wien befindet sich ein kleines kastenformiges aber sehr aufwendiges Claviorganum das bereits in einem Inventar aus Ambras von 1596 erwahnt wird Es wird mittlerweile dem in Augsburg und Innsbruck tatigen Organisten und Orgelbauer Servatius Rorif gestorben 1593 zugeschrieben und ist vermutlich zwischen 1565 und 1569 entstanden und damit das alteste erhaltene Claviorganum Rorif beschreibt es in einem Brief an Erzherzog Ferdinand II als ein Instrument mit Saiten Harpfen Pfeifen Sagkpfeifen Voglgesang Tremulant und ander vil mer Stimmwerk das also zusammen 18 Register hat 7 Das Orgelwerk des Instruments hat ein 8 Gedackt 4 und 2 Register eine Zimbel und zwei 4 Regale Das dazugehorige Virginal steht in 4 Lage und hat einen Lautenzug Harpfen Die ubrigen Register sind Scherzregister wie z B Froschdanz oder Sagkpfeifen die nur aus wenigen Tonen bestehen 8 Claviorganum von Lodewijk Thewes Bearbeiten Das erste erhaltene Tasteninstrument aus England und das erste erhaltene grosse Claviorganum ist ein Instrument von Lodewijk Theewes von 1579 im Victoria and Albert Museum London 9 Es ist nur fragmentarisch erhalten aber Untersuchungen haben ergeben dass der einmanualige Cembaloteil des Theewes Claviorganums die Disposition 8 8 4 hatte es ist das fruheste erhaltene Cembalo mit dieser Disposition Es wurden ausserdem Spuren einer Metallbekielung an mindestens einem Register gefunden und das Instrument hatte anscheinend auch einen Arpichordum Zug wie man ihn sonst vor allem bei flamischen Muselar Virginalen findet Das Instrument hatte einen chromatisch durchgehenden Umfang von C c in einer Zeit wo man auf dem europaischen Kontinent fast nur Tasteninstrumente mit kurzer Bassoktave baute Claviorganum von Bortolotti Bearbeiten Ein ahnliches Claviorganum von Alessandro Bortolotti Gottlob W S Gut und Francesco Bonafinis ist mit 1585 datiert Es befindet sich derzeit in Brussel im Musee des Instruments de Musique 10 Das Salzburger Claviorganum des Josua Pockh Bearbeiten nbsp Saiten des Claviorganums von Josua Pockh im DomQuartier Salzburg nbsp Seitliche Lederriemen zum Aufziehen der Keilbalge durch den KalkantenIm DomQuartier Salzburg Museum St Peter ist in einer Vitrine ein Claviorganum ausgestellt das der Innsbrucker Orgelbauer Josua Pockh im Jahr 1591 erbaut hatte Seit seiner Restaurierung durch Peter Kukelka in den Jahren 1972 bis 1974 ist das Instrument wieder spielbar Es ist das alteste bespielbare Claviorganum weltweit hat einen Manualumfang von C f mit kurzer Oktave und verfugt uber folgende drei Register Spinett 8 ungeteilt Regal 8 Teilung Bass Diskant bei d dis nur bis zum Ton a ausgebaut kurze offene Resonatoren Flote 4 Teilung Bass Diskant bei d dis gedackt aus Ahorn ein Orgel RegisterDas Regal steht hinter einer Klappe und kann wahlweise mit geoffneter oder geschlossener Klappe gespielt werden Die Windversorgung erfolgt durch zwei funffaltrige Keilbalge die mit Lederriemen aufgezogen werden der Kalkant steht dabei neben dem Instrument Der Winddruck betragt 80 mm WS Die Stimmung ist mitteltonig Stimmtonhohe a 466 Hz Cornettton Vom Spinett sind die Stege der Stimmstock und die Dockenleiste erhalten die fehlenden Teile wurden im Rahmen der Restaurierung neu gebaut ebenso das fehlende Regal Die Flote ist nahezu vollstandig erhalten Im Aufstellungsraum konnen auf Knopfdruck vier Horbeispiele von verschiedenen Musikstucken der Linzer Orgeltabulatur abgespielt werden die der osterreichische Musikwissenschaftler Peter Widensky auf diesem Instrument eingespielt hat Zwei Claviorgana von Valentin Zeiss Bearbeiten Valentin Zeiss aus Linz war Hof Orgelbauer des musikliebenden Kaisers Ferdinand III Von Zeiss sind zwei grosse Claviorgana erhalten Ein Instrument von 1639 befindet sich in Salzburg im Carolino Augusteum 11 Der Cembaloteil hat zwei 8 Register und es gibt zehn Pedale 12 Ein weiteres Instrument von 1646 befindet sich in einer osterreichischen Privatsammlung 13 Franzosische Claviorgana Bearbeiten nbsp Franzosisches Claviorganum im Museum fur Kunst und Gewerbe HamburgIm Museum fur Kunst und Gewerbe in Hamburg Beurmann Sammlung befindet sich ein franzosisches Claviorganum dessen Cembaloteil von Beurmann auf ca 1630 datiert wird Wenn die Datierung korrekt ware wurde das bedeuten dass dies das alteste erhaltene franzosische Cembalo ware Das Cembalo hat zwei Manuale und die Disposition 8 8 4 Der Orgeluntersatz wurde erst im 18 Jahrhundert gebaut er hat drei Register 8 4 und 2 14 Auch das beruhmte und oft kopierte Cembalo von Vaudry 1681 Victoria and Albert Museum London war ursprunglich Teil eines Claviorganums 15 Es gehorte der Duchesse du Maine 16 der Gemahlin eines naturlichen Sohnes von Ludwig XIV mit seiner Matresse Madame de Montespan Claviorganum von Hermann Willenbrock Bearbeiten 1712 baute Hermann Willenbrock ein Claviorganum derzeit Metropolitan Museum of Art New York wahrscheinlich fur Georg I von Hannover Das Instrument konnte Handel gekannt haben der zu dieser Zeit Hofkomponist in Hannover war Ausserdem wurde Georg kurze Zeit spater Konig von England Handels nachster Wirkungsstatte 17 Das Cembalo wurde spater in ein Hammerklavier umgebaut 18 Claviorganum des Earl of Wemyss Bearbeiten Das wohl am besten erhaltene Claviorganum das auch Handel gekannt haben konnte steht im Schloss des Earl of Wemyss Gosford House East Lothian Schottland Der Cembaloteil wurde 1745 von Jacob Kirckman 1710 1792 gebaut der Orgelteil von John Snetzler 1710 1755 aus London Das Cembalo ist ein typisches zweimanualiges Kirckman Cembalo dieser Zeit mit einem Klaviaturumfang von FF GG f und einer Disposition von 8 8 8 4 dabei ist der dritte 8 ein Nasalregister Der einmanualige Orgelteil hat folgende funf Register Stopped Diapason 8 Gedackt 8 Open Diapason 8 Prinzipal 8 nur im Diskant von c f Stopped Flute 4 Gedackt 4 Fifteenth 2 Mixture 2f 19 Eine Rekonstruktion dieses Instrumentes befindet sich im Orgel Art Museum Festival Bearbeiten2003 wurde in Foligno das Festival internazionale di claviorgano ins Leben gerufen das erste und einzige Festival das ausschliesslich dem Claviorganum gewidmet ist Es fand jahrlich in der zweiten Halfte des Oktober statt Seit Sommer 2008 wird das Festival in Erice begangen Quellen BearbeitenHullentext der Langspielplatte Das Claviorganum harmonia mundi 1987 HM 823 A Andreas Beurmann Historische Tasteninstrumente Die Sammlung Andreas und Heikedine Beurmann im Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Prestel Munchen u a 2000 Garcia Carmen Morte Mahoma Moferriz Maestro de Zaragosa Constructor de Claviorgans para la Corte de los Reyes Catolicos in Aragon en la Edad Media Bd 14 15 Nr 2 1999 S 1115 1124 Rudolf Hopfner Meisterwerke der Sammlung alter Musikinstrumente Kunsthistorisches Museum Wien Skira editore Milano Wien 2004 Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 Engl mit einem ausfuhrlichen Literaturverzeichnis uber das Thema Cembalo und Kielinstrumente Edward L Kottick George Lucktenberg Early Keyboard Instruments in European Museums Indiana University Press Bloomington Indianapolis 1997 engl Siegbert Rampe Handels Theaterorgeln und seine Orgelkonzerte in Ars Organi 57 Jahrgang Heft 2 Juni 2009 Gesellschaft der Orgelfreunde S 90 97 abgerufen am 19 Juli 2017 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Claviorganum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Claviorganum beim Greifenberger Institut fur Musikinstrumentenkunde Claviorgana auf der Website des Metropolitan Museum of Art englisch Claviorgana bei EuropeanaEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Beurmann Historische Tasteninstrumente Die Sammlung Andreas und Heikedine Beurmann im Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Prestel Munchen u a 2000 S 102 Fussnote 6 Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 S 234 235 Garcia Carmen Morte Mahoma Moferriz Maestro de Zaragosa Constructor de Claviorgans para la Corte de los Reyes Catolicos in Aragon en la Edad Media Bd 14 15 Nr 2 1999 S 1115 1124 Es ist nicht ausgeschlossen dass dies dieselben Instrumente des Mohama Mofferiz waren die durch Erbschaft in Philipps Besitz gekommen sein konnten mit dem spanischen Wort clavicordio waren nicht unbedingt Clavichorde gemeint es konnte sich auch um Kielinstrumente wie Cembalo oder Virginal gehandelt haben Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 S 235 Andreas Beurmann Historische Tasteninstrumente Die Sammlung Andreas und Heikedine Beurmann im Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Prestel Munchen u a 2000 S 102 Fussnote 6 Der Begriff virgynalls muss nicht unbedingt ein Virginal meinen er bezeichnete im England des 16 Jahrhunderts auch das Cembalo Siegbert Rampe Handels Theaterorgeln und seine Orgelkonzerte in Ars Organi 57 Jahrgang Heft 2 Juni 2009 Gesellschaft der Orgelfreunde S 94 97 abgerufen am 19 Juli 2017 PDF Rudolf Hopfner Meisterwerke der Sammlung alter Musikinstrumente Kunsthistorisches Museum Wien Skira editore Milano Wien 2004 S 40 Rudolf Hopfner Meisterwerke der Sammlung alter Musikinstrumente Kunsthistorisches Museum Wien Skira editore Milano Wien 2004 S 40 f Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 S 46 50 Auch in Edward L Kottick George Lucktenberg Early Keyboard Instruments in European Museums Indiana University Press Bloomington Indianapolis 1997 S 239f Siehe die Website des Museums eingesehen 19 Juli 2017 http carmentis kmkg mrah be eMuseumPlus service ExternalInterface amp module collection amp lang fr amp objectId 106190 Informationsstand Juli 2017 Edward L Kottick George Lucktenberg Early Keyboard Instruments in European Museums Indiana University Press Bloomington Indianapolis 1997 S 4 5 Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 S 190 f Andreas Beurmann Historische Tasteninstrumente Die Sammlung Andreas und Heikedine Beurmann im Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Prestel Munchen u a 2000 S 100 102 Andreas Beurmann Historische Tasteninstrumente Die Sammlung Andreas und Heikedine Beurmann im Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Prestel Munchen u a 2000 S 101 Auch Edward L Kottick George Lucktenberg Early Keyboard Instruments in European Museums Indiana University Press Bloomington Indianapolis 1997 S 241 f Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 S 168 ff In dieser Publikation bespricht Kottick nur das Cembalo und erwahnt nicht einmal dass es ursprunglich zu einem Claviorganum gehorte Siehe die Website des Museums eingesehen am 19 Juli 2017 http www metmuseum org art collection search 505209 Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 S 511 Fussnote 91 Siegbert Rampe Handels Theaterorgeln und seine Orgelkonzerte PDF In Ars Organi 57 Jhg Heft 2 Juni 2009 Gesellschaft der Orgelfreunde S 95 Fussnote 27 abgerufen am 29 November 2014 Normdaten Sachbegriff GND 7663293 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Claviorganum amp oldid 237430475