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Christine bzw Christiane von Lothringen franzosisch Chrestienne bzw Christine de Lorraine italienisch Cristiana Christiana bzw Cristina di Lorena 16 August 1565 in Bar le Duc 1 19 Dezember 1636 in Florenz war durch Heirat mit Ferdinando I de Medici Grossherzogin der Toskana und regierte das Grossherzogtum von 1621 bis 1628 gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Maria Magdalena von Osterreich wahrend ihr Enkel Ferdinando II de Medici noch unmundig war Portrat Christines von Lothringen von einem unbekannten Maler franzosischer Schule 1588 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Leben 2 1 Kindheit Jugend und Heirat 2 2 Grossherzogin der Toskana 3 Nachkommen 4 Literatur 5 Weblinks 6 FussnotenName BearbeitenBereits zu Lebzeiten kursierten mehrere Namensformen der Lothringerin mit denen unterschiedliche Konnotationen einher gingen Jungste Forschungen haben sich intensiver mit der Namensform befasst 2 In den fruhesten Dokumenten wird Chrestienne die Christliche als ihr Vorname genannt Die Namensgebung rekurriert auf ihre beruhmten Vorfahrinnen Cristierna von Danemark die Grossmutter vaterlicherseits und Caterina de Medici als royne tres chrestienne die Mutter ihrer Mutter Die Namensformen Christiana und Cristina finden sich erst im Zusammenhang ihrer Hochzeit mit Ferdinando I de Medici Vor allem von Florentiner Seite wurde die Verwendung letzterer Form bevorzugt erzeugte sich doch eine Verbindung zur toskanischen Heiligen Cristina di Bolsena deren Darstellung auch in die Privatkapelle der Grossherzogin in der Villa La Petraia aufgenommen wurde Eine Identifikation der Lothringerin mit der Heiligen entsprach wohl der Erwartungshaltung des Florentiner Hofs Die Grossherzogin selbst bevorzugte zunachst Christiana die lateinische Ubersetzung von Chrestienne Diese Form findet sich auf Bildnismedaillen und ihrem Siegel ebenso wie in etlichen ihr gewidmeten Buchern und verschiedenen Stifterinschriften Mehrere ihrer Patenkinder wurden auf den Namen Christiana getauft In einem 1615 von ihr verfassten Regelwerk mit dem Titel Capitoli Constituzioni Et Regole per le Convertite di Pisa bezeichnete sie sich teils als Christiana stellenweise aber auch als Crestina Fur das letzte Lebensjahrzehnt lasst sich schliesslich eine zunehmende Identifikation der Grossherzogin mit Christina von Bolsena konstatieren Dies manifestierte sich u a in der Stiftung einer Statue der Heiligen fur den Dom von Pisa sowie im Sammeln von deren Reliquien und kulminierte im Weihetitel der Florentiner Kirche Santi Agostino e Cristina die zu Ehren der Stifterin Christina Lotharingia Fundatrix so benannt wurde Laut Strunck zeigt sich in der sich wandelnden Verwendung der Namensformen Chrestienne Christiana Cristina nicht nur die zunehmende Identifikation mit der Heiligen sondern auch das Ankommen der Lothringerin in ihrer italienischen Heimat Leben BearbeitenKindheit Jugend und Heirat Bearbeiten Christine von Lothringen wurde als zweites Kind und erste Tochter des Herzogs Karl III von Lothringen und seiner Frau Claudia von Valois einer Tochter Konig Heinrichs II von Frankreich und Katharina von Medici geboren Ihren Namen erhielt sie zu Ehren ihrer Patin und Grossmutter Christina von Danemark s Abschnitt Name Als Christine zehn Jahre alt war starb ihre Mutter 1575 an den Folgen einer schweren Geburt und Christine wurde anschliessend am franzosischen Hof in Paris von ihrer Grossmutter erzogen Wahrend dieser Zeit entwickelte sich ein enges Vertrauensverhaltnis zwischen Katharina von Medici und ihrer Enkelin die stark von ihrer Grossmutter gepragt wurde Als Christine im heiratsfahigen Alter war mangelte es nicht an moglichen Ehemannern fur sie Katharina von Medici verfolgte 1580 den Plan ihre Enkelin mit ihrem eigenen Sohn Francois Hercule de Valois zu verheiraten 3 doch dieser Plan stiess bei der Braut auf wenig Gegenliebe und so wurde er wieder fallen gelassen Auch Vincenzo I Gonzaga Herzog von Mantua und Karl Emanuel I von Savoyen waren als Kandidaten im Gesprach 3 Am franzosischen Hof kursierten sogar Geruchte uber eine geplante Ehe zwischen Christine und dem schottischen Konig Jakob VI 4 Konig Heinrich III hatte die Hand seiner Nichte wiederum einem seiner Mignons Jean Louis de Nogaret de La Valette dem Herzog von Epernon in Aussicht gestellt doch dieses Vorhaben stiess auf den entschiedenen Widerstand Katharinas Sie soll im Dezember 1586 ihrem Schwiegersohn Heinrich von Navarra das Angebot gemacht haben die ungluckselige Verbindung mit ihrer Tochter Margarete annullieren zu lassen um wohl den Weg frei zu machen fur eine Ehe zwischen ihm und ihrer Enkelin Christine so zumindest behaupteten spater Heinrich IV und Albert de Gondi duc de Retz der bei dem Gesprach dabei gewesen sein soll 5 Nach langwierigen Verhandlungen die von Orazio Rucellai 6 und Katharina von Medici gefuhrt wurden bestimmte Katharina schliesslich Ferdinando I de Medici Grossherzog der Toskana zum Ehemann Christines Der Heiratsvertrag der beiden war am 24 Oktober 1588 7 aufgesetzt doch unterschrieben wurde er vorlaufig noch nicht In ihm war eine ausserordentlich stattliche Mitgift fur die Braut festgelegt 8 Neben 200 000 Goldecu 7 gab die Koniginmutter ihrer Enkelin samtliche Florentiner Besitzungen Die Hochzeit per procurationem fand am 8 Dezember 9 des gleichen Jahres in der Kapelle Saint Calais des Schlosses Blois statt Der Brautigam wurde dabei von Charles de Valois duc d Angouleme vertreten Ihre Brautreise nach Florenz konnte Christine jedoch erst im Marz des kommenden Jahres antreten denn neben Kampfhandlungen im Zuge der Hugenottenkriege verzogerte auch der Tod Katharinas von Medici im Januar 1589 die Abreise Sie hatte Christine testamentarisch zu ihrer Haupterbin erklart sodass die 22 jahrige nun mit einer Mitgift im Wert von rund zwei Millionen Livres 10 ausgestattet war Diese umfasste auch samtliche beweglichen Guter und Kunstwerke der Verstorbenen So brachte Christine auch die beruhmten Valois Tapisserien franzosisch Tapisseries des Valois an den herzoglichen Hof nach Florenz die heute in den Uffizien aufbewahrt werden 11 nbsp Die Hochzeit Christines mit Ferdinando I Kupferstich von Jacques Callot um 1614Nachdem der Heiratsvertrag funf Wochen nach dem Ableben Katharinas ruckwirkend am 20 Februar 1589 unterschrieben worden war 6 brach die frischgebackene Grossherzogin in Richtung Italien auf Ihre Reise fuhrte sie von Blois uber Lyon Avignon und Aix en Provence nach Marseille wo sie am 11 April 12 ein florentinisches Schiff bestieg Mit Zwischenstationen in Monaco und Genua ging es weiter nach Livorno wo Christine von Pietro de Medici einem Bruder ihres Mannes in Empfang genommen wurde 13 Nach einem dreitagigen Aufenthalt in Pisa traf sie am 28 April 1589 in Poggio a Caiano ein wo sie ihrem Ehemann erstmals personlich begegnete 14 Weiter ging es nach Florenz wo die neue Grossherzogin am 30 April unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung Einzug hielt 15 Zuvor war sie vor den Stadttoren in einer aufwandigen Inszenierung offiziell gekront worden 16 Es folgten mehrwochige Festivitaten bestehend aus Festbanketten Triumphzugen Turnieren und Volksbelustigungen Hinzu kamen mehrere Theaterauffuhrungen deren Stucke entweder eigens fur die Hochzeit geschrieben worden waren oder dort uraufgefuhrt wurden Dazu zahlten die Komodie La Pellegrina von Girolamo Bargagli und das Stuck der Commedia dell arte La pazzia di Isabella Im Innenhof des Palazzo Pitti wurde sogar eine antike Seeschlacht aufgefuhrt Samtliche Inszenierungen und Auffuhrungen werden heute als Meilensteine der Theater und Buhnentechnik bzw kunst gewertet 3 Den Hohepunkt der Feierlichkeiten bildeten die sogenannten Intermedien fur La pellegrina szenisch musikalische Zwischenspiele die zwischen den Akten der Komodie La pellegrina gegeben wurden Grossherzogin der Toskana Bearbeiten nbsp Christine von Lothringen als Grossherzogin der Toskana Gemalde von Tiberio Titi 1600 1605Christine hatte grossen Anteil daran dass ihr Mann in der Zeit nach ihrer Hochzeit weiterhin eine Frankreich freundliche Politik betrieb 4 In diesem Licht ist auch die Verbindung der Nichte Ferdinandos Maria de Medici zu sehen die mit Heinrich IV von Frankreich verheiratet wurde und von der Grossherzogin bis nach Marseille begleitet wurde 17 Jedoch war Christine zu Beginn nicht massgeblich an den Entscheidungen ihres Mannes beteiligt erst im Laufe der Zeit bezog er sie und ihre Ansichten immer ofter mit ein Nach dem Tod Ferdinandos I im Jahr 1609 nahm die verwitwete Grossherzogin grossen Einfluss auf die Geschicke des Landes als ihr Sohn Cosimo II de Medici den Thron bestieg jedoch wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht selbst regierte Cosimos Lehrer aus Jugendtagen Galileo Galilei adressierte 1615 einen seiner vier Kopernikanischen Briefe an sie 18 Nicht nur ihren Ehemann auch ihren Erstgeborenen uberlebte Christine denn Cosimo II starb 1621 In seinem Testament hatte er seine Mutter gemeinsam mit seiner Frau Maria Magdalena von Osterreich zu Regentinnen fur seinen noch unmundigen Sohn Ferdinando II bestellt Dieses Amt bekleidete sie bis 1628 ehe ihr Enkel selbst die Herrschaft ubernahm Ruckblickend wird Christines Regentschaft aber als unglucklich und wenig erfolgreich beurteilt und ihr wird eine Mitverantwortung fur den allmahlichen Niedergang des Grossherzogtums gegeben 3 Durch ihre Vorliebe fur verschwenderischen Luxus die mit Misswirtschaft gepaart war hinterliess sie ihrem Enkel ein hoch verschuldetes Land das stark unter dem Einfluss der Kirche stand weil die sehr glaubige Herzogswitwe viele Amter in der Verwaltung kirchlichen Wurdentragern ubertragen hatte Die Glaubigkeit Christines ausserte sich auch in der Grundung und Stiftung zahlreicher Kloster so zum Beispiel des Monastero della Pace in Florenz und eines Konvents in Pisa Fur ihre Aktivitaten erhielt sie gleich zweimal die Goldene Rose 1589 von Papst Sixtus V und 1593 von Clemens VIII 3 Christine von Lothringen starb im Alter von 71 Jahren am 19 Dezember des Jahres 1636 in der Villa Medici in Castello einem Wohnviertel von Florenz In ihrem 1630 aufgesetzten Testament hatte sie verfugt dass ihre Ersparnisse als Mitgiften armen Madchen zugutekommen sollten 16 Nachkommen BearbeitenAus der Ehe mit Ferdinando I gingen neun Kinder hervor 1 Cosimo II 1590 1621 Grossherzog der Toskana 1608 Maria Magdalena von Osterreich Eleonora 1591 1617 Caterina 1593 1629 1617 Ferdinando Gonzaga Herzog von Mantua Francesco 1594 1614 Carlo 1595 1666 Kardinal Filippo 1598 1602 Lorenzo 1599 1648 Maria Maddalena 1600 1633 Claudia 1604 1648 1 1621 Federico Ubaldo della Rovere Furst von Urbino 2 1626 Leopold V Erzherzog von OsterreichLiteratur BearbeitenSheila Barker Christine of Lorraine and Medicine at the Medici Court In Giovanna Benadusi Judith C Brown Medici Women The Making of a Dynasty in Grand Ducal Tuscany Centre for Reformation and Renaissance Studies Toronto 2015 ISBN 978 0 7727 2180 8 S 157 183 PDF 878 kB L Bertoni Cristina di Lorena granduchessa di Toscana In Dizionario Biografico degli Italiani Band 31 Istituto della Enciclopedia italiana Rom 1985 online Hilarion de Coste Christine de Lorraine Grande Duchesse de Toscane In Les Eloges et vies des reynes princesses dames et damoiselles illustres en piete courage et doctrine qui ont fleury de nostre temps et du temps de nos peres Band 1 2 Auflage Sebastien et Gabriel Cramoisy Paris 1647 S 417 432 online Christina Strunck Christiane von Lothringen am Hof der Medici Geschlechterdiskurs und Kulturtransfer zwischen Florenz Frankreich und Lothringen 1589 1636 Michael Imhof Petersberg 2017 ISBN 978 3 7319 0126 6 Christina Strunck Christiane von Lothringen 1565 1636 in Die Medici Menschen Macht und Leidenschaft hg v Alfried Wieczorek Gaelle Rosendahl und Donatella Lippi Ausst Kat Mannheim Reiss Engelhorn Museen Regensburg 2013 322 325 Christina Strunck How Chrestienne became Cristina Political and Cultural Encounters between Tuscany and Lorraine in Medici Women as Cultural Mediators 1533 1743 Le donne di casa Medici e il loro ruolo di mediatrici culturali fra le corti d Europa hg v Christina Strunck Mailand 2011 149 181 Christina Strunck Christiane von Lothringen Grossherzogin der Toskana 1565 1636 ein weiblicher Herkules in Die Frauen des Hauses Medici Politik Mazenatentum Rollenbilder 1512 1743 hg v Christina Strunck Petersberg 2011 74 93 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christine von Lothringen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienFussnoten Bearbeiten a b Eintrag Christinas von Lothringen im Medici Archive Project Zugriff am 22 August 2011 Die folgenden Ausfuhrungen basieren auf Christina Strunck Christiane von Lothringen am Hof der Medici Geschlechterdiskurs und Kulturtransfer zwischen Florenz Frankreich und Lothringen 1589 1636 Michael Imhof Verlag Petersberg 2017 ISBN 978 3 7319 0126 6 S 41 46 a b c d e L Bertoni Cristina di Lorena granduchessa di Toscana 1985 a b Hippolyte Aubert Hrsg Correspondance de Theodore de Beze 1583 Band 24 Droz Genf 2002 ISBN 2 600 00694 X S 345 Anm 8 Digitalisat Leonie Frieda Catherine de Medici Weidenfeld amp Nicolson London 2003 ISBN 1 84212 725 X S 48 a b H de Coste Christine de Lorraine Grande Duchesse de Toscane 1647 S 420 a b Jean Hertier Katharina von Medici Herrscherin ohne Thron 6 Auflage Heyne Munchen 1991 ISBN 3 453 55044 7 S 332 Zur Mitgift vgl Christina Strunck Christiane von Lothringen am Hof der Medici Geschlechterdiskurs und Kulturtransfer zwischen Florenz Frankreich und Lothringen 1589 1636 Michael Imhof Verlag Petersberg ISBN 978 3 7319 0126 6 S 36 41 37 Anm 84 Angabe gemass Leonie Frieda Catherine de Medici Weidenfeld amp Nicolson London 2003 ISBN 1 84212 725 X S 436 Die Angaben bzgl des genauen Datums variieren jedoch in den verschiedenen Publikationen Jonathan Spangler The society of princes The Lorraine Guise and the conservation of power and wealth in seventeenth century France Ashgate Aldershot 2009 ISBN 978 0 7546 5860 3 S 148 149 Digitalisat Beschreibung der Valois Tapisserien auf der Website der Friends of the Uffizi Gallery Zugriff am 2 Januar 2017 H de Coste Christine de Lorraine Grande Duchesse de Toscane 1647 S 422 Gabrielle Langdon Medici Women Portraits of Power Love and Betrayal in the Court of Duke Cosimo I University of Toronto Press Toronto 2006 ISBN 978 0 8020 3825 8 S 299 Anm 63 Digitalisat Christoph Gaiser Die Macht der Tone und die Tone der Macht April 2007 PDF 27 kB Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Im Medici Archive ist dieses Datum auch als Hochzeitsdatum aufgefuhrt a b Christina Strunck Die Tugenden der Christine von Lothringen Selbstsicht und Fremdwahrnehmung 1589 1636 Vortrag auf der Tagung Freud und Leid der Medici Frauen Ihre rites de passage im diachronen Vergleich am 30 September 2006 online H de Coste Christine de Lorraine Grande Duchesse de Toscane 1647 S 426 Originaltext des Briefes Zugriff am 2 Januar 2017 Normdaten Person GND 119429411 lobid OGND AKS LCCN n88069098 VIAF 64816933 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Christine von LothringenALTERNATIVNAMEN Christine de Lorraine Cristina di LorenaKURZBESCHREIBUNG Grossherzogin und Regentin der ToskanaGEBURTSDATUM 16 August 1565GEBURTSORT Bar le DucSTERBEDATUM 19 Dezember 1636STERBEORT Florenz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christine von Lothringen amp oldid 236447809