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Mignon deutsch etwa Liebchen ist die Bezeichnung welche die Pariser Bevolkerung im 16 Jahrhundert durchaus herabsetzend den Favoriten der Konige von Frankreich gab Im 19 und 20 Jahrhundert schrankte man die Bezeichnung auf die Protege Favoriten des Konigs Heinrich III 1551 1589 ein Karikatur eines Mignons die seinen effeminierten Charakter betont Erschienen 1605 in L Isle des Hermaphrodites von Thomas Artus Heinrich III Inhaltsverzeichnis 1 Die Favoriten Heinrichs III 2 Profil der Mignons 3 Wortbedeutung und Hintergrund 4 Weitere Beispiele 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDie Favoriten Heinrichs III BearbeitenHeinrich III drangte den Hochadel Frankreichs aus den Staatsgeschaften heraus als dieser nach dem Beginn der Hugenottenkriege nicht aufhorte um die Macht zu kampfen Er ersetzte dessen Angehorige durch solche des niederen Adels denen er hohe Aufgaben gab und auf die er sich in seiner Regierung stutzte Diese jungen Manner waren keine Klienten von Hochadligen ihre Stellung basierte vielmehr auf einer Loyalitat ausschliesslich dem Konig gegenuber dem sie ungefilterte Informationen lieferten 1 Sein Hof war somit ein eng begrenzter Zirkel von Favoriten die dank ihres Herrn ein immenses Vermogen anhaufen konnten Man ging dazu uber diese ironisch les mignons zu nennen Zu ihnen gehorten Francois d O Henri de Saint Sulpice Jacques de Levis comte de Caylus Louis de Maugiron Francois d Espinay Rene de Villequier Charles de Balzac d Entragues Seigneur de Dunes 1599 Paul Stuart de Caussade Comte de Saint Megrin als Liebhaber der Herzogin von Guise von deren Mann ermordet Guy d Arces Baron de Livarot 1555 1581 Gilles de Souvre Marquis de Courtenvaux ca 1540 1626 Georg von Schonberg George de Schomberg Bruder von Caspar von Schonberg Die beiden wichtigsten sogenannten Archimignons Erz Mignons auf die er sich vor allem politisch stutzte waren Anne de Batarnay de Joyeuse Baron von Arques spater Herzog von Joyeuse Jean Louis de Nogaret de La Valette genannt le demi roi der halbe Konig spater Herzog von EpernonZu den Damen die mit dem Freundeskreis verkehrten gehorten Renee de Rieux ca 1550 nach 1586 engste Freundin des Konigs Nach seiner Heirat exiliert Louise de La Beraudiere de l Isle Rouhet 1530 nach 1586 Hofdame der Koniginmutter und Geliebte von Antoine de Bourbon duc de Vendome Jeanne de Laval Dame de Senneterre 1549 1586 Hofdame Francoise Babou de La Bourdaisiere ca 1542 1592 Ehefrau von Antoine IV d EstreesProfil der Mignons BearbeitenDie Favoriten Heinrichs III schminkten und puderten sich trugen Ohrringe Spitzen und Flitter Auch der Konig soll gern Frauenkleider getragen haben mit Perlenhalsbandern und Halskrausen nach Damenart 2 Er veranstaltete Turniere und Ballette liebte Maskeraden Die wohl zumeist bisexuellen Mignons waren teilweise auch als Schurzenjager bekannt Einige waren homosexuell wie der Konig wohl selbst und viele von ihnen kampften als hohe Offiziere im Hugenottenkrieg der Tod des Herzogs von Joyeuse 1587 in der Schlacht von Coutras ist ein Beispiel dafur Die Mignons traten mit Mut und Beherztheit auf waren stolz oft aber auch gewalttatig und provokant da sie sich der Gunst des Konigs sicher waren Dass sich dies auch andern konnte erfuhr Francois d Espinay Einige nahmen einen steilen Aufstieg wie etwa Nogaret der 1581 vom kleinadligen Offizier zum Herzog von Epernon und Pair von Frankreich zum Colonel general der franzosischen Infanterie und zum Premier Gentilhomme de la Chambre du Roi und schliesslich zum Admiral von Frankreich sowie Gouverneur der Normandie und der Provence avancierte Wie weit ihr Einfluss auf die Politik tatsachlich ging ist aber umstritten da vor allem die Koniginmutter Caterina de Medici sowie der Herzog von Guise und sein Bruder Kardinal de Guise als Fuhrer der radikalen Heiligen Liga das Geschehen und die Entscheidungen des Konigs bestimmten Nogaret versuchte hingegen die moderaten Katholiken mit den Protestanten zu verbunden um den Konig zu starken Im Krieg der drei Henris um die Thronfolgeregelung des kinderlosen Konigs liess dieser die beiden Guisen 1588 toten nbsp Anne de Joyeuse nbsp Jean Louis de Nogaret nbsp Francois d Espinay nbsp Charles de Balzac d Entragues nbsp Jacques de Levis nbsp Louis de Maugiron nbsp Anne de Joyeuse und seine Frau Marguerite de Vaudemont Lorraine tanzen eine Pavane 3 Links unter dem Baldachin sitzen Heinrich III und seine Mutter Caterina de Medici rechts von dieser Konigin Louise Rechts die Musiker Wortbedeutung und Hintergrund BearbeitenDas Wort Mignon hatte im Mittelalter eine pejorative Bedeutung gewann aber seit Anfang des 15 Jahrhunderts als minion die Bedeutung eines treuen untergebenen Vertrauten 4 wie es etwa Philippe de Commynes fur Ludwig XI war In diesem Sinne wurde es ab 1446 fur die Vertrauten Karls VII verwendet und danach fur die seiner Nachfolger ohne notwendigerweise die Bedeutung von Gunstling zu haben Im 16 Jahrhundert bezeichneten sich die franzosischen Jesuiten als Mignons de Jesus Christ In Zeiten eifersuchtigen Streits um Vortritt oder Platzierung bei Tisch bedeutete Mignon eine Person der besondere Ehrenbezeugungen zuteilwurden etwa dem Monarchen beim Ankleiden behilflich zu sein Als franzosischer Konig war Heinrich III gezwungen einen vom Hofzeremoniell geregelten Tageslauf zu fuhren In der Barockzeit sollte diese zeremonielle Existenz durch Ludwig XIV etwa mit dem Lever noch erheblich weitergetrieben werden Heinrich liess eine im Mittelalter ubliche Sitte wiederaufleben einen Vertrauten dadurch auszuzeichnen dass dieser im Schlafzimmer des Konigs ubernachten durfte Dabei ist zu bedenken dass damals unter armeren Leuten besonders Bauern das Teilen eines Bettes mit Familienangehorigen oder mit Mitreisenden in Herbergen allgemein ublich war Wenn also ein Konig neben dessen Bett noch bis ins 18 Jahrhundert ublicherweise ein Kammerdiener schlief einer hohergestellten Person die Ehre erwies im selben Zimmer oder gar in seinem Bett zu ubernachten war dies eine besondere Auszeichnung vor allem in Frankreich das seine Konige als Gesalbte Gottes mit religioser Ehrfurcht betrachtete So hatten schon Philipp II und sein englischer Rivale Richard Lowenherz 1190 zum Zeichen des Friedensschlusses in einem Bett ubernachtet 5 Ahnliches galt fur die mignonnes der Koniginnen Pierre de Bourdeille de Brantome pragte Ende des 15 Jahrhunderts fur die von Karl VIII so Ausgezeichneten den Begriff mignons de couchette Mignons der Schlafstatte Dies hatte aber bereits einen Beigeschmack von Verweichlichung Putzsucht und mangelndem Kampfgeist 6 Umso mehr galt dies fur die Mignons Heinrichs III Sie waren Aufsteiger aus niederem Adel und hatten die tonangebenden Hoflinge aus seiner Jugendzeit verdrangt Die ersten die das Wort Mignon im Sinne von Liebhaber und damit von Homosexualitat gebrauchten waren die Calvinisten Sie missbilligten anders als die Katholiken bereits aufwandige Kleidung und Tanz erst recht effeminierte Kleidung und entsprechendes Verhalten als Frivolitat Sodomie galt seit jeher als crimen nefandum unsagliches Verbrechen das mit der Todesstrafe bedroht war Als Souveran hatte Heinrich III zwar keine Strafverfolgung zu befurchten sehr wohl aber negative Propaganda und Konigsmord ahnlich wie schon 1327 Edward II von England Doch auch die katholische Heilige Liga fuhrte ab 1585 eine derartige Kampagne gegen ihn und seine Hoflinge Sie wurden als frivole Clique dargestellt die sich von Protestanten instrumentalisieren liess Dies fuhrte am 2 August 1589 zur Ermordung des Konigs durch den fanatisierten Dominikanermonch Jacques Clement Weitere Beispiele BearbeitenAls Mignons wurden zeitgenossisch auch die Favoriten von Ludwig XIII und seinen Brudern Gaston und Cesar 7 sowie von Philippe I von Orleans und Wilhelm III von England bezeichnet Siehe auch BearbeitenDuell der MignonsLiteratur BearbeitenNicolas Le Roux La faveur du roi Mignons et courtisans au temps des derniers Valois vers 1547 vers 1589 Champ Vallon Seysse 2001 ISBN 2 87673 311 0 Einzelnachweise Bearbeiten Tracy Adams The Invention of the French Royal Mistress In Clare Frances Monagle Hrsg The Intellectual Dynamism of the High Middle Ages Amsterdam University Press Amsterdam 2021 ISBN 978 94 6298 593 3 S 317 336 hier S 321 Siehe etwa So kam Heinrich III unter die Haube FAZ vom 1 Februar 2021 Pavane a la cour d Henri III collections louvre fr Philippe Contamine Pouvoir et vie de cour dans la France du xve siecle les mignons Academie des Inscriptions et Belles lettres Paris comptes rendus 1994 April Juni S 541 554 Dieter Berg Richard Lowenherz Darmstadt 2007 S 140 Pierre Champion La legende des mignons Humanisme et Renaissance Librairie Droz 6 4 April Juni 1939 S 494 528 Pierre Chevallier Louis XIII roi cornelien S 453 455 unter Hinweis auf Agrippa d Aubigne und Tallemant des Reaux Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mignon Geschichte amp oldid 236108934