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Vitaly Viktor Chaim Arlosoroff auch Arlozorov oder Arlozoroff 23 Februar 1899 in Romny Russisches Kaiserreich 16 Juni 1933 in Tel Aviv war ein zionistischer Politiker der sozialistischen Arbeiterpartei Mapai und Gegner des revisionistischen Zionismus um Wladimir Zeev Jabotinsky Chaim Arlosoroff 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Politische Amter und Aktivitaten 1 3 Politische Positionen 1 4 Ermordung 1 5 Privates und Familie 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Chaim Arlosoroff war ein Enkel des Rabbiners Eliezer Arlosoroff Rabbiner von Romny Ukraine Sein Vater Saul Shaul war ein wohlhabender Holzhandler seine Mutter war Laska Tobolovsky aus Suwalki Arlosoroff wurde in der Ukraine geboren doch der Antisemitismus zwang seine Familie wie Hunderttausende von Juden in Russland zur Auswanderung nach einem Pogrom wanderte sie 1905 nach Ostpreussen aus Sein Vater konnte von einer Geschaftsreise in die Ukraine nicht zuruckkehren und starb im Juni 1918 in Petersburg an Cholera nbsp Werner Siemens RealgymnasiumArlosoroff besuchte das Werner Siemens Realgymnasium interessierte sich fur die deutsche Literatur und war so sehr von Deutschland begeistert dass er sich zu Kriegsbeginn mit 15 Jahren zum Kriegsdienst an die Front melden wollte 1 Spater studierte er an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin Wirtschaftswissenschaften und wurde 1924 promoviert In Berlin wurde er Mitglied des VJSt Maccabaea im KJV 2 Politische Amter und Aktivitaten Bearbeiten Noch an der Universitat schrieb Arlosoroff Artikel uber zionistische Themen wie etwa die Finanzierung der Siedler in Palastina auch plante er ein Programm zur Zusammenarbeit zwischen Juden und Arabern Zusammen mit Aharon David Gordon war er der Grunder der sozialistisch zionistischen Partei HaPoel HaZair und nahm in ihr eine Fuhrungsposition ein Sie zog viele Intellektuelle an Arlosoroff schrieb fur die Die Arbeit die Monatszeitschrift des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes 1924 wanderte Arlosoroff in das Britische Mandatsgebiet Palastina aus 1926 wurde er zum Vertreter der judischen Gemeinschaft in Palastina Jischuw beim Volkerbund in Genf gewahlt 1929 wurde die Jewish Agency gegrundet in der die Mapai und Arlosoroff eine bedeutende Rolle spielten Am 5 Januar 1930 vereinigten sich HaPoel Hatzair und Achdut haAwoda zur Mapai Bei diesem Zusammenschluss spielte Arlosoroff eine entscheidende Rolle 3 Arlosoroff wurde zu einem der Vordenker der Mapai der damals wichtigsten judischen politischen Partei und war ein enger Freund des judischen Wissenschaftlers und Staatsmannes Chaim Weizmann Er galt als der Kopf der politischen Abteilung der Jewish Agency Zunachst arbeitete er mit den Briten zusammen jedoch meinte er spater dass ihnen nicht zu trauen sei und die Juden Risiken eingehen mussten um sich eine Heimat aufzubauen Er befurwortete insofern den Abschluss des Ha avara Abkommens mit dem Deutschen Reich nbsp Chaim Arlosoroff in der Mitte sitzend mit Chaim Weizmann links von ihm bei dem Treffen mit arabischen Fuhrern im King David Hotel Jerusalem 8 April 1933 Rechts Moshe Shertok Sharett und Yitzhak Ben Zvi Die Reprasentanten von Transjordanien waren Sheikh Mithqal Pasha al Faiz Stammes Fuhrer der Bani Sakhr Rashid Pasha al Khaza i oberster Scheich der Mount Ajlun Mitri Pasha Zurikat christlicher Fuhrer des Distrikt al Karak Shams ud Din Bey Sami circassischer Fuhrer und Salim Pasha Abu al Ajam oberster Scheich der Belka Region Am 8 April 1933 organisierte Arlosoroff im Auftrag der Jewish Agency ein Treffen im King David Hotel in Jerusalem Weizmann traf sich dort mit fuhrenden Arabern aus dem britischen Mandatsgebiet 4 Wegen der vereinbarten Zusammenarbeit wurden sowohl die teilnehmenden Araber als auch Arlosoroff kritisiert Anfeindungen gegen ihn kamen vor allem aus der Misrachi die seinen Rucktritt forderte Radikale Zionisten sprachen Arlosoroff das Recht zu leben ab 5 nbsp Gedenkstein fur Chaim Arlosoroff an der Stelle seiner Ermordung in Tel AvivPolitische Positionen Bearbeiten Anfang der 1930er Jahre gab es zwei zionistische Hauptparteien in Palastina die Mapai eine sozialistische Arbeiterpartei und die so genannten Revisionisten eine politisch rechts eingeordnete Partei Die Kluft zwischen den beiden Gruppierungen hatte sich wahrend des Ersten Weltkriegs entwickelt und setzte sich im britischen Protektorat fort Die Mapai wurde weltweit von der World Zionist Organization vertreten und von der judischen Yishuv innerhalb Palastinas Gefuhrt von David Ben Gurion ermutigte sie die Massenimmigration und Besiedlung des Landes Die Fuhrung kooperierte zunachst mit der britischen Mandatsverwaltung Der Zionismus war praktisch orientiert Durch die Besiedlung des Landes sollte ein spaterer Anspruch auf Staatsgrundung begrundet werden 6 Die revisionistische Fraktion unter Wladimir Jabotinsky stutzte sich dagegen auf Prinzipien des so genannten politischen Zionismus Zunachst sollte das ganze Land unter Kontrolle gebracht werden danach sollte es besiedelt und kultiviert werden Die Unabhangigkeit von der britischen Mandatsverwaltung wurde als einziger Weg zur Errichtung eines judischen Staates angesehen 7 Die Spannungen wurden scharfer als die Mapai die Verhandlungen mit Deutschland forderte die von Arlosoroff vorangetrieben wurden Die Revisionisten besonders der geheime Untergrund Verband Brit HaBirionim ubten scharfe Kritik an der Bereitschaft von Vertretern der Mapai mit dem Deutschen Reich uber die Aussiedlung von Juden nach Palastina zu verhandeln wahrend gleichzeitig ein judischer Boykott deutscher Waren erklart worden war 8 Auch Arlosoroffs Uberzeugung von der Notwendigkeit einer kompromissbereiten Verstandigung mit den Arabern trug ihm die Feindschaft der religiosen Zionisten der Mizrachim Bewegung wie der Revisionisten ein 3 Ermordung Bearbeiten Am 16 Juni 1933 wurde Arlosoroff kurz nach seiner Ruckkehr von den Transfer Verhandlungen in Deutschland durch den Pistolenschuss eines Attentaters schwer verletzt als er mit seiner Frau Sima geb Rubin am Strand von Tel Aviv entlangging Er verstarb am folgenden Tag im Krankenhaus Wer der Attentater war ist bis heute ungeklart Zunachst wurden drei Verdachtige angeklagt Zwei von ihnen wurden freigesprochen Die Mapai von Ben Gurion konzentrierte ihren Wahlkampf auf den Mord und die angebliche Beteiligung der konkurrierenden revisionistischen Zionisten um Wladimir Jabotinsky Am 8 Juni 1934 wurde Abraham Stavsky in politisch aufgeladener Atmosphare zum Tode verurteilt Der aschkenasische Oberrabbiner von Palastina Abraham Isaak Kook fuhrte eine Kampagne gegen das Urteil 9 Die Verteidiger beschuldigten die Polizei die Zeugenaussage von Arlosoroffs Ehefrau Sima beeinflusst und aus politischen Grunden Beweismittel manipuliert zu haben Das Todesurteil wurde vom obersten Appellationsgerichtshof aufgehoben und Stavsky freigesprochen Eine von Menachem Begin 1982 initiierte Untersuchungskommission entlastete Stavsky nochmals ohne andere Verdachtige zu benennen 10 nbsp Die des Mordes an Arlosoroff Angeklagten Abraham Stavsky links Zvi Rosenblatt rechts unmittelbar nach ihrer Entlassung aus dem Gefangnis auf dem Tisch das Portrat von Horace Samuel ihrem Anwalt Hinter ihnen Sonia Ahime ir Ehefrau Aba AhimeirsPrivates und Familie Bearbeiten Um 1918 war Arlosoroff mit einer Mitschulerin seiner Schwestern Lisa und Dora Magda Goebbels zum damaligen Zeitpunkt noch Magda Friedlander liiert die ihn heiraten und zum judischen Glauben ubertreten wollte dann aber die Ehefrau des Industriellen Gunther Quandt und spater die Frau von Joseph Goebbels wurde In erster Ehe war Chaim Arlosoroff mit der Journalistin Korrespondentin und Autorin Gerda Luft geb Goldberg verheiratet 11 Aus der Ehe ging eine Tochter hervor Shulamit Gurevich Arlozorov 1919 1997 12 Shaul Arlosoroff 1930 ein Sohn Arlosoroffs war Israels bekanntester Bewasserungsexperte und Direktor von Mekorot einer staatlichen Firma der israelischen Wasserversorgung 13 14 Ehrungen BearbeitenNach Arlosoroff sind Strassen in der Schreibweise Arlosorov im Zentrum von Tel Aviv und in zahlreichen anderen israelischen Stadten benannt sowie auch der Kibbuz Givat Chaim 2009 wurde ein Denkmal an der Stelle seiner Ermordung errichtet 3 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Ch Ben Meir Die Ermordung Arlosoroffs Materialien dem Urteil der Offentlichkeit unterbreitet Judische Arbeiterpartei Palastinas Tel Aviv 1934 Georg Landauer Chaim Arlosoroff Leben und Werk Hechaluz Verlag Berlin 1936 Shlomo Avineri Arlosoroff Halban London 1989 Arlosoroff Haim in Yaacov Shimoni Biographical dictionary of the Middle East New York Facts on File 1991 S 35f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chaim Arlosoroff Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Chaim Arlosoroff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachruf in Der judische Arbeiter Nr 25 23 Juni 1933 S 1 Original Memento vom 23 Oktober 2007 im Internet Archive Original 1 englisch The Jewish Magazine englisch The Jewish Virtual Library englisch Einzelnachweise Bearbeiten Carlos Widmann Magda Goebbels Gefahrtin des Bosen In Der Spiegel 23 September 2001 abgerufen am 7 Oktober 2021 Thomas Schindler Sie waren Juden Sozialisten und Korporierte In Studentenkurier 2 2003 S 12 f a b c David B Green This Day in Jewish History 1933 The Murder of Chaim Arlosoroff In Haaretz 16 Juni 2013 haaretz com abgerufen am 5 Januar 2017 Edwin Black The Transfer Agreement Carroll amp Graf New York 2001 ISBN 0 7867 0841 7 S 95 Edwin Black The Transfer Agreement Carroll amp Graf New York 2001 S 146 Eran Kaplan The Jewish Radical Right Revisionist Zionism and Its Ideological Legacy University of Wisconsin Press 2005 ISBN 0 299 20380 8 S 10 14 Buchauszug Eran Kaplan The Jewish Radical Right Revisionist Zionism and Its Ideological Legacy University of Wisconsin Press 2005 S 139 Asher Maoz Historical Adjudication Courts of Law Commissions of Inquiry and Historical Truth Law and History Review 2000 archiviert vom Original am 13 September 2012 abgerufen am 5 Januar 2017 englisch Shnayer Z Leiman From the Pages of Tradition Isaac Ha Kohen Kook Letter on Ahavat Yisrael In Tradition A Journal of Orthodox Jewish Thought Jg 24 1988 Heft 1 S 84 90 hier S 85 86 online Michael Newton The Encyclopedia of Unsolved Crimes Facts on file New York 2009 ISBN 978 0 8160 7818 9 S 14 f Ines Sonder Das wollten wir Ein neues Land Deutsche Zionistinnen als Pionierinnen in Palastina 1897 1933 In Medaon Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung Jg 8 2014 Nr 14 Sie hatte Medizin und Nationalokonomie an der Berliner Universitat belegt und hier den zionistischen Arbeiterfuhrer Chaim Arlosoroff kennengelernt 1924 wanderte das Paar mit der gemeinsamen Tochter nach Palastina aus Hier begegnete sie ihrem zweiten Mann Zvi Luft und begann ihre Karriere als Journalistin Gerda Luft hat durch ihre kritischen Reportagen viele Jahre hindurch das Palastina Bild der deutschen Zionisten beeinflusst Neben der Judischen Rundschau schrieb sie auch fur Palastina das MB und die Jerusalem Post Von 1955 bis 1970 war sie Israel Korrespondentin der Neuen Zurcher Zeitung 1977 veroffentlichte sie ihr Buch Heimkehr ins Unbekannte Gerda Luft Chronik eines Lebens fur Israel Edition Erdmann in K Thienemanns Verlag Stuttgart 1983 ISBN 3 522 65090 5 Water demand management strategy aims for prosperity with limited water resources In waterworld com Abgerufen am 5 Januar 2017 Palestinian water shortages and Israel s water supply behind the headlines In JNS org jns org abgerufen am 5 Januar 2017 Normdaten Person GND 118943367 lobid OGND AKS LCCN n83148274 VIAF 64806963 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arlosoroff ChaimALTERNATIVNAMEN Arlosoroff Vitaly Viktor Chaim vollstandiger Name Arlozorov Chaim Arlozoroff ChaimKURZBESCHREIBUNG zionistischer PolitikerGEBURTSDATUM 23 Februar 1899GEBURTSORT Romny Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 16 Juni 1933STERBEORT Tel Aviv Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chaim Arlosoroff amp oldid 238955768