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CODIT war anfangs ein Acronym fur Compartmentalization Of Decay In Trees Kompartimentierung von Faule in Baumen 1977 veroffentlichte der US amerikanische Forstpathologe und Baumbiologe Alex Shigo zusammen mit Harold Marx eine Arbeit die beschrieb wie Baume sich gegen den Pilzbefall nach einer Verletzung wehren Dabei wurde vor allem die raumliche Ausdehnung eines Pilzbefalls und die hierdurch angeregte Abschottung des Baumes betrachtet Spater fand man heraus dass der Baum unmittelbar nach einer Verletzung nicht auf Faulnis sondern zunachst auf eindringende Luft reagiert 1 Da die Luftembolie wesentlichen Einfluss auf die Abwehrfunktionen von Baumen hat wird unter CODIT heute Compartmentalization Of Damage In Trees Abschottung gegen Schaden in Baumen verstanden und schliesst so das Eindringen der Luft mit ein Inhaltsverzeichnis 1 Das CODIT Modell 1 1 Die vier Wande des CODIT Modells 1 1 1 Wand 1 axial 1 1 2 Wand 2 radial nach innen 1 1 3 Wand 3 tangential 1 1 4 Wand 4 radial nach aussen 2 Das CODIT Prinzip 2 1 Phase 1 2 2 Phase 2 2 3 Phase 3 2 4 Phase 4 3 Arten und Effektivitat der Abschottung 3 1 Aktive Abwehr 3 2 Passive Abwehr 4 Wundtypen 4 1 Astungswunden und Kronenbruche 4 2 Stammbohrungen 4 3 Anfahr und Ruckeschaden 4 4 Wurzelkappungen 4 5 Tierfrass 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDas CODIT Modell BearbeitenIm CODIT Modell wird der Baum als ein gekammerter Organismus dargestellt diese Kammern werden durch vier strukturelle Wande unterteilt Infolge eines Schadens werden diese nacheinander verschlossen was im Zusammenspiel eine Abschottung der Verletzung bewirkt nbsp Abb 1 Die vier Wande des CODIT ModellsDie vier Wande des CODIT Modells Bearbeiten Wand 1 axial Bearbeiten Die erste Wand wird gebildet indem normalerweise leitfahiges Gefassgewebe uber und unter der Wunde verstopft wird Dadurch wird der Pilzbefall des Gewebes und das Eindringen von Luft in vertikaler Richtung verlangsamt Die Verstopfung geschieht bei Laubbaumen vor allem durch sogenanntes Verthyllen d h Parenchymzellen lebende Zellen bilden Verstulpungen in das leitende Gewebe und verschliesst dieses Anders als bei Laubbaumen sind bei Nadelbaumen die Holzfasern durch Tupfel miteinander verbunden Diese konnen aktiv von den Baumen geschlossen abgetotet und anschliessend lignifiziert verholzt werden Diese Wand schottet von allen vier am schwachsten ab sorgt aber dafur dass der in den Baumen herrschende Unterdruck trotz eindringender Luft erhalten bleibt Ohne diesen Unterdruck ware ein Flussigkeitstransport im inneren des Baumes nicht moglich Wand 2 radial nach innen Bearbeiten Die zweite Wand wird durch die dickwandigen ligninreichen Zellen des Spatholz Wachstumsrings zur Stammmitte hin gebildet wodurch die radiale Ausbreitung des Zerfalls verlangsamt wird Diese Wand schottet am zweitschwachsten ab Wand 3 tangential Bearbeiten Die dritte Wand wird von Holzstrahlenzellen gebildet Genauer von Gruppen dieser Zellen die horizontal zur Stammachse ausgerichtet sind und diesen in Segmente unterteilt Diese Gruppen von Zellen sind nicht kontinuierlich und variieren in Lange Hohe und Dicke und bilden eine labyrinthartige Barriere gegen tangentiale Ausbreitung des Zerfalls Nach der Verwundung werden auch einige Strahlenzellen chemisch verandert und werden so fur einige Mikroorganismen toxisch Dies ist die starkste Wand zum Zeitpunkt der Verwundung vor dem Wachstum der vierten Wand und reicht auch haufiger aus um die Ausbreitung eines Befalls langfristig zu verhindern Der Pilz aber bleibt meist am Leben Wand 4 radial nach aussen Bearbeiten Die vierte Wand wird durch ein neues Wachstum von spezialisiertem Holzgewebe Wundxylem auf der Aussenseite des Baums erzeugt wobei zum Zeitpunkt der Infektion vorhandenes Gewebe vom nachfolgenden Wachstum isoliert wird Dies ist die starkste Wand und oft die einzige die die Ausbreitung der Infektion vollstandig verhindern kann indem die Wunde mit neuem Holz geschlossen und der Pilz so abgetotet wird nbsp Abb 2 Wand 3 konnte der Ausbreitung des Befalls langjahrig standhalten Der Baum blieb in Phase 3 des CODIT Prinzips Phase 4 wurde bis zur Fallung nicht erreicht nbsp Abb 3 Gescheiterte Uberwallung Phase 4 des CODIT Prinzips konnte nicht erreicht werden der Pilz hat sich im Inneren des Baumes ausgebreitetDas CODIT Prinzip BearbeitenDas CODIT Prinzip komplementiert die heutige Auffassung der Wundreaktion von Baumen Neben der Strukturellen Einteilung wird die Zerstorung von Holz infolge einer Verletzung zeitlich in vier Phasen differenziert Phase 1 Bearbeiten Luft dringt in das Gewebe ein Das Gewebe in Wundnahe stirbt oberflachlich ab Die Rinde genauer gesagt der Bast beginnt ein Wundperiderm zu bilden gleichzeitig bildet das Kambium in Wundnahe einen Kallus nach aussen und eine Barrierezone nach innen Diese Barrierezone grenzt dann das Kambium nach innen in Wundnahe vom Holz ab Somit kann das Kambium effizienter Uberwallungen bilden und muss sich nicht aktiv wehren in diesem Bereich werden haufig antifungale Stoffe eingelagert Phase 2 Bearbeiten Eindringen von Schaderregern z B holzzerstorende Pilze Aus dem Kallus beginnt sich eine Uberwallungswulst zu bilden Bildung von Wand 4 Diese wird von den Seiten der Wunde aus gebildet daraus ergibt sich typischerweise eine elliptische Uberwallung der Wunde Abb 6 Phase 3 Bearbeiten Schaderreger breiten sich aus wenn die Barrierezone durchbrochen wird daraufhin konnen Baume eine neue bilden und erneut versuchen eine Ausbreitung zu verhindern In diesem Bereich lagern Baume zusatzlich antifungale Stoffe ein Die Uberwallungswulste wachsen weiter aufeinander zu Phase 3 dauert in der Regel am langsten z B wenn Kambialgewebe grossflachig abgetragen wird Abb 2 Dies ist bei Anfahrts und Ruckeschaden typisch s Wundtypen Die Phase kann aber auch sehr kurz sein und sogar ubersprungen werden was haufig bei kleinen Verletzungen vorkommt Phase 4 Bearbeiten Die Schaderreger werden von den Uberwallungswulsten eingekapselt Durch die Einkapselung sterben diese ab und konnen sich nicht weiter ausbreiten die Einkapselung ist somit die Uberlebensstrategie von Baumen nach Verletzungen 2 Arten und Effektivitat der Abschottung BearbeitenAktive Abwehr Bearbeiten Baume sind nach dem CODIT Modell in der Lage sich aktiv im Falle einer Verletzung zu wehren Dies kann jedoch nur uber lebende Zellen im Splintholzbereich bzw im Bast erfolgen Der Holzbereich versucht die Verletzung zu uberwallen und somit einzukapseln Zusatzlich werden antifungale meist phenolische Stoffe eingelagert Im Bast sterben parenchymatische lebende Zellen in Wundnahe innerhalb weniger Tage ab Hier wird haufig Suberin Korkstoff im Oberflachenperiderm eingelagert welcher von Pilz nicht oder nur schwer abgebaut werden kann Durch diese Einlagerungen wird in beiden Fallen das tote vom lebenden Gewebe abgegrenzt 3 Passive Abwehr Bearbeiten Bei obligatorischen echten Farbkernbildnern werden im Holz schon vor einer Verletzung derartige Stoffe eingelagert Sie fuhren dabei meist zu Verfarbungen des Kernholzes totes Gewebe im Stamminneren welches dann nur schwer von holzzerstorenden Pilzen abbaubar ist Diese passive Abwehr ist z B zu beobachten bei Eiche Kirsche Larche Nussbaum oder Ulme Auch vorhandene Verthyllungen Zellenverschluss die Gefassgrosse und die Art der Gefassdurchbrechungen konnen Einfluss darauf haben wie gut ein Baum sich gegen Verletzungen wehren kann Unterschieden wird hinsichtlich dieser Einflussfaktoren unter schwachen Kompartimentierern z B Birken Eschen Pappeln Weiden und Fichten effektiven Kompartimentierern z B Buchen Eichen Hainbuchen Linden Platanen und Kiefern 2 Wundtypen Bearbeiten nbsp Abb 5 sog T Fehler nach Kambialverletzung Das Kambium wurde an mehreren Stellen verletzt Zwischen den Verletzungen haben Uberwallungen stattgefunden Die abgeschotteten Bereiche sind dunkel gefarbt und haben eine Verletzungstypische T Form Querschnitt wurde etwa 3 Jahre nach der Verletzung entnommen nbsp Abb 4 Astungswunde Erfolgreiche Abschottung und Einkapselung Der Pilz konnte sich nicht weiter ausbreitenAstungswunden und Kronenbruche Bearbeiten Hier findet eine Verletzung quer zum Faserverlauf statt Haufig befindet sich in der Wundmitte alteres Gewebe welches schlecht abschottet Bei derartigen Verletzungen verbleibt die Wunde lange oder fur den Rest des Baumlebens in Phase 3 nach dem CODIT Prinzip Haufig wird in kurzer Zeit die Markrohre des betroffenen Astes verschlossen da diese in das Bauminnere fuhrt und Schaderregern so eine attraktive Eintrittspforte liefert Stammbohrungen Bearbeiten Stammbohrungen werden meist vorgenommen um festzustellen ob der Baum bereits faul ist oder um die Anzahl der Zuwachszonen zu messen Dabei wird seit Anfang der 1990er Jahre der Widerstand gemessen den das Holz einem langen und dunnen O ca 2 mm Bohrer entgegensetzt 4 Diese Bohrungen fuhren zu geringen Verfarbungen die Bohrlocher werden meist innerhalb eines Jahres uberwallt weshalb der Baum nur kurz in Phase 3 verbleibt Anfahr und Ruckeschaden Bearbeiten nbsp Abb 6 Erfolgreiche Einkapselung nach Astungswunde bei einem japanischen Schnurbaum Styphnolobium japonica Bei dieser Art von Verletzung wird meist lebendes Kambialgewebe grossflachig abgetragen Die Verletzung wird sehr engraumig abgeschottet Barrierezone 5 Da in der Regel nur junges lebendes Gewebe verletzt wird kann sich der Baum gut wehren Die Wunde wird allerdings nicht uberwallt es wird ein sog Flachenkallus gebildet Freiliegende Paranchymzellen werden gezielt vom Baum abgetotet und entsprechende Stoffe werden eingelagert Die Abschottung solcher Verletzungen kann durch das Aufbringen von speziellen Wundverschlussmitteln oder Folien unterstutzt werden was gelegentlich bei Baumen an Strassenrandern zu sehen ist Diese Verletzungen wurden sehr wahrscheinlich durch Verkehrsunfalle verursacht Wurzelkappungen Bearbeiten Wurzelkappungen sind mit den Astungswunden vergleichbar jedoch enthalten Wurzeln erheblich mehr parenchymatische Zellen Aus diesem Grund konnen sie sich zwar gut gegen Verletzungen wehren trotzdem kann ein Pilz von dort aus den ganzen Baum befallen 2 Da solche Verletzungen haufig durch Tiefbaumassnahmen in Strassennahe verursacht werden kann die Verkehrssicherheit von Baumen stark beeintrachtigt werden In diesem Zusammenhang ist deshalb in der DIN 18 920 2002 RAS LP 4 1999 zusammengefasst Beim Aushub von Graben durfen Wurzeln mit einem Durchmesser 2 cm nicht durchtrennt werden Verletzungen sollen vermieden werden und sind ggf sofort zu behandeln Tierfrass Bearbeiten Auch Tiere wie holzzerstorende Insekten konnen Schaderregern den Weg ins Innere eines Baumes bereiten Holzbrutende Insekten Xylophagen wie die Gelbfussige Bodentermite Reticulitermes flavipes die Rossameisen Camponotus formicidae oder die Gemeine Holzwespe Sirex juvencus ermoglichen beispielsweise durch ihre Frassgange im Holz verschiedenen Pilzen einen guten Nahrboden Unterschatzt werden kann auch die Gefahr durch Biber sie verletzen Baume meist grossflachig oder toten diese sogar Literatur BearbeitenDirk Dujesiefken Walter Liese Das CODIT Prinzip Von den Baumen lernen fur eine fachgerechte Baumpflege Haymarket Media Braunschweig 2008 ISBN 978 3 87815 227 9 Einzelnachweise Bearbeiten Tyree amp Sperry 1988 Liese und Dujesiefken 1989 Rayner 1993 Dujesiefken et al 1997 a b c D Dujesiefken W Liese Das CODIT Prinzip Von den Baumen lernen fur eine fachgerechte Baumpflege 2008 Biggs 1985 1987 1990 Trockenbrodt 1991 1994 Matthek amp Breloer 1993 Eckstein amp Sass 1994 Rust amp Weihs 2007 Schwarze amp Heuser 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title CODIT amp oldid 234332370