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C 1970 K1 White Ortiz Bolelli ist ein Komet der im Jahr 1970 nur von der Sudhalbkugel mit dem blossen Auge gesehen werden konnte Er gehort zur Kreutz Gruppe der sonnenstreifenden Kometen und wird von einigen zu den Grossen Kometen gezahlt 1 KometC 1970 K1 White Ortiz Bolelli Eigenschaften des Orbits Animation Epoche 29 Mai 1970 JD 2 440 735 5 Orbittyp langperiodisch gt 200 Jahre Numerische Exzentrizitat 0 999949Perihel 0 0088 AEAphel 347 6 AEGrosse Halbachse 173 8 AESiderische Umlaufzeit 2291 aNeigung der Bahnebene 139 0 Periheldurchgang 14 Mai 1970Bahngeschwindigkeit im Perihel 447 9 km sGeschichteEntdecker Graeme L White Emilio Ortiz Carlos Bolelli u a Datum der Entdeckung 18 Mai 1970Altere Bezeichnung 1970 VI 1970 fQuelle Wenn nicht einzeln anders angegeben stammen die Daten von JPL Small Body Database Browser Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Beobachtung 2 Wissenschaftliche Auswertung 3 Umlaufbahn 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntdeckung und Beobachtung BearbeitenDieser Komet war am Mittag des 14 Mai 1970 von der Erde gesehen in einem engen Bogen in nur 0 36 Abstand an der Sonne vorbeigegangen und entfernte sich anschliessend rasch in ostlicher Richtung von ihr dies blieb aber noch unbeobachtet Graeme Lindsay White damals noch Student entdeckte den Kometen erstmals mit einem Fernglas in der Nahe von Shellharbour City New South Wales in der Abenddammerung des 18 Mai 1970 Ortszeit Er schatzte seine Helligkeit zu 1 2 mag und erkannte einen Schweif von 1 Lange Einen Tag spater wollte er seine Entdeckung am Observatorium in Sydney uberprufen konnte den Kometen aber wegen der Lichter der Stadt nicht sicher erkennen Wiederum einen Tag spater konnte er den Kometen dann sowohl mit Fernglas als auch mit blossen Augen wiederfinden der Schweif war inzwischen 10 lang 2 Einige Stunden nach Eingang von Whites Meldung bei der offiziellen Stelle ging eine weitere Sichtungsmeldung aus Madagaskar ein wo Emilio Ortiz der Kopilot eines Boeing 707 Verkehrsflugzeugs auf dem Flug von St Denis auf Reunion nach Antananarivo am Abend des 21 Mai den Kometen ebenfalls entdeckt hatte Ortiz war auch bereits einer der ersten Beobachter des Kometen C 1961 O1 Wilson Hubbard gewesen Ortiz schatzte die Helligkeit auf 0 5 1 mag und die Schweiflange zu 5 8 Mehrere Astronomen suchten den Kometen daraufhin am 22 Mai konnten ihn aber nicht sehen Erst zwei Tage spater erfolgte noch eine verspatete Meldung uber Sichtungen des Kometen am Abend des 21 und 22 Mai durch Carlos Bolelli am Cerro Tololo Inter American Observatory in Chile Er konnte eine Helligkeit von 1 mag und eine Schweiflange von 10 beobachten Spater gingen noch Berichte uber zahlreiche unabhangige Entdeckungen ein die zwischen dem 19 und 24 Mai in Australien Sudafrika Chile Argentinien Neuseeland und Uruguay stattgefunden hatten In allen Fallen war der Komet nur ganz kurz nach Sonnenuntergang in der Abenddammerung sichtbar gewesen Die Helligkeit des Kometen nahm bis Ende des Monats rapide bis auf etwa 5 mag ab wahrend der Schweif zunachst noch an Lange zunahm indem er um den 25 Mai seine grosste Lange von etwa 15 erreichte und bis Monatsende noch um die 5 Lange besass Im Juni konnte der Komet nur noch teleskopisch und photographisch beobachtet werden Die letzten Beobachtungen erfolgten am 7 Juni 1970 bei einer Helligkeit von etwa 9 mag in Neuseeland und Australien Am 8 Juli ging der Komet von der Erde aus gesehen ein weiteres Mal sudlich an der Sonne voruber und obwohl es bis Anfang Oktober noch Versuche gab den Kometen am Morgenhimmel wieder aufzufinden blieb dies erfolglos 3 4 Der Komet erreichte eine maximale Helligkeit von 0 5 mag 5 Wissenschaftliche Auswertung BearbeitenSchon unmittelbar nach den ersten Beobachtungsmeldungen vermutete Brian Marsden dass der Komet ein Mitglied der Sonnenstreifer der Kreutz Gruppe sein konnte Diese Vermutung wurde bald bestatigt nachdem Bahnelemente einer vorlaufigen parabolischen Umlaufbahn bestimmt werden konnten Bereits im 19 Jahrhundert waren mehrere Grosse Kometen erschienen die ahnlich nahe an der Sonne vorubergingen wie der Komet White Ortiz Bolelli Die Sonnenstreifer wurden von 1888 bis 1901 sehr intensiv von Heinrich Kreutz untersucht der vermutete dass alle Mitglieder der spater nach ihm benannten Kometengruppe von einem ursprunglichen Korper abstammten der bei seinem Vorbeigang an der Sonne zerbrochen sei Er identifizierte die Kometen C 1843 D1 C 1880 C1 C 1882 R1 und C 1887 B1 die sich alle in sehr ahnlichen Umlaufbahnen bewegen als mogliche Mitglieder der Gruppe und auch im 20 Jahrhundert erschienen noch weitere Gruppenmitglieder in Gestalt der Kometen C 1945 X1 C 1963 R1 und C 1965 S1 Marsden hatte bereits 1967 die Bahnen der bis dahin bekannten Kometen der Kreutz Gruppe untersucht und gezeigt dass deren Mitglieder in zwei Untergruppen aufgeteilt werden konnen Er konnte als so gut wie erwiesen ableiten dass die Kometen der Kreutz Gruppe Bruchstucke eines gemeinsamen Ursprungskometen gewesen sein mussten der zuvor vermutlich in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts an der Sonne vorbeigegangen war Ob dies der bekannte Komet X 1106 C1 war liess sich aber zunachst nicht belegen 6 In der Folge gab es viele Versuche die moglichen Zerfallsprozesse und resultierenden Bahnen der Sonnenstreifer theoretisch zu erfassen insbesondere durch Zdenek Sekanina 7 und andere Nachdem Marsden 1970 aus sechs Beobachtungen des Kometen uber einen Zeitraum von 14 Tagen nur eine relativ ungenaue parabolischen Umlaufbahn berechnen konnte 8 ermittelten Sekanina und Chodas in einer neuen Untersuchung 2002 verbesserte Bahnelemente fur den Kometen unter Verwendung moderner mathematischer Methoden und unter Berucksichtigung des gravitativen Einflusses aller Planeten und der relativistischen Effekte beim nahen Vorbeiflug des Kometen an der Sonne 9 Sie berechneten eine allgemeine Losung nach der sich der Komet definitiv auf einer elliptischen Bahn bewegt mit einer Umlaufzeit die innerhalb einer Spanne von etwa 300 bis 1130 Jahren liegt Zusatzlich berechneten sie einen optimierten Satz von Bahnelementen Forced solution fur eine erzwungene Umlaufzeit von 951 Jahren der numerisch nur geringfugig von denen der allgemeinen Losung differiert und als Referenz fur Analysen uber den Ursprung des Kometen dienen kann In weiteren sehr umfangreichen Untersuchungen wurden von Sekanina und Chodas neue Theorien uber Ursprung und Entwicklung der Kreutz Kometengruppe entwickelt die derzeit den aktuellen Wissensstand wiedergeben Demnach kann nach dem Modell der zwei Superfragmente 10 davon ausgegangen werden dass alle Sonnenstreifer der Kreutz Gruppe von einem sehr grossen Vorgangerkometen mit nahezu 100 km Durchmesser abstammen der moglicherweise im spaten 4 Jahrhundert oder fruhen 5 Jahrhundert einige Jahrzehnte vor seinem damaligen Vorbeigang an der Sonne in zwei etwa gleich grosse Teile zerbrochen ist Die beiden Superfragmente vollfuhrten einen weiteren Umlauf um die Sonne und Superfragment I erschien wieder im Jahr 1106 als der beruhmte Sonnenstreifer X 1106 C1 Superfragment II erschien nur wenige Jahre fruher oder spater entging aber durch ungunstige Sichtungsbedingungen offenbar der Beobachtung da es daruber keine Berichte gibt Beide Superfragmente zerbrachen kurz nach ihrem damaligen extrem nahen Vorbeigang an der Sonne innerlich geschadigt durch die enormen Gezeitenkrafte erneut in weitere Bruchstucke Kaskadierende Zersplitterung 11 Superfragment II zerfiel in funf weitere Teile die beiden grossten davon erschienen spater wieder als die Kometen C 1882 R1 und C 1965 S1 wahrend die anderen drei Teile jeweils zu unterschiedlichen Zeitpunkten in weitere Fragmente zerfielen Der Komet White Ortiz Bolelli entstand moglicherweise um 1749 bei einem solchen Zerfallsvorgang 10 Umlaufbahn BearbeitenFur den Kometen konnte aus 9 Beobachtungsdaten uber einen Zeitraum von 14 Tagen eine langgestreckte elliptische Umlaufbahn bestimmt werden die um rund 139 gegen die Ekliptik geneigt ist 12 Die Bahn des Kometen verlauft damit stark angestellt gegen die Bahnebenen der Planeten und er durchlauft seine Bahn relativ zu diesen im gegenlaufigen Sinn retrograd Im sonnennachsten Punkt der Bahn Perihel den der Komet am 14 Mai 1970 durchlaufen hat befand er sich mit etwa 1 323 Mio km Sonnenabstand nur knapp einen Sonnenradius uber deren Oberflache Bereits am 13 April war er in etwa 152 2 Mio km am Mars und am 30 April in etwa 72 9 Mio km Abstand an der Venus vorbeigegangen Zwei Stunden und 10 Minuten nach seinem Periheldurchgang erreichte er seine grosste Nahe zur Erde mit etwa 149 8 Mio km 1 00 AE Abstand Am 23 Mai erfolgte noch eine weitere Annaherung an die Venus mit etwa 63 2 Mio km und am 24 Juni an den Mars mit etwa 131 2 Mio km Distanz Die in der Infobox angegebenen Bahnelemente der JPL Small Body Database beruhen nur auf wenigen Beobachtungen und berucksichtigen keine nicht gravitativen Krafte auf den Kometen die allerdings ganz wesentlich seine Bewegung bei der engen Umrundung der Sonne beeinflusst haben mussen Diese Bahnelemente sind daher nur eingeschrankt brauchbar Nach neueren Untersuchungen von Sekanina und Chodas ist der Komet wahrscheinlich ein Bruchstuck eines unbeobachteten Kometen der in den ersten Jahren des 12 Jahrhunderts erschienen war Nach den von Sekanina unter der Annahme eines solchen Ursprungs ermittelten Bahnelementen Forced solution die hier im Weiteren verwendet werden hatte seine Bahn moglicherweise einige Zeit vor der Passage des inneren Sonnensystems im Jahr 1970 noch eine Exzentrizitat von etwa 0 99990 und eine Grosse Halbachse von etwa 90 AE so dass seine Umlaufzeit bei etwa 860 Jahren lag Durch die Anziehungskraft der Planeten insbesondere durch zwei relativ nahe Vorbeigange am Jupiter am 15 Mai 1970 in knapp 5 AE und am Saturn im September 1970 in etwas uber 7 AE Abstand wurde die Bahnexzentrizitat nur geringfugig auf etwa 0 99991 erhoht die Grosse Halbachse wurde aber auf etwa 96 AE vergrossert so dass sich seine Umlaufzeit auf etwa 935 Jahre erhoht Unter diesen Annahmen konnte der nachste Periheldurchgang des Kometen moglicherweise um das Jahr 2900 stattfinden 13 Aufgrund der Vorgeschichte ist aber davon auszugehen dass fur den Kometen zu jeder Zeit ein weiterer spontaner Zerfallsprozess stattfinden kann 11 Siehe auch BearbeitenListe der Kometen Grosser KometWeblinks BearbeitenGary W Kronk s Cometography C 1970 K1 White Ortiz Bolelli Kometen info Komet White Ortiz Bolelli C 1970 K1 Einzelnachweise Bearbeiten J E Bortle International Comet Quarterly The Bright Comet Chronicles Abgerufen am 25 September 2015 englisch D A J Seargent The Greatest Comets in History Broom Stars and Celestial Scimitars Springer New York 2009 ISBN 978 0 387 09512 7 S 207 B G Marsden Reports on Progress in Astronomy Comets in 1970 In Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society Bd 12 1971 S 244 273 bibcode 1971QJRAS 12 244M PDF 588 kB G W Kronk M Meyer Cometography A Catalog of 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