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C 1965 S1 Ikeya Seki jap 池谷 関彗星 Ikeya Seki suisei war ein Komet der im Jahr 1965 auch am Tage mit dem blossen Auge gesehen werden konnte Er war der hellste Komet des 20 Jahrhunderts und wird aufgrund seiner ausserordentlichen Helligkeit zu den Grossen Kometen gezahlt KometC 1965 S1 Ikeya Seki Komet Ikeya Seki am 30 Oktober 1965 mit voll ausgebildetem SchweifEigenschaften des Orbits Animation Epoche 7 Oktober 1965 JD 2 439 040 5 Orbittyp langperiodisch gt 200 Jahre Numerische Exzentrizitat 0 999915Perihel 0 0078 AEAphel 183 2 AEGrosse Halbachse 91 6 AESiderische Umlaufzeit 880 aNeigung der Bahnebene 141 9 Periheldurchgang 21 Oktober 1965Bahngeschwindigkeit im Perihel 477 km sGeschichteEntdecker K Ikeya T SekiDatum der Entdeckung 18 September 1965Altere Bezeichnung 1965 VIII 1965fQuelle Wenn nicht einzeln anders angegeben stammen die Daten von JPL Small Body Database Browser Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Beobachtung 2 Wissenschaftliche Auswertung 3 Umlaufbahn 4 Rezeption in den Medien 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntdeckung und Beobachtung BearbeitenAls die beiden Astronomen Kaoru Ikeya und Tsutomu Seki unabhangig voneinander den Kometen am Morgen des 18 September 1965 als einen nebligen Fleck mit einer unbedeutenden Helligkeit von 7 bis 8 mag entdeckten deutete noch nichts auf seine grandiose Entwicklung hin Sowohl Ikeya als auch Seki hatten bereits je zwei Kometen entdeckt und sollten Ende 1967 noch eine weitere gemeinsame Entdeckung miteinander teilen Ihre Entdeckung wurde einen Tag spater durch ein Observatorium in Australien bestatigt Erste Bahnberechnungen deuteten zunachst auf eine wenig aufregende Periheldistanz im Bereich der Erdumlaufbahn hin aber nachdem weitere Messungen der Kometenpositionen vorgenommen worden waren zeigte es sich dass die erste Annahme weit gefehlt war Gegen Ende September wurde nach genaueren Bahnbestimmungen durch Brian Marsden klar dass es sich um einen weiteren Sonnenstreifer der Kreutz Gruppe handelte mit einer ahnlichen Bahn wie der Grosse Septemberkomet C 1882 R1 Die Helligkeit des Kometen nahm von Tag zu Tag zu und am 26 September wurde erstmals ein Schweif von 1 5 Lange fotografiert Ab Ende September konnte der Komet auch mit dem blossen Auge beobachtet werden Von Anfang bis Mitte Oktober hatte die Helligkeit bereits von etwa 6 mag bis auf etwa 1 mag zugenommen und die Schweiflange erreichte 5 Der Komet erreichte am 14 Oktober 1965 eine Helligkeit von 2 mag 1 Am 20 Oktober konnte der Komet erstmals mit dem blossen Auge auch am Taghimmel gesehen werden Gerard Henri de Vaucouleurs konnte ihn an einem Observatorium in Texas mittags nur 2 neben der Sonne mit einer Helligkeit von 10 mag zugleich der maximale Wert des Kometen 2 und einem 1 bis 2 langen Schweif sehen Elizabeth Roemer in Flagstaff sowie weitere Beobachter in New Mexico bestatigten diese Angaben Wahrend der Komet weiter seinem sonnennachsten Punkt entgegenstrebte wurde er rund um die Welt von zahlreichen Beobachtern am Taghimmel beobachtet viele konnten ihn mit einfachen Kameras fotografieren solange nur die Sonne abgedeckt war Am 21 Oktober ging er von der Erde aus gesehen in 0 3 Abstand an der Sonne vorbei und erreichte seine nordlichste Deklination Einen Tag nach Passieren des Perihels war der Komet immer noch sehr hell mit etwa 3 mag Wahrend der letzten Oktober und der ersten Novembertage wurden allgemein Schweiflangen von bis zu 30 was einer realen Lange von 0 75 AE entsprach berichtet Ein Beobachter will sogar am Morgen des 28 Oktober einen 45 langen Schweif gesehen haben Zu dieser Zeit wurde auch ein zweiter Plasmaschweif neben dem hellen Staubschweif beobachtet Die Verdichtungen Striae im Staubschweif gaben diesem eine charakteristische Korkenzieherform Am 4 November wurde erstmals ein doppelter Kometenkern beobachtet Neben dem Hauptkern konnte ein schwacherer zweiter Kern festgestellt werden der dann noch bis zum 14 Januar 1966 beobachtet werden konnte Ob es noch ein drittes Bruchstuck gab ist eher unsicher Zdenek Sekanina bestimmte nachtraglich den 21 Oktober als wahrscheinliches Datum fur das Zerbrechen des Kerns sowie ein Massenverhaltnis zwischen Bruchstuck A und B von etwa 15 1 3 Auf der Sudhalbkugel konnte der Komet noch den ganzen November uber mit blossem Auge beobachtet werden Gegen Ende November wurde eine Helligkeit von 3 mag und eine Schweiflange von 30 berichtet Danach verblasste der Komet sehr rasch denn der Schweif konnte zunachst weiterhin beobachtet werden war aber um die Mitte des Dezember bereits verschwunden Die letzte visuelle Beobachtung des Kometen erfolgte am 31 Januar 1966 bei einer Helligkeit von 11 mag moglicherweise wurde er ein letztes Mal am 12 Februar fotografiert Spatere Versuche den Kometen bildlich zu erfassen blieben ohne Erfolg 4 5 6 Wissenschaftliche Auswertung BearbeitenDas Spektrum des Kometen wurde von zahlreichen Forschern in der ganzen Welt ab Ende Oktober bis in den November hinein beobachtet In den Spektrogrammen wurden neben den bei Kometen ublichen Emissionslinien um die Zeit des Perihels auch besonders hervortretende Linien von Natrium Eisen und ionisiertem Calcium gefunden Ausserdem fanden mit einem Radioteleskop Messungen des Mikrowellenspektrums statt 4 Auch Untersuchungen der Polarisation 7 und der Infrarotstrahlung 8 des Kometen wurden unternommen Vom 23 bis 26 Oktober wurde der Komet bei Hawaii auch aus 40 000 Fuss 12 km Hohe von einem Flugzeug Convair CV 990 der NASA aus fotografiert um Messungen des Schweifs vorzunehmen 9 Der Komet gehort zur Gruppe der Sonnenstreifer das sind Kometen die extrem nahe an der Sonne vorbeigehen Bereits im 19 Jahrhundert waren mehrere solcher Kometen beobachtet worden darunter der Grosse Marzkomet C 1843 D1 der Grosse Sudkomet C 1880 C1 der Grosse Septemberkomet C 1882 R1 und der Grosse Sudkomet C 1887 B1 nbsp Komet Ikeya Seki gesehen von Canberra am 31 Oktober 1965 Zeichnung von David Nicholls Die Sonnenstreifer wurden von 1888 bis 1901 sehr intensiv von Heinrich Kreutz untersucht der vermutete dass alle Mitglieder der spater nach ihm Kreutz Gruppe benannten Kometengruppe von einem ursprunglichen Korper abstammten der bei seinem Vorbeigang an der Sonne zerbrochen sei Auch im 20 Jahrhundert erschienen noch weitere Gruppenmitglieder in den Jahren 1945 1963 1965 mit diesem Kometen und 1970 Brian Marsden untersuchte 1967 die Bahnen der bis dahin bekannten Kometen der Kreutz Gruppe und zeigte dass deren Mitglieder in zwei Untergruppen aufgeteilt werden konnen Der Komet C 1965 S1 Ikeya Seki gehort damit zusammen mit C 1882 R1 zu den wichtigsten Reprasentanten der Untergruppe II Aus der Ahnlichkeit der Bahnelemente mit dem Kometen C 1882 R1 leitete er als so gut wie erwiesen ab dass beide Kometen bei ihrem letzten Vorbeigang an der Sonne in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts noch ein Korper waren Ob dies der bekannte Komet X 1106 C1 gewesen sein konnte liess sich aber nicht belegen 10 In der Folge gab es viele Versuche die moglichen Zerfallsprozesse und resultierenden Bahnen der Sonnenstreifer theoretisch zu erfassen insbesondere durch Zdenek Sekanina 11 und andere Sekanina und Paul W Chodas untersuchten im Jahr 2002 den moglichen Zerfallsprozess des Kometen von 1106 genauer Sie konnten durch Vergleich der Bahnelemente der beiden Sonnenstreifer von 1882 und 1965 Marsdens Annahme bestatigen dass sie einen gemeinsamen Ursprung besitzen und dass sie sich etwa 18 Tage nach dem Periheldurchgang ihres Ursprungskometen geteilt haben mussen als dieser bereits wieder 0 75 AE von der Sonne entfernt war 3 In sehr umfangreichen Untersuchungen wurden schliesslich von Sekanina amp Chodas neue Theorien uber Ursprung und Entwicklung der Kreutz Kometengruppe entwickelt die derzeit den aktuellen Wissensstand wiedergeben Demnach kann nach dem Modell der zwei Superfragmente 12 davon ausgegangen werden dass alle Sonnenstreifer der Kreutz Gruppe von einem sehr grossen Vorgangerkometen mit nahezu 100 km Durchmesser abstammen der moglicherweise im spaten 4 Jahrhundert oder fruhen 5 Jahrhundert einige Jahrzehnte vor seinem damaligen Vorbeigang an der Sonne in zwei etwa gleich grosse Teile zerbrochen ist Die beiden Superfragmente vollfuhrten einen weiteren Umlauf um die Sonne und Superfragment I erschien wieder im Jahr 1106 als der beruhmte Sonnenstreifer X 1106 C1 Superfragment II erschien nur wenige Jahre fruher oder spater entging aber durch ungunstige Sichtungsbedingungen offenbar der Beobachtung da es daruber keine Berichte gibt Beide Superfragmente zerbrachen kurz nach ihrem damaligen extrem nahen Vorbeigang an der Sonne innerlich geschadigt durch die enormen Gezeitenkrafte erneut in weitere Bruchstucke Kaskadierende Zersplitterung 13 Superfragment II zerfiel in mindestens drei weitere Teile das grosste erschien spater wieder als der Komet C 1882 R1 ein weiteres Teil erschien als der Komet C 1965 S1 Ikeya Seki und das dritte Teil war zum Teil nach weiteren Zerfallsprozessen die Quelle der anderen sonnenstreifenden Kometen die in den Jahren 1945 1963 und 1970 erschienen Umlaufbahn BearbeitenBrian Marsden konnte fur die beiden Bruchstucke des Kometen nach ihrer Aufspaltung Bahnelemente berechnen Die von Marsden fur das grossere Bruchstuck A berechneten Bahnelemente sind in der Infobox angegeben 14 nbsp Komet Ikeya SekiDie folgenden Angaben beruhen bis zum Zerbrechen des Kometen kurz nach seinem Periheldurchgang auf den Bahnelementen fur das Massezentrum des Kometen die 2002 von Sekanina amp Chodas aus theoretischen Uberlegungen uber die Umlaufbahn vor und nach dem Zerfall des Kometenkerns und unter Verwendung moderner mathematischer Methoden mit der Berucksichtigung aller Planetenstorungen und relativistischer Effekte angenommen wurden 3 Anschliessend werden die Bahnelemente fur die beiden Bruchstucke A und B verwendet Danach beschrieb der Komet vor seinem Zerfall eine extrem langgestreckte elliptische Umlaufbahn die um rund 142 gegen die Ekliptik geneigt war Der Komet lief damit im gegenlaufigen Sinn retrograd wie die Planeten durch seine Bahn Der Wert fur die Grosse Halbachse betrug 92 5 AE und die Exzentrizitat 0 999916 Im sonnennachsten Punkt der Bahn Perihel den der Komet am 21 Oktober 1965 durchlaufen hat befand er sich mit etwa 1 165 Mio km Sonnenabstand nur eines Sonnenradius uber deren Oberflache Bereits am 17 Oktober hatte er sich der Erde bis auf 0 91 AE 135 6 Mio km und 3 Stunden vor seinem Periheldurchgang der Venus bis auf 106 8 Mio km genahert Die beiden Bruchstucke gingen nach dem Zerfall des Kometen noch einmal am 26 November im Abstand von 1 05 AE 156 5 Mio km A bzw 156 6 Mio km B an der Erde vorbei Nach den neueren Untersuchungen ist der Komet wahrscheinlich ein Bruchstuck eines unbeobachteten Kometen der in den ersten Jahren des 12 Jahrhunderts erschienen war demnach hatte seine Umlaufzeit bis zu seiner letzten Passage des inneren Sonnensystems etwa 860 Jahre betragen Der nachste Periheldurchgang der Bruchstucke wird moglicherweise um das Jahr 2760 A und 2910 B stattfinden 15 Rezeption in den Medien BearbeitenIn der Republik Kongo wurde am 17 Februar 1986 eine Luftpost Sondermarke zu 225 CFA Franc mit einer Abbildung des Kometen Ikeya Seki anlasslich des Erscheinens des Halleyschen Kometen herausgegeben 16 Siehe auch BearbeitenListe der Kometen Grosser KometWeblinks Bearbeiten nbsp Commons C 1965 S1 Ikeya Seki Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien C 1965 S1 Ikeya Seki auf cometography com englisch Komet Ikeya Seki auf der Website von Tsutomu SekiEinzelnachweise Bearbeiten Donald K Yeomans NASA JPL Solar System Dynamics Great Comets in History Abgerufen am 17 Juni 2014 englisch P Moore R Rees Patrick Moore s Data Book of Astronomy Cambridge University Press Cambridge 2011 ISBN 978 0 521 89935 2 S 271 a b c Zdenek Sekanina Paul W Chodas Common Origin of Two Major Sungrazing Comets In The Astrophysical Journal Vol 581 2002 S 760 769 doi 10 1086 344216 a b Gary W Kronk Maik Meyer Cometography A 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Seki amp oldid 234925977