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Der Burgwall Lubin polnisch Grodzisko w Lubinie ist ein slawischer Burgwall in Lubin deutsch Lebbin auf der polnischen Ostseeinsel Wolin Grabungen in den Jahren 2008 bis 2011 forderten die Reste einer Kirche einen daran anschliessenden Friedhof und die Fundamente eines mittelalterlichen Wohnturms zu Tage Es gilt als wahrscheinlich dass es sich um Relikte der altesten pommerschen Kirche handelt die im Jahr 1124 vom Pommernmissionar Bischof Otto von Bamberg geweiht wurde Burgwall LubinAlternativname n Grodzisko w LubinieStaat PolenOrt Lubin Gmina MiedzyzdrojeEntstehungszeit 9 bis 10 JahrhundertBurgentyp HugelburgErhaltungszustand ErdwerkBauweise Erdwalle mit PalisadenGeographische Lage 53 52 N 14 26 O 53 865055555556 14 431027777778 52 Koordinaten 53 51 54 2 N 14 25 51 7 OHohenlage 52 m u NNBurgwall Lubin Westpommern Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Grabungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Burgwall befindet sich auf dem hochsten Kliff an der Kuste des Stettiner Haffs zwischen 43 und 52 m uber dem Meeresspiegel Die strategisch gunstige Lage erlaubte es den Wicko Wielkie Grosser Vietziger See und die Einfahrt in die zur offenen Ostsee fuhrende Swina Swine zu uberwachen Die Reste des Burgwalls auf dem Schneiderberg 1 nehmen heute eine Flache von 1 5 Hektar ein Das rautenformige Areal ist uber einen ausgeschilderten Weg zu erreichen der von der Hauptstrasse Lubins etwa in Hohe der Kirche in Richtung Haffkuste abzweigt Fur das Betreten des umzaunten Gelandes wird ein Eintrittsgeld von 4 Zloty Stand 2018 erhoben Schautafeln in polnischer deutscher und englischer Sprache geben dem Besucher nahere Informationen zur Fundstatte Mit Ausnahme der Fundamente des Wohnturms sind keine Artefakte mehr sichtbar Von einem Aussichtspunkt auf dem Gelande bietet sich ein Panoramablick auf das Haff das Ruckseitendelta der Swina und auf den Wicko Wielkie Geschichte BearbeitenDie altesten gefundenen Siedlungsspuren werden auf das 9 oder die erste Halfte des 10 Jahrhunderts datiert 2 Wahrscheinlich am Ende des 11 Jahrhunderts wurde die Siedlung mit einem Wall umgeben Die erste urkundliche Erwahnung stammt aber erst aus dem 12 Jahrhundert Als der Pommernmissionar Otto von Bamberg im Jahr 1124 nach Lubin kam weihte er in der dortigen Burg einen Altar wie der zeitgenossische Chronist Herbord berichtet 3 Im 12 Jahrhundert war Lubin ein ausgedehnter Siedlungskomplex bestehend aus der Burg und vier oder funf offenen Siedlungen sowie einem Bestattungsplatz 4 Saxo Grammaticus berichtet in der Gesta Danorum von der Einnahme der Burg durch Truppen des danischen Konigs Waldemar I auf einem Kriegszug nach Stettin im Jahre 1173 5 6 Nach archaologischen Befunden wurde der Burgwall in dieser Zeit zerstort und anschliessend wieder aufgebaut Die Burg in Lubin wird letztmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1186 oder 1187 erwahnt in der sie an das Camminer Domkapitel verliehen wird Die Kirche auf ihrem Gelande war demnach dem Hl Nikolaus geweiht Ab der Mitte des 13 Jahrhunderts wird Lubin als Dorf villa bezeichnet 7 Grabungen Bearbeiten nbsp Blick vom Burggelande auf das Ruckseitendelta der SwinaAm Ende des 18 Jahrhunderts wurde im Inneren des Burgwalls ein Schatz aus arabischen Silbermunzen entdeckt Der Zufallsfund konnte auf die Zeit kurz nach der Mitte des 10 Jahrhunderts datiert werden 8 In den Jahren 1831 und 1840 gab es auf der Suche nach den Resten der von Otto von Bamberg gegrundeten Kirche erste wissenschaftliche Grabungen uber deren Art und Umfang wenig bekannt ist Man weiss aber dass zahlreiche Knochen Keramikscherben und Eisenteile gefunden wurden Am hochsten Punkt des Gelandes stiess mann auf die Fundamente eines Gebaudes die mit der Sankt Nikolaus Kirche in Verbindung gebracht wurden nbsp Gedenkstein am fruheren Standort der Kirche aus dem 12 Jahrhundert nbsp Schautafel mit Informationen zur Kirche nbsp Der freigelegte Keller eines Wohnturms aus dem 15 16 Jahrhundert nbsp Schautafel mit Informationen zum WohnturmDie bisher jungsten Grabungen auf dem Gelande des Burgwalls leitete Marian Rebkowski vom Institut fur Geschichte und Internationale Beziehungen der Universitat Stettin gemeinsam mit Andrzej Janowski vom Institut fur Archaologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Stettin Sie wurden in den Jahren 2008 bis 2011 auf mehr als 350 m vor allem im westlichen Bereich des Burgwalls durchgefuhrt Sie fuhrten zur Entdeckung der Reste der Sankt Nikolaus Kirche und des zugehorigen Friedhofs Weiterhin wurden Uberbleibsel zweier Phasen des Burgwalls und die Fundamente eines spatmittelalterlichen oder fruhneuzeitlichen Wohnturms gefunden und die zeitliche Abfolge der Kulturschichten im nordwestlichen Bereich der Fundstatte aufgeklart 9 Vom ehemaligen Burgwall ist heute eine lehmig sandige Boschung erhalten An einer Art steinernen Grundung entlang der Boschung konnten Palisaden befestigt gewesen sein Anhand gefundener Keramikscherben in den altesten Schichten des Walls konnte dessen Entstehung auf das Ende des 11 Jahrhunderts datiert werden Der gefundene Verlauf des Walls zeigt dass die Burg nicht das gesamte Plateau bedeckte Ungeklart ist ob er einen vollstandigen Ring bildete oder nur die Landseite schutzte Nachdem der Wall am Ende des 12 Jahrhunderts zerstort worden war wurde er mit leicht verandertem Verlauf neu angelegt Gefunden wurden 1 50 m dicke Reste aus mehreren Sand und Tonschichten die kleine und mittelgrosse Feldsteine sowie Spuren verbrannter Holzstrukturen enthielten Die Wiederherstellung des Burgwalls konnte mithilfe der Radiokarbonmethode auf das siebte bis achte Jahrzehnt des 12 Jahrhunderts datiert werden 10 Auf dem hochsten Punkt des ehemaligen Burggelandes legten die Ausgraber einfache Fundamente der sudlichen Wand eines in Ost West Richtung orientierten Gebaudes frei Sie bestehen aus Schichten von Ton und Feldsteinen variabler Grosse Im Osten besass das Gebaude ein rechteckiges etwa 1 20 bis 1 30 m breites Presbyterium Vertiefungen im Fundament sowie Abdrucke von Ruten zeugen von einer Flechtwerk Lehmwand die von Pfeilern getragen wurde Rebkowski ist sich aufgrund der Ausrichtung des Gebaudes und des rechteckigen Chorbereichs sicher dass es sich um ein einschiffiges Kirchengebaude gehandelt hat Dafur spricht auch der Fund von bisher 41 zum Teil ubereinander liegenden Korpergrabern mit derselben Ost West Ausrichtung wie es einem christlichen Kirchhof entspricht Die Gesamtlange der Kirche betrug mindestens 10 m die Breite mehr als 7 m Da Keramik und Munzfunde die Entstehung des Gebaudes im 12 Jahrhundert belegen sollte es sich um die von Otto von Bamberg geweihte Kirche handeln 11 Das Kirchenfundament ist in seinem Westteil gestort Hier gibt es ein tiefer gegrundetes und massiveres Fundament Es wurden mit Kalkmortel bedeckte Feldsteine und bearbeitete Ecksteinquader sowie Fussbodenfliesen Dachziegelfragmente Mosaikfensterglas und Verputz gefunden Es konnte sich hierbei um die Reste eines nachtraglich an die Kirche angebauten Turms handeln An der Wende vom 13 zum 14 Jahrhundert wurde die Kirche zerstort 12 Der Kirchhof ersetzte bald nach dem Bau der Kirche einen alteren einige hundert Meter nordostlich ausserhalb der Burg gelegenen Bestattungsplatz Dort waren die Korper noch ohne bevorzugte Orientierung beerdigt worden Auf dem ehemaligen Burggelande wurden von 2008 bis 2011 die sterblichen Reste von 71 Bestatteten freigelegt darunter 41 Skelette in vollstandigen Grabern Es handelte sich uberwiegend um Manner Die durchschnittliche Grosse der Manner betrug 1 69 m die der Frauen 1 56 m Das durchschnittliche Sterbealter lag bei 38 Jahren Bei den Toten wurden Munzen und vereinzelt Schmuck gefunden Der Friedhof war bis ins spate 13 Jahrhundert in Gebrauch 12 Unter einem schutzenden Dach sind die im Jahr 2010 ausgegrabenen Fundamente eines Wohnturms aus dem 15 oder 16 Jahrhundert zu sehen Er hatte einen fast quadratischen Grundriss mit Seitenlangen von 3 8 und 4 m Er besass einen Keller und zwei Stockwerke von denen das untere aus Ziegeln gebaut und das obere eine Fachwerkkonstruktion war Der Turm besass einen Kachelofen und blau bemalte Innenwande Die Fussbodenfliesen waren glasiert die Fenster verglast Das Gebaude diente dem Camminer Dompropst wahrend seiner Besuche in Lubin als Wohnstatte Der Turm wurde abgerissen nachdem Propst Ludwig von Eberstein die Lubiner Guter 1579 Herzog Johann Friedrich von Pommern Stettin uberlassen hatte 12 Literatur BearbeitenMarian Rebkowski Archaologische Zeugen der ersten Missionsreise Bischof Ottos in Pommern In Felix Biermann Fred Ruchhoft Hrsg Bischof Otto von Bamberg in Pommern Beitrage einer Tagung aus Anlass des 875 Todestages des Pommernmissionars vom 27 bis 29 Juni 2014 in Greifswald Studien zur Archaologie Europas Band 30 2017 S 149 161 Marian Rebkowski Ecclesia sancti Nicolai w Lubinie Kosciol grodowy z doby pomorskich misji Ottona z Bambergu In Marian Rebkowski Hrsg Wolinskie Spotkania Mediewistyczne III Kosciol w dobie chrystianizacji Stettin 2016 S 225 238 ISBN 978 83 7972 068 2 polnisch Marian Rebkowski Od grodu ksiazecego do rezydencji prepozyta kapituly Lubin w XI XVI wieku In Archaeologia Historica Polona Band 2016 S 59 73 polnisch doi 10 12775 AHP 2016 004Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grodzisko w Lubinie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien private Website zur Fundstatte polnisch Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Berghaus Landbuch des Herzogthums Pommern und des Furstenthums Rugen 2 Teil Band 1 Dietze Anklam 1865 S 641 f digitale sammlungen de Rebkowski Ecclesia sancti Nicolai w Lubinie Kosciol grodowy z doby pomorskich misji Ottona z Bambergu S 228 Hans Prutz Hrsg Herbord s Leben des Bischofs Otto von Bamberg Duncker Berlin 1869 S 99 Marian Rebkowski Archaologische Zeugen der ersten Missionsreise Bischof Ottos in Pommern S 154 Saxo Grammaticus Gesta Danorum Lib XIV c 43 Digitalisat lateinisch Marian Rebkowski Od grodu ksiazecego do rezydencji prepozyta kapituly Lubin w XI XVI wieku S 67 Rebkowski Ecclesia sancti Nicolai w Lubinie Kosciol grodowy z doby pomorskich misji Ottona z Bambergu S 227 Marian Rebkowski Od grodu ksiazecego do rezydencji prepozyta kapituly Lubin w XI XVI wieku S 61 f Marian Rebkowski Od grodu ksiazecego do rezydencji prepozyta kapituly Lubin w XI XVI wieku S 62 Marian Rebkowski Od grodu ksiazecego do rezydencji prepozyta kapituly Lubin w XI XVI wieku S 66 f Marian Rebkowski Archaologische Zeugen der ersten Missionsreise Bischof Ottos in Pommern S 156 f a b c Schautafel an der Fundstatte gesehen am 7 September 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgwall Lubin amp oldid 210718442