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Die Breslauer Dichterschule war eine literarische Gruppe die Mitte des 19 Jahrhunderts in Breslau gegrundet wurde Sie wurde erstmals 1859 offentlich erwahnt und bestand bis 1935 Kopf des Jahrgangs 1878 der Monats Berichte spater Monatsblatter Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Erste Aktivitaten und Spaltungen 3 Grundung der Monatsblatter 4 Preisausschreiben 5 Offnung fur die Moderne 6 Niedergang 7 Vereinsorgan 8 Weitere Publikationen des Vereins 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenDie Anfange der Breslauer Dichterschule fuhrt Ludwig Sittenfeld in einem Ruckblick auf literarische Zirkel zuruck die 1846 auf Anregung des Wissenschaftlers und Vormarz Liberalen Nees von Esenbeck zusammenfanden Als Grunder eines Vereins mit dem Namen Schlesisches Dichterkranzchen der im Sommer 1859 bereits existierte werden Carl Krause 1879 spater Redakteur der Frankfurter Oder Zeitung und Ernst Falkenhayn 1863 genannt Die spateren Stiftungsfeste des Vereins bezogen sich auf den 13 14 Februar 1859 als Grundungsdatum Erste Aktivitaten und Spaltungen BearbeitenUrsprunglich war das Dichterkranzchen ein Ubungszirkel fur angehende Redner fur die Zusammenkunfte wurden jeweils Tagesprasidenten gewahlt Nach Schaffung eines dauerhaften Amts wurde Rafael Finkenstein 10 November 1828 31 Juli 1874 der erste Vorsitzende Erste offentliche Aktivitaten des Vereins standen in Verbindung zu den Breslauer Feierlichkeiten am 10 November 1859 zum hundertsten Geburtstag von Friedrich Schiller Der Verein unternahm auch Ausfluge wie den nach Odernigk uber den die Schlesische Zeitung am 13 August 1859 berichtete Im Mai 1861 kam es zu einer Spaltung und Grundung eines eigenen Vereins Breslauer Dichterschule in Anlehnung an die sogenannte erste und zweite schlesische Dichterschule der Barockzeit Dieser unterschied sich vom Dichterkranzchen dadurch dass nur literarisch aktive Mitglieder aufgenommen wurden Ziel des Vereins war es das literarische Leben in Breslau zu fordern Die fast wochentlich stattfindenden Sitzungen wurden von durchschnittlich 20 Teilnehmern unterschiedlicher beruflicher Stellung politischer Uberzeugung oder religioser Bekenntnisse besucht Auch Frauen waren zugelassen Lesungen von Gedichten und Vortrage wurden im Voraus angemeldet die Beitrage kritisch diskutiert Zur Feier von Schillers Geburtstag im Jahr 1864 wurden Dichterschule und Dichterkranzchen unter dem Namen Verein fur Poesie wiedervereinigt Auch dem neuen Vereins stand Finkenstein vor dessen verletzende Bemerkungen allerdings eine grossere Anzahl von Mitgliedern zum Austritt veranlassten Die Ausgetretenen verbanden sich mit dem Jungakademikerverein Dintenfass dem von Max Kalbeck und Kurd Lasswitz angehorten Am 9 April 1872 kam es erneut zur Verschmelzung unter dem endgultigen Namen zwei Wochen spater wurde eine neue Satzung beschlossen Grundung der Monatsblatter Bearbeiten1875 grundete der Verein anfangs unter dem Titel Monats Bericht eine Zeitschrift Die ersten funf Nummern erschienen als Faksimiles von Handschriften und enthielten eine Geschichte des Vereins sowie eine Vergleichende Betrachtung der Kriegslieder von 1813 15 und 1870 71 des Dichters Theobald Nothig Im Dezember 1875 wurde eine funfkopfige Redaktionskommission eingesetzt die das acht Seiten umfassende Blatt im Druck herausgab Seit 1876 betreute Ludwig Sittenfeld das Blatt das bald 350 Abonnenten zahlte Preisausschreiben Bearbeiten1878 wurde ein Stiftungsfond eingerichtet und eine Gedenktafel fur verstorbene Mitglieder in Auftrag gegeben die am 18 Februar 1878 feierlich eingeweiht wurde Im selben Jahr wurden zwei Lyrikpreise ausgeschrieben Unter den 700 Einsendungen wahlte man Sendung von Max Kalbeck zum besten lyrischen Gedicht Die Auszeichnung fur das beste epische Gedicht wurde zwischen Ella von Carl Biberfeld und Die Grete und ihr Kind von Hedwig Nies geteilt Anfangs war der Lyrikpreis mit 30 Reichsmark dotiert Ein anonymer Feuilletonist spottete uber den Betrag fur den man 300 Biere bestellen konne und schlug vor den glucklichen Dichter mit einem Ehrenzeichen etwa einem schonen Buche mit einer Widmung des Vereins oder einer Medaille zu bedenken Selbst wenn er die 30 Mark brauchen kann der Sache geben sie etwas Lacherliches 1 Offnung fur die Moderne BearbeitenIm Vereinsjahr 1880 81 fanden 54 gut besuchte Sitzungen statt Durch das Preisausschreiben und die Abonnement Verbreitung der Monatsblatter offnete sich der anfangs regional orientierte Verein fur auswartige Mitglieder wie Johannes Reinelt Philo vom Walde den Amerikaner Konrad Nies John Henry Mackay und Detlev von Liliencron Am 5 April 1881 las der neunzehnjahrige Gerhart Hauptmann Gedichte vor der damals die Konigliche Kunst und Gewerbeschule in Breslau besuchte Weitere bekannte Mitglieder der Dichterschule waren Hermann Stehr Carl Hauptmann Wilhelm Arent Arthur Silbergleit Paul Muhsam Walter Meckauer und Werner Milch Dem Verein schlossen sich auch viele kunstlerisch begabte Frauen wie Hedwig Wigger Paula Ludwig Marie Muthreich und Bertha Badt Strauss an Um 1888 traf man sich in Paschke s Restaurant das in der Breslauer Taschenstrasse von Otto Hocke gefuhrt wurde 2 Von 1889 bis 1893 wurden die Monatsblatter von Paul Barsch betreut der als Handwerkergeselle erste Gedichte an die Breslauer Dichterschule gesandt hatte und zu einer Lesung eingeladen worden war Unter seiner Redaktion veroffentlichten unter anderen Rainer Maria Rilke Stefan Zweig und Karl Kraus ihre Erstlings und Fruhwerke im Vereinsorgan Auch von Otto Julius Bierbaum Richard Dehmel Otto Ernst Karl Gerok Karl Henckell und Ludwig Jacobowski finden sich in der Zeitschrift Spater wurden die jungen damals unbekannten Autoren Armin T Wegner und Max Herrmann Neisse von Barsch gefordert Die Ara seiner Redaktion gilt als Glanzperiode des Vereinsorgans 3 1901 wurde das Blatt in Der Osten umbenannt und Barsch ubernahm ab 1 Januar 1904 erneut aber nur noch nominell die Redaktion Niedergang BearbeitenTrotz weitreichender literarischer Kontakte und zahlreicher Aktivitaten die vor allem der Ausrichtung von Dichterjubilaen dienten gingen die Mitgliederzahlen zuruck Im Mai 1906 zahlte der Verein 76 Mitglieder 1909 waren es 67 35 in Breslau und 32 auswartige 1907 hatte Carl Biberfeld die Redaktion des Ostens ubernommen spater folgten ihm Fritz Ernst Bettauer und Richard Riess nach Im August 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs veroffentlichte der Bettauer den Aufsatz Der Dichter und der Krieg als Auftakt zu zahlreichen ahnlich militaristischen Beitragen u a von Walter Meckauer und Kurt Walter Goldschmidt Im Januar 1915 wurde auch ein Preisausschreiben fur ein singbares die deutschen Waffentaten verherrlichendes Gedicht ausgelobt Der neue Vorsitzende Alexander Kirchner gab uberdies eine Flugblattserie mit Kriegslyrik Geharnischte Lieder heraus Nach dem Krieg ubernahm Armin T Wegner die Redaktion des Ostens der Max Brod und Arnold Zweig als Mitarbeiter gewinnen konnte Im Sommer folgte ihm Hugo Singermann nach der den Untertitel in Zeitschrift fur Literatur und Kritik anderte Zu den Beitragern gehorten jetzt auch Friedrich Schnack Will Erich Peuckert Reinhard Conrad Muschler sowie der spatere Reichsschrifttumskammer Funktionar Hans Christoph Kaergel der die einzige im Dritten Reich geduldete Hitler Biographie geschrieben hat Vom 47 Jahrgang 1921 an erschienen bis 1927 nur noch Einzelhefte als Jahresgaben Nachdem 1923 mit Der Neue Osten eine Zweimonatsschrift fur Kultur Kunst Kritik von Alfons Hayduk herausgegeben worden war der die modernen Tendenzen ablehnte und den Verein wieder zur Heimatkunst zuruckfuhren wollte kam es 1924 zur Spaltung Fortan gingen die Vereine Literarische Gesellschaft Der Osten und Breslauer Dichterschule getrennte Wege 1934 erschien ein letztes Der Osten Einzelheft als Festschrift zur Feier des 75 jahrigen Bestehens Die letzte Aktivitat des Vereins war die Mitwirkung an einer Feier zum 70 Geburtstag von Hermann Stehr der seit funfzig Jahren Mitglied war Bis Januar 1935 wurde er von Waldemar von Grumbkow und nach dessen erzwungener Absetzung kommissarisch durch den SS Mann Jorg Breuer gefuhrt der wohl auch die Auflosung vornahm Nach dem Zweiten Weltkrieg versucht der Wangener Kreis der den Namen Gesellschaft fur Literatur und Kunst Der Osten e V fuhrt die Tradition der Breslauer Dichterschule fortzufuhren Dabei wurde in den 1950er Jahren eine von Marie Muthreich Barsch gestiftete Paul Barsch Plakette als Literaturpreis verliehen 4 Vereinsorgan BearbeitenMonats Bericht des Vereins Breslauer Dichterschule Jg 1 1875 bis 26 1900 Titel ab Jg 6 1880 Monatsblatter der Breslauer Dichterschule G Raabe D Herz J Max amp Co Th Schlatzky s Buchdruckerei Buchdruckerei Lindner M Schlesinger Neisser amp Co S Lilienfeld E Peterson R Dulfer Breslau neue Folge Der Osten Organ des Vereins Breslauer Dichterschule Zeitschrift fur literarische Kultur Jg 27 1901 bis 52 1927 R Dulfer Breslau Weitere Publikationen des Vereins BearbeitenSchlesischer Musen Almanach fur 1862 Hrsg vom Schlesischen Dichterkranzchen zu Breslau Breslau 1862 Aus Herz und Welt Dichtungen in Original Beitragen gesammelt und hrsg von der Breslauer Dichter Schule Korn Breslau 1863 Lieder und Balladen Neue Sammlung von Original Beitragen Hrsg von der Breslauer Dichter Schule Breslau 1864 Album schlesischer Dichter Hrsg vom Verein fur Poesie in Breslau Brockhaus Leipzig 1866 5 Sammlung hrsg vom Verein fur Poesie Malzen Breslau 1868 6 Folge hrsg vom Verein fur Poesie Breslau unter personlicher Redaktion des Vorsitzenden R Finkenstein Breslau 1870 7 Folge hrsg von der Breslauer Dichterschule Breslau 1870 7 Folge Statuten des Vereins Breslauer Dichterschule o V Breslau April 1876 Nachtrag zu den Statuten der Breslauer Dichterschule Ebenda Juli 1878 Beitrage zur Gedenkfeier fur Dr Robert Rossler veranstaltet vom Verein Breslauer Dichterschule am 28 Mai 1883 Buchdruckerei Lindner Breslau 1883 Herbstblattel Skizzen und Festgedichte zum sechzigsten Geburtstage Max Heinzel s Im Auftrage der Breslauer Dichterschule gesammelt von Carl Biberfeld Breslau 1893 Der Osten Ein schlesischer Jubilaumsalmanach Hrsg anlasslich des 50 jahrigen Jubilaums der Breslauer Dichterschule von Carl Biberfeld Koebner sche Buchhandlung Breslau 1909 Geharnischte Lieder Flugblatt des Literatenvereins Breslauer Dichterschule Fleischmann Breslau 1914 1915 Literarischer Verein Breslau Jahrbuch Jg 1 Schweidnitz 1910 Paul Barsch zum 50 Geburtstage gewidmet Literatur BearbeitenLudwig Sittenfeld Die Geschichte des Vereins Breslauer Dichterschule In Der Osten Jg 35 1909 H 2 S 28 49 Marie Muthreich Freund unter Freunden Geschrieben an Paul Barsch Selbstverlag Neuenrade 1955 Ernst Josef Krzywon Vom Dichterkranzchen zur literarischen Gesellschaft Der Osten Zur Geschichte der Breslauer Dichterschule In Eugeniusz Tomiczek Irena Swiatlowska Mark Zybura Hrsg Vita pro litteris Festschrift fur Anna Stroka Wydawnictwo Naukowe PWN Warschau Breslau 1993 ISBN 83 01 11258 1 S 55 78 Ernst Josef Krzywon Gerhart Hauptmann und die Breslauer Dichterschule In Edward Bialek Eugeniusz Tomiczek Marek Zybura Leben Werk Lebenswerk Ein Gerhart Hauptmann Gedenkband Nauczycielskie Kolegium Jezykow Obcych Liegnitz 1997 Orbis Linguarum Beiheft ISBN 83 85699 30 9 S 127 159 dass in Cezary Lipinski Hrsg Verzeih t oh Meister ruhm und glanzumgeben Erkundungen zu Carl und Gerhart Hauptmann Neisse Verlag Dresden 2009 ISBN 978 3 940310 73 6 S 119 166 Till van Rahden Juden und andere Breslauer Die Beziehungen zwischen Juden Protestanten und Katholiken in einer deutschen Grossstadt von 1860 bis 1925 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2000 ISBN 3 525 35732 X S 111 Web Ressource Christian Gurtler Verein und nationale Bewegung in Breslau 1830 1871 Ein Beitrag Breslaus zur Bewegung fur Freiheit und Demokratie in Deutschland Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Geschichte und ihre Hilfswissenschaften Bd 969 P Lang Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 631 51426 3 Rolf Parr Breslauer Dichterschule In Wulf Wulfing Karin Bruns Rolf Parr Hrsg Handbuch literarisch kultureller Vereine Gruppen und Bunde 1825 1933 Metzler Stuttgart 1998 S 47 59 Karl Kraus Brief an Paul Barsch Redakteur der Monatsblatter der Breslauer Dichterschule Kommentiert von Nikolaus Gatter In Der Sopha schon und doch zum Lottern Almanach der Varnhagen Gesellschaft 3 Freundesgabe fur Konrad Feilchenfeldt Hrsg von Nikolaus Gatter unter Mitarbeit von Inge Brose Muller und Sigrun Hopfensperger Berliner Wissenschafts Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 8305 0579 2 S 45 53 Weblinks BearbeitenLiteratur zur Breslauer Dichterschule in der Deutschen Nationalbibliothek Detlev von Liliencron Dichterzunft Erstdruck eines Gedichts in den Monatsblattern der Breslauer Dichterschule 15 1889 Einzelnachweise Bearbeiten Das medicaische Zeitalter gez H g In Berliner Tageblatt Jg 8 Nr 298 30 Juni 1871 S 1 Web Ressource Vgl Grzegorz Sobel Paschke s Restaurant z dziejow gastronomii Wroclawia przelomu XIX i XX wieku Aus der Geschichte der Breslauer Gastronomie an der Wende vom 18 zum 19 Jahrhundert Web Ressource polnisch 1 2 Vorlage Toter Link smakiwroclawia pl Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juni 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Ludwig Sittenfeld Die Geschichte des Vereins Breslauer Dichterschule In Der Osten Jg 35 1902 H 2 S 40 Vgl Egon H Rakette Die Literarische Gesellschaft Der Osten Auszug aus ders Im Zwiespalt der Zeit Unter Literaten und Prasidenten Erlebnisse Erfahrungen Ansichten aus funfundsiebzig Jahren Grafische Blatter Alfred Georg Seidel Heidenheim Brenz 1985 ISBN 3 924867 04 6 Web Ressource Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Breslauer Dichterschule amp oldid 237594930