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Das Bremer Taufbecken auch als Bremer Taufkessel bezeichnet ist ein spatromanisches Taufbecken aus Bronze im Bremer Dom Es wurde im 13 Jahrhundert unter Erzbischof Gerhard II gefertigt Das Taufbecken zahlt zu den altesten Kirchenschatzen des Domes und gilt als bedeutendes Kunstwerk Norddeutschlands 1 2 Das Taufbecken in der Westkrypta des Bremer Doms Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Bildprogramm 3 1 Die Lowenreiter 3 2 Das Becken 4 Einordnung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Taufbecken wurde vermutlich um 1230 bei einem Bremer Glockengiesser gefertigt 3 Damit handelt es sich um eines der altesten erhaltenen Ausstattungsstucke des St Petri Doms da alle alteren Kirchenschatze beim Bremer Brand im Jahr 1041 zerstort wurden 1 Die alteste Erwahnung des Taufbeckens findet sich in der Chronik von Rinesberch und Schene Wahrend einer Prozession am 10 Oktober 1311 soll dem Domdekan Boge der heilige Viktor im Kirchenschiff auf der anderen Seite der Taufe erschienen sein 4 Der Standort des Taufbeckens wurde im Lauf der Geschichte mehrfach verandert Im 17 Jahrhundert stand es vor dem zweiten Fenster von Westen im Nordschiff 1811 wurde die Taufkapelle dann in der ostlichsten Seitenkapelle des Sudschiffs eingerichtet und 1959 an ihren aktuellen Standort in die Westkrypta verlegt den altesten erhaltenen Raum in Bremen 5 Dort steht die Taufe seitdem und ist auch heute noch in Verwendung Beschreibung BearbeitenDas Becken hat ohne Steinsockel eine Hohe von 87 cm und einen Durchmesser von 95 cm bei einer Wanddicke von 2 4 cm Sein Fassungsvermogen betragt 216 5 Liter das entspricht 1 Oxhoft oder 1 Ohm Wein oder 3 Bremer Getreidescheffel zu je zirka 72 5 Liter 6 Hergestellt wurde die Taufe im Wachsausschmelzverfahren Das verwendete Material entspricht dabei der im Mittelalter ublichen Glockenbronze gemass den Vorgaben von Theophilus Presbyter Das Becken hat einen symmetrischen Aufbau und unterteilt sich in zwei Bereiche eine Sockelzone mit vier plastischen Tragerfiguren und eine Beckenzone mit umlaufenden Ausschmuckungen in Reliefdarstellung Figuren und Becken stammen von verschiedenen Kunstlern Eventuell sind die Figuren alter als das eigentliche Becken und stammen aus dem 12 Jahrhundert 2 Der ursprungliche Deckel des Beckens ist nicht erhalten Von einem spater erganzten barocken Deckel existiert noch eine Zeichnung aus dem Jahr 1690 in Adam Storcks Ansichten der Freien Hansestadt Bremen und ihrer Umgebung 7 Dieser aus Holz geschnitzte Deckel wurde um 1640 unter Vikar Andreas von Mandelsloh bzw Erzbischof Friedrich II angefertigt 8 Bildprogramm BearbeitenDie Lowenreiter Bearbeiten nbsp Die LowenreiterEine auffallige Besonderheit des Bremer Taufbeckens sind die vier Lowenreiter als Tragerfiguren Sie finden sich an keinem fruheren Beispiel weshalb sie auch als Bremer Lowenreitertypus bezeichnet wurden 9 Die Lowenreiter sind in zwei Gruppen unterteilt zwei bartige Figuren im Norden und Suden stemmen die Hande in die Hufte zwei bartlose im Westen und Osten halten die Lowen an den Ohren Die Figuren haben grosse Kopfe und zierliche Korper und tragen das Becken anders als bei dem verwandten weit verbreiteten Atlasmotiv scheinbar muhelos auf den Schultern Die Lowen liegen ruhig unter den Figuren Sie haben Mahnen mit einem tropfenformigen Muster die um den Kopf herum durch eine Art Kragen oder Latz unterbrochen werden Die aufgerichteten Kopfe mit aufgestellten Ohren wirken wachsam Die Mauler sind leicht geoffnet und zeigen Zunge und Zahne nbsp Samson Aquamanile aus Niedersachsen 2 Viertel 12 JahrhundertIm Maul des sudlichen Lowen kniet eine kleine Figur die sich mit den Armen an der Nase des Lowen festhalt Kopf und Beine sind allerdings irgendwann abgebrochen und fehlen heute Diese Darstellung kann als Verweis auf die Gefahr die Sundern droht verstanden werden so wie sie in Psalm 22 22 erwahnt wird Libera me ex ore leonis Rette mich aus dem Rachen des Lowen Der Lowe als Trager oder Reittier symbolisiert hingegen die bezwungene Macht des Bosen Es handelt sich vermutlich um ein Samsonmotiv wie es bei zeitgenossischen Kleinbronzewerken wie Aquamanilen einem liturgischen Wassergefass oder Leuchtern in Erscheinung tritt 10 nbsp Turzieher am rechten Portal des Bremer DomesStilistisch besteht eine Verwandtschaft der Lowendarstellungen des Taufbeckens zu den Lowenkopfen der Turzieher an den Bronzeportalen des Doms sowie zu einigen Steinmetzarbeiten an dem Bauwerk selbst Daruber hinaus lasst sich eine auffallende Ahnlichkeit zu den steinernen Lowen des Taufbeckens im Dom zu Halberstadt feststellen Das Becken Bearbeiten Das eigentliche Taufbecken ist mit zwei als Relief angelegten Arkadenreihen verziert die durch Ornamentbander eingefasst werden Die obere Reihe mit 26 Arkaden zeigt ebenso viele stehende Ganzfiguren die untere Reihe mit 20 Arkaden zeigt 12 Halbfiguren Jeweils zwei Arkaden in der unteren Reihe direkt uber den Lowenkopfen bleiben leer Nur drei nahe beieinander stehende Figuren in der oberen Reihe sind durch individuelle Merkmale erkennbar Christus mit einem Kreuznimbus und einem Kreuz mit Siegesfahne Petrus der Dompatron mit einem uberproportional grossen Schlussel 11 und Paulus mit einem Schwert Die Christusfigur ist dabei die einzige die keine Standflache aufweist sondern frei schwebt Die anderen 23 Figuren entsprechen zwei Grundmodellen und zeigen nicht naher spezifizierte Apostel und Heilige die Bucher oder Spruchbander ohne erkennbarer Inschrift halten Die Halbfiguren in der unteren Reihe basieren alle auf einem Modell und weisen keine individuellen Eigenheiten auf Die drei Ornamentbander bestehen aus einem Palmettenmuster das im 12 und 13 Jahrhundert im europaischen Raum weit verbreitet war und als stilisierte Darstellung des Paradiesbaumes gilt 12 Das Ornamentband am oberen Rand des Beckens wird an zwei Stellen unterbrochen an denen zwei hervorstehende maskenartige Kopfe angebracht sind deren Gesichter denen der Lowenreiter sehr ahnlich sind Die Kopfe dienten wahrscheinlich ursprunglich als Halterung fur den Deckel des Beckens Einordnung BearbeitenZusammen mit der zeitgleich entstandenen Hildesheimer Bronzetaufe ist das Bremer Taufbecken eines der altesten von Figuren getragenen Bronzetaufbecken Deutschlands 13 wenn auch die Elemente des Bremer Beckens einen weniger ausgereiften und kunstfertigen Stil als die des Hildesheimer Beckens zeigen 14 Formal handelt sich um eine besonders seltene Mischform des seit dem Krodoaltar aus dem spaten 11 Jahrhundert bekannten Atlasmotivs und des bei Stein und Metalltaufen verbreiteten Lowenmotivs in der Kombination beider Elemente hier mit Bezug zum Samsonthema Nur zwei spatere Beispiele dieses Lowenreiter Typus sind bekannt das 1392 von Nikolaus von Stettin gegossene Taufbecken in der St Blasius Kirche in Munden und die 1498 von Gottfried Klinghe gegossene Bronzetaufe in der Dionysiuskirche in Debstedt 15 Literatur BearbeitenHermann Alexander Muller Der Taufkessel des Doms zu Bremen In Bremisches Jahrbuch Band 6 1871 S 26 34 Digitalisat Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 29 66 Digitalisat Johann Christian Bosse Hans Henry Lamotte Der Dom zu Bremen Aufnahmen von Lothar Klimek 2 uberarbeitete Auflage 1998 ISBN 3 7845 4231 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bremer Taufbecken Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Hermann Alexander Muller Der Taufkessel des Doms zu Bremen In Bremisches Jahrbuch Band 6 1872 S 26 a b Herbert Schwarzwalder Das Grosse Bremen Lexikon Edition Temmen Bremen 2003 ISBN 3 86108 693 X S 203 Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 61 Gerd Rinesberch Herbord Schene Johann Hemeling Die Bremer Chronik von Rienesberch Schene und Hemeling In Die Chroniken der deutschen Stadte Band 37 Bremen S 116 1968 96 Westkrypta St Petri Dom Bremen abgerufen am 12 Februar 2013 Reinhold Spichal Waren mittelalterliche Bronzetaufbecken auch verkorperte Raummasse Eichamt Bremen abgerufen am 12 Februar 2013 Zeichnung des barocken Deckels 1690 Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom abgerufen am 12 Februar 2013 Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 40 Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 63 Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 49 vgl Bremer Wappen Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 50 Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 29 Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 58 Silvia Schlegel Das Bronzetaufbecken im Bremer St Petri Dom In Bremisches Jahrbuch Band 74 75 1995 96 S 65 53 075416666667 8 8088888888889 Koordinaten 53 4 31 5 N 8 48 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bremer Taufbecken amp oldid 237385184