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Die Biosoziologie ist derjenige Teilbereich der allgemeinen Soziologie der sich mit der sozialen Formung der Institutionalisierung der sozial reflexiv formbaren Mitbringsel des Menschen aus dem Tier Mensch Ubergangsfeld empirisch und theoretisch befasst Gelegentlich wurde der Begriff auch in einem nichtsoziologischen Sinne verwandt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Biosoziologie und Soziobiologie 2 Instinkt Bauprinzipien 3 Reichweite der neuen Eigenschaften 4 Deutungen des Handelns 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseBiosoziologie und Soziobiologie BearbeitenDie Unterscheidung zwischen Biosoziologie und Soziobiologie ist umstritten und die Debatte ist mitunter durch wechselseitige Ideologie Vorwurfe belastet Der anfanglich von Edward O Wilson gepragte Begriff der Soziobiologie vermutete bei sozialem Verhalten auch beim Menschen einen starken biologischen Einfluss Diese Vermutung war der naturwissenschaftlichen Hirnforschung willkommen stiess aber zumal in den Geistes und Sozialwissenschaften auf grossen Widerstand Der von Richard Dawkins eingefuhrte Begriff des Mems und einer damit verbundenen eigenstandigen kulturellen Evolution sollte eine gemeinsame Diskussionsbasis schaffen wird aber von Geistes und Sozialwissenschaftlern kaum ernsthaft diskutiert Ahnlich wie Dawkins geht die Biosoziologie nicht von rein biologischen Vorteilen sozialen Verhaltens aus sondern nimmt ebenfalls eine unabhangige Entwicklung der Kultur vom Genotyp des Menschen an Die Sozialwissenschaften besitzen jedoch im Vergleich zur Biologie ein unterschiedliches Begriffssystem Demnach soll der Biosoziologie zufolge nicht ein soziales Verhalten der Begriff sei abhangig von kulturellen Vorstellungen sondern das soziale Handeln biologisch fixiert sein Zentral hierbei ist der Begriff der Institution der hier vor allem soziale Regeln und damit verbundene Durchsetzungsmechanismen meint Instinkt Bauprinzipien BearbeitenBereits Arnold Gehlen hat philosophisch anthropologisch den Satz aufgestellt dass der Mensch mit Friedrich Nietzsche das nicht festgestellte Tier sei namlich ein Tier ohne Instinkte die ihn in festen Reaktionsbahnen halten konnten Deswegen fehle ihm als insoweit einem Mangelwesen die bei Tieren instinktformig mitgegebene Sicherheit des Verhaltens Er habe aber und das sei seine menschliche Besonderheit die Institutionen anstelle der Instinkte entwickeln konnen Institutionen gaben ihm ebenfalls Sicherheit aber nicht fur alle Menschen einformig sondern je nach der sozialen Auspragung der Institutionen von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich Insofern genuge eine biologische Instinktlehre fur ihn nicht Vertiefend hat Dieter Claessens angenommen dass der Mensch diesseits des Tier Mensch Ubergangsfeldes seine Instinkte keinesfalls restlos verloren habe sondern dass noch Instinktstumpfe d h Instinkt Bauprinzipien erhalten seien Durch die besondere menschliche Gabe nicht instinktgepeitscht z B fliehen oder angreifen zu mussen sondern sein eignes Tun innehaltend es nach eigenem Urteil verzogernd ins Auge zu fassen es zu reflektieren konne er gewisse Wahlen treffen Aus denen entstehen erste Institutionen z B das Erzahlen die sich dann aber biologisch anthropologisch ihrerseits verfestigen konnten so dass Instituiertes wieder instinktahnlich funktioniere und vermutlich nicht mehr ruckgangig gemacht werden konne Gleichnis des point of no return Reichweite der neuen Eigenschaften BearbeitenDieter Claessens vermutete 1980 in Das Konkrete und das Abstrakte 2 dass diese sekundar vom Fruhmenschen erworbene Handlungssicherheit nur so weit reiche wie die Herausforderungen eines Jager und Sammlerlebens Der uberwaltigenden Menge von Abstraktionen die sich seither d h seit der Erfindung von Ackerbau und Viehzucht herausgebildet hatten stehe der Mensch weitaus handlungsunsicherer gegenuber Deutungen des Handelns BearbeitenWas wirklich aus dem Innehalten aus der momentanen Befreiung von Verhaltenszwangen hervorgegangen sein mag ist z B philosophisch vielfach untersucht bzw postuliert worden Ob hier eine immer als typisch menschlich anzusehende Genese des Willens oder der Reflexion oder des Gewissens oder der Wesensschau oder gar der bzw einer Seele vorliege ist strittig In der Soziologie des sozialen Handelns wird axiomatisch oft von der Reflexion ausgegangen vgl z B die Theorie der rationalen Entscheidung rational choice theory oder die Frankfurter Schule selten vom Willen vgl z B Ferdinand Tonnies oder von der Genese der Moral vgl z B Zygmunt Bauman Siehe auch BearbeitenVerhaltensforschungLiteratur BearbeitenDieter Claessens Instinkt Psyche Geltung 1967 Dieter Claessens Das Konkrete und das Abstrakte Zuerst 1980 Suhrkamp Frankfurt 1993 Peter Koslowski Evolution und Gesellschaft 1984 P Mayer Soziobiologie und Soziologie 1982 Ludger Pries Verstehende Kooperation 2021 Adolf Portmann Biologie und Geist 1956 Journal of Biosocial Science ZeitschriftEinzelnachweise Bearbeiten In der Biologie wird unter Biosoziologie die Lehre von den Tier und Pflanzengesellschaften Tiersoziologie Pflanzensoziologie verstanden Vgl auch Ernst Furrer Bericht uber Das Internationale Symposion fur Biosoziologie in Stolzenau Weser vom 20 bis 22 April 1960 in Plant Ecology Jg 10 1960 S 149 159 Diese Fragestellungen werden innerhalb der Soziologie nicht behandelt Dieter Claessens Das Konkrete und das Abstrakte Soziologische Skizzen zur Anthropologie Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 ISBN 978 3 518 28708 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biosoziologie amp oldid 236047129