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Bernhard Havestadt Pater Bernhard Havestadt SJ Padre Bernardo Havestadt S J 27 Februar 1714 in Koln 28 Januar 1781 1 in Munster war ein deutscher Jesuit Missionar und Sprachforscher der indigenen amerikanischen Sprache Mapudungun Araukanische Sprachen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wirkgeschichte 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenHavestadt wurde am 27 Februar 1714 in der St Laurenz in der Kolner Innenstadt getauft Wahrscheinlich stammte seine Familie aus dem Westfalischen aus der Umgebung der Stadt Dulmen In Koln besuchte er zunachst das Jesuitenkolleg wo er etwa 1729 mit einem zweiten Preis in der Poetik Klasse ausgezeichnet worden war Nach seiner Schulzeit studierte er in Trier Philosophie wo er am 20 Oktober von 1731 in die Gesellschaft Jesu Compania de Jesus eintrat Havestadt absolvierte sein Noviziat Von 1735 bis 1740 setzte man ihn als Lehrer in Hadamar und Neuss ein Danach studierte er erneut Theologie am Jesuitenkolleg in Buren Westfalen Nach vierzehn Jahren im Orden zwischen 1731 und 1745 erhielt er am 24 September 1743 in Buren sein Weihesakrament als romisch katholischer Priester Sein Tertiat verbrachte Havestadt im Haus Geist im Kirchspiel Oelde Havestadt war polyglott er sprach neben Deutsch und Latein noch Spanisch Englisch Italienisch Niederlandisch und Portugiesisch sowie spaterhin Mapudungun 2 3 Nach einjahriger Volksmissionstatigkeit die er von Horstmar in Westfalen aus begann zog er 1746 in die araukanische Indianermission nach Chile Im Jahre 1746 war ihm dort seine zukunftige Missionsarbeit Sudamerika zugewiesen worden Er war damit einer der 102 deutschen Jesuiten die im Generalkapitanat Chile wirkten Er reiste von Amsterdam Republik der Sieben Vereinigten Provinzen aus nach Lissabon wo er am 22 August 1746 eintraf und sich weiteren Jesuiten anschloss In Lissabon hatte der Prokurator Graf von Karl Haimhausen 1692 1767 ein aus Bayern stammender Jesuit eine Gruppe von Missionaren um sich gesammelt Die Weiterreise nach Brasilien gelang aber erst am 14 Mai 1747 also des folgenden Jahres Havestadt hielt sich zunachst in Rio de Janeiro und im November 1747 in Buenos Aires auf um schliesslich sein Ziel das Generalkapitanat Chile Vizekonigreich Peru bei den Mapuche zu erreichen Man brach im Fruhjahr des Jahres 1748 mit Maultieren durch die argentinische Pampa in Richtung der Kordilleren Cordillera de la Costa Schliesslich erreichte man Santiago de Chile Sein ihm zugewiesenes Missionsgebiet lag zwischen Concepcion und Valdivia 4 5 Sein Lebensmittelpunkt befand sich Santa Fe sudostlich von Concepcion am Rio Bio Bio 6 Dort erhielt er 1748 von dem Jesuitenpater Franz Xaver Wolfwisen 7 1679 Sprachunterricht in der lokalen indianischen Sprache Zwischen 1751 und 1767 bereiste er das sudlichen Chile insbesondere die Insel Chiloe Seit etwa 1756 arbeitete Havestadt an einem in spanischer Sprache verfassten Werk uber die Sprache der Mapuche Das Mapudungun ist eine der grosseren isolierten Sprachen Mit dem jesuitischen Ordensbruder Andres Febres 1734 1790 gab es offensichtlich einen wissenschaftlichen Austausch 8 Doch der Drucklegung kam die Vertreibung zuvor Lediglich ein Manuskript konnte er auf seiner Ruckkehr nach Europa retten Er ubersetzte es noch als Ordensmitglied 1772 ins Lateinische aber erst nach seiner Exklaustrierung im Jahre 1775 konnte er es in Koln und 1777 in Munster drucken lassen Pater Havestadt schrieb 1777 9 Wie die Anden andere Berge uberragen so uberragt es das Mapudungun andere Sprachen Wer die chilenische Sprache kennt sieht andere Sprachen wie von einem Wachtturm aus weit unten Er erkennt klar und deutlich wieviel an ihnen uberflussig ist wieviel ihnen mangelt und so fort und er kann jedem der kein Chilene ist zu Recht sagen Wenn deine Sprache gut ist ist das Chilenische ihr uberlegen Wahrend seiner Reisen durch Chile setzte er sich den unterschiedlichsten Gefahren aus bis zu seiner Gefangennahme und Vertreibung mit den anderen jesuitischen Missionaren im Jahre 1768 Havestadt und seine Mitbruder waren durch die allgemeine Ausweisung der Jesuiten aus den portugiesischen und spanischen Territorien zuerst 1759 dann 1767 68 Expulsion de los jesuitas del Imperio Espanol de 1767 betroffen die schliesslich zur Aufhebung der Gesellschaft Jesu 1773 fuhrte 10 11 Denn am 2 April 1767 unterzeichnete der Konig Karl III Carlos III de Espana den Erlass der die Verbannung der Jesuiten vom spanischen Besitz in Amerika einleitete Die Vertreter der spanischen Administration deportierten ihn nach Valparaiso und auf dem Seeweg brachte man ihn im Juli 1768 nach Callao und schliesslich nach Panama Ciudad de Panama Vizekonigreich Neugranada Sodann ging es uber Land nach Portobelo in der Karibik Von dort segelte er mit dem Schiff nach Cartagena und nach Havanna auf Kuba Vizekonigreich Neuspanien schliesslich uber den Atlantik nach Cadiz im Konigreich Spanien In Spanien wurde er am 26 Mai 1769 verhort inhaftiert und am 4 September 1770 auf freien Fuss gesetzt Man hielt ihn im Kloster Monasterio de la Victoria in El Puerto de Santa Maria insgesamt 16 Monate fest nbsp Das Monasterio de la Victoria in El Puerto de Santa Maria hier wurde Havestadt 16 Monate arrestiert Uber Genua Serenissima Repubblica di Genova in Italien und Osterreich erreichte er schliesslich Deutschland 12 Er beendete seine abenteuerliche Heimkehr in den Jahren 1768 bis 1771 im Haus Geist in Oelde in Westfalen wo er bei den Jesuiten wieder Aufnahme fand Als es dann im Jahre 1773 zur Aufhebung des Jesuitenordens kam zog er sich zu Verwandten nach Uedinck bei Munster zuruck Fast erblindet starb er in Munster wo man ihn in der Kirchengemeinde von St Martini am 30 Januar 1781 bestattete Wirkgeschichte BearbeitenWilhelm von Humboldt besass die Chilidugu sive tractatus de lingua seu idiomate Indo Chilensi die er ausserordentlich schatzte 13 Humboldt verwendet Havestadts Werk in seinen Arbeiten uber die amerikanischen Sprachen Obgleich er Havestadts einseitig lexikalische Darstellung kritisierte sah er dennoch die Notwendigkeit die in einer Sprache gegebenen Wortmasse zunachst zu erfassen Werke Bearbeiten nbsp Chilidugu sive Res chilenses vel descriptio etc Chilidugu sive tractatus de lingua seu idiomate Indo Chilensi Hispanice et Latine conscriptus Koln 1775 Chilidugu sive res Chilenses vel Descriptio Status tum naturalis tum civilis cum moralis Regni populique Chilensis inserta suis locis perfeetae ad Chilensem Linguam Manuductioni Munster 1777 Nachdruck besorgt von Julius Platzmann 1883 3 Zwolf Missionspredigten Koln 1778Literatur BearbeitenJohannes Meier P Bernhard Havestadt 1714 1781 ein Kohler Jesuit als Missionar und Sprachwissenschaftlerbei den Mapuche in Chile In Mariano Delgado Hrsg Evangelium und Kultur Begegnungen und Bruche Festschrift fur Michael Sievernich SJ Fribourg Academic Press 2010 ISBN 3 7278 1665 1 S 545 550 Michael Muller Las misiones de Jesuitas Alemanes en las antiguas provincias de Chile y del Paraguay Siglos XVII y XVIII Intus Legere Historia Ano 2007 Vol 1 Nº 1 2 S 205 207 doi 10 15691 07176864 2007 013 Michael Muller P Bernhard Havestadts Chilidugu das literarische Vermachtnis eines Indianermissionars In Kirchliches Buch und Bibliothekswesen Jahrbuch Rottenburg am Neckar 2004 S 105 129 Mariano Delgado Hans Waldenfels Hrsg Evangelium und Kultur Begegnungen und Bruche Festschrift fur Michael Sievernich Studien zur christlichen Religions und Kulturgeschichte 12 Fribourg CH Academic Press Kohlhammer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 7278 1665 9 Peter C Hartmann Der Jesuitenstaat in Sudamerika 1609 1768 Eine christliche Alternative zu Kolonialismus und Marxismus Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 2016 ISBN 3 8743 7349 5 Johannes B Mundwiler Deutsche Jesuiten in spanischen Gefangnissen im 18 Jahrhundert Zeitschrift fur katholische Theologie Vol 26 No 4 1902 S 621 672 Johannes Meier Totus mundus nostra fit habitatio Jesuitas del territorio de lengua alemana en la America portuguesa y espanola S 57 86 Vicente D Sierra Los jesuitas germanos en la conquista espiritual de Hispano America Facultades de Filosofia y Teologia San Miguel Buenos Aires 1944 4 P Sebastian Englert Lengua y literatura Araucanas Prensas de la Universidad de Chile 1936 S 8 f Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Catholic Encyclopedia 1913 Bernhard Havestadt Quellen und Volltexte englisch Deutsche Biographie Havestadt Bernhard Consortium of European Research Libraries CERL Havestadt Bernhard Walter Hanisch Itinerario y pensamiento de los jesuitas expulsos de Chile 1767 1815 Andres Bello Santiago de Chile 1972Einzelnachweise Bearbeiten anderen Angaben zufolge bliebe der Todestag bislang unklar und wurde auf das Jahr 1778 gemutmasst dies ist aber eher unwahrscheinlich Dem Totenbuch von St Martini nach wurde er am 30 Januar 1781 bestattet Anton Huonder Deutsche Jesuitenmissionare des 17 und 18 Jahrhunderts Freiburg im Breisgau 1899 S 133 Mariano Delgado Hans Waldenfels Hrsg Evangelium und Kultur Begegnungen und Bruche Festschrift fur Michael Sievernich Studien zur christlichen Religions und Kulturgeschichte 12 Fribourg CH Academic Press Kohlhammer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 7278 1665 9 S 548 550 Die Entfernung Concepcion und Valdivia umfasst eine Strecke von ca 500 km Luftlinie Herbert E Brekle Bio bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18 Jahrhunderts die Grammatiker Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibungen ihrer Werke Band 4 von H I Walter de Gruyter Berlin 1996 ISBN 3 1109 3022 6 S 131 Artur H F Barcelos Entre a cordilheira e o mar exploracaoe evangelizacao jesuitica no Chile Between the cordillera and the sea Jesuit exploration and evangelism in Chile Historia Unisinos 11 2 230 239 Maio Agosto 2007 S 232 1 Francisco Javier Wolfwisen SJ Andres Febres Arte de la Lengua General del Reyno de Chile 1765 Bernhard Havestadt Chilidugu sive Tractatus Linguae Chilensis Faksimile der Erstauflage 1777 Editionem novam immutatam curavit Dr Julius Platzmann B C Teubner Leipzig 1883 Original auf Latein Am 21 Juli 1773 verordnete Clemens XIV mit dem Breve also nicht in einer Papstlichen Bulle sondern per Brief mittels untergeordneter Rechtsform Dominus ac redemptor noster die Aufhebung des Jesuitenordens an Das Breve beginnt mit einem Hinweis des Papstes auf seine Bemuhungen um das friedliche Zusammenleben gefolgt von einer Aufzahlung von gegen den Orden erhobenen Vorwurfen von Sixtus V bis Benedikt XIV Das Wohl aller Staaten im Auge behaltend habe er der Forderung der Herrscher Frankreichs Spaniens Portugals und Siziliens nachgegeben und dem Orden jede Funktion und Verwaltung aberkannt Johannes Meier Sendung Eroberung Begegnung Franz Xaver die Gesellschaft Jesu und die katholische Weltkirche im Zeitalter des Barock Bd 8 Studien Zur Aussereuropaischen Christentumsgeschichte Asien Afrika Lateinamerika Otto Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2005 ISBN 3 4470 5098 5 S 224 235 Anibal Echeverria y Reyes La lengua araucana Imprenta Nacional Calle del Amoneda N 112 Santiago de Chile 1889 S 21 23 2 Galaxis Borja Gonzalez Die jesuitische Berichterstattung uber die Neue Welt Zur Veroffentlichungs Verbreitungs und Rezeptionsgeschichte jesuitischer Americana auf dem deutschen Buchmarkt im Zeitalter der Aufklarung Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2011 ISBN 3 6471 0109 5 S 254Normdaten Person GND 120220334 lobid OGND AKS LCCN no99018655 VIAF 14400532 Wikipedia Personensuche Anmerkung VIAF fur GND ist viaf 76405573 PersonendatenNAME Havestadt BernhardALTERNATIVNAMEN Havestadt Pater Bernhard SJ Havestadt Padre Bernardo S J KURZBESCHREIBUNG deutscher Jesuit Missionar und Sprachforscher der indigenen amerikanischen Sprache des Mapudungun Araukanische Sprachen GEBURTSDATUM 27 Februar 1714GEBURTSORT KolnSTERBEDATUM 28 Januar 1781STERBEORT Munster Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernhard Havestadt amp oldid 238587375