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Bergrutsch am Hirschkopf ist ein Naturschutzgebiet NSG Nummer 4 145 im Gebiet der Stadt Mossingen im Landkreis Tubingen in Baden Wurttemberg Mit Verordnung vom 16 Marz 1988 hat das Regierungsprasidium Tubingen das Gebiet am Albtrauf unter Naturschutz gestellt Naturschutzgebiet Bergrutsch am Hirschkopf IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaBergrutschareal 1995 Bergrutschareal 1995 Lage Mossingen im Landkreis Tubingen Baden WurttembergFlache 39 4 haKennung 4145WDPA ID 162384Geographische Lage 48 23 N 9 4 O 48 378524361 9 0661492496993 Koordinaten 48 22 43 N 9 3 58 OBergrutsch am Hirschkopf Baden Wurttemberg Meereshohe von 570 m bis 820 mEinrichtungsdatum 16 Marz 1988Verwaltung Regierungsprasidium TubingenDer Bergrutsch ist seit Juli 2016 als bedeutendes Geotop und Geopoint des UNESCO Geopark Schwabische Alb ausgezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Schutzzweck 3 Bergrutsch am 12 April 1983 3 1 Ursachen 3 2 Bergrutsch 3 3 Unmittelbare Auswirkungen 3 4 Der erste Sommer 1983 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenAm 12 April 1983 erfolgte am Hirschkopf in einer Nord Sud Ausdehnung von rund 1000 Metern ein Bergrutsch Die Geologen sprachen damals von einem Jahrhundertereignis Das Naturschutzgebiet liegt rund zwei Kilometer westlich des Ortsteils Talheim der Stadt Mossingen Das Naturschutzgebiet liegt im Naturraum 101 Vorland der mittleren Schwabischen Alb innerhalb der naturraumlichen Haupteinheit 10 Schwabisches Keuper Lias Land Es wird eingeschlossen vom rund 2 646 Hektar grossen Landschaftsschutzgebiet Nr 4 16 009 Albrand und ist ausserdem Teil des 3 568 Hektar grossen FFH Gebiets Nr 7620343 Albtrauf zwischen Mossingen und Gonningen sowie des 3 167 Hektar grossen FFH Gebiets Nr 7520311 Albvorland bei Mossingen und Reutlingen Ferner ist es Teil des 39 597 Hektar grossen Vogelschutzgebiets Nr 7422441 Mittlere Schwabische Alb Das Gebiet des Bergrutsches mit anschliessenden Flachen entlang des Albtraufs wurde mit 17 5 Hektar daruber hinaus unter dem Namen Dreifurstenstein als Schonwald festgesetzt Schutzzweck BearbeitenWesentlicher Schutzzweck ist die Erhaltung des ausgedehnten Bergrutsches mit unzuganglichen Felspartien Gerollhalden und Schotterflachen als Areal fur eine ungestorte naturliche Wiederbesiedlung Sukzession von seltenen Pflanzen und Tieren biologische Nullzone Es handelt sich um ein einmaliges Naturereignis als Forschungsobjekt fur geologische biologische und landeskundliche Studien Bergrutsch am 12 April 1983 BearbeitenUrsachen Bearbeiten Starke Niederschlage im Fruhjahr 1983 besonders in den Tagen vor dem Rutsch waren die primar auslosenden Faktoren Erdbebentatigkeiten wurden vor und wahrend der Rutschbewegung keine aufgezeichnet und scheiden somit als primar auslosende Faktoren aus Das Regenwasser versickerte auf der Hangleiste durch die starke Zerkluftung des Weissjura mit Spalten und Rissen und ihren zusatzlich wasserdurchlassigen Schichten bis zum 30 Meter machtigen Ornatenton Dieser quoll bei den immens eindringenden Wassermassen auf und verwandelte sich in eine schmierige Schicht Infolge der Zunahme des Eigengewichts der Hangleiste fand diese auf dem aufgeweichten Untergrund keinen Halt mehr Der vor der Hangleiste lagernde Hangschutt altes Rutschungsmaterial fruherer Bergsturze brach ebenso talwarts aus so dass der ganze Hang in Bewegung kam Der Wald driftete unterhalb der Hangleiste Richtung Tal Bergrutsch BearbeitenMangels Augenzeugen sind der genaue Zeitpunkt und die Dauer der Rutschvorgangs unbekannt Der Hauptrutsch muss sich in der Zeit zwischen 9 und 14 Uhr ereignet haben Dass der Albtrauf nachrutschte und nicht als Bergsturz niederging zeigten einzelne Baumgruppen die von der Hochflache auf Gelandeschollen abdrifteten und senkrecht stehenblieben 1 Der Weg den noch am Morgen der Revierforster befuhr endet vor einem 20 Meter tiefen Abgrund Darunter Tausende von Baumen kreuz und quer in einer neu aufgeworfenen Landschaft Und der einst bewaldete begehbare Albtrauf verwandelte sich in eine nackte Steilwand mit riesigen Schollenabbruchen Und immer wieder die machtige Gerauschkulisse krachender Baume Steinschlag und Rumoren im Boden 2 Unmittelbare Auswirkungen Bearbeiten Auf einer Breite von 600 Metern war der gesamte bewaldete Steilhang am Rande der Schwabischen Alb in einer Ausdehnung von uber 1000 Metern in den Sattel zwischen Hirschberg und Farrenberg gerutscht Ende April 1983 erreichte das Rutschfeld uber 50 Hektar Flache Im Ganzen gingen 5 bis 6 Millionen Kubikmeter Geroll mit einem Gewicht von 9 bis 10 Millionen Tonnen ab Im darauffolgenden Fruhjahr 1984 wurde durch eine letzte grossere Rutschbewegung das Gelande am westlichen Rand ausgedehnt 3 Von den zerstorten Waldflachen waren annahernd 46 Hektar Mossinger Stadtwald 4 Hektar Kleinprivatwald Der durchschnittlich 90 jahrige vernichtete Baumbestand mit anberaumten 10 000 Festmetern setzte sich aus 70 Laubwald Buche Esche Ahorn Ulme und 30 Nadelwald Tanne Fichte zusammen Des Weiteren wurden ca 4 5 Kilometer Waldwege und 1 Kilometer Wanderweg zerstort nbsp Unterhang des BergrutschesDas Bergrutschgelande lasst sich optisch in vier Zonen einteilen Die sich nach oben neu gebildete Steilwand mit den nachgesackten Schollen Der sich darunter anschliessende bewaldete Streifen der den Rutsch wie einen Steg durchzieht Im Anschluss die anfangs vegetationsfreie Gerollhalde genannt Kieswuste Der zusammengeschobene Wald mit der sich talwarts ausbreitenden RutschzungeZwei Tage spater setzte eine regelrechte Volkerwanderung in das gefahrdete Gebiet ein Die Behorden hatten grosse Muhe die sensationsgierigen Menschen von dem Bergrutsch fernzuhalten und erklarten die betroffene und gefahrliche Waldflache umgehend zum Sperrgebiet 4 Am darauffolgenden Wochenende 16 17 April lockte sonniges Wetter nach Schatzung der Polizei bis zu 5000 Besucher zur Besichtigung des Schadensgebiets an 5 Sie kamen zum Teil aus ganz Deutschland und konnten nur durch grosses Polizeiaufgebot inklusive Hundestaffel vom Betreten des gesperrten Gebiets abgehalten werden Der erste Sommer 1983 Bearbeiten In der Kieswuste fanden sich anfangs weder Humusschicht noch Pflanzen oder Tiere wenn man von den wenigen abgedrifteten Teilflachen mit ursprunglicher Vegetation absieht Man sprach von einer biologischen Nullzone 6 Trotz direkter Sonneneinstrahlung bildeten sich mehrere kleine Tumpel die durch Oberflachenwasser gespeist wurden und in den Senken der Steinwuste von Woche zu Woche grossere Wasserflachen ausbildeten 7 Sie hielten sich obwohl in der vegetationslosen Kieswuste die Bodentemperatur stark zunahm Sie wurde durch die Reflexion des hellen Gesteins begunstigt kuhlte nachts nicht auf Normalwerte ab und stieg so bis auf 58 Grad Celsius an Um diese Feuchtstellen siedelte sich Huflattich an zuerst in den Randbereichen spater in der Umgebung der zwei bis drei Meter hohen Gerollturme 8 Von Woche zu Woche nahm die Vegetation sichtbar zu Teilweise hatte man den Eindruck als keimten die Pflanzen direkt aus dem Gestein ganz wenig Humus war fur die Entwicklung notwendig Im ersten Jahr stellten sich auf das gesamte Rutschgelande hin betrachtet folgende Wiederbesiedler ein Huflattich Wilde Mohre Rauher Lowenzahn Blaue Taubnessel wohlriechende Weisswurz Echtes Labkraut und der Mauerpfeffer 9 Im Juni waren Spinnen Feldwespen und Sandlaufkafer zu beobachten unter ihnen auch die Trochosa robusta aus der Familie der Wolfsspinnen 10 Als erster dauerhafter Bewohner der Kleingewasser in der Gerollhalde stellte sich neben den Wasserinsekten die Gelbbauchunke ein in der Roten Liste als stark gefahrdet eingestuft 11 nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der Mossinger Bergrutsch am Hirschkopf bei dem 1983 der Albtrauf auf eine Lange von etwa tausend Metern abgerissen ist Gebankte Kalksteine des Oberjura lagen von einem auf den andern Tag frei Siehe auch BearbeitenListe der Naturschutzgebiete im Landkreis TubingenLiteratur BearbeitenRegierungsprasidium Tubingen Referat fur Naturschutz und Landschaftspflege Hrsg Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Tubingen 2 uberarbeitete und erganzte Auflage Thorbecke Ostfildern 2006 ISBN 3 7995 5175 1 S 492 494 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naturschutzgebiet Bergrutsch am Hirschkopf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Steckbrief des Naturschutzgebietes im Schutzgebietsverzeichnis der Landesanstalt fur Umwelt Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 10 30 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 12 So gestaltete sich damals der 12 April 1983 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 45 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 14 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 15 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 31 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 34 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 35 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 41 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 35 Armin Dieter 15 Jahre Beobachtungen im Mossinger Bergrutsch Eine Landschaft verwandelt sich 5 Auflage Verlag Tubinger Chronik Tubingen 1998 ISBN 3 9801276 9 9 S 42 Naturschutzgebiete im Landkreis Tubingen Altwiesen Bei der Olgahohe Bergrutsch am Hirschkopf Blaulach Buhler Tal und Unterer Burg Burglehen Eisenbachhain Espenloch Hintere Halde Filsenberg Hirschauer Berg Kapfhalde Katzenbach Dunnbachtal Kochhartgraben und Ammertalhange Oberes Steinach Oschenbachtal Rappenberg Schaichtal Schonbuch Westhang Ammerbuch Spitzberg Odenburg Trichter Ehehalde Vollmershalde Winterhalde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergrutsch am Hirschkopf amp oldid 228259815