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Die Kapelle St Johannes der Taufer in Eupen in der Provinz Luttich Belgien allgemein nur bekannt als Bergkapelle ist ein romisch katholisches Kirchengebaude in der Eupener Unterstadt Sie wurde 1712 als Ersatz fur eine altere verfallene Kapelle aus dem 15 Jahrhundert im romanischen Stil am selben Ort errichtet und dem Prediger Johannes dem Taufer sowie dem heiligen Franziskus von Assisi geweiht Seit den 1990er Jahren gehort sie zum Pfarrverband Eupen Kettenis im Dekanat 05 1 des Bistums Luttich und seit 1994 stehen Fassaden und Dach des Gebaudes unter Denkmalschutz Bergkapelle mit Kalvarienberg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Kreuzigungsgruppe 3 Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Bergkapelle vor der NeugestaltungIn der Fruhen Neuzeit als das Land Belgien noch unter Habsburgischer Verwaltung stand bestand Eupen Unterstadt aus dunn besiedelten kleinen Weilern deren Bewohner fur ihre religiosen Bedurfnisse kleine Kapellen errichteten da die zustandige Hauptpfarre St Nikolaus jenseits eines Hohenruckens im Zentrum der Eupener Oberstadt lag und nur beschwerlich erreichbar war So existierte bereits im 15 Jahrhundert fur das so genannte Bergviertel oberhalb des Wesertales eine kleine Kapelle Im Jahr 1692 sollte fur das im Tal liegende Haasviertel eine weitere Kapelle erbaut werden deren Bau aus unerklarlichen Grunden jedoch nie vollendet wurde Daraufhin beschloss 1712 die Kirchenverwaltung die alte Kapelle auf dem Berg niederzureissen und durch eine neue grossere fur die Bewohner des Berg und des Haasviertels zu ersetzen Da sich alle Anwohner verpflichteten aktiv am Bau und am weiteren Unterhalt mitzuwirken konnte der Neubau nun in kurzester Zeit mehrheitlich mit dem Baumaterial der nicht vollendeten Haaskapelle verwirklicht und am 20 Dezember 1712 durch den Lutticher Weihbischof Ludwig Franz de Liboy vom zustandigen Bistum Luttich konsekriert werden Bereits wenige Jahre spater zeigte sich dass die Kapelle fur die wachsende Bevolkerung als zu klein konzipiert worden war und sie daraufhin 1729 um ein Joch nach Westen hin erweitert werden musste Die neuerliche Konsekration fand am 14 Oktober 1729 durch den Lutticher Weihbischof Jean Baptist Gillis 1729 1736 statt der am gleichen Tag auch die Werthkapelle und einen Tag zuvor die erneuerte Nikolauskirche geweiht hatte In der Zeit der franzosischen Besetzung Eupens wurden ab 1797 die Gottesdienste in der Bergkapelle von den neuen Machthabern zunachst verboten konnten jedoch 1803 wieder aufgenommen werden nachdem die Kapelle von den Franzosen als Hilfskirche anerkannt worden war Noch wahrend dieser Zeit erhielt sie 1806 eine Erweiterung der Orgelempore und 1812 ein neues Tonnengewolbe in Fachwerkbauweise anstelle einer alten Flachdecke Unter mittlerweile preussischer Verwaltung und damit zugehorend zum Erzbistum Koln wurde die Bergkapelle 1850 mit einer aus Roetgen stammenden Orgel ausgestattet die 1852 restauriert und um vier Register erweitert wurde Die Kapelle erhielt zwischen 1867 und 1882 eine grundlegende Um und Neugestaltung im romanischen Stil sowie eine wurdige Ausstattung und einen neuen Hochaltar Im gleichen Zeitraum wurde sie 1872 als Filialkirche der neuen St Josefskirche angegliedert die im gleichen Zeitraum in dem durch Industrieansiedlungen deutlich gewachsenen Haasviertel erbaut und 1864 eingeweiht worden war Schliesslich wurde um 1885 die aussere Ostseite der Kapelle noch mit einer lebensgrossen Kreuzigungsgruppe des Aachener Kunstlers Gustav Angelo Venth versehen Im Ersten Weltkrieg diente die Bergkapelle vorubergehend als Gefangenenlager und im Zweiten Weltkrieg wurde sie im Verlauf der Ardennenoffensive durch Bombenangriffe des deutschen Militars auf das amerikanisch besetzte Eupen am zweiten Weihnachtstag 1944 schwer beschadigt Seit der Angliederung des Kreises Eupen an Belgien im Jahr 1920 infolge des Versailler Vertrags gehorte die Pfarre zunachst zum Bistum Eupen Malmedy und zahlt seit dessen Auflosung im Jahr 1925 zum Bistum Luttich Die letzten umfassenden Renovierungen der Kapelle fanden schliesslich in den 1960er Jahren auf Initiative von Pfarrer Joseph Hilligsmann von der Josefspfarre sowie anlasslich der 300 Jahr Feier 2012 statt 2 Heutzutage steht die Bergkapelle ausser fur ihre regularen kirchlichen Veranstaltungen mehreren Eupener Vereinen als Treffpunkt zur Verfugung darunter der spanischen Burgergemeinde der Johannis Burger Schutzengesellschaft dem katholischen Junglingsverein sowie der Kolpingsfamilie Des Weiteren wird sie bei Bedarf als Raum fur temporare Kunstausstellungen genutzt 3 Beschreibung Bearbeiten nbsp Blausteinportal mit WappensteineDas einschiffige Kirchengebaude aus unregelmassigen Sandbruchsteinen mit einer dreiseitigen Apsis war ursprunglich zwei Joch lang und wurde 1729 um ein Joch Richtung Westen erweitert Der Chor sowie die Apsis sind an ihren Ecken mit Quadern in Zahnschnittform bestuckt die ebenso wie die Portal und Fensterumrahmungen der Rundbogenfenster aus Blaustein gefertigt wurden Nach oben schliesst der Chor mit einem Satteldach ab wogegen die Apsis mit einem Walmdach abgedeckt ist Auf dem Dachfirst sitzt ein kleiner Dachreiter der mit einem schmiedeeisernen Kreuz mit aufgesetztem Wetterhahn aus dem 18 Jahrhundert bekront ist An der Sudseite der Kapelle befinden sich die um 1877 errichteten Anbauten unter anderem fur die Sakristei und die Seitenkapelle wogegen die Nordwand durch das neoromanische Portal aus dem Jahr 1879 gepragt wird Dieses massive aus Blaustein errichtete Portal wird von einer dreifachen Saulenreihe flankiert die in einen Rundbogen ubergeht der wiederum ein schmuckloses Tympanon umspannt Oberhalb des Sturzes sind zwei Wappensteine und ein Inschriftenstein im Gemauer eingelassen sowie mittig daruber eine Uhr Die Wappensteine sind zwar erst im Rahmen des Ausbaus 1879 angefertigt worden zeigen aber in Erinnerung an die Forderer der alten Kapelle Wilhelm Heinrich von Berghe genannt Trips 1661 1736 und seine Gattin Franziska Arnoldine Schyl von Walhorn die Wappen der Familie Berghe und Schyl 4 Auf dem Inschriftstein sind die Zeilen JESU MARIA JOSEPH RAEDIFICATVM ANNO 1712 und ANNO 1599 ANTIQVVM RENOVATVM ET DILATATVM EST Anno 1712 1729 eingraviert womit zum einen der Neubau belegt wird als auch ein Bezug zur ersten Kapelle aus dem Jahr 1599 hergestellt wurde Kreuzigungsgruppe Bearbeiten nbsp KreuzigungsgruppeDie 1885 angebrachte Kreuzigungsgruppe an der Aussenwand der Apsis zeigt auf einem weiss gestrichenen steinernen Sockel die Kreuzigungsszene mit Maria zur Rechten und Apostel Johannes zur Linken des Kreuzes Die Figuren sind ebenfalls aus Stein gemeisselt und weiss gestrichen Auf dem Sockel ist die Inschrift XC EFFIGIEM CHRISTI SI TRANSIS PRONUS HONORA NON TAMEN EFFIGIEM SED QUEM DESIGNAT ADORA Gehst du voruber so ehre gebeugt des Gekreuzigten Bildnis Nicht indessen das Bild vielmehr den Gekreuzigten bet an eingraviert Ein dreieckiges baldachinartiges und aufwandig verziertes schmiedeeisernes Dach mit den typischen Formen des 19 Jahrhunderts gibt der Kreuzigungsgruppe den notigen optischen wie raumlichen Schutz Der steinerne Vorplatz der Gruppe der auf Ebene des Kirchenbodens uber den abfallenden Hang podestartig mit Mauerwerk herausgearbeitet wurde und nur uber seitliche Treppen erreicht werden kann wird abgegrenzt durch einen ebenfalls schmiedeeisernen Zaun mit integrierten Steinpfosten in neoromanischem Stil Zwei seitlich der Kreuzigungsgruppe angebrachte alte gusseiserne Laternen auf dem Vorplatz sorgen bei Dunkelheit fur eine stimmungsvolle Beleuchtung Ausstattung BearbeitenDer einschiffige relativ schmucklose Innenraum ist abgedeckt durch ein abgeflachtes Tonnengewolbe das auf einem rundum verlaufenden Profilgesims aufliegt Die Wande sind im Abstand der Joche durch mit Profilleisten belegte Pilaster gegliedert die als Rundbogen von der einen zur anderen Seite ziehend die Tragkraft der Decke unterstutzen Einwolbung und Anbringung der Pilaster werden auf das fruhe 19 Jahrhundert datiert und wurden offensichtlich im Rahmen der Deckenrestaurierung um 1812 eingearbeitet Insgesamt neun Bleiglasfenster aus der Nachkriegszeit jeweils drei an den Nord und Sudseiten sowie zwei Fenster in den seitlichen Apsiswanden und eines an der Westseite unter der Orgelempore sorgen im Kircheninneren fur eine stimmungsvolle Beleuchtung Von diesen wurden das linke Apsisfenster und das Westwandfenster in der Linnicher Glasmalerei Oidtmann hergestellt Von der um 1875 neu erworbenen Ausstattung stammen die lebensgrosse aus Eichenholz geschnitzte Statue von Johannes dem Taufer angebracht an der Wand links des Haupteinganges und die Pieta aufgestellt im seitlichen Anbau Letztere ist eine werkgetreue und massstabgerechte Kopie eines Werkes des Bildhauers Wilhelm Achtermann aus Munster Daruber hinaus sind aus der gleichen Zeit an den Wanden der Apsis 14 Bilder der Kreuzwegstationen aufgehangt die in Ol auf Leinwand verarbeitet und verkleinerte Kopien der Originalwerke des Historienmalers Joseph von Fuhrich sind Ebenfalls aus den Jahren 1877 bis 1881 stammen das vorhandene Holzmobiliar im neoromanischen Stil die Doxalbrustung die Kommunionbank der Beichtstuhl sowie die mit Evangelisten verzierte Kanzel mit einer Doxaltreppe Alteren Datums ist dagegen die Glocke die 1846 aus der Glockengiesserei August Honig in Koln angeliefert im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen beschlagnahmt aber 1947 unversehrt wiedergefunden und erneut eingeweiht wurde Im Rahmen der Modernisierungsarbeiten 1961 wurde anstelle des ehemaligen bombastischen Altargebaudes ein schlichter Opfertisch im Stile der Urkirche aufgestellt und anstelle eines ubergrossen Apsisgemaldes ein einfach gehaltenes Kreuz aufgehangt Zugleich wurden seitlich des Altares die lebensgrossen Figuren der Gottesmutter und der Herz Jesu Statue auf Konsolen stehend an den Apsiswanden angebracht Die 1850 erworbene Orgel wurde 1883 in der Orgelbauwerkstatt Gebruder Muller auf acht Register ausgebaut und verstarkt 5 1947 instand gesetzt und 1961 durch den Orgelbauer Kuhn generaluberholt Daruber hinaus sind aus dem kleinen Kirchenschatz die Sonnenmonstranz aus dem spaten 18 Jahrhundert sowie zwei gestiftete Silberkelche aus dem fruhen 18 und dem spaten 19 Jahrhundert von historischer Bedeutung nbsp Innenansicht nbsp Taufbecken nbsp Pieta nbsp Bleiglasfenster Westseite nbsp Kanzel nbsp OrgelLiteratur BearbeitenDie Kapelle St Johannes auf dem Berge in C Rutsch Eupen und Umgegend C Jul Mayer Eupen 1879 S 103 108 Kapitel II 3 digital oder als pdf Johann Gerhard Heinen Pfarrgeschichte Eupens mit besonderer Berucksichtigung der Ortsgeschichte Kapitel Die Kapelle zum h Johannes Baptist auf dem Berg S 294 301 Erschienen im Selbstverlag des Herausgebers Eupen 1896 Karl Janssen Hauzeur 250 Jahre Bergkapelle St Johannes Baptist zu Eupen 1712 1962 ein Beitrag zur Heimatgeschichte Marienchor Eupen Hrsg Buchdruck Braun Eupen 1962 pdf Jean Jacques Bolly Norbert Kreusch Photographisches Verzeichnis sakraler Kunst in Belgien Konigliches Institut fur Kunsterbe Eupen 1981 S 28 29 pdf Alfred Minke Die Kapelle St Johannes der Taufer auf dem Berge in Eupen Festschrift zum 300 jahrigen Bestehen der Bergkapelle Eupen 2013Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kapelle St Johannes der Taufer Eupen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kapelle St Johannes der Taufer auf ostbelgienkulturerbe be Geschichte der Bergkapelle auf den Seiten des Pfarrverbandes Eupen Kettenis Bergkapelle in Kriegszeiten Spritzenhaus und Gefangenenlager auf worldwartours be Mehrere Artikel uber die Bergkapelle im Archiv von ephata beEinzelnachweise Bearbeiten Dekanat 05 Eupen im Bistum Luttich Eupen renovierte Bergkapelle erstrahlt in neuem Glanz Video und Audiobeitrag auf BRF regional vom 14 Dezember 2012 Andrea Thomas Eine ruhige Insel im stetigen Strom des Alltags in Geschichte n aus dem Bergviertel Ausgabe 2017 auf ephata be Wappen Schyl amp Berghe auf ostbelgien net Werksliste Orgelbauwerkstatt Gebruder Muller50 624616 6 034112 Koordinaten 50 37 28 6 N 6 2 2 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapelle St Johannes der Taufer Eupen amp oldid 238436461