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Die Befestigungsanlagen auf dem Klut auch Fort George oder Klutfestung genannt befanden sich auf der westlich von Hameln gelegenen Erhebung des Klut Die Ende des 18 Jahrhunderts errichteten Anlagen bestanden aus vier Forts Sie dienten dem militarischen Schutz der auf dem gegenuberliegenden Ufer der Weser gelegenen Festung Hameln Hameln wurde damit zur starksten Festung des Kurfurstentums Hannover und galt Ende des 18 Jahrhunderts als das Gibraltar des Nordens 1 Einem Dekret Napoleons folgend wurden im Jahr 1808 die Wehranlagen auf dem Klut und die der Stadt Hameln geschleift Ansicht des Berges Klut von Norden mit drei Forts das vierte Fort Luise entstand spater und der Weser 1802Ansicht des Berges Klut von Suden mit drei Forts das vierte Fort entstand spater mit der Mundung der Humme in die Weser und rechts Hameln 1802 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Fort I 2 2 Fort II 2 3 Fort III 2 4 Fort IV 2 5 Reste und heutige Situation 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan der drei Forts mit zwei Wachturmen und Verbindungsgangen im ausgebauten Zustand 1784Wahrend des Siebenjahrigen Krieges kam es 1757 bei Hameln zur Schlacht bei Hastenbeck in deren Folge die Festung Hameln vor den franzosischen Truppen kapitulierte Sie besetzten Hameln etwa zwei Jahre lang Nach ihrem Abzug und noch wahrend des Siebenjahrigen Krieges liess Kurfurst Georg III nach dem die Gesamtanlage benannt wurde ab 1760 die Hamelner Befestigungen weiter ausbauen und verstarken Darin einbezogen wurde die Erhebung des Klut wegen seiner strategischen Bedeutung fur die Verteidigung der Stadt Zunachst entstand ab dem Jahre 1760 das Fort I Fort George auf der Kuppe des Klut Zwischen 1774 und 1784 folgten mit Fort II Fort Wilhelm und Fort III zwei weitere Anlagen am Berghang des Klut Die Errichtung der Befestigungen auf dem Berg war mit dem Bau der drei eigenstandigen Anlagen 1784 vorlaufig abgeschlossen Zur Erganzung entstand am Bergfuss nahe der Weserbrucke im Jahre 1806 Fort IV Fort Luise nbsp Karte des Klut an der Weser mit drei Forts 1777Im Vierten Koalitionskrieg naherten sich im November 1806 franzosische Truppen der Festung Hameln in der sich zu diesem Zeitpunkt preussische Truppen in einer Starke von rund 9000 Soldaten gesammelt hatten Es kam zu einzelnen Vorpostengefechten und Scharmutzeln im Umfeld von Hameln bei denen auch Kanonen von Fort I und II auf die Angreifer feuerten Unter dem Eindruck der Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt kapitulierten die preussischen Truppen in Hameln am 20 November 1806 unter General Le Coq nahezu kampflos trotz der zahlenmassig unterlegenen Franzosen des Generals Savary mit etwa 6000 Mann 2 Hinzu kam ein Aufruhr unter den preussischen Soldaten die betrunken plundernd und schiessend durch die Strassen der Stadt zogen als sie erfuhren dass die Offiziere freies Geleit erhalten und sie laut den Kapitulationsbedingungen in die Gefangenschaft nach Frankreich gefuhrt werden sollten Augenzeuge der Vorfalle war der Gelehrte Adelbert von Chamisso der Offizier in der Festung war und als Gefangener auf Ehrenwort entlassen wurde 1808 wurde die Festung Hameln einschliesslich der Befestigungsanlagen auf dem Klut geschleift Dazu erliess Napoleon ein Dekret an seinen Kriegsminister Clarke in dem er ihn mit der Sprengung und Beseitigung der Befestigungen sowie der Kasernen beauftragte Bei der Schleifung wurde das obertagige Steinmaterial durch rund 1 000 Arbeiter andere Quellen sprechen von bis zu 4000 Arbeitern vollstandig abgetragen 3 4 Die Steine wurden auch noch 20 Jahre nach den Abbrucharbeiten verkauft und dienten zum Aufbau anderer Gebaude So entstanden mit den Steinen vom Klut im Jahr 1843 der Klutturm der Neubau des Forstgebaudes am Finkenborn Ende des 19 Jahrhunderts und Gebaude auf dem Ohrberg 5 In den 1870er Jahren wurde am Klutturm ein Gasthaus errichtet das heute als Folgebau noch vorhanden ist Etwa ab den 1820er Jahren wurde der Klut wieder aufgeforstet Beschreibung BearbeitenZu den Befestigungsanlagen auf dem Klut gehorten vier Forts die sich auf dem schmalen zur Weser abfallenden Bergkamm in einigem Abstand zueinander aufreihten Sie waren durch ober sowie unterirdische Gange miteinander verbunden An den Flanken und im naheren Umfeld gab es vorgelagerte Verteidigungswerke durch zwei Wachturme sowie vier kleinere sporadisch besetzte Schanzen 6 Die Reste von zwei Sternschanzen haben sich als Erdwalle nahe der Waldlichtung des Finkenborn erhalten 7 Als Schutz gegen feindliche Annaherung dienten auch Minengalerien Verhaue und Palisaden Der Klut war damals baumfrei um den Verteidigern freies Schussfeld zu bieten Alle Forts besassen Kasematten in den Wallen und zwei Forts verfugten uber tiefe Brunnen Im Jahr 1803 gehorten zur Besatzung der Befestigungsanlagen auf dem Klut knapp 90 Offiziere und uber 3000 Soldaten Die Bewaffnung bestand aus Kanonen Haubitzen und Morsern Fort I Bearbeiten nbsp Fort I auf der Kuppe des Klut nbsp Lageplan Fort I nbsp Fort II mit Wachturm unterhalb des Berghangs nbsp Lageplan des Forts II nbsp Fort III am Fuss des Klut nbsp Lageplan des Forts III nbsp Fort IV Baurest einer Bastion an heutiger Bundesstrasse von der Weser gesehen nbsp Fort IV Baurest einer Bastion integriert in die B 1 B 83 oberhalb der Weser Auf der Bergkuppe des Klut befand sich an der hochsten Stelle das Fort I 52 5 42 5 N 9 20 18 2 O 52 09514 9 33838 das den Namen Fort George nach Konig Georg III trug Es lag in dem Bereich in dem sich heute der Klutturm und ein Gastronomiebetrieb befinden Das zwischen 1760 und 1762 erbaute Fort war eine sechseckige uber eine Zugbrucke zugangige Sternschanze Als Verbindung zu Fort II diente ein Laufgraben der von einer Batterie verteidigt wurde Die Kasematten konnten bis zu 1200 Mann Besatzung aufnehmen Die Bewaffnung bestand aus 40 Geschutzen Das Fort wurde aus Quadersteinen errichtet wobei die Brustwehren aus Backstein bestanden Mittig im Fort lag das Kommandantenhaus unter dem sich ein 160 Meter tiefer Brunnen befand Er wurde 1965 verschlossen der Brunnenkranz ist noch sichtbar Die Stelle ist als Umwallung mit einem gemauerten Torbogen erhalten der in den Jahren 2008 2009 vom Hamelner Verein fur Grenzbeziehung und Heimatpflege von 1930 restauriert wurde Bei den im Jahr 2009 erfolgten Baumassnahmen zur Erneuerung des Gastronomiegebaudes im Bereich des Forts wurde Reste einer vermutlich gesprengten Kasematte und eines verschutteten Ganges festgestellt 8 Fort II Bearbeiten Etwa auf halber Hohe des Bergruckens des Klut lag das 1774 fertiggestellte Fort II 52 5 39 4 N 9 20 40 4 O 52 09429 9 34455 Es ist nach Graf Wilhelm zu Schaumburg Lippe als Fort Wilhelm benannt Die Anlage hatte drei Meter starke Mauern und besass einen 138 Meter tiefen Brunnen Zur Bewaffnung gehorten 21 Geschutze ausserdem zwei hangabwarts liegende Wachturme zu denen ein offener Gang mit Treppen fuhrte Von Fort II zu Fort III verlief im Bereich des Kanonenwegs ein unterirdischer Gang Seine Reste wurden bei Erdarbeiten im Jahr 2009 angeschnitten Fort III Bearbeiten Fort III 52 5 38 8 N 9 20 55 7 O 52 0941 9 3488 lag weiter unterhalb am Fusse des Klut aber oberhalb des ehemaligen Felsenkellers Es verfugte uber 15 Geschutze Innerhalb des Forts wurde 1939 eine Freilichtbuhne mit 1200 Sitzplatzen angelegt die heute nicht mehr besteht 9 Innerhalb des fruheren Forts befindet sich heute eine Anlage der Wasserversorgung Fort IV Bearbeiten Das 1806 fertiggestellte Fort IV 52 5 33 4 N 9 21 7 9 O 52 0926 9 3522 lag am Fusse des Berges und schloss die Befestigungslucke zwischen dem oberhalb am Hang gelegenen Fort III und der Weser Es handelte sich nicht um eine geschlossene Anlage sondern um ein Frontwerk mit einem Graben das die Strasse flussaufwarts in Richtung des Ohrbergs sperrte Der Graben konnte uber eine schmale Brucke passiert werden Von einem Wachhaus mit beschusssicherer Decke wurde der Verkehr uberwacht Zur Bewaffnung der Anlage gehorten funf Kanonen Die Verbindung zum Fort III wurde durch Laufgraben mit Brustwehren ermoglicht Fort IV wurde nach der preussischen Konigin Luise im Volksmund Fort Luise genannt Es bestand nur kurze Zeit da es nach der Kapitulation Hamelns vor franzosischen Truppen im Jahr 1808 nur zwei Jahre nach Fertigstellung geschleift wurde Reste und heutige Situation Bearbeiten Bei der Schleifung der Befestigungsanlagen auf dem Klut im Jahre 1808 wurde das Steinmaterial grosstenteils beseitigt Durch Ausgrabungen im Jahre 1982 liess sich nachweisen dass die Bauten bis auf die Fundamente abgetragen wurden Grossere obertagige Baureste aus Stein finden sich heute nur noch in Form eines Torbogens von Fort I wo das Kommandantenhaus mit einem darunter befindlichen Brunnen stand Gut erhalten geblieben dagegen sind Erdwalle mit steilen Boschungen Erdschanzen sowie einzelne Laufgraben Ihre Konturen sind im Gelande noch gut erkennbar Die Reste der Wehranlagen liegen heute fast vollstandig unter Wald An einigen Anlagen sind Informationstafeln oder Schilder aufgestellt Dauerhafte Beschadigung von Teilen der Festung droht in jungerer Zeit durch Mountainbiking uber Walle und Trummerhugel Durch Raubgrabungen kam es in der Vergangenheit bereits zu Schaden durch Freilegungen von Gebauderesten 8 Heute ist uber die Befestigungsanlagen auf dem Klut nur wenig bekannt da bislang keine systematische Forschung in den Archiven und im Gelande erfolgt ist 10 Zukunftig ist touristische Aufwertung des Klut vorgesehen mit der auch der fruhere Festungscharakter wieder erlebbar gemacht werden soll Ein von der Stadt Hameln im Jahre 2012 entwickeltes Konzept ist bislang 2015 nicht umgesetzt worden 11 nbsp Torbogen von Fort I Fort George als einziger Steinrest der Festungsanlagen nbsp Brunnenring des 160 Meter tiefen Brunnens von Fort I nbsp Hinweisschild bei Fort II Fort Wilhelm mit Steinresten auf dem Boden nbsp Der aus Steinen von Fort I errichtete Klutturm nbsp Wall und umlaufender Graben von Fort IIILiteratur BearbeitenBrief an einen Freund uber die neuen Werke die man seit der Beendigung des Krieges von 1756 zur Verstarkung der Hannoverschen Festung Hameln hat auffuhren lassen In Zeitschrift fur Kunst Wissenschaft und Geschichte des Krieges Band 25 1832 Online ab Seite 20 Erich Karwiese Die Festung Hameln 1618 1806 Hameln Leipzig 1911 Gerhard Pieper Die Festung Hameln Geschichte Bauwerke und Institutionen Hameln 2006 ISBN 3 8271 9303 6 Viktor Meissner Gibraltar des Nordens Die Festung Hameln Stadtarchiv Hameln Begleitheft zur Ausstellung 2006 Gunther Gebhardt Fort George bei Hameln in Militarwesen Wirtschaft und Verkehr in der Mitte des Kurfurstentums und Konigreichs Hannover 1692 1866 Stuttgart 2010 S 15 18 Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Befestigungsanlagen auf dem Klut Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Bergfestung von 1760 1808 Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im Zustand des 19 Jahrhunderts von Wolfgang Braun Gemalde von der Gegend des Fort George und der Vestung Hameln um 1800Einzelnachweise Bearbeiten Stadtgeschichte Hameln Memento vom 18 Februar 2012 im Internet Archive Grosser Generalstab Hrsg 1806 Das Preussische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse Ernst Siegfried Mittler und Sohn Berlin 1906 Die Garnison in der Rattenfangerstadt Memento vom 7 Juli 2014 im Internet Archive Siehe Literatur Viktor Meissner Gibraltar des Nordens Das Ende der Festung Hameln S 28 Der Finkenborn Memento vom 25 Februar 2014 im Internet Archive Die Bergfestung von 1760 1808 Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Der Finkenborn Memento vom 25 Februar 2014 im Internet Archive a b Joachim Schween Die Klutfestung Teil I Memento vom 5 April 2012 im Internet Archive Die Freilichtbuhne am Rittersprung Memento vom 7 Marz 2016 im Internet Archive Joachim Schween Die Klutfestung Teil II Memento vom 5 April 2012 im Internet Archive Tourismus auf dem Klut da geht noch mehr in Deister und Weserzeitung vom 20 Oktober 2010 52 094975 9 338359 Koordinaten 52 5 41 9 N 9 20 18 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Befestigungsanlagen auf dem Klut amp oldid 230976429