www.wikidata.de-de.nina.az
Die Basis Nord war ein geheimer und nur kurzzeitig genutzter Stutzpunkt der deutschen Kriegsmarine auf sowjetischem Gebiet im Zweiten Weltkrieg Sie befand sich im Fjord Sapadnaja Liza der an der Barentssee westlich von Murmansk und der Halbinsel Kola im hohen Norden Russlands liegt Die Einrichtung des Stutzpunkts begann im Dezember 1939 und wurde wenige Monate nach der Besetzung Norwegens durch die Wehrmacht Unternehmen Weserubung im April 1940 abgebrochen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ende 3 Fussnoten 4 LiteraturGeschichte BearbeitenAuf die Unterzeichnung des Deutsch Sowjetischen Nichtangriffspakts am 24 August 1939 1 folgte am 28 September 1939 nach der gemeinsamen Besetzung und Teilung Polens die des Deutsch Sowjetischen Grenz und Freundschaftsvertrags Bei dieser Gelegenheit fragte der deutsche Aussenminister Ribbentrop an ob die Sowjetunion der Kriegsmarine in Murmansk eine Basis zur Reparatur und Versorgung von U Booten zur Verfugung stellen konne Dies wurde als Gegenleistung fur zu leistenden Technologietransfer prinzipiell zugesagt Aus Besorgnis dass derartige militarische Unterstutzung fur Nazi Deutschland bekannt werden konnte war die Sowjetregierung allerdings nicht bereit einen deutschen Stutzpunkt in einem belebten Hafen wie Murmansk einrichten zu lassen Im Oktober bot sie daher nach weiteren Verhandlungen die Bucht Sapadnaja Liza am Sudufer der Motowski Bucht an Dort gab es zwar noch keinerlei maritime oder sonstige Infrastruktur aber der Fjord hatte den Vorteil dass dortige Aktivitaten unschwer geheim zu halten waren und die Kriegsmarine akzeptierte das Angebot Der Fjord windet sich auf einer Lange von etwa 7 Seemeilen in sudwestlicher Richtung in das Innere der Kola Halbinsel und der deutsche Marineattache in Moskau berichtete nach einem Besuch im November 1939 dass die 80 bis 100 m hohen felsigen Steilkusten jeden Einblick in das Fjordinnere verhinderten sowohl von See als auch von der damals etwa 25 km entfernten finnischen Grenze Die Einrichtung der geplanten Basis erwies sich dann jedoch als ungemein schwierig Der Bau ausgedehnter permanenter Einrichtungen war aus politischen und logistischen Grunden nicht moglich und im Herbst 1939 auch noch nicht dringlich Zunachst ging es darum ein Minimum an Treibstoff Ol und anderen Versorgungsgutern in der Bucht bereitzustellen was mit der Verlegung von in Murmansk liegenden deutschen Handelsschiffen moglich gewesen ware denn Konteradmiral Donitz Befehlshaber der U Boote wollte bereits in der dritten Novemberwoche eine erste U Boot Versorgung durchfuhren lassen Dazu kam es dann allerdings nicht weil einerseits die Sowjets dies mit Einwanden und Ausfluchten verzogerten und andererseits Donitz letztlich mit einer nur einmaligen Versorgungsaktion nicht zufrieden war Zunachst liess die Kriegsmarine daher die zur Versorgung von U Booten benotigten Versorgungsguter nach Murmansk bringen und auf einige der dort festliegenden deutschen Handelsschiffe umladen Erst am 1 Dezember 1939 konnten die beiden HAPAG Schiffe Phoenicia 4124 BRT 2 und die als Wohnschiff vorgesehene Cordillera 12 055 BRT ein Passagierschiff als erste Schiffe von Murmansk nach Sapadnaja Liza verlegen wo sie am folgenden Tag eintrafen 3 Der Ende November aus Deutschland in Murmansk eingetroffene mit wichtiger Ausrustung und Material beladene Fischdampfer Sachsenwald 639 BRT folgte erst am 9 Dezember da er in Murmansk durch burokratische Hindernisse aufgehalten worden war 4 Die den Schiffen von den Sowjets zugewiesene Ankerstelle erwies sich allerdings als wenig geeignet mit schlechtem Untergrund und wenig Schutz gegen die in dieser Jahreszeit haufig vorkommenden Sturme Die Cordillera deren hohe Aufbauten den starken Boen im Fjord viel Angriffsflache boten lief daher noch im Dezember nach Murmansk zuruck und war schliesslich am 8 Februar 1940 wieder in Hamburg Schwerwiegender war dass sich die Einrichtung effektiver Kommunikationsverbindungen zwischen Deutschland und der Basis Nord sich angesichts hinhaltenden sowjetischen Widerstands als sehr schwierig erwies Erst mit der im Herbst und Winter 1939 von der Kriegsmarine zu einem sogenannten Stutzpunktschiff umgerusteten Jan Wellem die am 20 Januar 1940 von Kiel nach Murmansk auslief dort am 4 Februar mit dem Stutzpunktkommandanten an Bord eintraf und dann schliesslich in die Basis Nord verlegte konnte die notwendige Ausrustung geliefert werden 5 Immerhin hatte die Phoenicia die in Murmansk noch 900 Tonnen Material von der ebenfalls dort liegenden St Louis ubernommen hatte 6 ausreichend Versorgungsguter fur die ersten U Boote an Bord und die Basis Nord war damit schon im Januar grundsatzlich einsatzbereit Die Entschlusselungscodes fur aus Norddeich ubermittelte Funkspruche waren von der Sachsenwald mitgebracht worden und mit der Jan Wellem kam dann auch das notwendige zusatzliche Marinepersonal technischer Spezialisten Gegen Ende Februar wurde das ehemalige Walfangboot Wiking V der Jan Wellem zugewiesen und als Verkehrsboot in der Basis Nord und von dort nach Murmansk eingesetzt 7 Obwohl beide Seiten hochsten Wert auf absolute Geheimhaltung legten gab es bereits Ende Dezember in westeuropaischen Medien der danischen Nationaltidende der franzosischen Paris Soir und einem franzosischen Radiosender erste Berichte uber eine deutsche U Boot Basis in der Sowjetunion wenn auch mit unzutreffenden Ortsangaben Diese Meldungen wurden zwar von deutscher Seite als realitatsferne Geruchte dementiert sorgten aber dennoch auf sowjetischer Seite fur Beunruhigung insbesondere da man wahrend des Winterkriegs 30 November 1939 bis 13 Marz 1940 befurchtete Grossbritannien konnte Finnland zu Hilfe kommen und die deutschen Schiffe entdecken Nachdem im Marz 1940 auch die schwedische Stockholm Daily Press von einer deutschen U Boot Basis in der Sowjetunion sprach schlugen die Sowjets unter dem Vorwand alliierte Luftaufklarer konnten die deutschen Schiffe in der Sapadnaja Liza entdecken einen Wechsel in die Iokanga Bucht rund 300 km ostlich von Murmansk vor was die Kriegsmarine jedoch ablehnte Ende BearbeitenMit der bald darauf erfolgten am 9 April 1940 mit der Invasion der wichtigsten Hafen eingeleiteten deutschen Besetzung Norwegens verlor die Basis Nord ihre strategische Bedeutung und war dann nur noch ein Symbol sowjetisch deutscher Militarkooperation 8 Mitte Juni 1940 verliess die Phoenicia als letztes deutsches Schiff die Sapadnaja Liza Am 16 September 1940 dankte Grossadmiral Raeder in einem Schreiben dem sowjetischen Volkskommissar der Marine Admiral Nikolai G Kusnezow fur die bis dahin geleistete Unterstutzung und verzichtete endgultig auf eine weitere Verwendung des Stutzpunkts Fussnoten Bearbeiten Mit Datum vom 23 August 1939 Die Phoenicia III war 1928 bei Howaldt in Kiel mit der Baunummer 687 vom Stapel gelaufen Die Cordillera war ohne Passagiere nach Kriegsausbruch noch aus der Karibik durch die Danemarkstrasse 5 8 Sept bis nach Murmansk gelangt und lag seit Mitte September dort fest zusammen mit mehr als einem Dutzend weiterer deutscher Handelsschiffe Die Sachsenwald sollte nach ihrer Entladung unterwegs fischend nach Deutschland zuruckkehren aber die Sowjets blockierten dies zunachst und verlangten sie solle ihnen als Verbingsschiff zwischen Murmansk und der Basis Nord dienen Sie ging schliesslich doch und wurde dann von der Kriegsmarine zum Wetterbeobachtungsschiff umgerustet Darunter waren 6000 m Gasol 3000 m Heizol 180 m Schmierol Proviant fur ein Panzerschiff fur zwei Monate Handelskrieg vier U Boot Ausrustungen acht Proviantausrustungen fur U Boote des Typs VII und ein Gerat zur Olabgabe in See uber das Heck Jan Wellem bei Historisches Marinearchiv Die St Louis 16 732 BRT hatte vom 4 bis zum 8 September 1939 ebenfalls die Danemarkstrasse passiert und dann am 11 September Murmansk erreicht Sie gelangte am 1 Januar 1940 nach Deutschland zuruck 1929 von Smith s Dock in Middlesbrough gebaut 35 4 m lang 7 4 m breit 250 BRT Dieselmaschine 850 PS maximal 12 Knoten Bauliste der Werft Baunummern 879 881 890 891 Von den Schiffen in der Basis Nord spielte nur die Jan Wellem bei der Besetzung Norwegens eine Rolle Sie lief am Morgen des 6 April beladen mit 5125 t Heizol 5120 t Gasol 700 t Wasser 170 m Schmierol und 500 t Versorgungsgutern zur Versorgung der deutschen Zerstorer nach Narvik wo sie am Abend des 8 April eintraf Jan Wellem bei Historisches Marinearchiv Literatur BearbeitenMichael Salewski Die Deutschen und die See Studien zur deutschen Marinegeschichte des 19 Und 20 Jahrhunderts Teil II Historische Mitteilungen Beiheft 45 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 515 08087 2 S 175 183 Basis Nord Eine fast vergessene Episode aus dem Zweiten Weltkrieg Tobias R Philbin III The Lure of Neptune German Soviet Naval Collaboration and Ambitions 1919 1941 University of South Carolina Press Columbia SC 1994 ISBN 0 87249 992 8 S 81 117 Chapter Five Basis Nord Edward E Ericson Feeding the German Eagle Soviet Economic Aid to Nazi Germany 1933 1941 Greenwood Publishing Group 1999 ISBN 0 275 96337 3 Dieter Jung Martin Maass Berndt Wenzel Tanker und Versorger der Deutschen Flotte 1900 1980 Motorbuch Verlag 1981 ISBN 3 87943 780 7 S 421 42469 415 32 245 Koordinaten 69 24 54 N 32 14 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Basis Nord amp oldid 238462479