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Basfia succiniciproducens ist ein in der Gram Farbung negatives fakultativ anaerobes und unbewegliches Bakterium aus der Familie der Pasteurellaceae Es wurde 2008 erstmals aus dem Pansen des Holstein Rinds isoliert und 2009 wissenschaftlich beschrieben Aufgrund seiner Fahigkeit durch Garung vergleichsweise grosse Mengen Bernsteinsaure zu produzieren ist es fur die industrielle Biotechnologie von potenzieller Bedeutung Basfia succiniciproducensSystematikAbteilung ProteobacteriaKlasse GammaproteobacteriaOrdnung PasteurellalesFamilie PasteurellaceaeGattung BasfiaArt Basfia succiniciproducensWissenschaftlicher Name der GattungBasfiaKuhnert Scholten Haefner Mayor amp Frey 2009Wissenschaftlicher Name der ArtBasfia succiniciproducensKuhnert Scholten Haefner Mayor amp Frey 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Isolierung 3 Okologie 4 Taxonomie 4 1 Benennung 4 2 Phylogenetische Einordnung 5 Technische Bedeutung 5 1 Bernsteinsaure als Biotechnologieprodukt 5 2 Besonderheiten von B succiniciproducens 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDas Bakterium ist kokken bis stabchenformig und besitzt wie alle Pasteurellaceae keine Geissel wodurch es sich nicht aktiv fortbewegen kann Das Bakterium ist gramnegativ besitzt also nur eine dunne einschichtige Mureinhulle die keine Teichonsauren enthalt Angaben uber Einzelzellgrossen sind wissenschaftlich nicht dokumentiert Kolonien erreichen nach 24 Stunden Wachstum einen Durchmesser von 0 1 bis 0 5 Millimeter und sind durchscheinend grau gefarbt Basfia succiniciproducens wurde wie die Mehrzahl der Proteobakterien allein uber physiologische bzw biochemische Merkmale charakterisiert wahrend sie eidonomisch keine Besonderheiten gegenuber anderen Arten und Gattungen der Pasteurellaceae aufweist Die Erstbeschreibung erfullt damit die fur eine Charakterisierung einer neuen Art und Gattung innerhalb der Pasteurellaceae geltenden Mindeststandards 1 daruber hinausgehende anatomische Beschreibungen existieren nicht Alle bekannten Stamme produzieren anaerob signifikante Mengen Bernsteinsaure Essigsaure und Ameisensaure als Stoffwechselprodukt bei der Garung Dabei konnen sie anders als viele andere Gattungen der Pasteurellaceae neben Glucose und Glycerin auch D Mannitol D Mannose D Galactose D Trehalose Saccharose und D Xylose umsetzen Im Indol Test reagiert das Bakterium negativ wodurch ein Nachweis des Enzyms Tryptophanase zur Umsetzung von Tryptophan zu Indol nicht besteht Auch der Nachweis von Urease zur Spaltung von Harnstoff und der Katalase zum Abbau von Wasserstoffperoxid verlauft negativ Der Oxidase Test zum Nachweis des Enzyms Cytochrom c Oxidase in der Atmungskette verlauft dagegen positiv ebenso der Nachweis der Produktion organischer Sauren durch Methylrot Isolierung Bearbeiten nbsp Der erste isolierte Stamm DD1 stammte aus dem Pansen des Holstein RindsDer erste Stamm DD1 benannt nach Dirk Dagele von Basfia succiniciproducens wurde von Edzard Scholten von der BASF und Dirk Dagele von Vetter Pharma aus dem Pansen des Holstein Rindes isoliert und auf die Fahigkeit der Bernsteinsaureproduktion untersucht 2 Die Isolierung des Bakteriums erfolgte wahrend eines Screenings nach potenziell fur die biotechnologische Herstellung von Bernsteinsaure interessanten Bakterien aus dem Pansen des Hausrindes Dabei wurde gezielt nach Bakterien mit einer maximalen Ubereinstimmung mit dem Bakterienstamm MBEL55E Mannheimia succiniciproducens 3 gesucht von dem diese Eigenschaft bereits bekannt war MBEL55E war 2002 erstmals isoliert vorgestellt 3 und patentiert worden ist jedoch bislang nach Angaben von Kuhnert et al 2009 nicht valide beschrieben 4 Fur die Erstbeschreibung von Basfia succiniciproducens wurden in der Schweiz von Peter Kuhnert weitere Stamme aus verschiedenen Individuen unterschiedlicher Hausrindrassen isoliert Dabei handelte es sich um den Typstamm JF4016T DSM 22022T CCUG 57335T und JF4141 aus dem Simmentaler Fleckvieh den Stamm JF4136 aus dem Piemonteser Rind die Stamme JF4134 und JF4142 aus dem Rotbunten Niederungsrind sowie die Stamme JF4213 bis JF4220 aus dem Limousinrind Okologie BearbeitenBasfia succiniciproducens ist ein Bestandteil der Bakterienzusammensetzung im Pansen des Hausrinds Pansenflora wobei es bislang im Pansen vom Holstein Rind dem Simmentaler Fleckvieh dem Piemonteser Rind dem Rotbunten Niederungsrind sowie dem Limousin Rind nachgewiesen wurde Das Bakterium ist fakultativ anaerob und bezieht seine Nahrungsgrundlage aus dem Nahrungsbrei des Kuhmagens Von der Pansenflora vor allem den enthaltenen Pilzen werden die b glycosidischen Bindungen der Cellulose der Nahrung aufgebrochen Der so entstehende Traubenzucker Glucose dient den Mikroorganismen und damit auch B succiniciproducens als Substrat die Produkte des Bakterienstoffwechsels sind in seinem Fall kurzkettige Carbonsauren vor allem Bernsteinsaure Neben der Glucose enthalt der Nahrungsbrei zudem Stickstoff der durch die im Futter enthaltenen Proteine und anderen Stickstoffquellen Nicht Protein Stickstoff NPN vorhanden ist Proteine werden durch die Mikroorganismen im Pansen weitgehend zu Peptiden Aminosauren oder Ammoniak gespalten Diese dienen den Mikroorganismen anschliessend als Stickstoffquelle Die bakteriell produzierte Bernsteinsaure dient wiederum als Energiequelle fur weitere Bakterien die sie zu Propionsaure umsetzen B succiniciproducens produziert weder fur das Rind noch fur andere Organismen toxische Stoffwechselprodukte und ist auch nicht opportunistisch pathogen entsprechend wird es als normaler Bestandteil der Pansenflora angesehen Der negative Toxizitatstest fuhrt zu einer Einordnung als nichtgefahrlicher Organismus wodurch das Bakterium technisch uneingeschrankt eingesetzt werden kann Taxonomie BearbeitenBenennung Bearbeiten Die Bakteriengattung wurde von ihren Erstbeschreibern nach der BASF SE als Basfia benannt Begrundet wurde diese Namensgebung dadurch dass der erste isolierte Bakterienstamm aus den Labors der BASF in Ludwigshafen am Rhein stammte 5 Die Artbezeichnung succiniciproducens leitet sich von der Fahigkeit ab Bernsteinsaure latein acidum succinicum zu produzieren ubersetzt heisst sie entsprechend Bernsteinsaure produzierend Phylogenetische Einordnung Bearbeiten Phylogenetische Position von Basfia succiniciproducensAggregatibacter actinomycetemcomitans Basfia succiniciproducens incl Mannheimia succiniciproducens Haemophilus influenzae Actinobacillus porcinus Lonepinella koalarum Pateurella canis Pasteurella multocida Lonepinella koalarum Histophilus somni Avibacterium gallinarumVorlage Klade Wartung StyleKladogramm nach Kuhnert et al 2009 4 basierend auf den 16S rRNA Sequenzen und der Gene rpoB infB und recN Die bei der Isolierung des Bakteriums durchgefuhrte erste Einordnung in die Pasteurellaceae 2 wurde durch die Erstbeschreibung 2009 bestatigt als Typusstamm wurde JF4016T definiert 4 Diese Familie besteht derzeit 2009 aus 13 anerkannten Gattungen mit etwa 60 valide beschriebenen Arten die vornehmlich aus verschiedenen Wirbeltieren isoliert wurden und dort zur typischen Schleimhautflora gehoren einige Arten sind fakultativ krankheitserregend opportunistisch pathogen Neben B succiniciproducens stammen auch die Arten Mannheimia ruminalis Actinobacillus lignieresii Actinobacillus succinogenes und Mannheimia succiniproducens aus dem Pansen des Hausrindes die beiden letzten sind zudem ebenfalls Bernsteinsaureproduzenten Basfia succiniciproducens wurde uber den Sequenzvergleich in Form einer sogenannten Multi locus sequence analysis MLSA der 16S rRNA sowie der Gene rpoB codiert den b Abschnitt der RNA Polymerase infB codiert fur den Initialfaktor 2 der Translation und recN codiert fur ein DNA Reparatur Protein innerhalb der Pasteurellaceae eingeordnet Die Auswahl der Gene erfolgte uber bereits im Vorfeld durchgefuhrte Untersuchungen zur Phylogenie der Pasteurellaceae Es konnte eindeutig nachgewiesen werden dass samtliche bekannten Stamme von Basfia eine Klade und entsprechend eine monophyletische Gruppe bilden die auch den als Mannheimia succiniciproducens benannten Stamm MBEL55E einschliesst Die grosste Ubereinstimmung der Gensequenz ergab sich mit Aggregatibacter actinomycetemcomitans das entsprechend als Schwesterart angesehen wird aufgrund des vergleichsweise grossen genetischen Abstands beider Arten zueinander mit einer maximalen Ubereinstimmung von 95 sowie der phanotypischen Unterschiede wurde fur B succiniciprocens eine eigene Gattung Basfia aufgestellt Weitere Arten der naheren Verwandtschaft sind Haemophilus influenzae Lonepinella koalarum und das Actinobacillus porcinus 4 Technische Bedeutung BearbeitenAufgrund seiner Fahigkeit in anaerobem Milieu durch Vergarung Bernsteinsaure zu produzieren ist B succiniciproducens wie andere Bakterien von grossem technischen Interesse und wird vor allem im Labor der BASF intensiv auf seine Nutzbarkeit untersucht Eine technische Nutzung des Bakteriums wurde von der BASF in Zusammenarbeit mit dem Institut fur Bioverfahrenstechnik der Technischen Universitat Braunschweig wobei der Stoffwechsel des Bakteriums untersucht und mit Hilfe von Metabolic Engineering zur Entwicklung von Produktionsorganismen genutzt werden soll 6 7 Bernsteinsaure als Biotechnologieprodukt Bearbeiten nbsp Bernsteinsaure Hauptartikel Bernsteinsaure Bernsteinsaure stellt eine Plattformchemikalie mit einem jahrlichen Bedarf von derzeit etwa 15 000 Tonnen und einem Marktwert von sechs bis neun Euro pro Kilogramm dar Sie wird konventionell auf der Basis von n Butan und Butadien mit Maleinsaureanhydrid als Zwischenstufe hergestellt Vor allem als Basis fur verschiedene Produkte der chemischen und pharmazeutischen Industrie 1 4 Butandiol Tetrahydrofuran u a sowie fur bio basierte Kunststoffe wie Polyamide PA Polyester und Co Polyester sowie Polyesteramide ist Bernsteinsaure als biotechnologisch hergestelltes Produkt interessant und es wird ein Marktpotenzial von mehreren hunderttausend Tonnen prognostiziert 8 9 Gemeinsam mit weiteren Vertretern der C4 Dicarbonsauren wie der Fumar und Apfelsaure wurde Bernsteinsaure entsprechend durch das Department of Energy der USA im Jahr 2004 als eine von zwolf Plattformchemikalien mit besonderem biotechnologischen Herstellungspotenzial identifiziert 10 9 Neben B succiniciproducens werden entsprechend auch eine Reihe weiterer potenzieller Bernsteinsaureproduzenten untersucht darunter vor allem Mannheimia succiniciproducens 11 Actinobacillus succinogenes 8 Corynebacterium glutamicum sowie Anaerobiospirillum succiniciproducens 9 aber auch der Modellorganismus Escherichia coli der uber Metabolic Engineering fur die Produktion von hohen Mengen Bernsteinsaure optimiert werden soll 8 12 Besonderheiten von B succiniciproducens Bearbeiten Vergleich der Bernsteinsaureproduktion verschiedener Bakterien maximale Ausbeute bei D Glucose Substrat Bakterium Maximale Ausbeute Titer g l Produktivitat g l h Ausbeute g g Substrat Basfia succiniciproducensDD1 2 5 8 1 5 0 6Mannheimia succiniciproducensMBEL55E 3 13 5 1 8 0 68Actinobacillus succinogenes130Z Wildtyp 8 69 80 1 2 1 7 0 68 0 87Corynebacterium glutamicumR Wildtyp 8 23 3 8 0 19Anaerobiospirillum succiniciproducensWildtyp 8 50 3 2 1 0 9Escherichia coliSBS550MG pHL413 12 40 0 4 1 2 1 05B succiniciproducens lasst sich biotechnologisch sowohl auf dem klassischen Fermentationsmedium Glucose Zuckerdicksaft Starke wie auch auf Glycerin kultivieren Glycerin fallt als Rohglycerin bei der Herstellung von Rapsmethylester Biodiesel in grossen Mengen an etwa 1 10 der Biodieselmenge und steht daher als preisgunstiger Rohstoff zur Koppelnutzung zur Verfugung 13 14 Scholten amp Dagele konnten 2008 mit dem neu isolierten und zu dem Zeitpunkt noch nicht beschriebenem Bakterium Ausbeuten von bis zu 5 8 g l Bernsteinsaure auf der Basis von D Glucose und Saccharose erzielen wobei die Produktivitat bei bis zu 1 5 g l h und die Ausbeute bei maximal 0 6 Gramm Bernsteinsaure pro Gramm Substrat lag Bei Rohglycerin erreichten sie Ausbeuten von 8 4 g l 0 9 g l h und 1 2 g g Substrat 2 Im Vergleich mit anderen Bakterien insbesondere Actinobacillus succinogenes Anaerobiospirillum succiniciproducens sowie modifizierten Escherichia coli ist die maximale Ausbeute pro Liter vergleichsweise gering die Ausbeute bezogen auf den Substrateinsatz sowie die Produktivitat sind jedoch vergleichbar und durch Optimierung der Stamme auch noch optimierbar Besonders gute Eigenschaften zeigen die Bakterien auf der Basis von Rohglycerin als Substrat fur das erste Ansatze zur kontinuierlichen Kultivierung in der Entwicklung sind 13 Einzelnachweise Bearbeiten H Christensen P Kuhnert H J Busse W C Frederiksen M Bisgaard Proposed minimal standards for the description of genera species and subspecies of the Pasteurellaceae In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology 57 2007 S 166 doi 10 1099 ijs 0 64838 0 PMID 17220461 a b c d Edzard Scholten D Dagele Succinic acid production by a newly isolated bacterium Biotechnology Letters 30 12 2008 S 1243 1246 doi 10 1007 s10529 008 9806 2 a b c P C Lee S Y Lee S H Hong H N Chang Isolation and characterization of a new succinic acid producing bacterium Mannheimia succiniciproducens MBEL55E from bovine rumen Applied Microbiology and Biotechnology 58 2002 S 663 668 doi 10 1007 s00253 002 0935 6 a b c d P Kuhnert E Scholten S Haefner D Mayor J Frey Basfia succiniciproducens gen nov sp nov a new member of the family Pasteurellaceae isolated from bovine rumen In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Band 60 Nr 1 1 Januar 2010 S 44 50 doi 10 1099 ijs 0 011809 0 derived from the chemical company BASF SE in Ludwigshafen Germany in reference to the origin of the first strain characterized Kuhnert et al 2009 S 7 Bernsteinsaure mit Biotech zur grunen Plattformchemikalie Memento vom 9 Februar 2010 imInternet Archive Darstellung vom 1 Februar 2010 auf der Website der BIOPRO Baden Wurttemberg GmbH Herstellung von Polyestern auf Basis fermentativ hergestellter Bernsteinsaure bzw 1 4 Butandiol Memento vom 24 November 2015 imInternet Archive Projektbeschreibung auf der Website des Institutes fur Bioverfahrenstechnik Abgerufen am 21 Februar 2012 a b c d e f James B McKinley C Vieille J Gregory Zeikus Prospects for a bio based succinate industry Applied Microbiology and Biotechnology 76 2007 S 727 740 doi 10 1007 s00253 007 1057 y a b c I Bechthold K Bretz S Kabasci R Kopitzky A Springer Succinic Acid A New Platform Chemical for Biobased Polymers from Renewable Resources Chemical Engineering amp Technology 31 5 2008 S 647 654 doi 10 1002 ceat 200800063 T Werpy G Petersen Top Value Added Chemicals from Biomass Volume I Results of Screening for Potential Candidates from Sugars and Synthesis Gas Produced by the Staff at Pacific Northwest National Laboratory PNNL National Renewable Energy Laboratory NREL Office of Biomass Program EERE 2004 Download PDF 1 5 MB Sang Yup Lee Ji Mahn Kim Hyohak Song Jeong Wook Lee Tae Yong Kim Yu Sin Jang From genome sequence to integrated bioprocess for succinic acid production by Mannheimia succiniciproducens Applied Microbiology and Biotechnology 79 1 Mai 2008 S 11 22 doi 10 1007 s00253 008 1424 3 a b A M Sanchez G N Bennett K Y San Novel pathway engineering design of the anaerobic central metabolic pathway in Escherichia coli to increase succinate yield and productivity Metabolic Engineering 3 2005 S 229 239 doi 10 1016 j ymben 2005 03 001 a b Edzard Scholten Torsten Renz Jochen Thomas Continuous cultivation approach for fermentative succinic acid production from crude glycerol by Basfia succiniciproducens DD1 Biotechnology Letters 31 2009 S 1947 doi 10 1007 s10529 009 0104 4 J Hangebrauk T Furch G von Abendroth C Wittmann Optimierung der biotechnologischen Produktion von Bernsteinsaure Abstract zum Vortrag auf der ProcessNet Jahrestagung 27 Jahrestagung der Biotechnologen veroffentlicht in CIT Chemie Ingenieur Technik 81 8 2009 S 1209 1210 nbsp Dieser Artikel wurde am 10 November 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Basfia succiniciproducens amp oldid 234020325