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Baryssau bzw Borissow belarussisch Barysay Baryssau russisch Borisov Borissow ist eine belarussische Stadt an der Bjaresina in der Minskaja Woblasz mit 149 700 Einwohnern 2007 und das Verwaltungszentrum des Rajons Baryssau Baryssau BorissowBarysay Borisov belarus russisch Flagge FlaggeStaat Belarus BelarusWoblasz MinskGegrundet 1102Koordinaten 54 13 N 28 31 O 54 22402 28 51243 Koordinaten 54 13 N 28 31 OFlache 45 97 km Einwohner 149 700 2007 Bevolkerungsdichte 3 256 Einwohner je km Zeitzone Moskauer Zeit UTC 3 Telefonvorwahl 375 01777Postleitzahl 222518Kfz Kennzeichen 5 Webprasenz www borisovcity netBaryssau Belarus Baryssau Inhaltsverzeichnis 1 Wappen 2 Geschichte 2 1 Fruhe Stadtentwicklung 2 2 Zweiter Weltkrieg und Holocaust 2 3 Bevolkerungsentwicklung 3 Kultur und Sehenswurdigkeiten 3 1 Bauwerke und Architektur 3 2 Sport 4 Wirtschaft und Infrastruktur 4 1 Verkehr 4 2 Wirtschaft 4 3 Bildung 4 4 Presse 5 Sohne und Tochter der Stadt 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseWappen BearbeitenDas Stadtwappen wurde offiziell am 22 Januar 1796 bestatigt Gesetz Nr 17435 Beschreibung In Silber eine von zwei rotbedachten silbernen Turmen und mit geschlossenem Tor auf grunem Grund begleitet stehende silberne Stadtmauer schwebt zwischen den Turmen auf einer silbernen Wolke der stehende blaugekleidete Apostel Petrus mit goldenem Umhang und Kopfnimbus in der rechten Hand den Schlussel zur Stadt haltend Symbolik In der oberen Halfte des Schildes ist das Minsker Wappen abgebildet in der unteren jenes Wappen welches vom polnischen Konig Stanislaw August stammt zwei Kriegsturme mit dazwischen auf einem silbernen Feld gestellten Toren und daruber der auf einer Wolke stehende Apostel Petrus der in den Handen den Schlussel zur Stadt halt Das Wappen symbolisiert die Hartnackigkeit Starke und den offenen Weg fur eine gute Nachbarschaft und fur einen friedlichen Handel 1 Geschichte BearbeitenDie allerfruheste Erwahnung der Stadt stammt aus litauischen Chroniken Im Jahre 1102 besiegte der Polozker Furst Boris Wseslawitsch die baltischen Jatwinger und errichtete nach seiner Ruckkehr eine Stadt mit seinem Namen Die erste Erwahnung der Stadt in den Laurentius Chroniken jedoch ist auf das Jahr 1127 datiert und in der Hypatiuschronik auf das Jahr 1128 Archaologische Funde bezeugen dass die erste Ansiedlung bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist Eine neue Stadt ist weiter sudlich entstanden an der Stelle an der die Scha in die Beresina mundet An dieser Stelle wurde im 12 Jahrhundert eine Holzfestung errichtet Fruhe Stadtentwicklung Bearbeiten nbsp Borissow um die Wende zum 20 JahrhundertAufgrund ihrer gunstigen geographischen Lage zahlt die Stadt bereits Mitte des 13 Jahrhunderts zu den bekanntesten Handels und Handwerkszentren Ende des 13 Jahrhunderts ging Baryssau an das Grossfurstentum Litauen ab 1569 gehorte die Stadt infolge der Lubliner Union bis Ende des 18 Jahrhunderts der Rzeczpospolita an und befand sich dort in unmittelbarer Nahe zur russischen Grenze Die Stadt war Schauplatz zahlreicher Kriege Zu Beginn des 15 Jahrhunderts wurde sie durch den Kampf zwischen den Fursten Jogajla Sigismund und Svitrigaila fast vollstandig zerstort Im Russisch polnischen Krieg 1654 1667 war die Stadt zeitweilig von Russen bzw Polen besetzt Im Grossen Nordischen Krieg 1700 1721 wurde die Stadt und ihre Bevolkerung schwer in Mitleidenschaft gezogen Nach der zweiten polnischen Teilung 1793 ging die Stadt zusammen mit Minsk und weiteren belarussischen Gebieten an das Russische Imperium Baryssau wurde zur Kreisstadt innerhalb des Gouvernements Minsk Der Vaterlandische Krieg des Jahres 1812 gegen Napoleon hinterliess in der Stadtgeschichte tiefe Spuren Den napoleonischen Truppen gelang es nicht die Stadtbevolkerung zu unterwerfen Die Schlacht an der Beresina wurde nach Meinung von Historikern das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Napoleonischen Kriege Heute erinnern Denkmaler nahe dem Dorf Studenka und auf dem Brilewskoe Feld an die Ereignisse In Baryssau selbst sind noch Reste von Artilleriestellungen der Russischen Armee zu sehen die am Vorabend des napoleonischen Angriffs am rechten Ufer der Beresina errichtet wurden Diese wurden als historisches Denkmal 1926 unter den Schutz der Sowjetunion gestellt 15 km nordlich von Baryssau nahe dem Dorf Studenka wurden die napoleonischen Truppen endgultig in die Flucht geschlagen Zur Erinnerung an diesen Sieg wurde 1967 ein Denkmal errichtet Im November 1917 ergriffen die Bolschewiki die Macht in ganz belarussland und nahmen auch Baryssau ein Ab 1918 war die Stadt von den Deutschen besetzt von 1919 bis 1920 von polnischen Truppen Seit 1924 ist die Stadt Kreisstadt erst als Verwaltungszentrum eines Rajons in der Sowjetunion und spater in Belarus Zweiter Weltkrieg und Holocaust Bearbeiten Kurz nach dem deutschen Uberfall auf die Sowjetunion erfolgten Anfang Juli 1941 in Baryssau erbitterte Kampfe zwischen der ersten Moskauer Division der Roten Armee und Panzereinheiten der Wehrmacht Vom 2 Juli 1941 bis 1 Juli 1944 war die Stadt von den Deutschen besetzt und wurde grosstenteils zerstort In dieser Zeit wurden rund um Baryssau sechs Todeslager errichtet in denen mehr als 33 000 Menschen ermordet wurden nbsp Gedenkstein am ehemaligen Eingang des Ghettos von Baryssau nbsp Denkmal fur die ermordeten Juden in BaryssauAls Burgermeister der Stadt wurde Stanislau Stankewitsch eingesetzt 2 Am 20 Oktober 1941 ermordeten Einheiten der belarussischen Hilfspolizei A 1 zusammen mit SS Offizieren und Soldaten von denen einige aus Lettland stammten 3 im Auftrag Stankewitschs 7000 der 8000 in der Stadt lebenden Juden Bei dem Massenmord mussten die noch lebenden Opfer die Leichen der bereits Erschossenen moglichst platzsparend anordnen und mit einer dunnen Schicht Sand bedecken bevor sie selbst erschossen wurden 4 Zudem wies Stankewitsch seine Truppen an jeweils mit einem Schuss durch zwei Personen durchzuschiessen um Munition zu sparen Das Rote Kreuz fand bei der spateren Autopsie der Opfer keine Wunden an den Leichen der Kleinkinder was darauf hindeutet dass diese lebendig begraben wurden 5 Das Massaker wurde fur Heinrich Graf von Lehndorff Steinort zum entscheidenden Grund sich dem Widerstand gegen das NS Regime anzuschliessen 6 Die Heeresgruppe Mitte hatte im Juli 1941 ihr Hauptquartier in der Stadt und wurde durch einen deutschen Flieger uber von ihm beobachtete Erschiessungen unterrichtet Erst die Nachfrage beim deutschen Feldkommandanten der Stadt forderten die gesamten Vorgange zu Tage Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Generalfeldmarschall Fedor von Bock befahl ihm sogleich personlich Meldung zu erstatten Auf dem Weg zum Hauptquartier erschoss sich aber der Feldkommandant 7 Um die Befreiung der Stadt kampften im Jahre 1944 die Truppen der 3 Weissrussischen Front 13 Kampfeinheiten wurden mit dem Orden Borisowskie ausgezeichnet 29 Personen aus der Region Baryssau wurden als Helden der Sowjetunion ausgezeichnet Die Stadt erhielt den Orden des Vaterlandischen Krieges erster Ordnung In Baryssau bestand das Kriegsgefangenenlager 183 Borisow fur deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs 8 Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 1673 versorgt Bevolkerungsentwicklung Bearbeiten nbsp Der Zentralplatz in BaryssauIn der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es zu explosionsartigen demographischen Schuben 1959 0 59 300 Einwohner 1970 0 84 000 Einwohner 1997 154 300 EinwohnerEntwicklung der letzten Jahre 2005 150 000 Einwohner 2006 149 900 Einwohner 2007 149 700 EinwohnerKultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenBauwerke und Architektur Bearbeiten nbsp Schuchowscher Wasserturm mit hyperbolischer TragkonstruktionZu Beginn des 19 Jahrhunderts wurden die ersten Gebaude aus Stein in Baryssau errichtet Mit der Fertigstellung des Baryssauer Wassersystems 1806 welches durch die Beresina den Dnepr mit der Westlichen Dwina verband und somit fur den einzigen Verkehrsweg sorgte erhielt die Stadt einen Hafen und wurde zum Zentrum im Schiffbau an der Beresina Somit spielte die Stadt eine Schlusselrolle in den Handelsbeziehungen zwischen belarussischen Stadten 1823 wurde der Bau einer katholischen Kirche fertiggestellt des altesten erhaltenen religiosen Bauwerkes in der Stadt Der alte Marktplatz hat die charakteristischen Zuge von Bauten des 19 Jahrhunderts und stellt ein interessantes Beispiel provinzieller burgerlicher Architektur dar Zweimal jahrlich findet hier ein Jahrmarkt statt In Baryssau befindet sich eines der ersten hyperbolischen Bauten der Welt ein stahlerner Wasserturm der nach den Planen des Ingenieurs Wladimir Grigorjewitsch Schuchow errichtet worden ist Ein heute nicht mehr existentes Bauwerk ist das Schloss Baryssau eine Befestigungsanlage die unweit der Siedlung Baryssau am linken Ufer der Beresina in der Nahe des Zusammenflusses mit der Prilja mutmasslich Ende des 12 Anfang des 14 Jahrhunderts errichtet wurde Siehe auch Grosse Synagoge Baryssau Sport Bearbeiten In der Stadt ist der FK BATE Baryssau beheimatet der 2018 zum dreizehnten Mal in Folge und zum funfzehnten Mal insgesamt belarussischer Fussballmeister wurde und sich 2008 als erste belarussische Mannschaft der Geschichte fur die Gruppenphase der UEFA Champions League qualifizierte Wirtschaft und Infrastruktur BearbeitenVerkehr Bearbeiten Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Moskau Brest 1871 erhielt Baryssau einen Bahnhof was mit zu einem allgemeinen Aufschwung der Wirtschaft fuhrte So entstand immer mehr Industrie am rechten Ufer der Beresina Heute befinden sich hier das Verwaltungs und das Industriezentrum der Stadt sowie die wesentlichen Wohnviertel der Stadt Wirtschaft Bearbeiten Baryssau ist die zweitwichtigste Industriestadt im Minsker Gebiet Hier sind 42 Fabriken und 613 Handelsunternehmen und Betriebe der Nahrungsmittelbranche ansassig Bildung Bearbeiten In Baryssau ist eine Zweigstelle des Institutes fur Verwaltung und Unternehmensfuhrung einer privaten Hochschule mit Sitz in Minsk angesiedelt Ausserdem hat die Stadt 24 Mittelschulen drei Gymnasien ein polytechnisches Lyzeum drei Fachschulen drei Berufsschulen eine Musik eine Kunst und eine Choreographieschule Presse Bearbeiten Neben der staatlichen Zeitung Adsintsva Einheit gibt es in Baryssau die oppositionell ausgerichtete Zeitung Borissowskie nowosti Borisower Nachrichten die offiziell nicht mehr verkauft wird und im Untergrund tatig ist Sohne und Tochter der Stadt BearbeitenSam Baskini 1890 1980 Geiger Kapellmeister Nikolai Efremowitsch Awchimowitsch 1907 1996 sowjetischer Funktionar und Politiker Chaim Laskow 1919 1982 israelischer General und Generalstabschef der israelischen Streitkrafte Anatoli Tschubais 1955 russischer Politiker und Unternehmer Alena Brawa 1966 Schriftstellerin Michail Audsejeu 1982 Gewichtheber Ljudmila Kalintschyk 1982 Biathletin Ihar Stassewitsch 1985 Fussballspieler Andrej Aramnau 1988 Gewichtheber Alexander Lessun 1988 russisch belarussischer Pentathlet und Olympiasieger Kazjaryna Perepetschajewa 1991 Billardspielerin und Weltmeisterin Iryna Waskouskaja 1991 Dreispringerin Aljaksandr Paulawez 1996 FussballspielerLiteratur BearbeitenBorisov in Guy Miron Hrsg The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust Band 1 Jerusalem Yad Vashem 2009 S 68Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Baryssau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen aus der Stadt Baryssau auf Russisch Nachrichtenportal aus Baryssau russisch Fotos und Informationen aus Baryssau Russ belaruss Englisch Polnisch Forum zu Baryssau Forum und Informationsportal zur Stadt russisch private Webseite zu Baryssau u a zum Leben in der Stadt russisch Anmerkungen Bearbeiten Schlabrendorff schreibt von litauischer SS unter der Leitung deutscher Offiziere Einzelnachweise Bearbeiten Webseite zur Heraldik weissrussischer Stadte auf Russisch Memento vom 8 Juni 2008 im Internet Archive Paul Kohl Ich wundere mich dass ich noch lebe sowjetische Augenzeugen berichten Gutersloher Verlagshaus G Mohn 1990 S 114 Borisov in Guy Miron Hrsg The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust Band 1 Jerusalem Yad Vashem 2009 S 68 Morris Riley Philby The Hidden Years Janus Publishing Company London 1999 S 37 John Loftus America s Nazi Secret TrineDay LCC 2010 ISBN 978 1 936296 04 0 S 58 Antje Vollmer Doppelleben Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop Eichborn Verlag Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 8218 6232 3 S 151 153 Fabian von Schlabrendorff Begegnungen in funf Jahrzehnten Wunderlich Tubingen 1979 ISBN 3 8052 0323 3 S 201 f Maschke Erich Hrsg Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges Verlag Ernst und Werner Gieseking Bielefeld 1962 1977 Klaus Gerbet Fedor von Bock Zwischen Pflicht und Verweigerung Das Kriegstagebuch Herbig Munchen 1995 S 543 Alfred Turney Disaster of Moscow Von Bock s Campaigns 1941 1942 Albuquerque University of New Mexico Press 1970 S 228Stadte in der Minskaja Woblasz Baryssau Berasino Dsjarschynsk Fanipal Kapyl Klezk Krupki Lahojsk Ljuban Maladsetschna Marjina Horka Mjadsel Njaswisch Salihorsk Saslauje Schodsina Sluzk Smaljawitschy Staryja Darohi Stoubzy Tscherwen Usda Waloschyn Wilejka Normdaten Geografikum GND 4210977 2 lobid OGND AKS VIAF 133777335 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baryssau amp oldid 237389752