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Die Barocken Verteidigungsanlagen im Schwarzwald auch Barockschanzen oder Schwarzwaldlinien genannt sind Schanzen Erdbefestigungen im Schwarzwald die zur Verteidigung gegen feindliche Einmarsche Frankreichs seit dem 17 Jahrhundert gebaut wurden Mit den angrenzenden Linien bilden die Schwarzwalder Anlagen von Norden nach Suden ein uber 200 Kilometer langes Verteidigungssystem Nachbau einer Barockschanze bei Gersbach Sudschwarzwald Inhaltsverzeichnis 1 Erbauer 2 Verlauf und markante Anlagen 2 1 Verteidigungsanlage Bollener Eck 2 2 Wagensteigtal 2 3 Kinzigtal 3 Erschliessung und Inventarisierung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseErbauer BearbeitenDie Verteidigungsanlagen wurden im Rahmen der Konflikte zwischen dem Haus Habsburg und dem Konigreich Frankreich im 17 18 Jahrhundert errichtet vor allem wahrend des Pfalzischen und Spanischen Erbfolgekrieges Nach den Vorkommnissen von 1689 u a Zerstorung des Heidelberger Schlosses erhielt Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden Baden 1655 1707 aufgrund seiner Verdienste und Auszeichnungen im Grossen Turkenkrieg auch Turkenlouis genannt den kaiserlichen Oberbefehl zur Verteidigung Deutschlands gegen die vorruckenden Franzosen Zwischen 1692 und 1701 liess der Markgraf ein ausgedehntes defensives Befestigungssystem in Form miteinander verbundener Schanzen am Oberrhein errichten Diese fest in die so genannten Linien eingebauten Verteidigungsbollwerke konnten bei Bedarf kurzfristig um weitere Anlagen erweitert werden Einige der Schanzen entstanden allerdings bereits im Dreissigjahrigen Krieg oder integrierten noch altere teils spatmittelalterliche Befestigungen in ihr System Erbaut wurden die Anlagen von zum Dienst gezwungenen Bewohnern der anliegenden Dorfer und Stadte in spateren Jahren auch von Soldaten Verlauf und markante Anlagen BearbeitenDas weitlaufige Verteidigungssystem erstreckt sich uber 200 Kilometer durch den Schwarzwald zwischen dem Hochrhein im Suden und Heidelberg im Norden Zwischen Bad Sackingen bis zum Feldberg teilt sich das System in eine altere Hintere Linie der 1680er und 1690er Jahre und eine jungere Vordere Linie Den sudlichen Beginn markiert die Rothausschanze westlich von Murg die wahrend des Dreissigjahrigen Krieges errichtet wurde Sie wurde im Jahr 2007 aus Anlass des Neubaus der A98 archaologisch und geophysikalisch untersucht wobei sich zeigte dass der Redoute ein 8 3 Meter breiter und mindestens 3 6 Meter tiefer Graben vorgelagert war Die Befestigungsmauer mit einer Breite von circa zwei Metern wurde in Trockenmauerweise an die inneren Flanken des Grabens gesetzt Im Norden schliessen die Schwarzwaldlinien an die Eppinger Linien an die sich von Pforzheim bis Neckargemund erstrecken und von 1695 bis 1697 angelegt wurden Nach dem Bau der franzosischen Festung Fort Louis gegen Ende des 17 Jahrhunderts am Rhein nordlich von Strassburg liess Ludwig Wilhelm die Buhl Stollhofener Linie anlegen die vom Fort durch die badische Rheinebene bis zum Schwarzwald reichte und nach ihrer Zerstorung 1707 durch die Ettlinger Linie ersetzt wurde Verteidigungsanlage Bollener Eck Bearbeiten nbsp Sternschanze am Bollener Eck bei NeuenwegAusgesprochen gut erhalten sind die Anlagen am sogenannten Bollener Eck bei Neuenweg im Kleinen Wiesental wo sich eine Sternschanze und eine quadratische Redoute befinden die zur Vorderen Linie gehoren Das Befestigungssystem fallt zum Teil mit dem Landhag einer spatmittelalterlichen Befestigung zusammen Die funfzackige Sternschanze besitzt einen Durchmesser von etwa 30 Metern und heute noch etwa 2 bis 3 Meter tiefe Graben Die quadratische Redoute ist an jeder Seite 20 Meter lang Zwischen den beiden Anlagen finden sich Spuren einer Schanzlinie die aus einem Graben und einem Wall bestand und sich nach Suden fortsetzt Das Epitaph des 1691 gestorbenen Schanzkommandanten Johann Marckloffksy von Zabrak befindet sich an der Ostseite der Kirche von Neuenweg Im Februar 2016 wurde die Holder Schanze eine Linear Schanze auf der Passverbindung Hau zwischen Bollen und Neuenweg entdeckt Mit einer Lange von 120 m sowie einer Breite von 30 m komplettiert sie u a drei weiteren Schanzen zu einer kompletten solitaren Rundum Verteidigungsanlage 1 2 3 Wagensteigtal Bearbeiten Eine weitere wichtige Verteidigungslinie bestand im Wagensteigtal bei Kirchzarten das im spaten 17 Jahrhundert mit einem System aus Redouten Wallen und Graben versehen wurde Es beginnt oberhalb des Hollentals und findet seinen Abschluss im Norden beim Hohlen Graben Fur das Jahr 1690 sind Kampfe bei Breitnau belegt doch bereits Anfang des 18 Jahrhunderts hatten die meisten Anlagen ihre militarische Bedeutung nahezu verloren Die nordliche Anlage am Hohlen Graben ist die grosste Schanze des Befestigungssystems und wurde bereits vor 1638 errichtet 1679 lagerten an dieser Stelle uber 4 000 Mann und auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder einzelne Gefechte 1734 sind die letzten Baumassnahmen an der Schanze dokumentiert ehe die militarische Bedeutung nach einem letzten Gefecht im Jahre 1796 endete Kinzigtal Bearbeiten nbsp Barockschanze auf dem HochstAuch durch das Kinzigtal fuhrte eine wichtige Strasse uber den Schwarzwald weswegen hier zahlreiche Schanzanlagen zu finden sind Einige Anlagen befinden sich nahe der Kinzig andere sicherten Nebenstrassen An der Wasserscheide zwischen Elz und Gutach befand sich ein Befestigungssystem das die Uberquerung nach Hornberg verhindern sollte Die Linie beginnt westlich des Rensberges und setzt sich uber den Schnallenkopf und den Ziegelkopf nach Osten bis Hornberg 4 fort Eine andere Linie fuhrt uber den Horniskopf und den Hochst zum Scheibeneck und diente der Sperrung einer Strasse von Oberprechtal nach Gutach im Breisgau wo sich heute die L107 befindet Erschliessung und Inventarisierung BearbeitenBis 2002 waren etwa sechs bis acht Schanzanlagen bekannt und in der Literatur dokumentiert Durch die AG Minifossi an der Friedrich Ebert Schule in Schopfheim 5 wurden weitere Schanzen erfasst sodass heute uber 100 Anlagen bekannt sind Im Rahmen seiner Aktivitaten trieb das Projekt u a den Nachbau der Schanze von Gersbach Mettlen voran wo sich die Vordere und die Hintere Linie trennten Die Rekonstruktion wurde am 21 Mai 2008 eroffnet und ist frei zuganglich Um Gersbach fuhrt der etwa 10 km lange Wanderweg Schanzenweg entlang einiger Anlagen Die historischen Schanzen sind heute teilweise noch im Gelande erkennbar zum Teil aber nur durch archaologische Spuren nachzuweisen Die Inventarisation der zahlreichen Bauwerke ist noch nicht abgeschlossen Literatur BearbeitenWerner Stork Die Sternschanze auf dem Hau bei Neuenweg eine absolute Raritat In Das Markgraflerland Band 2014 S 76 84 Bertram Jenisch Die Erforschung der barockzeitlichen Schanzanlagen im Schwarzwald Denkmalpflegerische Aspekte In Schau ins Land Jahresheft des Breisgau Geschichtsvereins Schauinsland Jg 129 2010 S 131 133 Digitalisat der UB Freiburg Andreas Haasis Berner Johannes Lauber Ute Seidel Barocke Schanzen im Schwarzwald Die Verteidigungsanlagen auf den Schwarzwaldhohen In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 39 Jahrgang 1 2010 S 26 30 doi 10 11588 nbdpfbw 2010 1 11472 Martin Strassburger Aus Erde aufgeworfene Zeugen einer Uberlebensstrategie Archaologie der barockzeitlichen Defensionslinien im Schwarzwald In Schau ins Land Jahresheft des Breisgau Geschichtsvereins Schauinsland Jg 128 2009 S 87 113 Digitalisat der UB Freiburg Werner Stork Fortifikation im Barock Die Schanzen des Turkenlouis im Sudschwarzwald In Das Markgraflerland 2009 Band 1 S 13 80 Harald Klemm Werkbericht zur Umsetzung des Schanzenprojektes In Das Markgraflerland 2009 Band 1 S 81 88 Werner Stork Die Barockschanzen des Turkenlouis im sudlichen Schwarzwald In Jahrbuch der Stadt Schopfheim 19 2004 ISSN 0930 3146 S 68 77 Hans Fraulin Schanzen und Befestigungen in der Umgebung von Zell im Wiesental In Das Markgraflerland Heft 1 1995 S 78 86 Digitalisat der UB Freiburg Thomas Kopp Der Schwarzwaldwanderer stosst auf Schanzen In Badische Heimat Band 53 1973 S 56 72 PDF 1 41 MB Karl Lang Die Ettlinger Linien und ihre Geschichte Karlsruhe 1907 Digitalisat im Internet Archive Karl Seith Linien und Schanzen im sudlichen Schwarzwald Ein Beitrag zu den Schwarzwaldbefestigungen des 17 und 18 Jahrhunderts In Das Markgraflerland Heft 1 1935 S 23 24 Digitalisat der UB Freiburg Joseph Ludolf Wohleb Der vorderosterreichische Breisgau und seine Wehranlagen zu Beginn des Krieges 1701 14 In Schau ins Land Jahresheft des Breisgau Geschichtsvereins Schauinsland Jg 67 1941 S 117 142 Digitalisat der UB Freiburg Joseph Ludolf Wohleb Die Anfange des Erdwehrbaues auf dem Schwarzwald In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins NF Band 53 1940 S 256 274 Wilhelm Winterer Die Entstehung und Verwertung der Schanzen und Linien auf dem sudlichen Schwarzwalde unter besonderer Berucksichtigung des Hohlen Grabens In Zeitschrift der Gesellschaft fur Beforderung der Geschichts Altertums und Volkskunde von Freiburg dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften 31 Jg 1916 Digitalisat der UB Freiburg Ernst Boesser Zur Geschichte der Schwarzwaldlinien In Alemannia Neue Folge 5 Band Freiburg im Breisgau 1904 S 223 240 und 292 298 Digitalisat bei Wikimedia Commons Thomas Kopp Schanzen in Mittelbaden In Hugo Schneider Hrsg Burgen und Schlosser in Mittelbaden Verlag Historischer Verein fur Mittelbaden Offenburg 1984 S 497 506 Digitalisat der UB Freiburg Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schanzen in Baden Wurttemberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Siedlungszerstorungen und Festungswerke im spaten 17 und fruhen 18 Jahrhundert 1674 1714 im Historischen Atlas von Baden Wurttemberg leo bw de Ubersicht amp Geschichtlicher Hintergrund Memento vom 17 April 2016 im Internet Archive Das Schanzenliniensystem im Sudlichen Schwarzwald mit dem Schwerpunkt Rund um Gersbach Sudschwarzwald Memento vom 21 Februar 2018 im Internet Archive Das Schanzenliniensystem im Sudlichen Schwarzwald Details Memento vom 9 Marz 2018 im Internet Archive Bau Tagebuch Europas erster Nachbau einer grossen 6 Eck Schanze in Gersbach Sudschwarzwald Memento vom 7 September 2016 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Dirk Sattelberger Kein Durchkommen Memento vom 25 Oktober 2017 im Internet Archive In Badische Zeitung 27 Februar 2016 abgerufen am 8 Marz 2016 Dirk Sattelberger 300 Jahre im Dornroschenschlaf Memento vom 9 Marz 2016 im Internet Archive In Badische Zeitung 27 Februar 2016 abgerufen am 8 Marz 2016 Die Holder Linearschanze von Neuenweg Memento vom 9 November 2017 im Internet Archive In minifossi pcom de 8 Marz 2016 Karlleopold Hitzfeld Die Schlosser bei Hornberg In Die Ortenau Zeitschrift des Historischen Vereins fur Mittelbaden 50 Jahresband 1970 S 389 Digitalisat der UB Freiburg minifossi pcom de47 69916 7 94901 Koordinaten 47 41 57 N 7 56 56 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Barocke Verteidigungsanlagen im Schwarzwald amp oldid 224250183